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Marie ist überzeugt: Sie hat keinen Platz in dieser Welt. Von ihrem Plan, sich das Leben zu nehmen, hält sie vorerst nur eines ab: Ihrem Therapeuten Willi hat sie versprochen, ein Jahr durchzuhalten, dafür verhindert er, dass sie wieder in die Psychiatrie muss. Marie lernt Emanuel kennen, und obwohl sie Gleichaltrige aus Prinzip für notgeile Idioten hält, lässt sie sich auf ihn ein. Marie spürt, dass sie etwas verbindet, und sie erfährt, dass auch Emanuel an den Tod denkt. Und so bedeutet der Beginn ihrer Geschichte zugleich das Ende - doch wie in jeder guten Geschichte kommt auch in dieser etwas dazwischen.…mehr

Produktbeschreibung
Marie ist überzeugt: Sie hat keinen Platz in dieser Welt. Von ihrem Plan, sich das Leben zu nehmen, hält sie vorerst nur eines ab: Ihrem Therapeuten Willi hat sie versprochen, ein Jahr durchzuhalten, dafür verhindert er, dass sie wieder in die Psychiatrie muss. Marie lernt Emanuel kennen, und obwohl sie Gleichaltrige aus Prinzip für notgeile Idioten hält, lässt sie sich auf ihn ein. Marie spürt, dass sie etwas verbindet, und sie erfährt, dass auch Emanuel an den Tod denkt. Und so bedeutet der Beginn ihrer Geschichte zugleich das Ende - doch wie in jeder guten Geschichte kommt auch in dieser etwas dazwischen.
Autorenporträt
Sandra Weihs, 1983 in Klagenfurt geboren, studierte Sozialarbeit im städtischen Raum und lebt in Oberösterreich und Wien. Sie arbeitet mit sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und Familien. Für ihren Roman »Das grenzenlose Und« wurde sie mit dem Literaturpreis für das beste deutschsprachige Debüt des Jahres 2015 der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2015

Das WG-Schicksal ist ein mieser Verräter
Cioran als Sozialarbeiter und Sterbehelfer: Sandra Weihs' Debütroman "Das grenzenlose Und" erzählt von einer jungen Lebensmüden

Wie alle Achtzehnjährigen, die beim Kiffen nach dem "Sinn des Lebens" suchen und sich aus Verzweiflung über die "Beschissenheit der Dinge" umbringen wollen, verehrt auch Marie Kurt Cobain. Dass sie gerade Abitur gemacht hat, Otto Dix kennt, Björk und Blumfeld hört und Emile Cioran, den Übervater aller Depressiven und Verzweifelten, liest, weist Marie als intelligentes Mädchen aus. Die Sprache der Therapeuten und Sozialarbeiter ist ihr jedenfalls so wenig fremd wie das Pathos der Dichter: "Das wäre schön, im pathologischen Begehren eines Mannes Erlösung finden durch den Tod . . . Keine Versprechen, keine Kosewörter, kein langsames Dahinscheiden durch den Verlust der ureigenen Persönlichkeit wegen fauler Kompromisse." Marie ist stark, selbstbewusst, cool, aber leider "total psycho", ein hoffnungsloser Fall. Die Borderlinerin ritzt sich mit der Rasierklinge, um ihre Mutter zu bestrafen, und hat mit der Welt so ziemlich abgeschlossen: "Ich will nicht mitmachen in einer Gesellschaft, in der andere auszubeuten Mode ist, Kriege geführt werden, die man sich im Fernsehen ansehen kann, Eltern ihre Kinder schlagen und es Tabletten gegen Gefühle gibt."

