Autor im Porträt
Richard D. Precht
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Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
Broschiertes Buch
Der große Bestseller in neuer Ausgabe!
Bücher über Philosophie gibt es viele. Aber Richard David Prechts Buch ist anders als alle anderen. Denn es gibt bisher keines, das den Leser so umfassend und kompetent - und unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse - an die großen philosophischen Fragen des Lebens herangeführt hätte: Was ist Wahrheit? Woher weiß ich, wer ich bin? Was darf die Hirnforschung? Prechts Buch schlägt einen weiten Bogen über die verschiedenen Disziplinen und ist eine beispiellose Orientierungshilfe in der schier unüberschaubaren Fülle unseres Wissens vom Menschen: Eine Einladung, lustvoll und spielerisch nachzudenken - über das Abenteuer Leben und seine Möglichkeiten!
___ Die aktualisierte Neuausgabe des großen Bestsellers von Philosophie-Star Richard David Precht ___…mehr
Bücher über Philosophie gibt es viele. Aber Richard David Prechts Buch ist anders als alle anderen. Denn es gibt bisher keines, das den Leser so umfassend und kompetent - und unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse - an die großen philosophischen Fragen des Lebens herangeführt hätte: Was ist Wahrheit? Woher weiß ich, wer ich bin? Was darf die Hirnforschung? Prechts Buch schlägt einen weiten Bogen über die verschiedenen Disziplinen und ist eine beispiellose Orientierungshilfe in der schier unüberschaubaren Fülle unseres Wissens vom Menschen: Eine Einladung, lustvoll und spielerisch nachzudenken - über das Abenteuer Leben und seine Möglichkeiten!
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14,00 €
Das Jahrhundert der Toleranz
Gebundenes Buch
Der Essay von Richard David Precht zur neuen Weltordnung
Die Welt befindet sich im Umbruch. Von einer von den USA dominierten zu einer multipolaren Weltordnung mit China und Indien als neuen Machtzentren. Das schleichende Ende der Pax Americana stellt die Europäer vor eine enorme Herausforderung: Wie gehen wir mit dem Aufstieg dieser Länder um? Die Gefahr wächst, dass wir es nicht schaffen, auf globaler Ebene auf neue Feindbilder zu verzichten. Auf die Schablonen »Christen gegen Heiden«, »Zivilisierte gegen Wilde«, »Freiheit gegen Kommunismus«, »Christlich-abendländische Kultur gegen den Islam« folgt nun »Demokratien gegen Autokratien«.
- Wer hat dieses Narrativ in die Welt gesetzt?
- Welche Interessen stehen dahinter?
- Warum ist es erfolgreich?
Dieser Essay möchte zeigen, dass die vermeintliche »systemische Rivalität« zu China und anderen Staaten zwar eine Rivalität ist, aber keine systemische. Die Aufgabe unseres Jahrhunderts besteht darin, aus diesen althergebrachten Freund-Feindmustern auszubrechen und unterschiedliche Entwicklungswege und kulturelle Eigenheiten zuzulassen. Denn die Menschenrechte, die keine »westlichen« Werte sind, werden wir nur dann schützen und bewahren, wenn wir ihnen voll und ganz entsprechen. Toleranz, Diversität und Offenheit lassen sich einfordern, wenn wir sie im Umgang mit anderen selbst praktizieren. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit versammelt das 21. Jahrhundert im Zeichen der globalen ökologischen Katastrophe alle im selben Boot. Meistern können wir sie nur, wenn wir auf das schauen, was alle Länder und Kulturen eint, nicht auf das, was sie trennt. Es wird kein Jahrhundert des »Entweder-Oder« nach dem Zuschnitt einer Hegemonialmacht mehr sein, wie die vergangenen - sondern, will sich die menschliche Zivilisation nicht selbst vernichten: das Jahrhundert der Toleranz.…mehr
Die Welt befindet sich im Umbruch. Von einer von den USA dominierten zu einer multipolaren Weltordnung mit China und Indien als neuen Machtzentren. Das schleichende Ende der Pax Americana stellt die Europäer vor eine enorme Herausforderung: Wie gehen wir mit dem Aufstieg dieser Länder um? Die Gefahr wächst, dass wir es nicht schaffen, auf globaler Ebene auf neue Feindbilder zu verzichten. Auf die Schablonen »Christen gegen Heiden«, »Zivilisierte gegen Wilde«, »Freiheit gegen Kommunismus«, »Christlich-abendländische Kultur gegen den Islam« folgt nun »Demokratien gegen Autokratien«.
