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The Oxford Companion to Beer is an unprecedented reference work that explores every aspect of beer, from its history and development throughout the world to the process by which it is created. Filled with fascinating facts and anecdotes, this is a pioneering, comprehensive, and thoroughly entertaining book.

Produktbeschreibung
The Oxford Companion to Beer is an unprecedented reference work that explores every aspect of beer, from its history and development throughout the world to the process by which it is created. Filled with fascinating facts and anecdotes, this is a pioneering, comprehensive, and thoroughly entertaining book.
Autorenporträt
Garrett Oliver is the Brewmaster of the Brooklyn Brewery and author of The Brewmaster's Table: Discovering the Pleasures of Real Beer with Real Food (HarperCollins, 2003). He has won many awards for his beers, is a frequent judge for international beer competitions, and has made numerous radio and television appearances as a spokesperson for craft brewing.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2012

Das Fass der Biergeschichte ist tiefer noch als der Durst

Alles über Gerste und Hopfen und deren vornehmste Bestimmung: Im "Oxford Companion to Beer" ist das Wissen um Brauen und Gebrautes in Fülle versammelt.

Wer Bier nicht mag, der trinkt es falsch. In leichter Abwandlung einer Sentenz von Gottfried Benn könnte man auch sagen: der übersetzt es falsch. Denn als August Wilhelm Schlegel 1797 in "Was ihr wollt" an die Stelle kam, an der Sir Toby den Hausmeister Malvolio schilt "Vermeinest du, weil du tugendhaft seiest, solle es in der Welt keine Torten und keinen Wein mehr geben", da hatte er Shakespeares "cakes and ale" doch etwas zu süß ausgelegt. Von ganz anderem Schlag war da James Earl Carter jr., der 39. Präsident der Vereinigten Staaten, der 1978 die Bierproduktion in Haushalten legalisierte, wofür er, sagen manche "homebrewer", zu Recht den Friedensnobelpreis bekam.

Beides kann man überprüfen mit Hilfe dieses eigentlich großartigen Lexikons. Herausgegeben hat es Garrett Oliver, der in Brooklyn Bier herstellt. Mit seinen gut hundertsechzig Mitautoren liefert er in mehr als 1100 Einträgen ein komplettes Kompendium des Anbaus der Rohstoffe, der Lebensmittelchemie und Flüssigkeitsphysik sowie der Herstellungtechnik, die bis ins kleinste Detail erläutert wird. Vermutlich könnte man auf der Grundlage der Einträge selber brauen, denn man erfährt alles über Gerste und Hopfen - es gibt Aberdutzende von Sorten -, das Kochen der Würze, die Filterung - so es denn unbedingt gefiltert sein muss -, die Refermentation, die Lagerung.

Die wichtigsten Brauereien werden vorgestellt; hier naturgemäß mit Schwerpunkt in der englischsprachigen Welt. Aber auch von dort fehlen einige, die Brauerei Deschutes aus Oregon beispielsweise, die ziemlich viel Bier - etwa das beliebte "Black Butte Porter" und das interessante "Obsidian Stout" - verkauft. Und es werden alle Bierarten beschrieben, denn Bier kann ziemlich viel heißen, von Maisbier und "barley wine" (Gerstenwein) mit zwölf Prozent Alkohol bis zum "German Pilsner", Bock, Maibock, Eisbock, Doppelbock, der schrecklichen Berliner Weiße, dem Düsseldorfer Sticke-Bier und dem Rauchbier bis zu "Braggot", einer Art Bier-Met-Gemisch aus Malz und Honig.

Im englischen Raum dominieren das obergärige Ale - dessen dunkler Variante in Deutschland sowohl Kölsch als auch Altbier und Hefeweizen entsprechen - und das untergärige, brauhistorisch jüngere Lager, das dunkle Porter und das noch dunklere, mit stark geröstetem Malz hergestellte, an Torfmoore erinnernde Stout. Nur der Begriff "Export", der selbst im Deutschen fast verschwunden ist, hat nicht ins Lexikon gefunden. Auch das Leipziger Gose fehlt, was vor allem darum zu bedauern ist, weil damit keine Warnung vor diesem Getränk (Milchsäuregärung, Salz, Koriander) ausgesprochen werden konnte.

