Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 789 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2024
Die Kranichfrauen
Greil, Renate

Die Kranichfrauen


ausgezeichnet

Der historische Roman spielt im Sommer 1947 am Ammersee. Der Krieg ist seit zwei Jahren zu Ende, der Ammersee liegt in der amerikanischen Besatzungszone. In der fiktiven Geschichte der Autorin Renate Greil (sie hat unter "Thea Fischer bereits zwei Kriminalromane, die am Ammersee spielen veröffentlicht) wird ein ehemaliger Yachtclub am See , der von den Amerikanern beschlagnahmt worden ist, wird von diesen zu einem Jugendclub umgewandelt. Kinder aus der Umgebung sollen hier u.a segeln und schwimmen lernen und werden verpflegt. Dafür bedarf es Betreuer. Anna aus dem nahegelegenen Örtchen und Paula aus München werden neben den ehemaligen Soldaten Dietrich und Wolf von den amerikanischen Soldaten engagiert. Die beiden Frauen haben ganz unterschiedliche Gründe, warum sie diesen Job angetreten haben. Doch beide suchen ihre Freiheit von familiären Erwartungen und Zwängen. Paula, deren Familie Jahrzehnte eng mit dem Yachtclub verbunden ist, ist wagemutig und ihr liegt das Segeln im Blut. Das schönste und größte Segelschiff im Yachtclub, die Kranich, gehörte einst ihrer Familie. Anna hingegen ist eher zurückhaltend, aber ebenfalls mutig, einfallsreich und geschickt. Doch schon schnell nach Dienstantritt stellt sich heraus, dass die beiden Frauen auch hier mit ihrer Rolle zu kämpfen haben, denn sie haben sich mehr vorgestellt, als nur mit dem Mädchen zu malen oder zu basteln. Gemeinsam kämpfen sie für ihre Unabhängigkeit, mehr Zuständigkeit und insbesondere für „ihr“ Segelschiff, die Kranich.

Der Roman von Renate Greil hat mich in eine nicht allzu ferne Vergangenheit versetzt. In eine Zeit kurz nach dem Krieg, als die meisten Frauen wieder in ihre alten Rollen zurück gedrängt wurden, als viele Männer gefallen, vermisst oder verwundet waren, Lebensmittel knapp und die neue Demokratie sich erst im Aufbau befand. Der Roman lässt diese Zeit authentisch wieder aufleben, verpackt in eine fesselnde Geschichte über zwei starke junge Frauen in einem Sommer am Ammersee. Es geht um die große Liebe und Sehnsüchte, das alltägliche Leben, mutige Entscheidungen, aber auch um die Schatten der Vergangenheit. Ein toller Mix, eingebettet in eine fesselnde Geschichte, bei dem mir die zwei Frauen richtig ans Herz gewachsen sind.

Bewertung vom 10.05.2024
Mord am Lago Maggiore
Holenstein, Alexandra

Mord am Lago Maggiore


ausgezeichnet

Ein humorvoller, abwechslungsreicher und fesselnder Krimi, den ich richtig gerne gelesen habe, nicht nur weil ich den Schreibstil der Autorin Alexandra Holenstein so gerne mag. Schon ihre Vorgängerromane (die ganz unabhängigen Romane "Das Heinrich Problem und Auszeit bei den Abendrots) haben mich begeistert, ihr trockener, teils schwarzer Humor in Verbindung mit tiefsinnigem Inhalt, ist immer wieder eine gelungene Kombi.

Auch hier, im aktuellen Roman. Diesmal also ein Krimi. Ein Mord in einer malerischen Landschaft am Lago Maggiore. Herbert Kummer wird tot aufgefunden. Er hat sich Zeit seines Lebens nicht nur Freunde gemacht, eine Art und Weise, wie er mit seinen Mitmenschen umging,, hat so manchen zur Weißglut getrieben. Aber wer geht soweit und begeht einen Mord? Als er vergiftet von seiner Schwiegertochter Tabea aufgefunden wird, kommen gleich eine ganze Reihe von Personen als Täter oder Täterin in Frage. Tabea kann es nicht unterdrücken, ihre Neugier, ihre Fragen, ihr Spürsinn lassen sie selbst Ermittlungen anstellen, nicht ahnend, dass sie sich dabei selbst in Gefahr begibt. Als (ahnungsloser) Leser begibt man sich mit ihr auf Spurensuche, kann mitraten und seine eigenen Vermutungen anstellen. Es bleibt die ganze Zeit spannend.