- Wer hat dieses Narrativ in die Welt gesetzt?
- Welche Interessen stehen dahinter?
- Warum ist es erfolgreich?
Dieser Essay möchte zeigen, dass die vermeintliche »systemische Rivalität« zu China und anderen Staaten zwar eine Rivalität ist, aber keine systemische. Die Aufgabe unseres Jahrhunderts besteht darin, aus diesen althergebrachten Freund-Feindmustern auszubrechen und unterschiedliche Entwicklungswege und kulturelle Eigenheiten zuzulassen. Denn die Menschenrechte, die keine »westlichen« Werte sind, werden wir nur dann schützen und bewahren, wenn wir ihnen voll und ganz entsprechen. Toleranz, Diversität und Offenheit lassen sich einfordern, wenn wir sie im Umgang mit anderen selbst praktizieren. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit versammelt das 21. Jahrhundert im Zeichen der globalen ökologischen Katastrophe alle im selben Boot. Meistern können wir sie nur, wenn wir auf das schauen, was alle Länder und Kulturen eint, nicht auf das, was sie trennt. Es wird kein Jahrhundert des »Entweder-Oder« nach dem Zuschnitt einer Hegemonialmacht mehr sein, wie die vergangenen - sondern, will sich die menschliche Zivilisation nicht selbst vernichten: das Jahrhundert der Toleranz.…mehr
22,00 €
© Jens Komossa
Richard D. Precht
Richard David Precht, Philosoph, Publizist und Autor, wurde 1964 in Solingen geboren. Er promovierte 1994 an der Universität Köln und arbeitet seitdem für nahezu alle großen deutschen Zeitungen und Sendeanstalten. Precht war Fellow bei der "Chicago Tribune". Im Jahr 2000 wurde er mit dem Publizistikpreis für Biomedizin ausgezeichnet. Er schrieb zwei Romane und drei Sachbücher. Richard David Precht lebt in Köln und Luxembourg.Kundenbewertungen
Jäger, Hirten, Kritiker
Visionen eines politischen Philosophen
Dieses Buch lebt von der Weisheit des Autors, der als Philosoph auch viele klassische Werke kennt. Der Titel stammt von Marx, der den Menschen wünscht, das zu tun, was er will, also morgens jagen, mittags fischen, nach dem Essen kritisieren und abends Viehzucht betreiben (vgl. S.8). Besonders im Mittelteil war dieses Werk für mich fast eine Sammlung von Aphorismen.
Mich stört an diesem Sachbuch, dass der Autor vor allem im ersten Teil ein Science-Fiction Version des Jahres 2040 entwirft und dabei Rückblicke ins Jahr 2018 einblendet, also vor allem S.59-82. Gut wiederum, dass er auch auf die wenig zukunftsweisenden Ideen des neue Nationalismus eingeht.
Inhaltlich muss man dem Buch nicht immer zustimmen, aber das Versprechen, dass die Digitalisierung unser Leben demokratischer und einfacher mache, muss wirklich mit einer klugen Politik umgesetzt werden, was auch ich heute nicht erkennen kann.
Ein Schwerpunkt bildet seine Forderung nach dem Bedingungslosen Grundeinkommen. (BGE). Er schreibt selbst, dass vorher das Steuersystem umgebaut werden müsse. Ich meine, dass selbst wenn erste Versuche des BGE in Finnland und anderswo nicht fortgesetzt werden, so fragt ich mich doch, warum man nicht beginnt Maschinen zu besteuern. Woran scheitert die Finanztransaktionssteuer? Und wie die Mehreinnahmen dann investiert werden, ist eine zweite Frage.
Der Autor befasst sich zurecht mit dem Thema, was der Mensch in seiner Freizeit macht, wenn er weniger arbeitet. Technologie, die das Kochen erspart, ist nicht sinnvoll, wenn Kochen ein Hobby ist. Ich verweise auf mein Lieblingszitat (S.157f). Unser Bildung sollte als Ziel haben, das Glück aller Menschen zu maximieren und nicht die Gewinne weniger. Precht freut sich, wenn nicht alles nach Plan verläuft, denn nur so entstehen Geschichten. Er selbst sammelt alte Bücher, die er gerne in Antiquariaten aufstöbert. Wenn es diese direkt im Internet gibt, dann ist sein Hobby sinnlos. Die Aufteilung der Welt nach Problem und Lösung ist nicht immer zielführend.
