Marktplatzangebote
43 Angebote ab € 0,60 €
  • Buch mit Leinen-Einband

1 Kundenbewertung

Rainer, einst hoffnungsvoller Jungregisseur aus Deutschland in Hollywood, lebt nur noch auf Pump. Seine Ehe ist geschieden, seine Frau mit der Teenager-Tochter nach Deutschland zurückgekehrt. Er lebt für die Paar Wochen im Jahr in Deutschland, in denen er seiner Tochter Allegra die Nummer vom erfolgreichen Superpapa vorspielen kann. Er mietet einen Jaguar, 'hütet' eine Prunkvilla, deren Besitzer in Urlaub ist und telefoniert - angeblich - ständig mit Hollywood. Rainer glaubt fast selbst selbst an das, was er Allegra vorspielt. Doch der Besitzer der Villa kommt zurück ...

Produktbeschreibung
Rainer, einst hoffnungsvoller Jungregisseur aus Deutschland in Hollywood, lebt nur noch auf Pump. Seine Ehe ist geschieden, seine Frau mit der Teenager-Tochter nach Deutschland zurückgekehrt. Er lebt für die Paar Wochen im Jahr in Deutschland, in denen er seiner Tochter Allegra die Nummer vom erfolgreichen Superpapa vorspielen kann. Er mietet einen Jaguar, 'hütet' eine Prunkvilla, deren Besitzer in Urlaub ist und telefoniert - angeblich - ständig mit Hollywood. Rainer glaubt fast selbst selbst an das, was er Allegra vorspielt. Doch der Besitzer der Villa kommt zurück ...
Autorenporträt
Doris Dörrie, geb. 1955 in Hannover, war nach dem Abitur längere Zeit in den USA, studierte Theaterwissenschaften und Schauspiel in Kalifornien und New York, entschloss sich dann aber nicht vor, sondern hinter der Kamera zu stehen. Ihre Abschlussarbeit an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen 'Der erste Walzer' wurde auf Festivals und im Fernsehen gezeigt, 'Männer', ihr dritter Kinofilm, in der ganzen Welt. Parallel zu ihrer Kinoarbeit veröffentlicht sie Kurzgeschichten, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Ihr erster Roman 'Was machen wir jetzt?' war monatelang auf den Bestsellerlisten. Doris Dörrie lebt in München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2007

