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«Triste, Triste, Triste. Wagner è morto!» So reagierte der große italienische Opernkomponist Giuseppe Verdi, als er erfuhr, daß Richard Wagner, der Schöpfer von romantischen Opern wie Tannhäuser oder Lohengrin und von Musikdramen wie Tristan und Isolde oder Der Ring des Nibelungen, am 13.Februar1883 in Venedig gestorben war. Die Weltgeltung von Wagners musikalischen Bühnenwerken vom Fliegenden Holländer bis zum Parsifal ist unbestreitbar, und sie ist immer noch im Wachsen begriffen, doch lastet auf der Rezeption seiner Kunst der dunkle Schatten seines Antisemitismus. Wagners Persönlichkeit und…mehr

Produktbeschreibung
«Triste, Triste, Triste. Wagner è morto!» So reagierte der große italienische Opernkomponist Giuseppe Verdi, als er erfuhr, daß Richard Wagner, der Schöpfer von romantischen Opern wie Tannhäuser oder Lohengrin und von Musikdramen wie Tristan und Isolde oder Der Ring des Nibelungen, am 13.Februar1883 in Venedig gestorben war. Die Weltgeltung von Wagners musikalischen Bühnenwerken vom Fliegenden Holländer bis zum Parsifal ist unbestreitbar, und sie ist immer noch im Wachsen begriffen, doch lastet auf der Rezeption seiner Kunst der dunkle Schatten seines Antisemitismus. Wagners Persönlichkeit und seinem künstlerischen Schaffen gerecht zu werden, ohne die problematischen Seiten seines Charakters auszuklammern, ist das Anliegen von Egon Voss – einem der besten Kenner von Leben und Werk Richard Wagners –, der diese kleine Biographie geschrieben hat.
Autorenporträt
Dr. Egon Voss ist Musikwissenschaftler und Editionsleiter der Richard-Wagner-Gesamtausgabe.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.11.2012

Sprüche und Widersprüche in
Richard Wagners Antisemitismus
Er gehört zu den kenntnisreichsten und seriösesten Wagner-Fachleuten überhaupt: Egon Voss, langjähriger Editionsleiter der Richard-Wagner-Gesamtausgabe, hat in autografen Noten, Notizen und Korrespondenzen gewühlt; wie nebenbei verstreut er die interessantesten Details über den genialen Großkomponisten. Dass er dessen Antisemitismus gleich zu Beginn seiner weitreichenden Personen- und Werkbeschreibung thematisiert, zeigt die sachliche Ernsthaftigkeit, mit der Voss der Jahrhundertfigur begegnet. Dabei kassiert er viele Urteile von Wagner-Laienrichtern, die schlecht informiert sind. Wagner war Antisemit, zunächst wohl nicht mehr als im 19. Jahrhundert üblich. Dann aber brandmarkte er sich selbst mit dem Aufsatz „Das Judentum in der Musik“. Gäbe es diesen Text nicht, man würde heute vielleicht mehr darüber reden, was ihn zum Beispiel am Juden Mendelssohn so fasziniert hat, dass er ihn, wie Voss beschreibt, als musikalisch-künstlerische Autorität anerkannte.
  Voss zitiert Belege aus Tagebüchern, Konversationen und Briefen, in denen Wagner zum Beispiel über Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre urteilt, sie sei „eines der schönsten Musikwerke, die wir besitzen“. Es gibt noch mehr philologische Nachweise, aber Voss hat als Musikwissenschaftler noch weit härtere Beweise zur Hand: Wagner zitiert im „Parsifal“ das sogenannte „Dresdner Amen“ – wie schon im „Liebesverbot“ und im „Tannhäuser“. Nachdem er 1876 Mendelssohns Reformations-Symphonie gehört hatte, verwendet er nun dessen Variante des musikalischen Motivs. Offenbar hielt er sie für die authentischere Version. Natürlich geht Voss auch auf die Opernfiguren ein, die im allgemeinen Diskurs als Juden-Karikaturen gelten, was sie offenbar nicht sind, und auf das Verhältnis zu dem jüdischen Pianisten Karl Tausig. Gerade das muss alle befremden, die Wagner nicht nur als antisemitischen Theoretiker, sondern auch als praktizierenden Rassenhasser und Vorläufer Hitlers sehen. Dies war er aber so wenig wie der große Judenhasser Martin Luther.  
HELMUT MAURÓ
Egon Voss:
Richard Wagner
C. H. Beck Verlag, München 2012.
128 Seiten, 8,95 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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