Precht fürchte die Technokratie, die Diktatur von GAFA (google, apple, facebook, amazon). Er wundert sich darüber wie bereitwillig Internetnutzer ihre Daten preisgeben und begrüßt die neue Datenschutzverordnung. Nur die Großen können Daten sammeln, die ebenfalls nur an Große verkauft werden.
Seine Utopien mit selbstfahrende Autos im Verkehr und Robotern im Gesundheitswesen habe wieder weit weniger gern gelesen, weil der Autor frei entscheiden kann, welche Probleme er sich aussucht. Kommt es zu ethischen Fragen, sollte die Politik deren Programmierung verbieten.
Drei Krise sieht Precht für die Zukunft: die Konsumkrise (Geld wird nur verlagert), die „Hatari-Krise“ (der Mensch wird nur noch als Konsument gesehen) und die ökologische Krise. Er fordert eine Bereitstellung digitaler Infrastruktur durch den Staat. Er will Optimismus verbreiten denn und das ist der letzte Satz: „Pessimismus ist keine Lösung.“
Ein Sachbuch muss nach neue Inhalt bewertet werden, das ist gegeben. Ein Stern ziehe ich dennoch ab, wegen des Science-Fiction Stils und nicht weil ich manchmal anderer Meinung bin. 4 Sterne.
Lieblingszitat: "Ich tue etwas, was ich gerne tue. Eine solche „Zweckmäßigkeit ohne Zweck“ erachtete Kant […] als das Wesen der Kunst. […] Ständig das Nützliche zu tun charakterisiert dagegen die niederen Tiere" (S.157f)
Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens
Er beleuchtet das Thema aus einer anderen Perspektive wie die zitierten Autoren. Allerdings sollte man bei allen diesen Büchern sich zuerst fragen, welches Gehirn (Bewusstsein) ist gemeint. Das Bewusste oder das Unterbewusste.
Die KI hat und wird in dem bewussten Bereich erhebliche Fortschritte machen. Das ist recht sicher. In dem unterbewussten Bereich habe ich auch meine Zweifel.
Jäger, Hirten, Kritiker
Angesichts der Macht von Konzernen wie Google oder Amazon gibt man sich schnell dem Lauf der Dinge hin und nimmt eine fatalistische Haltung ein, nach dem Motto, die Digitalisierung ist ohnehin nicht aufzuhalten. Genau hier setzt Richard David Precht an und stellt mögliche Konzepte vor, wie wir digitale Technologien sinnvoll für ein menschenwürdigeres Leben und zum Schutz der Umwelt nutzen können, ohne unsere Autonomie zu verlieren.
Im ersten Teil beschreibt der Philosoph, wie unsere Welt auf eine vierte industrielle Revolution zusteuert. Menschen werden in ihrem Verhalten immer transparenter und kalkulierbarer, gleichzeitig aber auch abhängiger und manipulierbar und verlieren damit zunehmend ihre Freiheit und Selbstständigkeit. Mehrmals fühlte ich mich ertappt, zum Beispiel wie offenherzig ich persönliche Daten zugänglich mache, um den Komfort von verschiedenen Dienstleistungen im Alltag genießen zu können. Der Autor trifft genau den Punkt, wenn er schreibt, dass das Eindringen in die Privatsphäre und die Ausweitung der Macht von IT-Konzernen in kleinen Schritten und so schleichend vor sich geht, dass man deren Auswirkungen unterschätzt.
Möchte ich in einer Welt leben, in der alle Angebote auf mein Konsumverhalten zugeschnitten und alle Erfahrungen vorhersehbar und frei von Überraschungen ist? Die Dystopie, die Precht beschreibt, ist so verstörend, dass ich bei der Lektüre immer ungeduldiger wurde zu erfahren, worin er denn nun genau eine Chance sieht. Für einen notwendigen Schritt hält der Autor unter anderem ein bedingungsloses Grundeinkommen. Klingt einleuchtend, wenn man bedenkt, wie viele Berufe wie Fahrlehrer oder Versicherungsberater in naher Zukunft wegfallen werden.
Ich kann mir noch nicht genau vorstellen, wie Menschen mit der Möglichkeit, ihr Leben freier zu gestalten ohne auf Erwerbsarbeit angewiesen zu sein, umgehen würden. Umso wichtiger erscheint mir Prechts Appell an die Politiker und Bürger, eine Arbeitswelt und Gesellschaft anzustreben, die nicht allein auf Effizienzsteigerung, Perfektionierung und Komfortmaximierung ausgerichtet ist, sondern die menschliche Urteilskraft und Handlungskompetenz fördert und die nötigen Rahmenbedingungen für eine kreative Entfaltung und unkonventionelle Denkweisen schafft. Precht bereichert seine Ausführungen durch Zitate und Ideen von Philosophen und Ökonomen aus verschiedenen Epochen und beschert uns eine lehrreiche und anregende Lektüre.