Alles für die Tochter
Rigoletto-Variation: Doris Dörrie schreibt das Buch zur Oper
Doris Dörries neues Buch ist eine Art Zweitverwertung. Im Jahr 2005 hat die Regisseurin und Schriftstellerin an der Bayerischen Staatsoper Verdis „Rigoletto” inszeniert – die Geschichte von Rigoletto ist nun auch das Leitmotiv ihres Romans „Und was wird aus mir?”. Schon in der ersten Szene geht es um Oper und Opernbetrieb. Johanna Krutschnitt, verantwortlich für die Requisite an einem Opernhaus, hat eines Abends vergessen, jenen Sack bereitzustellen, in dem Rigoletto seine gemeuchelte Tochter Gilda findet und nicht ihren Verführer, den er eigentlich töten hatte lassen wollen. Johannas Fauxpas reichte für die fristlose Entlassung, jetzt sitzt sie ohne Job und ohne Zukunft in einem Flugzeug nach Los Angeles und klagt der Sitznachbarin ihr Leid. Um zu untermalen, wovon die Rede ist, intoniert sie „La donna è mobile”. Die Antwort der Frau neben ihr ist nicht unwitzig: „Das ist die Werbung von der Steinofenpizza.”
Doris Dörrie kümmert es nicht, dass die Melodien aus „Rigoletto” die Schlager der Opernwelt sind, sie setzt in ihrem Roman die Tragödie des Hofnarren Rigoletto um, der, ohne es zu wissen, zum Mörder seiner eigenen Tochter wird. Die „Tragik der Beziehung zwischen Eltern und Kindern” hat Dörrie einmal als Thema der Oper bezeichnet und so erzählt sie auch in ihrem Roman Vater-Tochter-Geschichten. Wie im Original werden die Töchter dabei verführt, und die Väter haben das Nachsehen. So wie eben Johanna, die es ihrem Vater nie verzeihen konnte, dass er die Familie wegen einer anderen Frau verlassen hat. Sie ist dann den Verheißungen der Filmindustrie erlegen und nach Hollywood gezogen. Dort wurde sie fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel und musste sich in Deutschland als Requisiteurin durchschlagen.
Dies ist mein Haus!
Eine weitere Tochterfigur ist ein Teenager mit dem opernhaften Namen Allegra. Einmal im Jahr besucht Allegra ihren Vater, der in Los Angeles lebt. Rainer Fieling, ebenfalls Deutscher, war einmal ein gefragter Regisseur, jetzt fristet er sein Dasein an den Nebenschauplätzen der Filmindustrie und gibt in drittklassigen Produktionen den Nazi. Er ist Dörries Rigoletto, ein Hofnarr von heute, dessen einzige Chance darin besteht, sich auf den Partys der Reichen und Schönen zum Affen zu machen. Seiner Tochter begegnet er mit einer Mischung aus väterlichem Besitzanspruch und unterwürfiger Hilflosigkeit. Sobald Allegra ihr Kommen ankündigt, setzt er sein Letztes daran, um die Fassade von Ruhm und Reichtum aufrechtzuerhalten. Er mietet teure Autos und quartiert sich in Villen ein, deren Besitzer verreist sind. Das kann auf die Dauer nicht gutgehen, einer der Besitzer kommt zu früh zurück und verführt die minderjährige Allegra. Rainer schwört Rache, eine Tragikomödie nimmt ihren Lauf.
Wie schon in ihrer Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper versucht Dörrie, den Opernstoff in eine moderne Kulisse zu verlagern. Auf der Bühne war das der „Planet der Affen”, auf dem Papier finden wir uns in der Welt des amerikanischen Films wieder. Außen ist alles Glitzer, doch hinter den Kulissen tobt der Existenzkampf. Die Sternchen von gestern treffen auf die Stars von morgen, jeder will sich dem anderen entweder andienen oder ihn ausbeuten. Das ist nicht sehr überraschend, Dörries Hollywood ist die Traumfabrik, wie man sie sich nicht anders vorstellt, ein Kosmos gebotoxter Frauen und hirnloser Männer, die nichts Menschliches mehr an sich haben. „Schmerzlich wird Johanna bewusst, wie uncool sie aussieht, wie offensichtlich alt und nicht dazugehörig. Bei genauerem Hinsehen erkennt sie allerdings, dass viele der Klons gar nicht so jung sind, sondern operiert. Ihre zarten, kleinen Näschen geben den Sonnenbrillen kaum Halt, minutiös ist der Lipgloss auf die aufgespritzten Lippen gepinselt, die gelifteten Wangen sind einbalsamiert, die Stirnfalten weggespritzt.”
Ebenso wenig tiefgehend fallen Dörries Bemühungen aus, moderne Entsprechungen für einzelne Opernverwicklungen zu finden. Behauptet in „Rigoletto” ein Höfling, Rigoletto habe eine Geliebte – Gilda –, steht bei Dörrie die Polizei in Rainers Motelzimmer. Der Zimmernachbar hat ihn mit seiner Tochter gesehen und ihn prompt wegen Kindesmissbrauchs angezeigt. Derartige Zwischenfälle sorgen zwar für eine gewisse Abwechslung, Konsequenzen für die Handlung ergeben sich daraus jedoch keine.
An Dörries Roman lässt sich ein interessantes Phänomen beobachten. Dass Künstler, die einmal den barocken Mitteln der Oper erlegen sind, Schwierigkeiten haben, mit anderen Kunstformen zurechtzukommen. Die Oper ist seit jeher ein Medium des Behauptens. Man kann Dinge tun, die am Theater oder im Film unmöglich wären, man kann Götter aus Maschinen herablassen oder als abgeschnittene Köpfe auf die Bühne bringen, man kann die Sänger golden einfärben oder in Putzfrauen-Uniformen stecken. Am Theater und im Film muss man solche Dinge begründen. Und in der Literatur muss man sie erzählen.
Genau hier liegt die Schwäche des Romans. Ständig taucht irgendwer irgendwoher auf, aber man weiß eigentlich nicht, warum. „Und was wird aus mir?” ist eine Sammlung von theatralischen Effekten. Strommasten knicken um, Leute platzen in fremde Zimmer und erwischen einander beim Sex, Paris Hilton fährt in einer Limousine vor. Rainer wird in eine Verfolgungsjagd verwickelt, und der Geist einer japanischen Selbstmörderin, die sich für pornographische Fotos hergegeben hat, spukt durch das Buch.
Mitunter spielen sich ganz witzige Szenen ab, etwa am Set der Fernsehserie „Hitler And His Dog”: Weil Rainer, der den Sturmbannführer spielen muss, findet, dass die Komparsen schlecht behandelt werden, bringt er aus Protest die Film-Nazis dazu, den Hitlergruß mit der linken Hand auszuführen. Keiner bemerkt den Irrtum, erst der Produzent, und der degradiert Rainer daraufhin zum gemeinen Gefreiten ohne Text. Doch so unterhaltsam solche Episoden sind – sie sind wie Regieeinfälle, die ins Leere laufen. „Und was wird aus mir?” ist Roman gewordenes Regietheater. VERENA MAYER
DORIS DÖRRIE: Und was wird aus mir? Diogenes Verlag, Zürich 2007. 421 Seiten, 22,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.2007

Wo ist nur der Leichensack?
Mit Rigoletto im Operndickicht: Doris Dörries neuer Roman