Neben dem kriminalistischen Inhalt geht es im Roman aber auch um die Beziehung zwischen Tabea und ihrem Ehemann Ludwig, um Familie, Freunde, die beeindruckende Landschaft und manch andere interessante Nebenschauplätze. Alles zusammen ergibt wieder eine gelungene Mischung aus Spannung und Tiefgang. Alexandra Holenstein schildert die meiste Zeit aus Sicht von Tabea, so dass wir ihre Gefühle, ihren Antrieb, ihre Gedanken, verfolgen können. Und das alles sehr authentisch. Ich konnte mir sie so gut vorstellen, mich in sie hineinversetzen. Als Gegenpart gibt es auch einige Kapitel aus der Sicht von Ludwig und das rundet das ganze Bild ab, weil man dadurch auch Einblicke in seine Gedanken und Beweggründe bekommt.

Fazit: ein spannender und trotzdem sehr humorvoller Kriminalroman mit Tiefgang und authentischen Figuren !!

Bewertung vom 01.05.2024
Der Sommer, in dem alles begann (eBook, ePUB)
Léost, Claire

Der Sommer, in dem alles begann (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein kleines Dorf in der Bretagne. Drei Frauen aus drei Generationen, tragisch miteinander verknüpft.

Ich habe anfangs ein bisschen gebraucht, um in diese besondere Geschichte hineinzukommen. Doch dann war ich gefesselt und fasziniert. Von der Sprache, diesen vielen tiefsinnigen Sätzen, in denen so viel Lebensweisheiten stecken und den ganz besonderen Figuren in diesem Roman. Die Handlung spielt in den Jahren 1947 und 1994. Claire Léost erzählt die Geschichte von Odette, Marguerite und Hélène, deren Wege sich auf schicksalsreiche Weise kreuzen.

Da ist einmal die junge Odette, die es nach dem Tod ihrer Eltern wagt ihr Glück in Paris zu suchen. Margeruite, die 1994 auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter genau in dem Dorf landet, das Odette einst verlassen hatte. Und da ist die Hélène, die 16jährige, die noch nicht weiß, welchen Weg sie gehen möchte. Es geht um Liebe, Familienbande, Zugehörigkeitsgefühle, Heimat, Unabhängigkeit, Verbitterung, zerplatzte Träume, Verluste und um die Kraft der Literatur.

Ein kraftvoller Roman, der mich sehr beeindruckt hat und mich sehr fesseln konnte. Einer, den man immer wieder auch nach dem durchlesen in die Hand nimmt, um darin zu blättern und einige Passagen erneut zu lesen. Gerade den Anfang noch einmal verinnerlichen, mit dem Verständnis der ganzen Geschichte versteht man nun umso mehr. Es ist ein Roman, der trotz seiner nur 234 Seiten doch so eine Fülle von Textstellen enthält, die man sich anstreichen möchte, die man sich bewahren möchte. Es sind so viele tiefgründige Aussagen, fast poetisch anmutende Worte, die mich berühren konnten. Die tragische Geschichte hallt noch eine ganze Weile in mir nach.

"Jetzt aber, vernichtend geschlagen von dem übermächtigen Gegner, erkennt sie, dass es auf manche Fragen keine Antwort gibt und für manche Probleme keine Lösung. Manchmal geht es einfach nicht. Manchmal darf man weinen." (S. 161)

Bewertung vom 21.04.2024
Marconi und der tote Krabbenfischer (eBook, ePUB)
Palu, Daniele

Marconi und der tote Krabbenfischer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein fesselnder Nordseekrimi, der mir richtig gut gefallen hat. Der Auftakt einer neuen Reihe von Daniele Palu.

