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Ob in Tourismus, internationalem Management, Entwicklungszusammenarbeit oder Wissenschaft im Zeitalter der Globalisierung ist interkulturelle Kompetenz eine Schlüsselqualifikation. Das Handbuch verschafft einen systematischen Überblick. Es definiert Grundbegriffe wie Differenz, Identität, Verstehen, Konflikt und erörtert die wichtigsten Theorien aus Linguistik, Soziologie, Psychologie und anderen Disziplinen. Im Mittelpunkt stehen viel diskutierte Themen, darunter Migration, Medien, Rassismus. Unverzichtbar für Wissenschaft und Studium.

Produktbeschreibung
Ob in Tourismus, internationalem Management, Entwicklungszusammenarbeit oder Wissenschaft im Zeitalter der Globalisierung ist interkulturelle Kompetenz eine Schlüsselqualifikation. Das Handbuch verschafft einen systematischen Überblick. Es definiert Grundbegriffe wie Differenz, Identität, Verstehen, Konflikt und erörtert die wichtigsten Theorien aus Linguistik, Soziologie, Psychologie und anderen Disziplinen. Im Mittelpunkt stehen viel diskutierte Themen, darunter Migration, Medien, Rassismus. Unverzichtbar für Wissenschaft und Studium.
Autorenporträt
Jürgen Straub, Professor für Interkulturelle Kommunikation, TU Chemnitz; Arne Weidemann, wiss. Mitarbeiter bei Prof. Straub; Doris Weidemann, Professorin für Interkulturelles Training, Schwerpunkt: chinesischsprachiger Kulturraum und International Business Administration, Westsächsische Hochschule Zwickau
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.05.2008

In die Quere verwiesen
Ein elendes Handbuch über interkulturelle Kommunikation
Fragen wir doch erst einmal so: Wie ließe sich dem Stichwort „interkulturelle Kommunikation” ein halbwegs klar umrissenes Forschungsunterfangen zuordnen? Welche Disziplinen wären dafür überhaupt im Kern zuständig? Es gibt immense Unterschiede im Kommunikationsverhalten verschiedener Menschen, und sie verdanken sich nicht nur individuellen sondern zu einem erheblichen Teil auch kulturabhängigen psychologischen Unterschieden. Vor diesem Hintergrund existiert ein faszinierendes Feld der kulturvergleichenden Erforschung von Kommunikationsverhalten und dessen psychologischen Determinanten. Kerndisziplinen dieses Forschungsfeldes sind die Sozialpsychologie und die Ethnologie.
Kulturvergleichende Forschung über Kommunikation ist freilich etwas anderes als Forschung über interkulturelle Kommunikation. Interkulturelle Kommunikation – also solche zwischen Personen, die durch verschiedene Kulturen geprägt sind: das ist weniger ein eigener Forschungsgegenstand als vor allem ein Anwendungsfeld für Erkenntnisse aus der kulturvergleichenden sozialpsychologischen Forschung. So ungefähr wird ein Schuh draus.
Die Herausgeber des Metzler-Handbuchs Interkulturelle Kommunikation und Kompetenz nun – es enthält 83 Aufsätze, im Durchschnitt zehn zweispaltige Seiten lang –, diese Herausgeber halten sich mit derartigen Überlegungen nicht auf. Stattdessen schicken sie ohne Erklärung „interkulturelle Kommunikation” als Forschungsgegenstand sui generis ins Rennen.
Betrachten wir den ersten Teil des Handbuchs, „Grundbegriffe”, von dem man sich eine gewisse Eingrenzung der Fragestellungen erhoffen würde. Die Beiträge darin: „Kultur”; „Kommunikation”; „Kompetenz”; „Identität”; „Differenz”; „Stereotyp und Vorurteil”; „Verstehen”; „Übersetzen”; „Vergleichen”; „Repräsentation”; „Anerkennung”; „Konflikt und Gewalt”. Man würde erwarten, dass hier Grundbegriffe geklärt werden. Und dass in diesem Zusammenhang jene Aufgaben in Angriff genommen werden, die doch den Zweck eines wissenschaftlichen Handbuchs bilden müssen. Nämlich Orientierung zu verschaffen über die zentralen Fragestellungen einer Disziplin und über die Positionen, die im Blick auf diese Fragen zur Verfügung stehen. Und selbstverständlich auch: Orientierung über die wichtigsten Gründe zu verschaffen, die sich für und gegen diese Positionen aufbieten lassen. Das geschieht hier aber nicht.
