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Als Boris Kálnokys Großvater Hugó aus dem kleinen Dorf in Transsilvanien in die weite Welt hinaus wollte, kam er nicht weit: Auf halbem Weg verliebte er sich und führte seine Herzensdame kurzerhand ins Schloss zu Köröspatak zurück. Über 700 Jahre lebte das Adelsgeschlecht der Kálnokys dort am Fuße der Karpaten einem heiß umkämpften Landstrich in der Mitte Europas, der bis heute von einem Völkergemisch aus Ungarn, Deutschen und Rumänen bewohnt ist. Ebenso bewegt wie die Geschichte ihres Landes ist auch die Familiengeschichte der Kálnokys: Königsrichter und Rebellen, Hasardeure und Husaren,…mehr

Produktbeschreibung
Als Boris Kálnokys Großvater Hugó aus dem kleinen Dorf in Transsilvanien in die weite Welt hinaus wollte, kam er nicht weit: Auf halbem Weg verliebte er sich und führte seine Herzensdame kurzerhand ins Schloss zu Köröspatak zurück.
Über 700 Jahre lebte das Adelsgeschlecht der Kálnokys dort am Fuße der Karpaten einem heiß umkämpften Landstrich in der Mitte Europas, der bis heute von einem Völkergemisch aus Ungarn, Deutschen und Rumänen bewohnt ist. Ebenso bewegt wie die Geschichte ihres Landes ist auch die Familiengeschichte der Kálnokys: Königsrichter und Rebellen, Hasardeure und Husaren, k.u.k.-Minister und Literaten sind aus ihr hervorgegangen. 1938 wurde die Familie dann von den Rumänen des Landes verwiesen und später enteignet.
Boris Kálnoky kannte das Land seiner Vorfahren lange Zeit nur aus Erzählungen. Als er erstmals zum einstigen Schloss seines Großvaters reiste, war er nicht darauf gefasst, mitten im Nirgendwo plötzlich die Seele seiner Familie zu finden und dem Zauberder Heimat zu erliegen
Autorenporträt
Boris Kalnoky, 1961 in München geboren, ungarischer und amerikanischer Staatsbürger, väterlicherseits siebenbürgisch, ist aufgewachsen in Deutschland, USA, Holland und Frankreich. Er studierte Politik und Geschichte in Hamburg, anschließend begann er als Nachrichtenredakteur bei der Tageszeitung "Die Welt". 1994 ging er als Freier Journalist nach Budapest, ab 1995 arbeitete er wieder fest angestellt bei der "Welt" als Balkan-Korrespondent und berichtete zunächst über die Balkankriege, danach über Krisenregionen in aller Welt. Seit 2004 lebt er als Nahost-Korrespondent der "Welt" in Istanbul.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.07.2011

