Der Chinesische Verwaltungs-Wahnsinn
Dieses Buch zu bewerten ist wirklich schwierig. Denn ich bin mir sicher, dass da ganz viel Tiefgründigkeit und Gesellschaftskritik drin steckt. Das Problem ist nur: Der Autor schaffte es nicht, die Brücke zu der so fremd anmutenden Kultur zu schlagen, sodass
die meisten Feinheiten dem Leser verschlossen bleiben.
Allein schon der Aufhänger ist irgendwie…mehrDer Chinesische Verwaltungs-Wahnsinn
Dieses Buch zu bewerten ist wirklich schwierig. Denn ich bin mir sicher, dass da ganz viel Tiefgründigkeit und Gesellschaftskritik drin steckt. Das Problem ist nur: Der Autor schaffte es nicht, die Brücke zu der so fremd anmutenden Kultur zu schlagen, sodass die meisten Feinheiten dem Leser verschlossen bleiben.
Allein schon der Aufhänger ist irgendwie verrückt: Ein Ehepaar erwartet unverhofft ein zweites Kind, was sie durch die Ein-Kind-Politik jedoch vor echte Probleme stellt. Die einzige Lösung: die Scheidung, warten, bis das Kind da ist und erneut heiraten. (Allein das ist für westliche Verhältnisse völlig verrückt.) Doch kaum geschieden, schnappt sich der werdende Vater eine andere Frau und heiratet sie. Die so abgewiesene Li Xuelian sinnt auf Rache gegen ihren Ex-Ehemann, der sich nicht an die Absprache gehalten hat. Über Jahrzehnte kämpft sie sich mit ihrem Protest durch die chinesischen Verwaltungsebenen bis ganz nach oben. Ihre Beschwerde zermürbt und verbittert sie, auf den unterschiedlichen Verwaltungsebenen verbreitet sie dennoch Angst und Schrecken durch ihre Hartnäckigkeit. Denn hier ist das Beziehungs- und Abhängigkeitsgeflecht so stark und verästelt, dass jeder einzelne Mitarbeiter beginnt, um seinen Job zu bangen, wenn Li Xuelian auftaucht.
Für den Leser ist das vor allem eines: befremdlich. Es gelingt nicht, richtigen Zugang zu diesem verwirrenden Verwaltungsgeflecht und seinen Abhängigkeiten zu bekommen. Der Roman, der in seinem Land ganz sicher Aufsehen erregt, legt er doch (scheinbar) sehr treffend den Finger in die Wunde, ist für den westlichen Kulturkreis nicht zu erschließen.
Fazit: Auch wenn man der Story durchaus folgen kann und auf einer rein menschlichen Ebene Zugang zu Li Xuelian findet - in diesem Fall insbesondere über ein starkes Gefühl von Mitleid -, so bleibt der eigentliche Sinn dem Leser verschlossen. Es ist bedauerlich, aber ich kann nicht mehr als drei Sterne vergeben und selbst damit tue ich mich schon schwer.