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Eigentlich wollte Nicole Blake ihre kriminelle Vergangenheit hinter sich lassen. Sie hat ihre Strafe in einem dunklen Gefängnis in Marseille abgesessen und das Fälschen von Pässen und anderen Dokumenten aufgegeben, um als freie Mitarbeiterin eine Sicherheitsfirma zu beraten. Ihre Welt ist jetzt ein kleines Bauernhaus in den französischen Pyrenäen, in Gesellschaft ihres treuen Hundes und einer kleinen Hühnerschar, die täglich frische Eier liefert. Als jedoch der amerikanische Agent John Valsamis vor ihrer Tür steht, wird Nicole an ihr früheres Leben erinnert. Valsamis jagt ihren ehemaligen…mehr

Produktbeschreibung
Eigentlich wollte Nicole Blake ihre kriminelle Vergangenheit hinter sich lassen. Sie hat ihre Strafe in einem dunklen Gefängnis in Marseille abgesessen und das Fälschen von Pässen und anderen Dokumenten aufgegeben, um als freie Mitarbeiterin eine Sicherheitsfirma zu beraten. Ihre Welt ist jetzt ein kleines Bauernhaus in den französischen Pyrenäen, in Gesellschaft ihres treuen Hundes und einer kleinen Hühnerschar, die täglich frische Eier liefert. Als jedoch der amerikanische Agent John Valsamis vor ihrer Tür steht, wird Nicole an ihr früheres Leben erinnert. Valsamis jagt ihren ehemaligen Geliebten, Rahim Ali. Kurz darauf ist Nicole wieder in Lissabon und sucht an allen altvertrauten Orten nach Spuren von Rahim. Sie fragt in Cafés, Läden, Fälscherwerkstätten. Nur dass Rahim jetzt nicht mehr wegen Dokumentenfälschung gesucht wird: Er steht unter Terrorverdacht. Die Suche nach der Wahrheit bringt Nicole auf die Fährte ihrer eigenen Familiengeheimnisse, die zurück zu ihrer Heimatstadt Beirut und in die Zeit des ersten Golfkriegs und der Konflikte im Libanon der achtziger Jahre reicht. Jenny Silers atmosphärischer Thriller erzählt die Geschichte einer großangelegten Täuschung, die zur Vorbereitung des Irakkriegs dient und entwirft ein breites Panorama amerikanischer Politik im Nahen Osten.
Autorenporträt
Siler, Jenny§Jenny Siler, geboren 1971 in New Jersey, aufgewachsen in Montana, brach ihr Studium an der Columbia University in New York ab, jobbte in Europa und in Key West, bevor sie nach Seattle zog. Nach weiteren Jahren als Kellnerin begann sie zu schreiben und veröffentlichte 1998 ihren ersten Roman. Im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen ihre Thriller 'Ticket nach Tanger' (FTV 16594) und 'Portugiesische Eröffnung' (Bd. 17715), die beide auf die Bestenliste der KrimiWelt gelangten.
Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Portland, Maine.Goga-Klinkenberg, Susanne§
Susanne Goga-Klinkenberg studierte Literaturübersetzen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und arbeitet seit 1995 als freie Übersetzerin. Bisher hat sie rund 60 Werke aus dem Englischen und Französischen übersetzt. Unter ihrem Geburtsnamen Susanne Goga veröffentlicht sie ihre Romane. Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.08.2008

