Darf man ein Buch negativ bewerten, von dem man nur fünf Seiten gelesen hat? Eigentlich mit Bestimmtheit nicht. Immerhin hatte ich das Buch in der Buchhandlung gekauft und es ausgesucht, wie ich es immer tue: Ich lese etwas an, schätze den Anfang und irgendeinen Teil in der Mitte, dann kaufe ich es.
Ich glaube, ich mag den Stil von "Mittelmäßiges Heimweh“ sehr. Das Detaillierte, genaue,…mehrDarf man ein Buch negativ bewerten, von dem man nur fünf Seiten gelesen hat? Eigentlich mit Bestimmtheit nicht. Immerhin hatte ich das Buch in der Buchhandlung gekauft und es ausgesucht, wie ich es immer tue: Ich lese etwas an, schätze den Anfang und irgendeinen Teil in der Mitte, dann kaufe ich es. Ich glaube, ich mag den Stil von "Mittelmäßiges Heimweh“ sehr. Das Detaillierte, genaue, involvierende des Erzählens. Aber das mit dem Ohr hat mich, ehrlich gesagt, völlig aus der Geschichte geworfen: Man meint, in einem Fantasyroman zu sein. Schließlich vergeht man in dem Selbstmitleid des Helden, der einfach nicht in die Puschen kommt. Ich war nach fünf Seiten überzeugt, dass das Buch nicht schlecht ist, aber definitiv nichts für mich, der ich aktive Helden schätze, wie schwer sie es auch immer haben. Etwa bei Per Pettersons „Im Kielwasser“ der Held Arvid, der zwar am Boden ist, aber doch sehr langsam Grundlagen legt, sein schweres Trauma eines fernen Tages zu verarbeiten. Oder doch zumindest so, wie in Arno Geigers „Es geht uns Gut“ der Held Philipp, der zwar unfähig ist und bleibt, aktiv zu werden, der gehemmt ist sich zu entfalten und sich gegen die Bosheiten seiner Freundin zu wehren, - wo allerdings die Familiengeschichte, die das Buch parallel erzählt, diese Apathie verständlich werden lässt, einen Kontext der Apathie herstellt. „Mittelmäßiges Heimweh“ begab mich in das bedrückende Gefühl, dass Selbstmitleid und Antriebslosigkeit eine Fixe Idee des Autors sind. Zum Glück war der Händler bereit, das Buch gegen ein anderes zu tauschen.