Dass man nicht unbedingt in Bullerbü aufwachsen muss, um eine glückliche Kindheit zu erleben, zeigen acht Kinder einer modernen Reihenhaus- Siedlung auf höchst ansteckende (und nachahmenswerte!) Art und Weise. Wenn man in ein Reihenhaus zieht, kriegt man die Nachbarn gleich mitgeliefert", hat Taras Papa gesagt, als sie in den Möwenweg gezogen sind. Und Taras Mama hat gesagt: "Gott steh uns bei, dass wir einigermaßen Glück haben." Das muss Gott wohl gehört haben, denn nirgendwo auf der Welt ist es so schön wie im Möwenweg. Dabei ist der Möwenweg noch nicht mal asphaltiert, sondern immer noch Baustraße. Skaten und bladen geht also nicht. Weil überall nur Matsch ist. Aber gleich hinter den Gärten fangen die Wiesen und Felder an. Da gibt es Kühe und wilde Kaninchen, und einmal haben sie sogar ein Reh gesehen. Die Nachbarn sind auch alle nett. Fast alle jedenfalls. Am schönsten ist es aber, dass es im Möwenweg so viele Kinder gibt. Da kann man immer was zusammen machen: Schlammwüste spielen, auf Verbrecherjagd gehen, picknicken oder im Zelt übernachten. Und eine Bande gründen natürlich sowieso. Laurin, Vincent und Petja sind manchmal zwar ziemlich blöde, aber was will man von Jungs schon anderes erwarten. Hauptsache, die Mädchen sind nett. Und das sind sie. Eine von ihnen, Tieneke, ist sogar schon Taras beste Freundin. Ist es da noch ein Wunder, dass Tara nirgendwo auf der ganzen Welt wohnen möchte als im Möwenweg?
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Monika Osberghaus ist mit den Bullerbü-Büchern Astrid Lindgrens groß geworden und ist der Meinung, dass Kinder solche "freundlichen Bücher" brauchen. Leider ist die ländliche Fünfziger-Jahre-Idylle Bullerbüs heute nur noch schwer vorstellbar. Was nun also? Kirsten Boies Buch, das auf den Bullerbü-Stoff zurückgreift - wie die Rezensentin natürlich gemerkt hat - ist offenbar mehr als nur ein Surrogat für die Lindgren-Trilogie. Das riskante Spiel mit der Vorlage, so Osberghaus, gelinge der Autorin: "es war nur möglich mit einem ganz unabhängigen, charakteristischen und zeitgemäßen Ton, wie Kirsten Boie ihn anschlägt". Aus der Feder eines Bullerbü-Fans ist das schon ein großes Kompliment.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Wenn es legitime Nachfolger der "Bullerbü"-Kinder gibt, dann können das nur Kirsten Boies Nachbarskinder aus dem Möwenweg sein." (Münchner Abendzeitung)