Tief ist das Fass der Biergeschichte. Des legendären Königs Jan Gambrinus von Brabant, der als Schutzpatron des Getränks gilt, wird ebenso gedacht wie der Trappisten und anderer Mönche. Ob allerdings in England, als es die Römer eroberten, mangels Anbauflächen tatsächlich noch kein Bier gebraut wurde und die Briten außerhalb Irlands nur Met und Cider tranken? Darüber kann man genau so diskutieren wie über die Ableitung des Namens "Porter" von den Marktträgern Londons oder über die Behauptung, Heinrich VIII. habe den Hopfen an seinem Hof verboten. Er wollte ihn nur nicht im Ale haben. Wer hier tiefer einsteigen will, dem sei Martyn Cornells Blog "Zytophile" empfohlen, der mit Bierschaum vor dem Mund auf einige Irrtümer des Lexikons hinweist. Oder ein Blog, der alle bisher erhobenen Einwände gegen den "Oxford Companion" auflistet: http://ocbeercommentary.wikispaces.com. Dass George Washington im Alter von fünf ein Bierrezept notiert haben soll, ist in der Tat unwahrscheinlich.

Bevor mit Hopfen gewürzt wurde, süßte man übrigens bis weit in die Neuzeit hinein mit wildem Rosmarin, Gagel oder einer "Grut" genannten Kräutermischung, die beispielsweise Salbei oder Zimt enthalten konnte. Ob ihre Verdrängung tatsächlich mit der Reformation zusammenhing, wie der Eintrag "gruit" unter Hinweis auf die zeitliche Koinzidenz von Reinheitsgebot und Puritanismus vermutet, und nicht eher mit der besseren Haltbarkeit und dem geringeren Preis des gehopften Bieres, muss weiteren brauhistorischen Forschungen überlassen bleiben. Der Artikel "adulteration" (Panschen) berichtet jedenfalls, dass bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Hirschhornsalz, Orangenschalen, Lakritz, Chili, Kümmel oder Bitterholz beigemischt wurden.

Verdienstvoll ist an Garrett Olivers Kompendium das Interesse an der Industriegeschichte des Biers, aber auch an seinem Konsum. Das erste Dosenbier? Nach langen Versuchen mit dem Druck in der Dose, pünktlich zum Ende der mit einem eigenen Artikel bedachten Prohibition, 1933, "Kruegers's Finest Beer", ein großer Erfolg, denn den Amerikaner kam es gezapfter vor als Bier in Flaschen. Bierbegleiter? Garrett Oliver empfiehlt verschiedene Käse. Bier als Bestandteil von Cocktails? Na ja, der Ale Flip (gesüßtes Alt mit Rum und Ei) muss wohl nicht sein, so wie die Mexikaner auch die Limette zum Damenbier Corona ganz zu Recht den Touristen überlassen.

Überhaupt Biernationen. Die Enzyklopädie enthält ausführliche Beiträge zu Belgien, Tschechien, Deutschland und speziell Bayern. Sogar das seit 1999 kodifizierte Recht, in bayerischen Biergärten seine Brotzeit mitbringen zu dürfen, wird erwähnt. Zur Weltmacht Österreich, zu schottischem, australischem, finnischem und dänischem Bier, ja zu italienischem und solchem aus Sri Lanka finden sich Einträge.

Insgesamt ist der "Oxford Companion" ein verdienstvolles Unternehmen. Es gibt Einwände im Detail, die ergänzende Debatte im Internet ist für alle, die es ganz genau wissen wollen, hilfreich. Man erkennt an ihr, was "Wissensgesellschaft" heißt: Es gibt ziemlich viele Spezialisten für Fragen der Biergeschichte. Das mindert aber den Wert des Wälzers nicht. Alles in allem hat sich ihm ein Zug mitgeteilt, den Biertrinker vielen Weintrinkern voraus haben. Sie machen nicht so ein statusempfindliches Gewese um den Geschmack und posieren nicht als Kenner. Sie streiten lieber darüber, warum es "Bass No.1" nicht mehr gibt oder ob die von Papst Gregor 1241 monierte Praxis der Norweger, bei Wassermangel auch mit Bier zu taufen, wirklich unkatholisch ist.

JÜRGEN KAUBE

Garrett Oliver: "The Oxford Companion to Beer".

Oxford University Press, Oxford 2011. 920 S., geb., 35,- £.

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