Eine ausgezeichnete Analyse
Albrecht von Lucke hat die Situation der deutschen politischen Linken - womit nicht die Partei gemeint ist - ausgezeichnet beschrieben und analysiert. Um es gleich vorweg zu sagen: Den Schulz-Hype konnte er weder ahnen, noch in seinem Buch berücksichtigen, es ist
schlichtweg wenige Wochen oder gar Tage zu früh gedruckt worden. Aber von Sigmar Gabriels Verzicht und…mehrEine ausgezeichnete Analyse
Albrecht von Lucke hat die Situation der deutschen politischen Linken - womit nicht die Partei gemeint ist - ausgezeichnet beschrieben und analysiert. Um es gleich vorweg zu sagen: Den Schulz-Hype konnte er weder ahnen, noch in seinem Buch berücksichtigen, es ist schlichtweg wenige Wochen oder gar Tage zu früh gedruckt worden. Aber von Sigmar Gabriels Verzicht und dem durch Martin Schulz ausgelösten Boom wurde schließlich ganz Deutschland überrascht.
Spannend zu lesen ist Luckes Beschreibung der Entfremdung zwischen SPD und Linkspartei, enorm befeuert durch die Fusion zwischen PDS und der westdeutschen WASG, die bereits von Oskar Lafontaine und anderen ehemaligen Sozialdemokraten dominiert wurde. Der Autor schildert den menschlichen und politischen Dissens zwischen Lafontaine und SPD-Vormann Gerhard Schröder. Hier trafen zwei Machtmenschen aufeinander, für die selbst eine große Partei wie die SPD zu klein war.
Lucke schreibt, Rot-Rot-Grün habe im Herbst 2017 keine Chance, da es zu viele inhaltliche Differenzen gebe. Er hat in vielem Recht, aber ich halte den inhaltlichen Findungsprozess noch nicht für abgeschlossen. Und auch seine zweite These, letzte Chance für Schwarz-Grün, wird man an der Realität überprüfen müssen.
Trotz der aktuellen Wendungen durch Martin Schulz ein für politisch Interessierte überaus interessantes Buch, denn in den rückblickenden Teilen beweist der Autor einen wachen Blick und scharfen Verstand. Lesenswert und anregend zugleich!