Wer Raymond Carver schmälern will, spricht vom Einfluß seines Lektors auf dessen Werk. Wer sich jedoch im Literaturbetrieb auskennt, weiß die Stellung eines guten Lektors zu schätzen. Je höher die Anforderung ist, die er an einen Autor stellt, umso besser für den Leser. Somit können wir uns
glücklich schätzen, daß Carver fraglos einen solchen besessen hat, dessen literarische Ambitionen…mehrWer Raymond Carver schmälern will, spricht vom Einfluß seines Lektors auf dessen Werk. Wer sich jedoch im Literaturbetrieb auskennt, weiß die Stellung eines guten Lektors zu schätzen. Je höher die Anforderung ist, die er an einen Autor stellt, umso besser für den Leser. Somit können wir uns glücklich schätzen, daß Carver fraglos einen solchen besessen hat, dessen literarische Ambitionen offensichtlich nicht dazu ausreichten, um selber Storys zu verfassen. Dafür - Carver sei Dank - gab es nur ihn. Mit wie wenig er auskommt, um seine meisterhaften Geschichten zu verfassen, beeindruckt heute wie damals. Oft sind es nur Momente, die alles über eine Person aussagen, Gesprächsfetzen die ganze Leben demaskieren, das Schweigen, Weglassen, der nüchterne Ton, indem eine Handlung spielt. Dabei von Minimalismus zu sprechen, wertet seine Geschichten ab. Sie brauchen nicht mehr und ihnen gegenüberstellt wirken die meisten anderen Kurzgeschichten überfrachtet. Daß uns das Rüstzeug fehlt, miteinander ein klärendes Gespräch zu führen, wissen wir seit langem, den kühlen Humor, den Carver im Absurden des Alltags findet, ist ein Genuß. In Abwandlung des Titels, mag man bei Carver sagen: Wovon wir reden, wenn wir von Literatur reden: von Raymond Carver.