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Ein deutscher Offizier nimmt während der Besetzung in Frankreich bei einem alten Mann und seiner Nichte Quartier. Während der Deutsche allabendlich über die deutsch-französische Freundschaft monologisiert, schweigen seine Quartiersgeber wie das Meer. Sein Respekt diesem Schweigen gegenüber und seine späte Einsicht in den Zynismus der Politik Hitlers machen die Erzählung zu einem eindringlichen Dokument französischen Selbstbewusstseins unter der deutschen Okkupation.Die Erzählung mit dem Essay von Ludwig Harig ist ein Schlüsselbuch zur deutschen Vergangenheitund ein einfühlsames Dokument der Einzigartigkeit menschlicher Begegnung in einer dunklen Zeit."…mehr

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Produktbeschreibung
Ein deutscher Offizier nimmt während der Besetzung in Frankreich bei einem alten Mann und seiner Nichte Quartier. Während der Deutsche allabendlich über die deutsch-französische Freundschaft monologisiert, schweigen seine Quartiersgeber wie das Meer. Sein Respekt diesem Schweigen gegenüber und seine späte Einsicht in den Zynismus der Politik Hitlers machen die Erzählung zu einem eindringlichen Dokument französischen Selbstbewusstseins unter der deutschen Okkupation.Die Erzählung mit dem Essay von Ludwig Harig ist ein Schlüsselbuch zur deutschen Vergangenheitund ein einfühlsames Dokument der Einzigartigkeit menschlicher Begegnung in einer dunklen Zeit."
Autorenporträt
Vercors, eigentlich Jean Marcel Bruller, wurde 1902 in Paris geboren. Nach seinem Ingenieurstudium arbeitete er als Karikaturist und kämpfte in der Résistance gegen die deutsche Besatzung. Später war er einer der prominentesten kommunistisch orientierten Intellektuellen Frankreichs, distanzierte sich jedoch nach dem Aufstand in Ungarn vom Kommunismus. 1991 starb er in Paris, wo er auf dem Cimetière du Montparnasse begraben wurde.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Fasziniert hat Rezensentin Katharina Teutsch die nun als Hörbuch erschienene Erzählung "Das Schweigen des Meeres" des französischen Autors Jean Marcel Bruller alias Vercors gehört. Auch wenn die Kritikerin meint, dass der Text um den deutschen Besatzungsoffizier Werner von Ebrennac, der im Zweiten Weltkrieg in der Stube seiner stoisch schweigenden französischen Gastgeber eifrig um die deutsch-französische Verständigung wirbt, kulturell gealtert erscheint, erhält sie tiefen Einblick in die Breite der Nationalmotive von der "Grande Nation" bis zum "alten Reich" und von der "Heilung des deutschen Geistes durch den französischen Esprit" und erkennt eine Vielzahl zeitloser Themen. Nicht zuletzt ist Teutsch begeistert von dem beherrschten "Hemingway-Ton", den der Schauspieler Hans Korte dem pfeiferauchenden alten Ich-Erzähler in diesem beeindruckenden Kammerspiel verleiht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.2000

Ferner, fremder, dumpfer
Und noch leiser: "Das Schweigen des Meeres" von Vercors

Sechzig Jahre nach der Niederschrift des Buchs, vierzig Jahre nach den Anfängen deutsch-französischer Aussöhnung schweigt Vercors' Meer anders: ferner, fremder, dumpfer. Der Pfeife rauchende Erzähler qualmt heute auch Reminiszenzen von Vichy ins Zimmer. Seine strickende Nichte wird als Mutter mit ihren Kindern wohl eines Tages die Bundesrepublik oder die DDR besucht und als Großmutter dann von der Wiedervereinigung Deutschlands gehört haben.

Der deutsche Besatzungsoffizier von Ebrennac, der das Kriegsende an der Ostfront wahrscheinlich nicht mehr erlebte, hat mit seinen langen Monologen abends vor dem Kamin den zwei oder drei Generationen nach ihm das intellektuelle Schema der deutsch-französischen Verständigung geliefert. Die Denkbilder von der stolzen Schönen aus dem Märchen, die sich durch das ungelenke, im Grunde aber nicht ungute deutsche Tier schließlich einnehmen lässt, oder von der ans Inhumane grenzenden Genialität eines Johann Sebastian Bach, die als Komplement das welsche Menschenmaß braucht, haben sich im europäischen Pragmatismus allmählich verflüchtigt. Sie als kulturelles Projekt vor dem Hintergrund des schon absehbaren Resultats her wieder zu lesen ist immer noch reizvoll.

Die seriöse Arbeit von Karin Krieger vermag den vorangegangenen Übersetzungen nichts wesentlich Neues hinzuzufügen. Die den Offizier befremdende, faszinierende "musique inhumaine" von Bach klingt als "nichtmenschliche Musik" so brachial wie eh und je. Das Deutsche ist nun einmal unfähig, die zwischen Negation und Absenz diskret schillernde Bedeutung der französischen Vorsilbe "in-" adäquat wiederzugeben. Doch kann die Übersetzung das sich durch die ganze Erzählung ziehende, sie in einer Art innerer Echolosigkeit aufzehrende Motiv des Schweigens mehr oder weniger glücklich auf seine diversen Register verteilen. Das Schweigen, in dessen Tiefe schon am ersten Abend das "S'il vous plaît" des eintretenden Offiziers klanglos "fällt", das sich dann wie "Morgennebel" ausbreitet und zugleich "bleierne Last" wird, ergibt die dumpfe Grundresonanz, über der wie Obertöne die Ahnung vom Besiegen und Brechen dieses Schweigens über alle Vokalfarben des "bricht", "brach", "gebrochen" mitschwingt.

Mit der Ferne dieses zum Zeitzeugnis gewordenen Klangs mag es zusammenhängen, dass Ludwig Harig in seinem Begleitessay das Buch auf die Distanz seiner eigenen Biografie setzt. Er hatte die Erzählung von Jean Bruller alias Vercors zweiundzwanzigjährig als Deutschassistent in Lyon erstmals gelesen und war schon damals befremdet von der Wirkung dieser "deutschen Schicksalswörter", die von "Gott", "Natur" bis hin zum "Menschenmaß" im Mund des Offiziers alles verhärten. Harig kommt aber nicht umhin, mit dem immerfort Austern schlürfenden Monsieur Botrand, der ihn auf Vercors' Buch brachte, in der Erinnerung selbst solche Denkschemata aufzubauen. Der moralischen Muffköpfigkeit der Grübler stellt er da etwa die lebenszugewandte Sachbezogenheit des "mittelmeerischen Denkens" gegenüber. Denn Monsieur Botrand hatte dem jungen Deutschassistenten nicht nur Vercors, sondern auch Montaigne in die Hand gelegt. Von dessen spielerischer Gedankenführung des nie Stabilisierbaren angeregt, sucht Harig die Figur des Werner von Ebrennac aus dem verkrusteten Schema des "guten" gegen die "bösen" Deutschen zu befreien und auf Montaignes Schaukel zu heben: ein schwieriges Unterfangen, das von dem heute wieder beliebten Gedenktourismus der gefühlsschweren Betroffenheit und suggestiven Sprachlosigkeit nicht gerade befördert wird. Ein Grund mehr also, einschlägige literarische Texte wie diesen wieder zu lesen.

JOSEPH HANIMANN

Vercors: "Das Schweigen des Meeres". Aus dem Französischen übersetzt von Karin Krieger. Mit einem Essay von Ludwig Harig und einem Nachwort von Yves Beigbeder. Diogenes Verlag, Zürich 1999. 137 S., geb., 26,90 DM.

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