Gleich zu Anfang gibt es einen toten Krabbenfischer, weitere rätselhafte Vorkommnisse in St.-Peter-Ording folgen und sorgen für ordentlich Spannung. Dazu gibt es mit Massimo Marconi eine sehr interessante und vielschichtige Hauptfigur. Der Münchner mit italienischen Wurzeln ist der neue Leiter der Polizeistation im Küstenort. Nach dem Tod seines Bruders hat er nun die Verantwortung für seine 12jährige Nichte und seinen 8jährigen Neffen, die nun Vollwaisen sind, übernommen, was ihn, der vor festen Bindungen bislang reißaus genommen hat, vor erhebliche Herausforderungen stellt. Massimo muss also den Kulturschock des Umzugs aus der süddeutschen Großstadt ins norddeutsche Kleinstädtchen überwinden, seine freiwillige Degradierung vom Kriminalkommissar zum Streifenpolizist ertragen und sich auch noch an seine neue Rolle als Erzieher gewönnen. Zum Glück hat er mit Eva und Jens taffe Kollegen, die ihn in allen Bereichen unterstützen, auch wenn er seine Kompetenzen gleich zu Anfang weit überschreitet.

Dieser Krimi ist eine gelungene Mischung aus feinem Humor, aufregenden Ereignissen in und um St-Peter-Ording und so einigen zwischenmenschlichen Spannungen. Es wurde mir beim Lesen nie langweilig, ich bin durch die Seiten geflogen und nun freue ich mich auf weitere Marconi-Fälle, denn einige private Begebenheiten bleiben am Ende noch offen.


Hervorzuheben sind noch der lockere Schreibstil, die abwechslungsreichen Kapitel, die neugierig machenden humorvollen Kapitelüberschriften, die Szenen, in denen gekocht wird und die angehängten Rezepte, sowie das Nachwort mit dem Bezug zu realen Ereignissen. Zudem wecken die Beschreibungen der Landschaft die Reiselust. Ein rundherum gelungener Krimi, der Lust auf mehr/Meer macht!!!!

Bewertung vom 21.04.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Eine wahrhaft grandiose Geschichte! Eine, die zum Nachdenken anregt über Chancen, Vergangenheit und darüber, was wäre, wenn man in seine Vergangenheit eingreifen könnte. Was wäre, wenn das Leben parallel ablaufen würde? Autor Scott Alexander Howard hat ein Gedankenspiel in einem gelungenen Debütroman zum Leben erweckt. Eine fantastische und fesselnde Geschichte; Stell dir vor, dein Leben würde sich auf ein Tal beschränken. Hinter den Bergen auf der westlichen Seite existiert ein identisches Tal, alles ist gleich, doch dort spielt sich alles 20 Jahre früher ab, ähnlich verhält es sich auf der Ostseite, nur 20 Jahre in die Zukunft. Alle Täler sind hermetisch abgeriegelt, Besuche (ohne direkten Kontakt, zum „Schauen“) sind nur in Einzelfällen und inkognito bei bestimmten Trauerfällen gestattet. Als die 16jährige Odile Besucher aus der Zukunft zufällig erkennt, weiß sie, dass ihrem Mitschüler Edme etwas zustoßen wird. Doch sie darf ihn nicht warnen, darf nicht in das (zukünftige) Geschehen eingreifen, darf die Zukunft nicht verändern. Was wäre jedoch, wenn sie ihr Schweigen bräche?

Es wird aus Sicht der jungen und im zweiten Abschnitt der älteren Odile erzählt. Gedankenspiele entstehen, wie ein einzelnes Ereignis Lebensläufe verändert und wie es hätte anders aussehen können. Wie wäre es, wenn wir unserem älteren oder jüngeren ich etwas ausrichten könnten? Eine Warnung zb oder einen Ratschlag?

Ich konnte mir diese Welt beim Lesen richtig gut vorstellen, auch wenn es weder einen Hinweis auf eine bestimmte Zeit gibt (es fahren allerdings Autos, es gibt aber nur Radio und kein Handy ), wo genau diese Täler liegen, wird auch nicht näher beschrieben. Aber all das ist auch nicht wichtig. Viel wichtiger ist die Handlung, die Figuren, die Veränderungen, die sie durchmachen. Und diese Geschichte hat mich richtig gepackt. Mir Stoff zum Nachdenken gegeben, mich beschäftigt und berührt. Über diese Geschichte habe ich am Ende noch eine Weile nachgedacht, an die vielen anscheinend losen Fäden gedacht , die am Ende so perfekt verknüpft wurden. Der Autor hat in Philosophie promoviert und das merkt man diesem Roman an. Und dabei liest sich dieser Roman wie ein spannender Krimi, auch wenn es sich hier nicht um einen Mordfall handelt. Es geht um Gefühle, Hoffnung, Liebe , Willensstärke, Schicksal und Mut. Ein tolles Debüt Eine fesselnde Lektüre!

