"In Imardin, so heißt es, habe der Wind eine Seele und pfeife heulend durch die schmalen Straßen der Stadt, weil das, was er dort finde, ihn mit Trauer erfülle."
Ich war gerade im Sommerurlaub, als ich dieses zugegebenermaßen nicht gerade dünne Taschenbuch zum ersten Mal aufschlug - eigentlich
wollte ich mir nur ein paar Minuten die Zeit vertreiben. Doch daraus wurde nichts, denn schon nach den…mehr"In Imardin, so heißt es, habe der Wind eine Seele und pfeife heulend durch die schmalen Straßen der Stadt, weil das, was er dort finde, ihn mit Trauer erfülle."
Ich war gerade im Sommerurlaub, als ich dieses zugegebenermaßen nicht gerade dünne Taschenbuch zum ersten Mal aufschlug - eigentlich wollte ich mir nur ein paar Minuten die Zeit vertreiben. Doch daraus wurde nichts, denn schon nach den ersten Seiten hatte dieses verflixte Buch seine Arme ausgebreitet und hielt mich fest, wie es zuvor nur Harry Potter gelungen war. Ich konnte machen, was ich auch wollte, die Rebellin Sonea hatte mich in ihre Welt entführt und ließ mich nicht mehr zurück. Und während andere nun lachend baden gingen, einige Reitstunden nahmen oder Badminton spielten, - laß ich. Das soll natürlich nicht so klingen, als ob es mir keinen Spaß machte, oh nein! Ich liebte diese Stunden, die ich in der Stadt Imardin verbrachte. Ich wurde zu Soneas Schatten, der sie überall hin begleitete. Ich erlebte, wie Sonea, das einfache Straßenkind, durch einen plumpen Zufall endeckte, dass sie magische Fähigkeiten besaß! Sie, das unscheinbare Bettlermädchen mit den kurzen, schwarzen Haaren und der abgetragenen Kleidung. Wer jetzt denkt: "Friede, Freude, Eierkuchen, jetzt lernt sie Zauberei an einer Hogwarts-Schule, findet viele Freunde und gut ist", der hat zu viele Märchen gelesen. Denn Sonea ist keineswegs interessiert an dieser hohen Kunst, die doch sonst nur den reichen und verwöhnten Menschen zuteil kommt. Nein, sie befürchtet, dass die Magier nun versuchen, sie aufgrund ihrer ärmlichen Abstammung einfach - schwupp- aus dem Weg zu schaffen. Doch so leicht gibt Sonea nun wirklich nicht auf! Sie beginnt, sich vor der gefürchteten Magierrgilde zu verstecken, und ihre unkontrollierten Kräfte aus eigener Kraft zu beherrschen. Diese halsbrecherische Flucht führt sie in den Untergrund von Imardin, auf die Straße der Diebe, und letztendlich auf das Gelände der Magiergilde selbst. Noch ahnt sie nicht, dass die Beobachtungen, die sie dort macht, ihr ganzes Leben dramatisch verändern werden. Und so nehmen Soneas magische Kräfte immer beängstigendere Ausmaße an, durch welche nicht nur ihr, sondern auch das Leben vieler anderer Menschen auf Messers Schneide steht. So muss Sonea sich letztendlich entscheiden....
"Die Rebellin" ist in einer Hinsicht ein sehr merkwürdiges Buch: Beim Lesen der ersten 200 Seiten hat man das Gefühl, die Handlung hätte locker auch in 50 Seiten gepasst - ein bisschen gequetscht und eingedellt, aber möglich wäre es auf jeden Fall gewesen - was keinesfall bedeuten soll, das Buch wäre langweilig! Denn die Magie dieses Romans besteht darin, den Leser trotz dieser Auffälligkeit immer tiefer in das Geschehen eintauchen zu lassen. Außerdem sollte nach dem ersten Satz dieses Buches spätestens klar sein, dass der Ausdruck Trudi Canavans keinesfalls zu wünschen übrig lässt.
Nun ja, nach knapp einer Woche hatte ich das Buch dann durch - was aber nicht zu bedeuten hatte, dass ich die Sommerferien nun wie jeder andere verbrachte. Oh nein, es warteten schließlich immerhin noch zwei Teile der "Gilde der schwarzen Magier darauf", verschlungen zu werden....