Sei du selbst / Eine Geschichte der Philosophie Bd.3
Wie aus der Philosophie Nachbarfächer entstanden
Im zweiten Band der Geschichte der Philosophie kam der Autor bis Kant, jetzt werden seine Nachfolger besprochen und damit die Philosophie des 19. Jahrhunderts, das folgerichtig mit dem Ersten Weltkrieg endet. Während aber im Vorgängerband die Philosophie das Schwesterfach der Theologie ist, entwickeln sich aus ihrin dieser Zeit die Fächer Soziologie und Psychologie.
Mit diesem Wissen wundert es dann nicht, wenn wir nicht nur von Schopenhauer und Kierkegaard, die ich noch zur ersten Gruppe zählen, sondern auch von vielen französischen und angelsächsischen Philosophen, die mehr für die Psychologie wie z.B. Freud und Soziologie wie z.B. Max Weber schwärmten.
Letzteres konnten mein Herz nicht erwärmen, ebenso nicht wie die Diskussion zwischen James und Scott, ob man der Wahrheit über Logik oder Erfahrung auf die Schliche kommen kann.
Wer den Begriff der Philosophie so ausdehnt, der darf auch Karl Marx nicht vergessen. Wirtschaftswissenschaften und der Erfolg des Kapitalismus werden damit zum Thema.
Ein anstregendes Buch, das viel Zeit in Anspruch nahm und nur zur Hälfte interessant war, erhält von mir drei Sterne. Der zweite Band war einfacher zu lesen.
Lieblingszitat:
Marx „Über das Geldwesen“ (bedient bei Hess): „Das Geld macht die hergestellten Produkte zur Ware, die universal veräußert werden können. Was ehemals Ausdruck menschlichen Schaffens war, ist nun Tauschgegenstand. Wo das Geld regiert, wird Menschliches abstrakt. Ein seltsames Drittes ohne eigenen materiellen Wert legt nun den Wert aller Werte fest. Alles hat seinen Preis, und aller Wert lässt sich in Zahlen ausdrücken. Das profane Geld nichtet den Wert von alledem, was nicht an ihm bemessen werden kann. Wo die Quantität von viel oder wenig zum Maß aller Dinge wird, geht jede soziale Qualität, jeder Sinn für das ursprünglich Menschliche verloren.“ (212)
Mache die Welt / Eine Geschichte der Philosophie Bd.4
Diese vier Bücher sind schon eine Leistung, reicht m.M. für Habilitation. Fleißiges Vorstudium, aber das Entscheidende ist für mich, dass er über Philosophen berichtet, die in den klassischen Kanons fehlen oder schlecht wegkommen. Also, er hält z.B. für wichtig: George Herbert Mead, C.R. Collingwood und den späten Wittgenstein, weit vor dem frühen Tractatus-Verfasser. Auch William James und sein Pragmatismus kommt ganz gut weg. Das gefällt mir und deckt sich mit meinen Bemühungen um diesen Gegenstand. Bei 90% aller Philosophen bin ich skeptisch. Warum? - Weil sie kaum etwas über Frauen, Kinder, Musik, Sexualität & Tiere sagen. Ein Symotom für eine kopfige Lebensferne...
Mache die Welt / Eine Geschichte der Philosophie Bd.4
Nachdem mir die ersten drei Bände einen sehr guten Einblick in Ideen-Zusammenhänge geliefert haben, war ich extrem gespannt auf den 4. Band. Doch dieser ist eine herbe Enttäuschung, denn es handelt sich nicht mehr um eine Geschichte der Philosophie sondern um eine der Philosophen. Anstatt weiter die großen Linien aufzuzeigen und zu verfolgen, bemüht sich der Autor, weitgehend unbekannten Philosophen Denkmäler zu setzen, während er die weltbekannten Vertreter in perfider Weise persönlich verunglimpft, in ihrer Bedeutung herabsetzt und lächerlich macht. Übrig bleibt als größter aller Kenner er selbst - der Superphilosoph. Im Gegensatz zu ihm sollen sie ihre Konzepte von Kollegen geklaut haben und krankhaft ehrgeizige, größenwahnsinnige, politisch suspekte Lebensversager gewesen sein. Wen interessiert eine solche Suada?
