Alan Philps, John Lahutsky, Wolkengänger, Aufbau 2010, 350 Seiten, ISBN 978-3-351-01108-3
Diese „wahre Geschichte eines russischen Waisenkindes“ ist nichts für Leser mit schwachen Nerven. Denn das, was der heute als John Lahutska in den USA lebende Mitautor des vorliegenden Buches dem
Journalisten Alan Philps über seine Kindheit unter anderem in einem Kinder-Gulag erzählt, ist schier…mehrAlan Philps, John Lahutsky, Wolkengänger, Aufbau 2010, 350 Seiten, ISBN 978-3-351-01108-3
Diese „wahre Geschichte eines russischen Waisenkindes“ ist nichts für Leser mit schwachen Nerven. Denn das, was der heute als John Lahutska in den USA lebende Mitautor des vorliegenden Buches dem Journalisten Alan Philps über seine Kindheit unter anderem in einem Kinder-Gulag erzählt, ist schier unglaublich, aber dennoch offenbar genau so geschehen.
Die Erinnerungen beginnen 1994, als der eben fünfjährige Wanja in einem Moskauer Babyhaus lebt. Er ist bis dahin noch nie nach draußen gekommen, kennt weder Sonne noch Regen. Hier in diesen Babyhäusern landen die Kinder, die von überforderten Eltern abgeschoben werden. Andere, etwa alkoholabhängige Frauen werden von Staats wegen bedrängt ihre Kinder abzugeben. Geistig oder körperlich behinderte Kinder werden ebenfalls in diesen Häusern „gesammelt“.
Als Wanja zum ersten Mal den Himmel sieht, fragt er: „Was ist Sonne ?“ Wanja bringt sich sozusagen selbst das Sprechen bei mitten in der totalen Isolation. Gegen alle bürokratischen Hindernisse kann Wanja gerettet werden und lebt heute in den USA. Doch dem Leser ist klar: Wanja ist eine Ausnahme, Tausende von Kindern leben nach wie vor in solchen Gulags.
Wanja, der jetzt als John Lahutsky bei neuen Eltern lebt, hat dem Journalisten Alan Philps, dessen Frau Wanja zuerst in dem Babyhaus in Moskau entdeckt und sich für ihn eingesetzt hatte, seine ganze schreckliche Geschichte erzählt. Philps hat sie sensibel aufgeschrieben und herausgekommen ist ein engagiertes Plädoyer für die große Zahl von Kinder in Russland, die ohne elterliche Fürsorge auskommen müssen. Ein weites Feld für viele Kinderschutz- und Menschenrechtsorganisationen. Sie sollten sich einmal darum kümmern, findet ein erschütterter Rezensent.