Vorbei die Zeiten, als Kasernenquerulanten gegen die Schweizer Armee Sturm liefen. 25 Jahre nach Max Frischs Palaver lässt sich politisch gelassener über den Drill schreiben. Aber eben nur politisch; die Uniform hat noch aus jedem Mann einen hörigen Feldhasen gemacht. Die 'Diensttage' sind bei jeder Wachablösung auszuhändigen und bei jedem Wiederholungskurs auf Verlangen vorzuweisen. Heute geht es nicht mehr darum, ob und wann die Armee abgeschafft werden soll: unterdessen hat sie selbst diese Aufgabe übernommen und löst sich Stück für Stück auf - etwa indem sie sich nach wirtschaftlichen Kriterien erneuern will. Aus der heiligen Kuh ist ein Nutztier geworden. Unverändert aber begleitet die Miliz jeden Schweizer sein Leben lang. Manche militärische Biographie begann nicht erst mit dem Stellungstag, sondern mit erbettelten Bisquits, mit Morsekursen oder nächtlichen Gesprächen über Strategien der Verweigerung. Und beim ersten Appell fand sich mancher aufrechte Schweizer plötzlich als willenloser Mitläufer in seiner grünen Haut wieder. Die hier versammelten Schriftsteller erzählen von ihrem ersten Mal und davon, wie beim unerlaubten Tanzen erwischt zu werden ein gutes Ende nehmen kann. Vorbei die Zeiten, als Kasernenquerulanten gegen die Schweizer Armee Sturm liefen. 25 Jahre nach Max Frischs Palaver lässt sich politisch gelassener über den Drill schreiben. Aber eben nur politisch; die Uniform hat noch aus jedem Mann einen hörigen Feldhasen gemacht. Die Diensttage sind bei jeder Wachablösung auszuhändigen und bei jedem Wiederholungskurs auf Verlangen vorzuweisen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Nur bedingt sagte diese Anthologie über die Wehrpflichterfahrungen Schweizer Autoren mit ihrer Milizarmee dem mit "cav" zeichnenden Rezensenten zu. Namentlich in den Texten, die direkt für den von Peter Stamm herausgegebenen Band geschrieben wurden, fand unser Rezensent wenig mehr als "die uniformen Beschreibungen der Leiden junger Wehrmänner". Dagegen wussten einige der Beiträge, die älteren Veröffentlichungen entnommen wurden, wie zum Beispiel die Romanauszüge von Klaus Merz und Hugo Loetscher den Rezensenten durchaus zu überzeugen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Insgesamt berichten 19 Autoren von ihren Erlebnissen im Militär; von Beobachtungen, die sie mit pikiertem Unterton oder ironischer Süffisanz zu Papier bringen. Neben Lotschers Betrachtungen über sein Dasein als Sanitär entpuppen sich insbesondere die Texte von Klaus Merz und Beat Sterchi als literarische Trouvaillen." Sandra Leis, Der Bund, 03.09.2003