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Per Gerichtsbeschluss verdonnert man den sanftmütigen Marketing-Angestellten Dave Buznik dazu, bei dem offensichtlich geistesgestörten Therapeuten Buddy Rydell vier Wochen Anti-Aggressionstraining zu absolvieren. Der mutterfixierte Seelenklempner erweist sich nicht nur selbst als cholerischer Psychopath, sondern schafft es zusammen mit Buzniks Mit-Patienten - darunter der gemeingefährliche Chuck - innerhalb kürzester Zeit, dessen Leben sowie die vormals wunderbare Beziehung zu Linda in einen Trümmerhaufen zu verwandeln...
Dave Buznik (Adam Sandler) ist gut erzogen, sanftmütig und scheu.
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Produktbeschreibung
Per Gerichtsbeschluss verdonnert man den sanftmütigen Marketing-Angestellten Dave Buznik dazu, bei dem offensichtlich geistesgestörten Therapeuten Buddy Rydell vier Wochen Anti-Aggressionstraining zu absolvieren. Der mutterfixierte Seelenklempner erweist sich nicht nur selbst als cholerischer Psychopath, sondern schafft es zusammen mit Buzniks Mit-Patienten - darunter der gemeingefährliche Chuck - innerhalb kürzester Zeit, dessen Leben sowie die vormals wunderbare Beziehung zu Linda in einen Trümmerhaufen zu verwandeln...
Dave Buznik (Adam Sandler) ist gut erzogen, sanftmütig und scheu. Dennoch gerät er in einem Flugzeug in eine verbale Kontroverse mit dem Flugpersonal. Eigentlich ist er nur sich selbst treu geblieben, aber genau das wird ihm als besonders unangemessene Provokation ausgelegt. Nun muss er eine Therapie bei Dr. Buddy Rydell (Jack Nicholson) machen. Er soll dort lernen, seine Wut, seinen Ärger und Zorn unter Kontrolle zu halten. Problem: Genau das müsste Dr. Rydell eigentlich selbst erst einmal lernen!

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Kommentare von Peter Segal (Regie) und Adam Sandler - Haben Sie Probleme mit Wutanfällen? (Spiel) - Entfallene Szenen - Filmdokumentation "Jack Nicholson ist Dr. Buddy Rydell" - Die besten Versprecher
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.2003

Vor allen Leuten die Hosen runterlassen
Adam Sandler ist der Star, den sich die USA redlich verdient haben

Adam Sandler sieht aus, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Im wehrhaften Amerika der Gegenwart ist er damit eigentlich zum Außenseiter prädestiniert, und doch ist sein Ruhm als Filmkomiker in den letzten Jahren allenfalls an dem seines "evil twin" Jim Carrey zu messen. Das hat viel mit der therapeutischen Funktion zu tun, die Hollywoods Komödien immer schon hatten, die mit der Übermacht der Actionfilme aber wieder an Gewicht gewonnen hat. Das Genre gilt als liberal, es diente häufig der amerikanischen Selbstverständigung in schwierigen Zeiten.

"Anger Management" heißt Sandlers jüngster Film, der diese Woche unter dem Titel "Die Wutprobe" in Deutschland anläuft. In den Vereinigten Staaten zählt er zu den erfolgreichsten der Saison. Der politische Subtext wird dazu seinen Teil beigetragen haben, denn in der Geschichte des leitenden Angestellten Dave Buznik kann sich eine Nation, die mit ihren unilateralistischen Instinkten ringt, gut wiedererkennen. Buznik gerät bei einem Inlandsflug an einen Sitznachbarn, dessen Benehmen ihn so provoziert, daß er für einen Moment die Beherrschung verliert. In einer Atmosphäre allgemeiner Überreaktion führt der kleine Vorfall sofort zu einem Gerichtsverfahren, und Buznik wird zwar nicht verurteilt und nach Kuba verfrachtet, aber immerhin zur Teilnahme an einer Gruppe verpflichtet, die unter der Leitung von Doktor Buddy Rydell (Jack Nicholson) genau das betreibt, was der Titel verspricht: "Anger Management".

Lernziel ist, sich zu behaupten, ohne zu explodieren - also Adam Sandler zu bleiben und nicht Jim Carrey zu werden. Das psychologische Vokabular ist dabei mit den neuen geopolitischen Begriffen der Regierung Bush identisch. Es geht um "containment" und "preemptive strike", über New York erstrahlt ein Billboard, das für "An Army of One" wirbt. Das Drehbuch von David Dorfman vermischt auf höchst intelligente Weise die Sprachspiele, und es enthält eine sehr reflektierte Position zur Frage von Krieg und Frieden, zu der sich viele Stars in Hollywood sehr ausdrücklich äußerten und dafür Reaktionen erfuhren, die an die fünfziger Jahre denken ließen.

