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Rund 47000 Menschen bevölkern die achtzehn schroffen, baumlosen Inseln, die zwischen Island, Schottland und Norwegen im Nordatlantik liegen. Jahrhundertelang blühte hier eine mündliche Tradition mit Balladen, Sagen und Märchen. Daraus ist eine selbstbewusste, erzähl- und experimentierfreudige Literatur auf Färöisch entstanden, die sich von ihren kleinen Inseln aus die großen Themen der Menschheit zu eigen macht. Die vorliegende Anthologie versammelt die besten Geschichten der färöischen Literatur, von ihren Klassikern wie Regin i Li und William Heinesen bis zur jüngsten Generation, vertreten…mehr

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Produktbeschreibung
Rund 47000 Menschen bevölkern die achtzehn schroffen, baumlosen Inseln, die zwischen Island, Schottland und Norwegen im Nordatlantik liegen. Jahrhundertelang blühte hier eine mündliche Tradition mit Balladen, Sagen und Märchen. Daraus ist eine selbstbewusste, erzähl- und experimentierfreudige Literatur auf Färöisch entstanden, die sich von ihren kleinen Inseln aus die großen Themen der Menschheit zu eigen macht. Die vorliegende Anthologie versammelt die besten Geschichten der färöischen Literatur, von ihren Klassikern wie Regin i Li und William Heinesen bis zur jüngsten Generation, vertreten u.a. durch Marjun Kjelnaes und Elias Askham. Für deutsche Leser wird so erstmals eine bislang kaum übersetzte Literatur in ihrer ganzen Vielfalt zugänglich.
Autorenporträt
Verena Stössinger, geboren1951 in Luzern, lebt in der Nähe von Basel. Ihre beruflichen Stationen: Schauspielschule, Regie- und Dramaturgieassistenz in Berlin, Lektoratsassistenz in Basel. Studium der Nordistik, Germanistik und Soziologie in Basel und Århus (Dänemark). Schreiben, journalistische Tätigkeit, Hörspiellektorat.1994-98 Assistentin an der Abteilung für Nordische Philologie der Universität Basel. Seit 1998 administrative Mitarbeit am Deutschen Seminar der Universität Basel und Lehraufträge in der Nordistik.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.11.2006