Sympathie für Habsburg
Boris Kálnoky sucht die Seele seiner Familie
Am 25. März 1933 – zwei Tage zuvor hat der Reichstag in Berlin das Ermächtigungsgesetz beschlossen – macht ein Graf im siebenbürgischen Dorf Köröspatak sich Gedanken über die Entwicklung in Deutschland und diagnostiziert den „Wahnwitz geradezu perverser Selbstanbetung, der jetzt unter dem Hitlerismus mit der nicht genug zu beklagenden Wiedererweckung des längst selig entschlafen geglaubten Nationalismus und seiner Aufpeitschung zu hysterischen Anfällen die geschmacklosesten Triumphe feiert“. Nur bewundern kann man die frühe Scharfsicht des Hugó von Kálnoky, wo er von Selbstanbetung und Hysterie in Deutschland spricht. Aber wie kann er den Nationalismus für „selig entschlafen“ halten? Die Friedensverträge von 1919/20 hatten die nationalen Fragen ja nicht gelöst, der Irredentismus wurde von neuen Akteuren auf die alte Weise gespielt. Kálnoky war leidenschaftlicher Ungar. Sein Land hatte im Frieden von Trianon 1920 zwei Drittel seines Staatsgebietes abtreten müssen, Siebenbürgen war Rumänien zugeschlagen worden, all dies hatte leidenschaftlichste Proteste ausgelöst. Wie hatte er es vermeiden können, die giftige Atmosphäre unbefriedigter nationaler Aspirationen einzuatmen?
Es ist ein Rätsel, das auch sein Enkel nicht löst. Boris Kálnoky, Jahrgang 1961, derzeit Korrespondent der Welt in Istanbul, war 1987 mit Vater und Bruder erstmals nach Köröspatak gekommen und hatte sogleich ein tiefes Heimatgefühl erlebt. Dem will sein Buch „Ahnenland“ nachspüren, eine Geschichte seiner Familie und Siebenbürgens. Es geht dabei zurück bis ins Mittelalter, doch bleibt die ältere Vergangenheit der Kálnokys (und erst recht die Ungarns und Siebenbürgens) undeutlich bis verwirrend. Der Autor springt in seiner sehr subjektiven Erzählweise vor und zurück, möglicherweise gibt das Familienarchiv auch nicht das Material für eine leidlich zusammenhängende Erzählung her. Immerhin findet sich im 18. Jahrhundert das große Motiv, das bis in die Gegenwart verfolgt wird, die Sympathie für das Vielvölkerreich der Habsburger. Weltgeschichte und Familiengeschichte fließen hier zusammen. „Wir hatten es ja immer mit den Habsburgern gehalten, und an Nationalismus – im Gegensatz zu Heimatliebe – haben wir uns bis heute nicht gewöhnt, egal woher er kommt.“
Das klingt so konservativ wie vornehm. Aber ganz so vornehm ist die Sache dann doch nicht, dafür braust die Ungarnliebe etwas zu stark durch das Buch. Wenn der „Lebenswille der Magyaren“ gerühmt wird, so meint das ja wohl die nationale Selbstbehauptung. Und dass der berühmte Kardinal Mindszenty es sei, „der das Feuer der ungarischen Seele weitertragen würde“, das ist nichts als nationaler Kitsch. Auch im Hause Habsburg ist die Vorurteilsfreiheit nicht ständig zu Hause.
Als der Großvater und Held unseres Autors „seinen König“ Otto von Habsburg 1934 im belgischen Exil aufsucht, wird das Gespräch im Laufe der Zeit immer freimütiger, bis Otto bemerkt: „Nicht wahr, die Rumänen sind schon eine fürchterliche Bande?“ Der Autor nimmt hier nicht Stellung, das muss man ihm nicht vorwerfen. Aber merkwürdig ist es doch, dass seine Ungarnbegeisterung nicht ein einziges Mal auf die Frage stößt, wie es mit dem Anspruch auf Siebenbürgen steht. Ist es nur ein Zufall, dass die gegenwärtigen Grenzen nicht ausdrücklich anerkannt werden? Die ungarische Politik des 19. und 20. Jahrhunderts war von einem entschlossenen Magyarisierungswillen geprägt, davon ist auch nicht die Rede. Kálnokys Ahnenland ist ein Land der Opfer, der gescheiterten Größe, der nie gewürdigten Leiden. Opfer, Größe, Leiden – das allerdings ist der ewige Stoff der nationalen Projektemacher. STEPHAN SPEICHER
BORIS KÁLNOKY: Ahnenland oder die Suche nach der Seele meiner Familie. Droemer Verlag, München 2011. 496 Seiten, 22,99 Euro.
„Nicht wahr“, sagte Otto von
Habsburg, „die Rumänen sind
schon eine fürchterliche Bande?“
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"Das Buch ist eine Schatztruhe historischer Fundsachen (...), zugleich ein einprägsames Geschichtsbuch, und fast ein Roman." -- Die Welt, 02.04.2011

"In "Ahnenland" hat der derzeit vorletzte Spross dieser weitverzweigten europäischen Dynastie, der Journalist Boris Kálnoky, den gelungenen Versuch unternommen, sich auf die "Suche nach der Seele seiner Familie" zu begeben. Mit journalistischem Spürsinn, schriftstellerischer Eleganz und akribischem Forscherdrang gelingt es ihm, ein Werk vorzulegen, das sich jeder Katalogisierung entzieht. In seiner wohltuenden literarischen eklektizistischen Art erinnert es an den Schreibstil eines Umberto Eco." -- Pester Lloyd, 14.03.2011

"Ahnenland - oder Die Suche nach der Seele meiner Familie" nennt der 1961 in München geborene Autor sein originelles, oft skurriles und dabei anscheinend historisch sehr fundiertes 500-Seiten-Werk. (...)Boris Kálnoky - allein das wirkt heute faszinierend - konnte sich bei seinen vierjährigen Recherchen durch Mengen uralter Urkunden, Akten, Briefe, Tagebücher, Zeugnisse und Zeitungsartikel aus Familienbesitz hindurch lesen. Stets fesselt in seinem einfühlsam geschriebenen Band das Zusammenspiel von privater und großer Geschichte. Blutig rangen Ungarn, Deutsche und Rumänen immer wieder um die Herrschaft im freiheitsliebenden Siebenbürgen - und ein ungarisch sprechender Kálnoky war häufig eine treibende Kraft." -- DPA, 01.03.2011

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Interessiert, aber dann doch nicht überzeugt hat Rezensent Stephan Speicher diese Familiengeschichte der Kalnokys. Boris Kalnoky, Korrespondent der Welt in Istanbul, zeichnet seine Familie aus Siebenbürgen ab dem 18. Jahrhundert als Sympathisanten des Habsburger Reichs, die bemerkenswert anti-nationalistisch gesinnt ist. Speicher meldet Zweifel an: Es fließt doch reichlich "Ungarnliebe" durch die Adern der Kalnokys. Und auch der Anspruch der Ungarn auf das mittlerweile rumänische Siebenbürgen werde nie thematisiert.

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