In "Anger Management" geht es, wie in allen therapeutischen Situationen, um ein "Set-up", um eine "Inszenierung", in der ein Patient an sein Trauma rühren kann. Bei Dave Buznik rührt die Urangst von einer Szene in Brooklyn her, als ihm ein Raufbold auf offener Straße die Hose herunterzieht. Diese klassische Bloßstellung kann nur mit einem Moment unerhörter Öffentlichkeit kuriert werden, im Yankee Stadium, unter den Augen von Rudolph Giuliani. Die Präsenz des ehemaligen Bürgermeisters von New York ist ein weiteres Indiz dafür, daß "Anger Management" der erste bedeutende Hollywood-Film ist, in dem der 11. September 2001 auf eine Weise "anwesend" ist, die nicht mehr im Zeichen des Schocks, sondern bereits der Kur steht. Die Attentate waren ihrerseits ein "Set-up", eine Falle, aus der sich Amerika allmählich befreit, allzu häufig jedoch mit Mitteln, die einer liberalen Öffentlichkeit untauglich erscheinen. Sean Penn oder Susan Sarandon haben diese Position in Interviews und Erklärungen eingenommen und dafür ihr Gewicht als Stars in die Waagschale geworfen. "Anger Management" ist keine eindeutige Äußerung, und doch wäre Dave Buznik ein logischer Held für die Friedensdemonstranten, die einer Logik der Präventivkriege mißtrauen. Dazu bedürfte es allerdings einer Deutung, die nicht nur die Leutseligkeit dieser Figur als widerspenstig begreift, sondern auch die Verbindlichkeit des Darstellers Adam Sandler.

In allen seinen wichtigen Rollen der letzten Jahre hat er sich als Repräsentant eines kleinstädtischen, rechtschaffenen, spekulationsfeindlichen Milieus erprobt, dessen politische Haltung tendenziell demokratisch war, ohne jemals größere Risiken einzugehen. Als Sandler 1996 mit der Golf-Komödie "Happy Gilmore" aus seiner Vergangenheit als Fernsehkomiker bei "Saturday Night Live" heraustrat, riskierte Jim Carrey in Ben Stillers tiefschwarzer Satire "The Cable Guy" gerade das Kapital, das er sich als Tierdetektiv Ace Ventura erarbeitet hatte.

An den Karrieren dieser beiden Schauspieler läßt sich gut verfolgen, wie die Komödie als Genre in den letzten Jahren allmählich wieder zu einer Form gefunden hat, die um das klassische Erbe vor allem der dreißiger Jahre weiß, ohne deswegen in Traditionalismus zu erstarren. Sandler geht dabei den direkteren Weg, indem er zum Beispiel "Mr. Deeds" spielte. Das Remake einer berühmten Komödie von Frank Capra suchte unter den Bedingungen eines entfesselten Aktionärskapitalismus einen Gemeinsinn wiederherzustellen, wie er nach der Wirtschaftskrise von 1929 durch den "New Deal" organisiert worden war. Sandler orientierte seine One-man-Show deutlich an den filmischen Zerreißproben der Farrelly-Brüder, deren Ziel auch das Capra-Universum ist, das sie aber um eine Feier aller Defekte bereichern.

In den Zeiten von "Mr. Deeds Goes to Town" war Amerika noch ein Land, in dem die Unterschiede genau geregelt waren und ein (weißer) Mann seinen Weg kannte, wenn er seine Verantwortung erst einmal begriff. Die neueren Komödien hingegen sind nicht zufällig häufig Suchbewegungen, wo nicht ausdrücklich Road Movies in einem Land, das vorwiegend von Außenseitern bevölkert ist und über kein Zentrum mehr zu verfügen scheint. Jim Carrey verfügt über die Energie, selbst dem zentrifugalen Slapstick von "Me, Myself & Irene" von Peter und Bobby Farrelly noch eine Form zu geben. Sandler hingegen ist zumeist ein Ruhepol. Er muß immer erst in Bewegung versetzt werden, zu "fast talk" oder "screwball" ist er nicht in der Lage, seine Reaktionszeit ist der von George W. Bush vergleichbar, sein Metier ist das Verschrobene. Wenn ihm aber etwas Besonderes widerfährt, dann ist er "punch-drunk", wie es Paul Thomas Anderson genial auf den Punkt brachte, der Sandler zum ersten Mal in einem Film besetzte, in dem er von der gewohnten Bahn abkommt: "Punch-Drunk Love" ist nicht so sehr eine Komödie als ein genuin komischer Film, mit exzentrischen Ideen und Umwegen bis nach Hawaii. Sandler hat darin seine Möglichkeiten deutlich erweitert, und er ist doch ganz er selbst geblieben: eine Identifikationsfigur in einer Umgebung, in der alles fremd ist.

Sein ruheloser Widerpart Jim Carrey wird in diesem Sommer auch wieder in einer Komödie zu sehen sein. Er spielt einen Mann, der für vierundzwanzig Stunden Gott sein darf. Und das ist dann vermutlich das ultimative "Set-up", in dem sich Amerika wiederfinden kann.

BERT REBHANDL

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