Authentisch und allgemeingültig
Hier werden mit brillanter Ironie Abgründe des Wissenschaftsbetriebes vorgeführt - und nicht nur das, sondern Unzulänglichkeiten des Allzumenschlichen, die auch andernorts vorkommen. Das ist allgemeingültig, für alle Zeiten und alle Gesellschaften. An diesen Werken
wird man sich - wie an denen WILLIAM SHARESPEARES - noch lange ergötzen, wenn sie vielleicht auch…mehrAuthentisch und allgemeingültig
Hier werden mit brillanter Ironie Abgründe des Wissenschaftsbetriebes vorgeführt - und nicht nur das, sondern Unzulänglichkeiten des Allzumenschlichen, die auch andernorts vorkommen. Das ist allgemeingültig, für alle Zeiten und alle Gesellschaften. An diesen Werken wird man sich - wie an denen WILLIAM SHARESPEARES - noch lange ergötzen, wenn sie vielleicht auch zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit geraten sind (War das nicht bei SHAKESPEARE auch so?)! Der heutige Leser merkt kaum, auf welchem Boden das gewachsen ist. Beim gleichnamigen Film von ROLAND GRÄF wundern sich Spätgeborene wohl am Anfang: Was ist denn das für ein seltsames Auto, mit dem die da im Schlamm stecken bleiben? Der Schlamm scheint mir sinnbildhaft - aber das ist gottseidank Vergangenheit.
Die großartige Verfilmung von "Märkische Forschungen" durch ROLAND GRÄF war der Kultfilm der unhörbaren zornigen jungen Männer in der DDR! Das war wohlfeil. Auch seinen Zorn oder Protest in die Schublade hineinzuschreiben, war noch kein Widerstand, sondern nur eine Art innere Emigration, ein intellektueller Schrebergarten. WOLFGANG TEMPLIN wurde dann zu einer der rühmlich-hörbaren Ausnahmen. Das ist heute vielleicht nicht mehr wichtig - vielleicht doch, als Mahnung und Warnung und daß der eine oder andere fröhlich von seiner Vergangenheit scheide. Ich bin überzeugt, auch das Publikum, das gar nicht mehr weiß, was "DDR" bedeutet, wird an diesem Werk sein Vergnügen finden und manche (aktuelle) Wirklichkeit wiedererkennen. GÜNTER DE BRUYNS Erzählung ist voller bühnen- und filmreifer Kabinettsstückchen und die hat ROLAND GRÄF mit hervorragenden Schauspielern ins Bild gesetzt. Es wird Zeit, daß der Film wenigstens als DVD wieder unters Volk kommt. Und liebe Fernsehintendanten: Machen Sie doch mal unserem verehrten MARCEL REICH-RANICKI eine Freude und bringen Sie diesen Film! Der wird - da wette ich drauf - nur meckern, daß die eine Liebesgeschichte darin etwas zu verborgen ist und die andere nur am Rande vorkommt.
Ach so, für die die nicht mehr wissen, was "DDR" ist - Sie haben da auch nicht wirklich etwas versäumt: Das ist die Abkürzung für Deutsche Demokratische Republik, eine Art offizieller, dreifacher Tarnname für das Gebiet im Osten Deutschlands, das bis 1990 nicht eigentlich zu Bundesrepublik gehörte, die aber zumindest teilweise durch Zahlungen das unselige Fortbestehen der DDR für eine Weile verlängert hat. Die Erfinder des Wortungetüms "Deutsche Demokratische Republik" haben mit gleichsam umgekehrter Freudscher Fehlleistung ihre Verschleierungsabsicht selbst offenbart: Indem sie glaubten, zu "Republik" noch das Adjektiv "Demokratisch" hinfügen zu müssen - also übersetzt eine volksherrschaftliche Volksherrschaft - offenbarten sie, daß sie die Vorstellung einer undemokratischen Respublica im Kopf hatten, was sie dann ja auch praktisch umgesetzt und gleichzeitig mit großem, letztlich vergeblichem Propagandaaufwand stets geleugnet haben. Von der ganzen Welt völlig unerwartet (selbst nicht vom Innerdeutschen Ministerium, das so wohl wie selten eine andere Regierungsinstitution seine Überflüssigkeit bewiesen hat) ist die DDR an plötzlich offen ausgebrochener, aber - wie sich dann herausstellte - sehr lange latenter, dann rasant verlaufender politischer Schwindsucht zugrunde gegangen. Wer sich da als Arzt hätte betätigen wollen, wäre sicher bald selbst in Schwierigkeiten geraten. Schließlich hat sich die Leiche - seltener Fall - fröhlich selbst zu Grabe getragen.
"Märkische Forschungen" gibt auch - aber nicht vordergründig - ein authentisches und nicht nachträglich hergestelltes Gegenbild zur grassierenden entsetzlichen DDR-Nostalgie, kein vergangenheitsseliges, auch kein larmoyantes sondern einfach ein allgemeinmenschliches.