Die Blutspur des Terrors
Jenny Silers außergewöhnlicher Thriller „Portugiesische Eröffnung”
Selten wurde ein brillantes Stück Genreliteratur derart unattraktiv vermarktet wie der Roman „Portugiesische Eröffnung” von Jenny Siler (aus dem Amerikanischen von Susanne Goga-Klinkenberg. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 267 S., 7,95 Euro). Was der nach einem Schachspiel klingende Titel mit der Geschichte der von der CIA verfolgten und von ihren Erinnerungen gemarterten Fälscherin Nicole Blake zu tun haben soll, bleibt ebenso im Dunkeln wie das schwarz-bläuliche Cover des Buches, das – Hauptschauplatz Lissabon! – natürlich eine in die Unterstadt fahrende Straßenbahn bei Nacht zeigt. Im Original heißt der Thriller „An Accidental American” – „Ein zufälliger Amerikaner” –, eine feine Anspielung auf das persönliche Drama der Protagonistin. Stattdessen setzt der deutsche Verlag den geneigten Krimileser womöglich schon mit dem Umschlag schachmatt. Und das wäre nicht weniger fatal als die Liebe der jungen Nicole zu ihrem arabischen Freund Rahim.
Überhaupt die Liebe. Sie ist allgegenwärtig im Roman der siebenunddreißigjährigen Jenny Siler, die ihr Buch in Amerika unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht hat, vielleicht, weil sie die Reaktionen von Leuten fürchtete, die mit ihrer Weltsicht keinesfalls einverstanden sein können: Fanatische Patrioten oder religiöse Eiferer. „Wahrhaftigkeit”, schreibt Siler in einer Nachbemerkung, „bedeutet für mich, durch die getrübte Linse menschlicher Beobachtungskraft auf historische Ereignisse zurückzublicken.” Sie siedelt ihren Roman in der Zeit kurz vor dem Irakkrieg an, nachdem die Erschütterungen des 11. September 2001 Risse in der Zivilisation hinterlassen haben, die niemand zu kitten vermag. Dennoch arbeiten die Regierungen in Washington und Teilen Europas Tag und Nacht an der Erstellung eines Masterplans zur endgültigen Beseitigung des Bösen. Dessen Name: Islamismus. Manche sagen schlicht: Die arabische Welt, oder: Die Araber, oder: Sabri Kanj. Wer?
Sabri Kanj ist einer, der gefoltert wird, irgendwo in Jordanien, von Amerikanern, die die Wahrheit über Hintermänner und geheime Pläne der Hisbollah oder von Al Qaida erfahren wollen. Draußen herrscht Krieg, und Kanj wurde erwischt, früher kämpfte er für die Mudschaheddin in Afghanistan. Von wem erhielten die bärtigen Männer mit ihren um den Kopf gewundenen Tüchern und den protzigen Patronengurten damals Geld und Waffen? Von der US-Regierung? Wer will das jetzt noch wissen? „Wir leben in einer Welt, in der wir uns keine Unwissenheit leisten können”, schreibt Jenny Siler im Nachwort. Davor entfaltet sie auf 260 Seiten ein Panorama aus Verrat und Lüge, politischem Zynismus und der über allen Göttern thronenden Macht der Liebe.
Genötigt von einem Mann namens John Valsamis, einem ehemaligen CIA-Agenten, der nach wie vor im Dienst des Verteidigungsministeriums steht, reist Nicole Blake aus ihrer Kleinstadt in den französischen Pyrenäen, wohin sie sich nach Verbüßung einer sechsjährigen Haftstrafe wegen Urkundenfälschung zurückgezogen hat, nach Lissabon. Dort soll sie Rahim, den Mann, den sie einmal abgöttisch liebte, wiederfinden. Sie nahm diesen bedrohlichen, zwielichtigen Auftrag an, weil sie sich geschworen hat, nie wieder ins Gefängnis zu gehen, und weil Valsamis ihr Fotos von Opfern vorlegte, die beweisen sollen, dass Rahim für eine Blutspur des Terrors verantwortlich ist. Mehr und mehr hält Nicole die Wandlung ihres ehemaligen Geliebten zum Terroristen für möglich.
Je tiefer sie in seine Vergangenheit eindringt, desto intensiver kehren die Erinnerungen an ihre Zeit in Beirut zurück, im „Paris des Ostens”, wie die libanesische Hauptstadt genannt wurde, bevor im April 1983 vor der amerikanischen Botschaft eine Bombe explodierte und dreiundsechzig Menschenleben forderte. Damit begann eine Welle der Gewalt, die schließlich auch Nicoles Familie mit sich riss und ihre Mutter tötete. Jenny Silers bestechende Leistung liegt in der geradezu beschwingten, dramaturgisch punktgenauen Verknüpfung der Handlungs- und Zeitebenen, die jede für sich schon eine atemberaubende, außergewöhnliche und, was den politischen Hintergrund betrifft, phasenweise niederschmetternd realistisch anmutende Geschichte enthält. Die Suche der Heldin nach ihrem einst engsten Vertrauten entwickelt sich zur Suche nach dem Quell des Schmerzes, unter dem sie seit den letzten Tagen ihrer Kindheit leidet. Sie beginnt zu begreifen, was damals in Beirut wirklich geschah, und zu ahnen, was in naher Zukunft geschehen wird, wenn die Lügen, die Politiker wie Colin Powell – von ihrem eigenen Machtapparat mit Fälschungen gefüttert – vor der Weltöffentlichkeit verbreiten, ihre schlimmstmögliche Wirkung erzielen.
„Wir alle werden in gewisser Weise von unserem Leben überholt, von den Gletscherkräften Zeit und Familie geformt, bis wir uns selbst nicht mehr erkennen.” Am Ende kehrt Nicole ihrem idyllischen Haus in den Bergen den Rücken, endlich im Wissen um die wahre Identität ihres leiblichen Vaters und die Herkunft der Schatten in ihrer Seele. Sie ist gerettet. Doch in Bagdad schlägt bereits die erste US-Rakete ein.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zum Glück hat sich Friedrich Ani nicht von der Art der Vermarktung, dem Buchumschlag und dem Titel des Buches von Jenny Siler vom Lesen abhalten lassen. Anderenfalls wäre ihm ein "brillantes Stück Genreliteratur" entgangen: Das kriminologische Panorama aus Verrat und Lüge, politischem Zynismus und der Macht der Liebe, das Siler um die von der CIA verfolgten Fälscherin Nicole Blake herum entfaltet. Für Ani indessen liegt die Leistung der jungen Autorin wesentlich im Dramaturgischen. Die Erinnerungsschichten der Heldin und die Zeit der Handlung kurz vor dem Irakkrieg mit ihrem dem Rezensenten "niederschmetternd" realistisch erscheinendem politischen Hintergrund findet er "punktgenau" miteinander verknüpft.

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