Niemand wütet schöner! Schade, dass keiner mehr Ariosts Meisterwerk kennt!
Italo Calvino ist es, der uns ebenso sanft wie entschlossen an die Hand nimmt und durch die Fabelwelt des 'Orlando furioso' führt.
Ludovico Ariosts berühmtestes Werk entführt in eine faszinierende Ritterwelt. Auf der vergeblichen Suche nach dem vollkommenen Glück zerstreuen sich die Ritter in alle Winde und erleben in Märchen- und Zauberwelten vielfältige Abenteuer. Frauen, Ritter, Waffen und Amouren treffen in einem Erzähllabyrinth aufeinander, in dem Liebe, Wahnsinn und Tapferkeit eines jeden Handlung und Leben bestimmen.
Italo Calvino ist es, der uns ebenso sanft wie entschlossen an die Hand nimmt und durch die Fabelwelt des 'Orlando furioso' führt.
Ludovico Ariosts berühmtestes Werk entführt in eine faszinierende Ritterwelt. Auf der vergeblichen Suche nach dem vollkommenen Glück zerstreuen sich die Ritter in alle Winde und erleben in Märchen- und Zauberwelten vielfältige Abenteuer. Frauen, Ritter, Waffen und Amouren treffen in einem Erzähllabyrinth aufeinander, in dem Liebe, Wahnsinn und Tapferkeit eines jeden Handlung und Leben bestimmen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2015Aus der Froschperspektive – der „Rasende
Roland“, erzählt von Italo Calvino
Schlacht um Paris, die Kapitale der abendländischen Kultur, die Paladine Karls des Großen gegen die Kämpfer des Sarazenenherrschers Agramante. Unterwerfung, soumission, ist natürlich kein Thema in Ariosts „Orlando furioso/Rasender Roland“. Die Kämpfe sind verbissen und blutig, nur selten kommen die Ritter aus ihren Rüstungen.
Aber dann wird Karls großer Recke, das Alphatier Orlando zum großen Ausfall, er hat sich in die bezaubernde Prinzessin Angelica verguckt, die auf ihrem Ross durch die Geschichte sprengt, verfolgt von Orlando und einigen nicht minder verliebten Kollegen. Monatelang ist Orlando auf seiner Suche absent, on the road, quer durch Europa, bis er nackt dasteht in seiner Raserei.
Fast dreißig Jahre war der „Orlando Furioso“ für Ludovico Ariost „sein wahres Leben“, 1504 schrieb er los, 1532 brachte er die letzte Fassung heraus. Später verliebte sich Italo Calvino in die Geschichte, 1966/67 schuf er eine Einleitung und eine Nacherzählung fürs Radio. Burkhard Kroeber hat für diese Ausgabe, erstmals erschienen in der „Anderen Bibliothek“, Calvinos Beschwingtheit ins Deutsche übertragen, die eingestreuten Ariost-Passagen sind aus der Übertragung von Johann Diederich Gries von 1827 – man schaut ihm atemlos zu wie einem Artisten auf dem Hochseil, aber er bringt jede Stanze ans Ziel.
Der Orlando ist ein furioses Meisterstück des Erzählens, Grand Guignol. Ein Serial, das vom Historischen wendig wechselt ins Fantastische, ein „Zickzack, den die galoppierenden Pferde und die Zuckungen des menschlichen Herzens zeichnen“. Wie das Malteserkreuz im Filmprojektor rattern die Stanzen voran, detailverliebt, hin zu einem kämpferischen Realismus: „Bis sechse reiht er auf die ganze Länge / Des Speeres auf; doch dieser wird zu knapp / Und lässt dem siebenten kein Plätzchen offen; / Der aber stirbt, vom harten Stoß getroffen. // So pflegt’s dem schlauen Fänger wohl zu glücken, / Wenn er die Frösch’ im Graben, im Morast, / Den einen nach dem andern, bald im Rücken / Und bald im Schenkel mit dem Spieße faßt . . .“
FRITZ GÖTTLER
Ludovico Ariost: Rasender Roland. Nacherzählt von Italo Calvino. Aus dem Italien. von Burkhard Kroeber. Fischer TB, Frankfurt/M. 2015. 445 S., 14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Roland“, erzählt von Italo Calvino
Schlacht um Paris, die Kapitale der abendländischen Kultur, die Paladine Karls des Großen gegen die Kämpfer des Sarazenenherrschers Agramante. Unterwerfung, soumission, ist natürlich kein Thema in Ariosts „Orlando furioso/Rasender Roland“. Die Kämpfe sind verbissen und blutig, nur selten kommen die Ritter aus ihren Rüstungen.
Aber dann wird Karls großer Recke, das Alphatier Orlando zum großen Ausfall, er hat sich in die bezaubernde Prinzessin Angelica verguckt, die auf ihrem Ross durch die Geschichte sprengt, verfolgt von Orlando und einigen nicht minder verliebten Kollegen. Monatelang ist Orlando auf seiner Suche absent, on the road, quer durch Europa, bis er nackt dasteht in seiner Raserei.
Fast dreißig Jahre war der „Orlando Furioso“ für Ludovico Ariost „sein wahres Leben“, 1504 schrieb er los, 1532 brachte er die letzte Fassung heraus. Später verliebte sich Italo Calvino in die Geschichte, 1966/67 schuf er eine Einleitung und eine Nacherzählung fürs Radio. Burkhard Kroeber hat für diese Ausgabe, erstmals erschienen in der „Anderen Bibliothek“, Calvinos Beschwingtheit ins Deutsche übertragen, die eingestreuten Ariost-Passagen sind aus der Übertragung von Johann Diederich Gries von 1827 – man schaut ihm atemlos zu wie einem Artisten auf dem Hochseil, aber er bringt jede Stanze ans Ziel.
Der Orlando ist ein furioses Meisterstück des Erzählens, Grand Guignol. Ein Serial, das vom Historischen wendig wechselt ins Fantastische, ein „Zickzack, den die galoppierenden Pferde und die Zuckungen des menschlichen Herzens zeichnen“. Wie das Malteserkreuz im Filmprojektor rattern die Stanzen voran, detailverliebt, hin zu einem kämpferischen Realismus: „Bis sechse reiht er auf die ganze Länge / Des Speeres auf; doch dieser wird zu knapp / Und lässt dem siebenten kein Plätzchen offen; / Der aber stirbt, vom harten Stoß getroffen. // So pflegt’s dem schlauen Fänger wohl zu glücken, / Wenn er die Frösch’ im Graben, im Morast, / Den einen nach dem andern, bald im Rücken / Und bald im Schenkel mit dem Spieße faßt . . .“
FRITZ GÖTTLER
Ludovico Ariost: Rasender Roland. Nacherzählt von Italo Calvino. Aus dem Italien. von Burkhard Kroeber. Fischer TB, Frankfurt/M. 2015. 445 S., 14,99 Euro.
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