Wenn der Malteser kommt
Eine Anthologie mit Erzählungen von den Färöer Inseln
Über die irgendwo in den Weiten des Nordatlantiks beheimateten Bewohner der Färöer Inseln ist bekannt, dass sie gerne ihre Tiefdruckgebiete nach Mitteleuropa senden und dass sie seit einiger Zeit eine Nationalmannschaft unterhalten, die an guten Tagen den renommierten Fußballnationen mit unverdrossener Gegenwehr auf die Nerven geht. Außerdem macht die Zwergnation, deren 48 000 Einwohner sich auf 18 windzerzauste Eilande verteilen, von Zeit zu Zeit wegen ihrer ungebrochenen Lust am Grindwalfang negative Schlagzeilen. Im übrigen aber sind die auf halber Höhe zwischen Schottland und Island gelegenen Schafsinseln, aller deutschen Nordlandbegeisterung zum Trotz, weitgehend eine Terra incognita geblieben.
Vor allem auf der literarischen Landkarte sucht man sie vergeblich. Lediglich ein färöischer Autor, der 1991 gestorbene William Heinesen, hat es zu einer gewissen internationalen Reputation gebracht. Eine umfangreiche Anthologie gewährt nun zum ersten Mal einen Einblick in die Erzähltraditionen des kleinen, von Fischfang und Schafzucht lebenden Landes. Die Literaturgeschichte der Inselnation ist denkbar kurz: Der erste färöische Roman ist vor weniger als 100 Jahren erschienen. Erst 1948 wurde das Färöische in der ehemaligen dänischen Kolonie zur Amtssprache erhoben; bis weit in die sechziger Jahre schrieb der Großteil der Färinger auf Dänisch. William Heinesen bildet das Kuriosum eines Nationaldichters, der keines seiner Werke in der Muttersprache verfasst hat; diese mussten also rückübersetzt werden. Wenn man nun noch die geringe Bevölkerungszahl der Inselgruppe und die starke Traditionsgebundenheit ihrer Bewohner bedenkt, kann man sich leicht vorstellen, dass die Färöer in puncto Literatur nicht gerade glückliche Inseln darstellen. Von der handvoll Verlage, die in der Hauptstadt Tórshavn mit ihren 18 000 Einwohnern angesiedelt sind, ist nur ein einziger kein Ein-Mann-Betrieb, vom Schreiben leben können nur die wenigsten Autoren.
Geister im Rauchfang
Manche der in dem Band „Von Inseln weiß ich. . . ” versammelten Geschichten erscheinen denn auch ein wenig hinterwäldlerisch, sofern dieser Ausdruck angesichts der Baumlosigkeit des Archipels gestattet ist. Anderen Texten, insbesondere einigen der Kostproben aus der jungen Literatur, haftet hingegen gar nichts Provinzielles an – in ihrer Gesamtheit jedenfalls gewähren die 28 Erzählungen Einblicke in eine Welt, in der Archaisches und Modernes, Fremdes und Vertrautes sich in oft unerwarteten Konstellationen begegnen.
In der schwankhaft derben ersten Geschichte des Bandes, der noch im 19. Jahrhundert von Jakob Jakobsen niedergeschriebenen „Sage von Beinta und Peder Arrheboe”, weiß ein resoluter Pfarrer mit allerlei volkstümlichen Spukerscheinungen souverän umzugehen, so dass Geister durch den Rauchfang das Weite suchen und Huldinnen in den Erdboden gebannt werden. Im Lauf des 20. Jahrhunderts werden die Texte dann immer moderner und auch kritischer gegenüber den traditionellen Wertvorstellungen des Inselvolks. Es mag mit der Geschlossenheit der färöischen Gesellschaft zusammenhängen, dass das Motiv des geheimnisvollen Fremden in mehreren der Erzählungen eine zentrale Rolle spielt. Am wirkungsvollsten ist es bei Heinesen umgesetzt, der in „Don Juan vom Tranhaus” den schiffbrüchigen Malteser Adda Geraldi als eine Art erotischen Dämon über das protestantisch-prüde Hauptstadtvölkchen kommen lässt. Selbst über seinen tragischen Tod hinaus hält seine sinnliche Macht über die Damenwelt an. In Regin í Lics Erzählung „Eycun” nistet sich ein Fremder mit einem mörderischen Geheimnis als Eremit in einem verfallenen Haus ein. Hecin Brú schildert in „Allein auf Lítla Dímun”, wie ein Mann, der von seinen Gefährten für tot gehalten wird, allein auf einer unbewohnten Insel in Wind und Wetter das Gedicht seines Lebens schreibt – dass der Leser an dieser atmosphärisch dichten Geschichte aus dem Jahr 1966 nichts vermisst, obwohl er über den Helden denkbar wenig und über sein poetisches Schaffen nicht das Geringste erfährt, zeigt die Raffinesse, mit der diese unprätentiöse Geschichte gewirkt ist.
Der Fremde als Stammgast
Der 1977 geborene Elias Askham erzählt in „Placebo” von den verheerenden Wirkungen des engstirnigen religiösen Sektierertums auf eine Kinderseele, wohingegen der Konzeptkünstler Tóroddur Poulsen, der auch schon einige Male in Deutschland aufgetreten ist, das Erzählen überhaupt verweigert und mit seinem „Regelwerk” aus dem Jahr 1993 eine subversiv-widersinnige Poetologie zum besten gibt. In einem ausgezeichneten Nachwort gelingt es den beiden Herausgeberinnen, auf engstem Raum die Besonderheiten der färöischen Literatur und ihres Betriebs herauszuarbeiten, die Traditionslinien aufzuzeigen, die die so unterschiedlichen Geschichten der Anthologie miteinander verbinden – und den Leser davon zu überzeugen, dass die Färöer mit den herbstlichen Tiefdruckgebieten durchaus auch gleich die passende Abendlektüre liefern können. KLAUS BÖLDL
VERENA STÖSSINGER, ANNA KATHARINA DÖMLING (Hrsg.): „Von Inseln weiß ich. . . ”. Geschichten von den Färöern. Unionsverlag Zürich 2006, 384 Seiten, 22,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Voller Freude über diese Anthologie mit erstmals auf Deutsch erschienenen färöischen Texten des letzten Jahrhunderts versorgt Aldo Keel die Leser seiner Kritik zunächst mit Hintergrundwissen zu den 18 Inseln zählenden Färöern. Als häufigste Motive der färöischen Literatur macht der Rezensent das "Meer" und den "Tod" aus, wobei ihm der 1991 gestorbene Romancier William Heinesen als ihr wichtigster Vertreter gilt. Der Rezensent erwähnt noch ein Nachwort von Anna Katharina Dömling und Verena Stössinger, an dem ihm allerdings missfällt, dass es auf "Brüche" in der Geschichte der Färöer nicht eingeht.

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