Der Klassiker der Kritik der politischen Ökonomie, Das Kapital von Karl Marx, ist bekanntlich schwerer Lesestoff. Mehr als 2500 Seiten, Beipiele und Bezüge auf volkswirtschaftliche Theorien, denen die heutige Aktualität fehlt und der Umstand, dass Marx für den zweiten und dritten Band nur
Manuskripte hinterlassen hat, machen den Zugang nicht leicht.
Da „Das Kapital“ aus natürlichen Gründen…mehrDer Klassiker der Kritik der politischen Ökonomie, Das Kapital von Karl Marx, ist bekanntlich schwerer Lesestoff. Mehr als 2500 Seiten, Beipiele und Bezüge auf volkswirtschaftliche Theorien, denen die heutige Aktualität fehlt und der Umstand, dass Marx für den zweiten und dritten Band nur Manuskripte hinterlassen hat, machen den Zugang nicht leicht.
Da „Das Kapital“ aus natürlichen Gründen keine aktualisierte Neuauflage erfahren kann, ist es sehr viel Wert, dass es Michael Heinrich gelungen ist, die theoretische Erklärung des Kapitalismus und über diese Erklärung die nach wie vor aktuelle Kritik verständlich und übersichtlich auf ca. 200 Seiten zusammenzufassen. Hier wird nicht in Frühschriften gewühlt, ein angeblicher Prognoseanspruch problematisiert oder sonstigen philosophischen Interpretationen nachgespürt. Heinrich geht es schlichtweg darum, was Marx im Kapital als Erklärung und damit Kritik des Kapitalismus geleistet hat. Dabei legt er auch besonderen Wert auf eine ausführliche Darlegung der marxschen Kritik an Ware und Geld. Dem Reichtumsmaßstab der Marktwirtschaft an dem gemessen die Frage was (Qualität), wie (Arbeitsbedingungen) und für wen produziert wird, zum bloßen Mittel der Geldvermehrung verkommt. Eine Kritik, die auch in linken Kreisen oft mißverstanden wird, wenn Ware und Geld als bloße Gesetzmäßigkeiten eines ansonsten harmlosen Warentausches gesehen werden, die wie selbstverständlich zu jeder Form des Wirtschaftens dazugehören würden. Heinrich hält demgegenüber fest: »Ausbeutung und die Existenz „unbezahlter Arbeit“ entspringen nicht aus einer Verletzung der Gesetze des Warentausches, sondern aus ihrer Befolgung. Will man Ausbeutung abschaffen, dann geht dies nicht durch eine Reformierung der Austauschverhältnisse innerhalb des Kapitalismus, sondern nur durch die Abschaffung des Kapitalismus.« (S.94)
Als abschließendes Kapitel fügt Heinrich einige Überlegungen zu Staat und Kapital an, um deutlich zu machen, dass die Kritik der politischen Ökonomie auch eine Kritik der Politik impliziert. Damit wendet er sich gegen eine auch in Teilen der Linken anzutreffende Idealisierung der Demokratie, die sich darüber auszeichnet, dass sie vom ökonomischen Kontext der Demokratie absieht. Eine sehr gute Ergänzung zu Heinrichs Buch ist auch das Buch von Hermann Lueer, Warum verhungern täglich 100.00 Menschen?