Das Jahrhundert der Toleranz
Bewertung von LichtundSchatten am 11.06.2024
Wir lesen in diesem Buch wunderbare, hochmoralische Sätze wie: „Das Leben eines Menschen ist gleich viel wert, egal welchen Geschlechts er ist, welche Hautfarbe er hat und wo auch immer in der Welt er lebt.“
Gleich darauf folgt die Anklage Richtung Abendland bzw. seiner eigenen Herkunft: „Und doch stufen wir, wenn Europa wichtiger ist als Afrika, implizit die Menschenwürde ab in Wir, die anderen und die ganz anderen.“
Aha, hier hätte ich eigentlich aufhören können mit dem Lesen, ging aber weiter und gab Precht noch einige Chancen. Nicht jeder hat Enzensberger gelesen oder die Rhetorik Frantz Fanons bzw. ihre Gegenaggression verstanden.
„In der Abenddämmerung der Sozialdemokratie hat dagegen Rousseau noch einmal gesiegt. Sie haben nicht die Produktionsmittel, sondern die Therapie verstaatlicht. Dass der Mensch von Natur aus gut sei, diese merkwürdige Idee hat in der Sozialarbeit ihr letztes Reservat. Pastorale Motive gehen dabei eine seltsame Mischung ein mit angejahrten Milieu- und Sozialisationstheorien und mit einer entkernten Version der Psychoanalyse. Solche Vormünder nehmen in ihrer grenzenlosen Gutmütigkeit den Verirrten jede Verantwortung für ihr Handeln ab.“ („Aussichten auf den Bürgerkrieg“, 1994, S. 37)
Es ist grundsätzlich unmöglich zu definieren, was denn überhaupt "Gerechtigkeit" ist, sie herzustellen ist universell für alle Kulturen unmöglich. Aus diesem Grunde ist es hoch-notwenig, Europa werteorientiert zu definieren, die anderen Kulturen zu erfassen und die ganz anderen in ihren Differenzen zu verstehen.
Diese dramatischen Differenzen im Islam nimmt Precht nicht zur Kenntnis, er meint im Kapitel „Unzeitgemäße Feindbilder“ der Islam würde sich nicht als Gegenpol bzw. neuer Konkurrent eignen. „Vom vermeintlich gleichen Weltherrschaftswahn getrieben, trat im Deutungsmuster des Westens nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus in Osteuropa der Islam auf den Plan.“ Den von Huntington beschriebenen Kulturkampf sieht Precht nicht, weil „die islamische Welt bildete auch damals ein völlig zerstrittenes Ensemble und keine politisch und kriegerisch geschlossene Einheit.“
Vermutlich würde Precht, wenn er denn den Islam je gelesen und verstanden hätte, diesen auch kritisieren und seine überdauernde Einheit und Gefahr dann erkennen, wenn er diese Religion und Ideologie auf öffentlichen Plätzen endlich analysieren würde. Ob die von Precht postulierten Werte aus dem Oberkommando Weltmoral auf das Verhältnis zu Frauen passt, könnte er studieren in diesem Buch eines türkischen Verfassungsrechtler: "Frauen sind Eure Äcker", von Ilhan Arsel.
Wir alle schreiben ab und zu, besonders gut kann dies Precht. Das 21. Jahrhundert ist keine Zeit der Toleranz, sondern ein harter Kulturkampf zwischen völlig unterschiedlichen Erklärungsmustern der Menschenrechte. Toleranz im westlichen Sinne wird von der islamischen Welt unter dem dramatischen Vorbehalt der Scharia gesehen. Nichts verbindet die Kultur des Islam mit der des Christlichen Abendlandes, auch wenn Herr Precht weiter sucht, eine Erd-Charta, ein einheitliches Weltethos ist unmöglich.
Nach einigen Konflikten mit dem Mainstream sehe ich dieses Buch als Wunsch der Wiedereingliederung des großen Philosophen Precht in die richtige Denkweise wertegeleiteter Außenpolitik, die schon dann versagt, wenn Bergkarabach von Deutschland alleine gelassen wird, um Gas in Aserbaidschan zu kaufen. Was mir in vielen Büchern/Veröffentlichungen auffiel: Precht hat in der differenzierten Betrachtung von Religionen und dem unverrückbaren Standpunkt des Islam wenig verstanden und kann seine Folgen nicht erkennen. Auch hier sei Enzensberger empfohlen: „Die Schreckensmänner. Versuch über den radikalen Verlierer" (edition suhrkamp)
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