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Dietmar Nill ist einer der Erfolgreichsten seines Fachs. Fünfmal kürte ihn die Gesellschaft deutscher Tierfotografen (GDT) zum Naturfotografen des Jahres. Seine Bilder finden sich in vielen deutschen und internationalen Magazinen. Er hat zahlreiche Kalender und Bildbände veroffentlicht, unter anderem zu seinem Spezialgebiet Fledermäuse, und arbeitet als Naturfilmer. Wie wild ist die deutsche Natur? Was verbirgt sich jenseits der Autobahnen, in den Tiefen der heimischen Wälder, am Rand der Großstädte? Die Tierwelt Deutschlands ist erstaunlich vielfältig und steht immer stärker im Fokus. Denn ob es um die Rückkehr von Wolf und Luchs geht oder um den Schutz von Eulen oder Fledermäusen: Die Koexistenz von Mensch und Natur in dicht besiedelten Gebieten ist eine spannende Herausforderung. Fotograf Dietmar Nill hat sich auf Safari durch das eigene Land begeben und die wilden Bewohner von Feld, Wald und Wiese aufgespürt. Ob Seeadler beim Beutezug, Füchse im Unterholz, farbenfrohe Schmetterlinge oder Kegelrobben am Nordsee-Strand - mit seinen Aufnahmen liefert Nill ein einzigartiges Zeugnis der Tierwelt vor unserer Haustür.
Alles ist nur eine Frage der Definition. Zunächst tut man sich schon etwas schwer, den Feldhasen, die Weinbergschnecke oder das Glühwürmchen in einem Buch mit dem Titel "Wilde Tiere in Deutschland" vorzufinden, aber wenn man großzügig alles unter wild einordnet, was hierzulande - ungezähmt oder unzähmbar - in der freien Natur kreucht und fleucht, dann ist das nicht mehr so befremdlich. Und außerdem sind hier ja auch der Wolf, der Luchs und der Steinadler vertreten, die daran erinnern, dass es tatsächlich in Deutschland, als noch die alten Germanen unterwegs waren, vor gefährlichem Getier nur so wimmelte. Im Grund kommt es bei diesem Buchkonzept - im Verlagsprogramm gibt es noch weitere "wilde" Bücher - auch gar nicht darauf an, die heimische Fauna in strenge Kategorien einzuteilen, sondern zu zeigen, wie viel faszinierendes Leben es gibt, wenn man ihm so nahe kommt wie der Fotograf Dietmar Nill. Was er, gewissermaßen Auge in Auge mit der Kegelrobbe, dem Steinfußkauz oder dem Seeadler, mit seiner Kamera eingefangen hat, ist überwältigend schön, wird noch schöner, wenn er sich der kleinen, kaum beachteten Evolutionswunder - etwa des Heupferds, der Hummel im Flug oder der Herbstmosaikjungfer - annimmt, und kulminiert in dem Ballett der Fledermäuse, denen Dietmar Nill, Spezialist für diese lautlosen Flieger, acht Seiten widmet. Entstanden ist so ein großartiges Bilderbuch, das man kaum mehr aus Hand legen mag, weil all das, wofür man meist nur einen flüchtigen Blick übrighat, dem Betrachter so ungemein intensiv gegenübertritt. Mit solcher Qualität nicht Schritt halten kann der leider Text, aber er spielt hier ohnedies nur eine Nebenrolle, und überflüssig ist das selbstgefällige Vorwort, in dem der Tierfilmer Andreas Kieling dem Tierfotografen Dietmar Nill bescheinigt, ein Meister seines Faches zu sein. Das merkt auch so jeder, der dieses Buch in die Hand nimmt.
tg
"Wilde Tiere in Deutschland" von Dietmar Nill (Foto) und Monika Rößiger (Text). National Geographic Deutschland, Hamburg 2012. 240 Seiten, etwa 180 Fotografien. Gebunden, 39,95 Euro.
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"Die besondere Lese-Empfehlung", Ein Herz für Tiere, 01.06.2015