Immerhin, inmitten des Handbuchteils über Grundbegriffe findet sich mit „Stereotypen und Vorurteile” ein ausgezeichneter Beitrag, verfasst von den Sozialpsychologen Klaus Jonas (Zürich) und Marianne Schmid Mast (Neuchâtel). Und in den späteren Teilen des Handbuchs finden sich eine ganze Reihe weiterer Beiträge von Forschern, die etwas mitzuteilen haben – mal mehr, mal weniger umständlich. Klar und informativ etwa ist der Beitrag über ethnologische Feldforschung von Bettina Beer (Heidelberg). Interessant auch die gelegentlichen konversationsanalytischen Fragmente, die sich in einigen der Beiträge finden.
Doch das bessere Material in diesem Handbuch reißt es nicht heraus. Kopfschüttelnd hinterlässt einen vor allem die schiere Ziellosigkeit und Zusammenhangslosigkeit, mit der die Mehrzahl der theoretischeren Texte angefertigt worden sind. Da werden über endlose Strecken vermeintliche „Begriffsklärungen” vorgenommen, es wird ein Querbezug nach dem anderen hergestellt, ohne dass dabei irgendeine wissenschaftliche Motivation erkennbar wird, ja: auch nur irgendeine Relevanz im Blick auf eine halbwegs klar formulierte Frage.
Wo anfangen, um das mit ein paar Beispielen zu belegen? Reden wir nicht einmal von Katastrophen wie dem Artikel „Repräsentation”, dem Beitrag „Differenz: Verschiedenheit – Andersheit – Fremdheit” oder, einem echten Tiefpunkt, „Interkulturelle Philosophie”. Nehmen wir einfach den ersten Beitrag, „Kultur”, verfasst vom Erstherausgeber Jürgen Straube, einem „Professor für Interkulturelle Kommunikation” an der TU Chemnitz.
Dieser Beitrag steigt mit einem Abschnitt namens „Begriffsgeschichtliche Annotationen” (!) ein. Darin bemerkt Straube unvermittelt, von Bescheidwisser zu Bescheidwisser: „Es konnte freilich kaum anders sein, als dass die Omnipräsenz des Kulturbegriffs bis heute vernehmbare Stimmen weckte, die” – und an dieser Stelle brechen wir das Zitat ab, denn nun folgt drei volle Handbuchspalten lang, nur durch Semikola getrennt, eine Aufzählung von zwölf Kritikpunkten, die ein gemeinsames Ziel nicht erkennen lassen. Der nächste Abschnitt des „Kultur”-Beitrags lautet „Etymologische und begriffsgeschichtliche Reminiszenzen”: Seite für Seite geht es hier nirgendwohin mit dem Leser, der dafür aber umso unbarmherziger mit den emphatischen Kursivsetzungen des Autors traktiert wird. Dann heißt es plötzlich: „Ich breche die begriffsgeschichtlichen Ausführungen hier ab.” Nicht, ohne dem Leser noch schnell acht weitere Bedeutungsaspekte des Kulturbegriffs hinterherzuwerfen.
Die Krönung des „Kultur”-Beitrags ist schließlich die Begriffsbestimmung durch Straube selbst. Sie liest sich wie aus einer Hausarbeit, in der ein überforderter Student sichergehen will, nur nichts auszulassen, worauf es im Seminar zur soziologischen Theorie ankommen könnte und in der folglich jeder noch so neblige Ausdruck untergebracht wird, den die Referatsnotizen hergeben. Hier der wichtigste von mehreren definierenden Sätzen – die aufgeregten Kursivsetzungen entstammen dem Original: „Kulturen sind symbolisch vermittelte Lebensformen, die den Wirklichkeits- und Möglichkeitssinn jener Personen prägen, welche geschichtliche, also die kollektive Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfassende, konjunktive Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte miteinander teilen, zumindest als ein gemeinsames Bezugssystem, auf das sie referieren, um verbindliche und verbindende Welt- und Selbstdeutungen sowie damit verwobene Lebens- und Handlungsorientierungen auszuhandeln.” Da möchte man nur noch gratulieren.
