Das hinter einem kleinen Büchlein mit nur 133 Seiten so eine literarische Wucht spürbar wird, hätte ich vor dem Lesen der "Acht Minuten" nie geglaubt.
Der Autor erzählt aus dem Lebensalltag eines dementen Ehepaares. Das Besondere ist dabei, Peter Farkas beschreibt sehr detailreich aus der
Sichtweise des dementen Ehemannes heraus. Der Ehemann setzt seine Frau auf einem Hocker in die Badewanne…mehrDas hinter einem kleinen Büchlein mit nur 133 Seiten so eine literarische Wucht spürbar wird, hätte ich vor dem Lesen der "Acht Minuten" nie geglaubt.
Der Autor erzählt aus dem Lebensalltag eines dementen Ehepaares. Das Besondere ist dabei, Peter Farkas beschreibt sehr detailreich aus der Sichtweise des dementen Ehemannes heraus. Der Ehemann setzt seine Frau auf einem Hocker in die Badewanne und seift sie ein, spült danach liebevoll den Schaum von ihrem Körper und hilft ihr beim abtrocknen.
"Man hielt sie einfach für dement."
Manchmal nimmt der alte Mann eine rauchende Frau in seiner Wohnung war. Wenn sie dann entscheidet wieder zu gehen, spricht sie ihn manchmal mit "Vater" an. Der alte Mann hat es längst aufgegeben zu Sprechen. Eines Tages haben andere Menschen dafür gesorgt, dass die Ehebetten des alten Paares auseinander geschoben wurden. Der alte Mann schaffte es nicht die gewohnte Ordnung wieder herzustellen und so legte sich jeder in sein Bett. Des Nachts kam die demente alte Frau von ihrem Bett angeschlurft um sich neben ihren Mann zu legen. Eine sehr berührende Szene.
"Sie ertrug es mit Gleichmut, wenn sie sich von oben bis unten angeschissen hatte."
Farkas nimmt in seinem Büchlein nie ein Blatt vor den Mund. Er spricht alles aus, verschweigt nichts und führt dem Leser so eine Problematik vor Augen, die in den nächsten Jahren in Deutschland an Brisanz und Aktualität zunehmen wird.
Übersiedlungsversuche in eine Parterrewohnung gehen schief, das alte Paar will dort seine letzten Tage verleben, wo sie seit vielen Jahren zu Hause sind. Auch wenn im Lebensalltag dieses Ehepaares nach unseren Maßstäben sicher nicht alles glatt läuft und Verzicht auf Lebensqualität den Tagesablauf bestimmt, so besticht die Geschichte dieses Buches durch die Wärme, Herzlichkeit und Liebe, die die beiden Alten einander geben.
"Der alte Mann nahm von Tag zu Tag weniger aus seiner Umgebung wahr, und je weniger er wahrnahm, umso näher fühlte er sich der Existenz."
Ich danke Peter Farkas für dieses sehr emotionale, hoch aktuelle Büchlein!
Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu