Tiziano Terzani, Asien, mein Leben - Die großen Reportagen - Herausgegeben von Angela Terzani und Dieter Wild: Ein SPIEGEL-Buch, Goldmann 2010
Fünf Sprachen hat er fließend gesprochen, jener außergewöhnliche politische Journalist Tiziano Terzani, der 2004 einem Krebsleiden erlag. Über viele Jahre
hat er als Korrespondent des SPIEGEL in den verschiedensten asiatischen Ländern gelebt und mit seinen…mehrTiziano Terzani, Asien, mein Leben - Die großen Reportagen - Herausgegeben von Angela Terzani und Dieter Wild: Ein SPIEGEL-Buch, Goldmann 2010
Fünf Sprachen hat er fließend gesprochen, jener außergewöhnliche politische Journalist Tiziano Terzani, der 2004 einem Krebsleiden erlag. Über viele Jahre hat er als Korrespondent des SPIEGEL in den verschiedensten asiatischen Ländern gelebt und mit seinen Reportagen aus diesen Ländern, die mitten in eine große Zeit der Umwälzung in diesem Teil der Erde fielen, das Bild Asiens bei uns wesentlich mitgeprägt.
Vielen Menschen ist er 2007 zusätzlich bekannt geworden durch sein Buch "Das Ende ist mein Anfang", das völlig unerwartet zum Bestseller avancierte. Die Menschen, die ihn da kennen gelernt haben, finden nun in dem vorliegenden, von seiner Frau Angela Terzani Staude und seinem ehemaligen Kollegen beim SPIEGEL, Dieter Wild edierten Buch die Gelegenheit, Tiziano Terzanis journalistisches Schaffen zu würdigen.
Seine Reportagen aus Ländern, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung zum Teil noch ziemlich verschlossen waren für den Westen, gehören nicht nur zum Besten, was der politische Journalismus in den letzten Jahrzehnten in Deutschland zu bieten hatte, sondern sind auch eine ganz hervorragende und nach wie vor aktuelle Einführung in die Geschichte und die Kultur der Länder, die er bereist und in denen er teilweise über Jahre auch selbst gelebt hat.
Die in diesem Buch versammelten Reportagen umfassen einen Zeitraum von 1975, dem Sieg der Kommunisten in Vietnam und dem Rückzug der Amerikaner bis zum Jahr 1996.
Die meisten Reportagen stammen aus China, jenem riesigen Land, das in diesem Zeitraum eine ganz besondere Entwicklung erfuhr. Wir erfahren viel über die Kultur Chinas, seine konfuzianischen Wurzeln , aber auch von Minderheiten, wie etwa der muslimischen Volksgruppe der Uiguren.
Besonders erschüttert hat mich sein Bericht über den Genozid Pol Pots an seinem eigenen Volk in Kambodscha. 1984 wird Terzani aus China ausgewiesen, weil er den dortigen Machthabern zu unbequem geworden war, ein Schicksal, das seither viele andere ähnlich engagierten Journalisten in China geteilt haben, wie etwa Georg Blume.
Das Buch ist eingeleitet von einem Aufsatz der beiden Herausgeber und mit 26 Fotos versehen, die den Autor an verschiedenen Plätzen seines Wirkens zeigen.
Das Lebenswerk Tiziano Terzanis ist ein beredtes Beispiel dafür, wie wichtig ein unabhängiger politischer Journalismus in dieser Welt ist, und wie wenig er von den Machthabern, nicht nur in China geschätzt wird. Es ist wichtig, dass es Menschen gibt, aktuell etwa unter vielen anderen Carolin Emcke, die sich oft unter höchsten Gefahren an die Schauplätze der Geschichte begeben und von dort berichten.