Bewertung vom 21.04.2024
Die Brandung - Moorengel
Kliewe, Karen

Die Brandung - Moorengel


ausgezeichnet

In der Nähe von Flensburg werden in einem Moor sechs Leichen entdeckt, die unter Wasser regelrecht drapiert wurden, zudem finden sich auf deren Körper eingeritzte Symbole, die Rätsel aufgeben. Nicht nur diese Mordserie hält Kommissar Ohlsen in Atem, sondern auch das Verschwinden der siebenjährigen Tiida. Kurz zuvor hat die dänische Museumsleiterin Fria Svensson ein Päckchen mit einer im Moor gefundenen Dose, die einen abgeschnittenen Finger enthält, erhalten. Der anonyme Finder wird durch die Polizei schnell ermittelt, seine Angaben führen zu dem Moor, wo dann die sechs Leichen gefunden werden. Fria, einmal involviert, ist weiterhin neugierig und so erhält Ohlsen unerwartet und etwas abseits des offiziellen Dienstweges, Unterstützung. Die entscheidende Frage, um den Mörder zu finden, ist, was verbindet die Opfer? Und was ist Tilda zugestoßen? Ein spannender Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Fast 400 Seiten und ich habe sie regelrecht verschlungen. Der Krimi ist von Anfang bis zum Schluss absolut fesselnd und sorgt mit einigen Verwicklungen für eine abwechslungsreiche Spurensuche und für einige Fährten, die am Ende in einem höchstspannendem Finale, zu der Auflösung führen. Ich konnte mit fiebern, mit bangen und mit rätseln und mir das Setting und die Figuren dabei sehr gut vorstellen. Dieser Krimi, einmal angefangen, hat mich nicht mehr losgelassen. Gefallen hat mir auch das ungleiche Duo Ohlsen und Svensson, die trotz ihrer Gegensätzlichkeit aber gut zusammen agieren . Auch nach dem Lesen der letzten Seite, beschäftigt er einen noch weiter, die Autorin Karen Kliewe hat hier nicht mit emotionalen Gefühlen gespart. Ich warte nun gespannt auf einen neuen Fall für das Duo Ohlsen/Svensson. Von mir gibt es für diese fesselnde Unterhaltung die volle Punktzahl!

Bewertung vom 21.04.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Was wäre, wenn es ein Medikament geben würde, das dich wieder jünger machen würde? Du behältst deine Erfahrungen, dein Wissen, aber bist körperlich wesentlich fitter und wieder gesünder ? Nur deine biologische Uhr wäre zurück gestellt worden? Was hätte das für Auswirkungen? Für dich und, wenn es alle tun könnten, für die Menschheit?

Maxim Leo hat genau darüber eine Geschichte gesponnen. Ein Medikament, das eigentlich erfunden wurde, um Herzmuskelentzündungen zu bekämpfen, entpuppt sich für die vier Probanden als körperliche Verjüngungskur. Mit ganz unterschiedlichen Effekten. Da ist der 17jährige Jakob, frisch verliebt, die 40jährige Jenny, die seit langem versucht schwanger zu werden, der 80jährige Immobilienmagnat Wenger, der nicht mehr lange zu leben hat und die einstige Schwimm-Olympiasiegerin Verena. Ihr Leben verändert sich nach der Medikamententherapie radikal. Und nicht immer sind alle Nebenwirkungen erwünscht.

Als bekannt wird, was mit ihnen passiert ist, fangen nicht nur politische und ethische Diskussionen an, sondern es werden auch weltweit Begehrlichkeiten geweckt.