Doris Dörrie hat viele Talente und viel Erfolg. Für ihren Roman "Das blaue Kleid" wurde sie 2002 mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet. In ihrem neuen Roman "Und was wird aus mir?" geht es um Einsamkeit, Angst, Vergänglichkeit und das Spiel mit Sein und Schein. Es beginnt mit der Abstiegsgeschichte von Johanna, einer der sechs Hauptfiguren, gescheiterte Hollywood-Schauspielerin, die nun in Deutschland als Requisiteurin an der Oper arbeitet. Als wäre der geplatzte Traum nicht schon Schmach genug, vermasselt sie die Premiere des "Rigoletto": Der Leichensack fehlt, die wichtigste Requisite. Als sie dann auch noch beim Ladendiebstahl erwischt wird, flüchtet die Gedemütigte wieder in die Vereinigten Staaten. Dort kommt sie bei ihrem Jugendfreund Rainer unter, der auch nicht von Erfolg verwöhnt ist. Einst verheißungsvoller Jungregisseur, kommt er mit kleinen Nebenrollen über die Runden. Als seine pubertierende Tochter aus geschiedener Ehe ihn nach längerer Zeit besuchen kommt, spielt er ihr den erfolgreichen Vater vor, indem er sich in die Villa seines verreisten Chefs einquartiert. Johanna hilft ihm dabei. Als Rainers Chef früher als geplant zurückkommt, geht alles drunter und drüber. Schließlich stoßen alle sechs Figuren in einem Hotel lautstark aufeinander, das ironischerweise "Platz des Friedens" heißt.

Der Roman folgt zunächst mehreren Handlungssträngen, Rück- und Vorblenden erhöhen die Spannung, rasante Ortswechsel - von Deutschland nach Hollywood, von den Alpen nach Japan - sorgen für Lebendigkeit. Gegen Ende scheint sich alles parallel zu der Geschichte von Verdis "Rigoletto" zu entwickeln. Dort verliebt sich die Tochter in einen verrohten, widerlichen Menschen. Als der Vater den Grobian umbringen möchte, opfert sich die Tochter für ihren Geliebten. Doch in Dörries Roman wird das Leitmotiv nicht bis zur letzten Konsequenz beibehalten. Die Figuren finden einen Ausweg, die Leiche bleibt im Gegensatz zu dem Opernstück aus.

Doris Dörrie schreibt Kino für den Kopf, oft überraschend, mit teilweise amüsanten Assoziationen: "Er sieht sie mit glänzenden Augen hingebungsvoll an, als wolle er am liebsten ihre Handflächen schlecken wie ein Kalb einen Salzstein." Sie kann Sätze traurig und schön zugleich formulieren, ohne dabei dick aufzutragen: "Wie ich ihn hasse, diesen Rigoletto, denkt sie, aber da hebt er an zu singen, und er singt so traurig von seiner kleinen Blume, seiner Tochter, dass ihr ganz schwach wird." Es sind immer nur kurze Momente, die ihre Figuren und auch den Leser bewegen. Fast könnte man sagen, dass sie schreibt, wie sie filmt: "Ich liebe kurze, klare Sätze, und ich mag es nicht, wenn die Sprache sich selbst feiert." Ironisch teilt ihr auktorialer Erzähler Seitenhiebe auf das Filmgeschäft, amerikanische Lebensart und Esoterik aus, ohne dass es wohlfeil wirken würde. Der klare Stil verfehlt den Kern der Figuren nicht, die doch alle nur Glück, Anerkennung und Liebe suchen und dabei sich und anderen etwas vormachen.

So einfühlsam und gleichzeitig leicht verdaulich der Roman daherkommt, so spannend entwickeln sich die Verstrickungen zwischen den Figuren; die Abhängigkeiten, die aus dem gemeinsam gewebten Lügengespinst folgen, werden immer stärker. Jedoch wird am Ende nur noch halbherzig beschrieben, was in den Figuren vorgeht. Hals über Kopf machen sie sich dann auf, um ihre Vergangenheit zu bewältigen; Johanna reist zum Sterbebett ihres Vaters, Rainer versucht sich in Hollywood. Warum sie dies plötzlich tun, bleibt unklar. Es ist schade, dass Doris Dörrie die Fäden zuletzt nicht mehr zusammengehalten hat.

LINDA BENKNER

Doris Dörrie: "Und was wird aus mir?" Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2007. 421 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vor soviel Talent macht die Rezensentin einen Knicks. Doris Dörrie, davon ist Linda Benkner überzeugt, kann nicht nur Filme machen, sie kann auch schreiben. Diesmal über Einsamkeit, Angst Sein und Schein. Und dies tut sie derart mehrschichtig, überraschend und temporeich, dass Benkner sich im Kino wähnt. Literarische Tugenden entdeckt die Rezensentin allerdings auch: Traurigschöne, dabei kitschfreie Formulierungen, einen "klaren", den Kern der Figuren treffenden Stil und eine Ironie, die auf sie nicht billig wirkt. Enttäuscht hat Benkner jedoch, dass Dorrie der Atem fehlte, die Handlungsfäden bis zuletzt zusammenzuhalten. Gegen Ende des Romans erscheint ihr vieles "unklar" und "halbherzig".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Heute streiten sich die Feuilletonisten, ob sie besser Bücher schreiben kann oder besser Filme dreht. Die Antwort ist einfach: Doris Dörrie kann beides.« Janet Schayan / Deutschland Deutschland