In seinem Beitrag über „Kompetenz” bemerkt derselbe Autor einmal beiläufig und mit dem üblichen Klammersalat: „Zwar wird eine (Entwicklungs-)Theorie interkultureller Kompetenz zu Chomskys Annahme angeborener (sprachlicher) Universalien auf Distanz gehen müssen” – nicht ohne gönnerhaft einzuräumen, dass diese sprachtheoretische Annahme „allemal” „interessante Anregungen” liefere. Derlei aus der Luft gegriffene Bemerkungen haben Sokal-Format. Und dies ist kein Einzelfall – viele der beitragenden Autoren sind offenbar Geistes- oder Kulturwissenschaftler jener Sorte, die zwar in keiner Einzeldisziplin solide Leistungen zustandebringen, dafür aber davon leben, in vermeintlich verdienstvoller „Inter-” oder „Transdisziplinärität” Dinge aufeinanderzubeziehen, die sie aus verschiedenen Disziplinen verstanden zu haben meinen.
Dementsprechend wird in den theoretischen Handbuch-Teilen nicht nur viel miserables Imponierdeutsch geschrieben, es wird auch gleichsam alles, worauf es ankommen könnte, nur im Vorübergehen eingeführt. Meist mit routiniert klingenden Nominalkonstruktionen, die zu verstehen geben sollen, dass da einer Bescheid weiß – und dass er es nicht für nötig hält, zu erklären. Werden Bewertungen eingestreut, dann geschieht das im Gestus der Mitteilung evidenter Einsichten. Erklären und Begründen ist für viele Autoren eine unbekannte Tätigkeit.
Dieses Handbuch beruht auf dem gedankenleeren Prinzip, dass es nichts Menschliches gebe, dem sich nicht irgendwie ein kommunikativer Aspekt abgewinnen und eine interkulturelle Perspektive angedeihen ließe. Es bleibt ein Rätsel, weshalb jemand ein Buch kaufen wollen sollte, das Beiträge wie „Interkulturelle Theologie”, „Familienrecht”, „Interkulturelle Kompetenz im E-Learning”, „Interkulturelle Romanistik”, „Jugendaustausch” oder „Marketing” versammelt, um nur ein paar zu nennen – ganz zu schweigen von Beiträgen wie „Ethnopsychoanalyse und Tiefenhermeneutik”, „Mission” (!), „Gender” oder den vermeintlichen Grundlagenarbeiten, die bereits beklagt wurden.
Das 130 Euro teure Handbuch enthält weder ein Sachregister noch ein Personenregister. Das passt leider ins desolate Bild. MALTE DAHLGRÜN
JÜRGEN STRAUB, ARNE WEIDEMANN, DORIS WEIDEMANN (Hrsg.): Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Grundbegriffe - Theorien – Anwendungsfelder. J.B. Metzler, Stuttgart 2007. 834 S., 129,95 Euro.
Ohne erkennbares Ziel spricht man von Bescheidwisser zu Bescheidwisser
Nur im Vorübergehen wird gestreift, worauf es ankommen könnte
So sieht interkulturelle Kommunikation in der Praxis aus. Auf diesem Schulwandbild ist die Entdeckung Amerikas dargestellt. Abb.: akg
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"Das vorliegende Handbuch gibt einen systematischen Überblick über den aktuellen Forschungsstand." KULTURAUSTAUSCH

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit Wucht daneben gegriffen haben die Herausgeber und das Gros der Beiträger zu diesem Band nach Meinung des Rezensenten. Dass der Leser für 130 Euro nicht einmal ein Sach- noch ein Personenregister bekommt, wundert Malte Dahlgrün noch am wenigsten. Regelrecht umgehauen hat ihn die Sorglosigkeit, mit der die Herausgeber zuerst die "interkulturelle Kommunikation" von einem Anwendungsfeld, wie er es nennt, zum Forschungsgegenstand erheben, und dann, ohne im Kapitel "Grundbegriffe" diese wirklich zu klären, munter drauflos texten lassen. Dahlgrün ist so freundlich, uns die absoluten Tiefpunkte unter den Beiträgen zu ersparen. Lieber nennt er die wenigen Lichtblicke beim Namen, wie Bettina Beers Ausführungen über ethnologische Feldforschung. Allerdings kommt er nicht umhin, uns vor den proseminaristischen Klammersalaten, aufgeregten Kursivsetzungen und dem "Imponierdeutsch" mancher Artikel zu warnen, die ihn im übrigen außer zu der Erkenntnis, wie wunderbar seicht doch Inter- und Transdisziplinärität sein können, nirgendwohin geführt haben.

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