Ein unheimlich spannender Roman mit Tiefgang, der zum Nachdenken anregt. Nicht nur die Protagonisten müssen das Für und Wider beurteilen , sondern auch der Leser. Wie würde man entscheiden, wenn es Wirklichkeit werden würde? Und sind wir davon noch wirklich weit entfernt? Können wir das Alter irgendwann besiegen und wenn ja, zu welchem Preis? Viele Fragen gehen einem durch den Kopf, die Antworten scheinen auf den ersten Blick einfach, doch sind sie das wirklich?
Von mir absolute Empfehlung für eine grandios erzählte Geschichte, von der ersten bis zur letzten Seite spannend erzählt. Und es klingt nicht nach einer allzu utopischen Geschichte, sondern nach etwas, was vielleicht wirklich in naher Zukunft passieren könnte.

Bewertung vom 18.04.2024
Ich verspreche, dich zu finden
Dobson, Melanie

Ich verspreche, dich zu finden


ausgezeichnet

Ein fesselnder und sehr berührender Roman! Dietmar und Brigitte sind noch Kinder, als sie 1940 aus Deutschland fliehen müssen und versuchen sich nach England zu einer Verwandten durchzuschlagen. Dabei verlieren sie sich allerdings aus den Augen. Jahrzehntelang versucht Dietmar verzweifelt Brigitte wiederzufinden. Inzwischen ist er allerdings 90 Jahre alt, die Hoffnung hat er aber nie aufgegeben. Seine letzte Chance ist Quenby, eine junge Journalistin mit Empathie und Weitblick, die in ihrer Vergangenheit selbst Verluste ertragen musste. Kann sie das schaffen, wodran so viele vor ihr gescheitert sind?

Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Stück für Stück wird die bewegende Flucht und die Trennung von Dietmar und Brigitte erzählt, eingeflochten darin sind die aktuellen Ereignisse, die neue Suche, die diesmal Quenby übernimmt. Dabei hat sie sich lange gegen diesen Auftrag gewährt, ist sie doch eher Journalistin und keine Detektivin. Zudem hat sie mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen und hat Angst vor zu viel emotionaler Nähe zu dieser Geschichte. Allerdings schaffen es Daniel Knight (so heißt Dietmar inzwischen) und sein junger Advokat Lucas sie zu überreden. Für Quenby gibt es nur ein "ganz oder gar nicht", also geht sie, nachdem sie sich für den Auftrag entschieden hat, mit vollem Elan in die Spurensuche. Und ihr Emphatie lässt sie auch Spuren finden, die viele andere vor ihr bislang übersehen hatten. Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu. Und während sie sich immer tiefer in den Fall verstrickt, geraten auch ihre Gefühle immer mehr in Aufruht. Denn nicht nur Lucas Nähe bringt ihre Gefühlwelt gehörig durcheinander, sondern auch, dass immer mehr aus ihrer Vergangenheit wieder ans Tageslicht kommt.

Ein Roman voller Hoffnung, auch wenn (oder gerade weil) die Protagonisten so viel Schweres erlebt haben. Ein Roman, der Mut schenkt, auch wenn es aussichtslos erscheint . Melanie Dobson hat mich vor Jahren schon mit ihrem Roman "Erinnerungen aus Glas" gefesselt, ihr neuer Roman steckt wieder voller Gefühle und auch so einigen Überraschungen, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Durch die immer wieder sich auch abwechselnden Zeitebenen wurde die Spannung weiter aufgebaut. Der Roman hat Tiefgang und ist Vielschichtig, bietet neben den Themen Flucht und Vertreibung, Verrat und Verlust, Hoffnung und Mut, auch Raum für eine kleine Liebesgeschichte. Rundherum gelungen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.04.2024
Vertraue ihm
Ramstein, Madeleine

Vertraue ihm


ausgezeichnet

utorin Madeleine Ramstein (auch unter @seinwortmeinlicht auf Instagram) hat Andachten zu den verschiedensten Themen zu einem Buch zusammengestellt, eingeteilt in die Kategorien "Das Fundament", "Gott unsere Vergangenheit anvertrauen", "Gott in der Gegenwart vertrauen", "Gott während schwierigen Zeiten vertrauen", "die Frage nach dem Leid", "Gottes Wille und seine Berufung für unser Leben" und "praktische Tipps für eine vertrauensvolle Zukunft". In die Andachten fließen neben vielen Bibelzitaten auch viele eigenen Erfahrungen der Autorin mit ein, so bezieht sie sich zb auch auf ihre langjährige chronische Krankheit, Zeiten der Einsamkeit, und später auch auf Erlebnisse mit ihrer Familie. Phasen in ihrem Leben, in denen sie durch Gebete und durch ihren Glauben getragen wurde. Es geht aber nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch, oder vor allem, um Mut spendende Zeugnisse aus der Bibel, die auch für das heutige Leben anwendbar sind. Jede etwa dreiseitige Andacht läd den Leser am Ende zu einem Gebet und einer Reflexion ein. Ein Buch, dass wertvolle Impulse schenkt und sich für eine tägliche Ermutigung eignet.

