Philosophie, Sozialpsychologie, politisches Manifest
Auch dieses neue Buch Prechts zeichnet sich durch die Vielfalt gedanklicher Anregungen aus, die zumindest bedenkenswert und diskussionswürdig erscheinen.
Der erste Teil des Werks („Gut und Böse“) beginnt bei Platon und Hobbes und mit einem
eher philosophischen Ansatz, der Zweite („Wollen und Tun“) ist vor allem sozialpsychologisch…mehrPhilosophie, Sozialpsychologie, politisches Manifest
Auch dieses neue Buch Prechts zeichnet sich durch die Vielfalt gedanklicher Anregungen aus, die zumindest bedenkenswert und diskussionswürdig erscheinen.
Der erste Teil des Werks („Gut und Böse“) beginnt bei Platon und Hobbes und mit einem eher philosophischen Ansatz, der Zweite („Wollen und Tun“) ist vor allem sozialpsychologisch unterlegt, während der dritte Abschnitt („Moral und Gesellschaft“) vielfältige gesellschaftspolitische Forderungen enthält und nahezu den Charakter eines politischen Manifests annimmt.
In der schier hemmungslos wirkenden thematischen Ausuferung ist sich der Autor treu geblieben. Es scheint, als wären eben dies die typischen Merkmale „Precht‘scher Krankheit“: Die zuweilen äußerst wagemutig erscheinenden Gedankenbögen reichen für dieses Mal etwa von Platon bis zu den bundesrepublikanischen Massenmedien, von Thomas Hobbes bis zu den Abwrackprämien für Altautos, von Kapuzineraffen bis zum „Bruttonationalglück“ Bhutans, von Spiegelneuronen bis zu recht detailliert ausgearbeiteten Forderungen nach mehr Basisdemokratie und Abschaffung der deutschen Bundesländer zwecks besserer Kommunalfinanzierung – auch in diesem Werk Prechts fehlt es so ziemlich an nichts.
Zumeist aber gelingt es dem Autor kenntnisreich und in überzeugender Weise, unterschiedlichste Themen miteinander zu verknüpfen –auch wenn der verwegene universalistische Tanz nicht immer und vollständig gelingt: So etwa, wenn sich Precht –kommend aus Philosophie, Sozialpsychologie und (diesmal nur ein wenig) Neurobiologie -unversehens in die Abgründe ökonomischer Fragestellungen vortastet und inhaltliche Unsicherheiten durch spürbar aufkommende Emotionalität und rhetorisch ablenkende Scheinfragen nicht verdeckt werden können.
Insgesamt aber bleibt das gut gegliederte Werk Prechts mit seiner Vielzahl von Gedankenanregungen sehr lesenswert. Darüber hinaus enthält es unzählige wertvolle Ausblicke auf weiterführende Literatur verschiedenster Disziplinen. In seiner Kritik an Staat, Demokratieverständnis und gesellschaftlicher Moral hat Precht wohl -leider- in vielerlei Hinsicht den Nagel auf den Kopf getroffen.