Wenn Marie nicht in einer sozialpädagogisch betreuten WG mit anderen psychiatrisch auffälligen Mädchen lebte und in Willi nicht so einen sympathisch unkonventionellen, total lustigen Psychotherapeuten gefunden hätte, wäre sie vermutlich schon längst tot; so aber hat sie ihm zuliebe ihren angekündigten Selbstmord für ein Jahr aufgeschoben. Aber dann trifft Marie bei Willi einen Patienten, dem es noch schlechter geht, und das ändert alles. Emanuel hat einen unheilbaren Hirntumor und sucht nicht den Sinn des Lebens, sondern einen Menschen, der ihm die Angst vor dem Tod nimmt. Marie bietet ihm einen Selbstmordpakt an: Sie wird sich erst den "Exitus verpassen", wenn Emanuel so weit ist. Aber so funktioniert das Leben und Sterben natürlich nicht. Marie lernt, dass Freundschaft mehr braucht als immer nur Abwehr, Aggression und zynische Sprüche, taut ihr verhärtetes Herz auf und kehrt als mitfühlende Sterbehelferin langsam ins Leben zurück. "Endlich nimmst du dich als Teil der Gesellschaft wahr", freut sich Willi. "Ja, Marie. Du bist wie all die anderen. Und doch bist nur du du und somit besonders. Mach etwas daraus."

Gemeinsam hält man Ungerechtigkeit und Tod besser aus; deshalb müssen ziemlich beste Freunde zusammenhalten. Der Lahme kann dem Blinden sehen, die Lebensmüde dem Todkranken sterben helfen, und vielleicht geht ja sogar alles gut aus: Ein Rezept, das so ähnlich schon bei Nick Hornbys Selbstmörderkomödie "A long way down" und Julien Greens Jugendbuch "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" funktionierte. Sandra Weihs, Sozialarbeiterin aus Klagenfurt, kann leider nicht so elegant, witzig und kitschfrei wie Hornby oder Green schreiben. Die Psychofrau mit dem "großen schwarzen Loch im Herzen", die knorrige Sozialarbeiterin mit dem Herz auf dem rechten Fleck, die knurrige alte Puffmutter mit der inneren Schönheit und "naturgegebenen Würde", Jonny, der Säufer und Gelegenheitslover aus der Rotlichtbar: Weihs' Figuren sind meist Klischees, ihre Einsichten Plattitüden ("Die Welt kennt keine objektive Wahrheit, alles spielt sich hinter dem Schleier der eigenen Perspektive ab"), und der schwarze Humor von gereimten Lebensweisheiten wie "Wenn einer stirbt, er den anderen die Stimmung verdirbt" oder "Wer sucht nach dem Sinn des Lebens, der sucht lange und vergebens" ist auch nicht jedermanns Sache. Verblüffend ist schließlich auch, dass die verstörte Marie sich immer wieder mit großer Seelenruhe und umständlicher sozialpädagogischer Pedanterie selbst auf die Couch des Psychologen und den Schreibtisch des Sozialarbeiters legt, um in inneren Monologen ihre Schmerzen und Narben zu analysieren. Kann sein, dass Achtzehnjährige dieses "Grenzenlose Und" für authentische Weltschmerzprosa oder gar Lebenshilfe halten. Schwerer nachvollziehbar ist schon, dass der Roman den Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung für das beste deutschsprachige Debüt des Jahres bekam.

MARTIN HALTER

Sandra Weihs:

"Das grenzenlose Und".

Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2015. 188 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ganz nach Jugenbuch klingt Sandra Weihs Debütroman "Das grenzenlose Und" für Rezensent Oliver Pfohlmann und wäre deshalb in einem entsprechenden Verlag wohl besser aufgehoben gewesen. Vielleicht hätte er dann das etwas "seifige Ende" sowie die teilweise klischeehaften Figuren und Dialoge eher verschmerzen können. Neben diesen Schwächen erfrischt ihn dieser Coming-of-Age-Roman über eine junge Borderlinerin und ihren Wunsch zu sterben jedoch auch mit ein paar humorvollen, feinfühligen Dialogen, einem unkonventionellen Psychiater und stellenweise spannendem Handlungsverlauf.

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