"Vertrauen ist ein ständiger Kampf, eine tägliche zu treffende Entscheidung. Ständig gilt es, die Oberhand in den Gedanken zu behalten und sich für das Vertrauen zu entscheiden." (S.155).

Bewertung vom 18.04.2024
Das Haus der Wiederkehr
Moyes, Jojo

Das Haus der Wiederkehr


sehr gut

Ein kleines Küstenstädtchen, ein großes, einsam gelegenes Haus. Es gibt zwei sich abwechselnde Zeitstränge. In den 1950er Jahren zieht eine bunte Mischung aus Künstlern in das Haus, während die allermeisten Bewohner von Merham diese kritisch beäugen und ablehnen, sind Lottie und Celia, beide fast erwachsen, die wie Geschwister aufwachsen, fasziniert von den Bewohnern des Hauses. Lottie, die als junges Mädchen während des Krieges aus London aufs Land evakuiert wurde und so in Celias Familie gelangt ist und auch dort geblieben ist, ist ein ruhiger , stiller Typ. Während Celia schon immer unbeschwerter, offener und auch ausgelassener ist. Als über Celia allerdings nach einem Vorfall mit den Bewohnern des Hauses im Ort nicht nur getuschelt, sondern offen gelästert wird, wird sie von ihrer Familie nach London geschickt. Da sie jedoch kein Kind von Traurigkeit ist, findet sie dort schnell Anschluss und auch ihren Spaß. Sie lernt Guy kennen, er kommt aus einem reichen Haus, und er und Celia verloben sich ziemlich schnell. Als Celia Guy das erste Mal zu Hause vorstellt, weiß Lottie, dass er ihre große Liebe ist. Doch sie kann doch Celia nicht ihren Verlobten ausspannen. ...
50 Jahre später soll das ehemalige Künstlerhaus zu einem Hotel umgebaut werden. Daisy, seit kurzem Mutter und von dem Vater des Kindes verlassen, ist eigentlich am Ende ihrer Kräfte und ein Nervenbündel. Doch der Auftrag als Innenarchitektin, den sie noch vor der Geburt von Ellie bekommen hatte, ist ihr finanzieller Rettungsanker. Allerdings wird ihr das Leben vom neuen Besitzer auch nicht leicht gemacht.

Eine Geschichte voller Tiefgang, voller Gefühle, eine, die irgendwie nachhallt. Keine mit super-dramatischen Entwicklungen, sondern eher eine, die im ruhigen Fahrwasser eine Sogwirkung entfaltet. Die Fäden der beiden Zeitebenen verknüpfen sich, die Figuren entfalten sich nach und nach und es wird eine Geschichte rund um tiefe Gefühle, schmerzhafte Erinnerungen, die große Liebe und die verschiedensten großartigsten aber auch belastenden Beziehungen erzählt. Wie lebt man ohne die große Liebe? Wie weit ist man überhaupt bereit für diese zu gehen? Was macht es mit einem, wenn man diese loslässt, loslassen muss? Kann man ein neues Glück finden, sich neu definieren, sich wieder einlassen auf andere Beziehungen oder was macht es mit einem selbst? Jojo Moyes hat die Antworten auf diese Fragen mit verschiedenen Figuren, ganz unterschiedlichen Entscheidungen, beantwortet. Eine faszinierende Geschichte, die mich fesseln konnte.

Ich habe übrigens abwechselnd gelesen und gehört. So konnte ich ich zweigleisig eintauchen in diese Geschichte , habe dies das erstemal ausprobiert und fand es richtig klasse. Die Erzählstimme von Luise Helm hat mir hierbei sehr gut gefallen, sie passte richtig gut. Und hat mich irgendwie an die Erzählstimme aus den Michel -aus-Lönneberga-Filmen erinnert.

4,5 Sterne