Unter welchen Bedingungen funktionierte der Alltag in der DDR? Mehr als 20 Jahre nach dem Ende des Staates verblassen die Erinnerungen, sind ihre Relikte weitgehend verschwunden. Zugleich nimmt das Interesse zu, mehr über das Funktionieren des zweiten deutschen Staates und seiner Gesellschaft zu erfahren. Ausgehend von den Dingen des Alltags unternimmt das Eisenhüttenstädter Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR auf besondere Weise eine Erkundung der Vergangenheit. In zehn Kapiteln berichten die Autoren über die alltägliche Präsenz des Staates, vom Eigensinn der Menschen, vom Überfluss an Ideologie und dem Mangel an Konsumgütern, von den alltäglichen Praktiken einer normierten Gesellschaft. "Alltag: DDR" beschäftigt sich mit einer Alltags-, Sozial- und Gesellschaftsgeschichte der DDR und ihrer materiellen Kultur.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Angetan zeigt sich Barbara Bollwahn von diesem Band über den Alltag in der DDR, dem Begleitbuch einer Dauerausstellung im "Dokumentationszentrum für Alltagskultur" in Eisenhüttenstadt. Das Werk sticht aus der Flut der Bücher über die DDR positiv heraus, es entschlüsselt für sie anhand einer Fülle von Einzelobjekten, die direkten Alltagsbezug haben, die Alltags-, Sozial- und Gesellschaftsgeschichte des einstigen Arbeiter-und-Bauern-Staates. Dabei bieten die zehn Kapitel über Bildung, Arbeit, Konsum, Lebensweise, Milieus, Macht, Grenzen, Heimat, Familie, Kommunikation zu ihrer Freude nicht nur Essays, sondern auch instruktive Geschichten zu Objekten wie Kleiderbügel, Bierkrüge aus Holz, Geschirrspüler, Studentenausweise, Designer-Möbel und anderes mehr, die durch die Berichte und Einordnung ihrer Besitzer spannend werden. Vor allem schätzt Bollwahn hierbei, wie "individuelles Gedächtnis" und "historische Rahmenbedingungen" miteinander in Beziehung gesetzt werden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Das Buch schlägt einen großen Bogen von der Alltags-, Sozial- und Gesellschaftsgeschichte der DDR über die Überpräsenz von Ideologie und Staat bis zum Eigensinn der Menschen. In zehn Kapiteln, die jeweils aus einem Essay und interessanten Objektgeschichten bestehen, werden "das individuelle Gedächtnis und die historischen Rahmenbedingungen in Beziehung gesetzt". Barbara Bollwahn, taz - die tageszeitung Die Lektüre des Buches ist - unabhängig von einem Besuch der Museumsschau - empfehlenswert. Gelingt es den Autoren doch, anhand ausgesuchter Objekte aus dem Museumsfundus und signifikanter Erlebnisberichte die alltäglichen Lebenserfahrungen in einer normierten Gesellschaft so auszuleuchten, dass sich auch für jenen Rezipienten ein sinnliches Bild ausformt, der den DDR-Alltag nicht selbst erlebt hat. Deutschland Archiv Aufs Ganze gesehen liegt eine beeindruckende Publikation mit in der Mehrzahl gut differenzierten und analytischen Essays, treffend gewählten Objektgeschichten und Alltagsgeschichte erzählenden Einzelobjekten vor. Oft nehmen die Kapitel aufeinander Bezug, ergänzen sich und ergeben ein Gesamtbild vom Leben in der DDR. Das Buch kann sehr empfohlen werden. Torsten Diedrich, Militärgeschichtliche Zeitschrift