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Am 3. Oktober 1990 verschwand die DDR von der politischen Landkarte. An ihre Stelle traten fünf neue Bundesländer, darunter der "Freistaat Sachsen", um dessen Neubildung es 1990 zu erbitterten Auseinandersetzungen kam. Bundes- und DDR-Regierung, Sachsens Partnerländer Baden-Württemberg und Bayern, regionale Akteure, alte und neue Kräfte, aber auch die Bezirke untereinander, rangen um Einfluss auf die Landesbildung.Michael Richter analysiert die Entstehungsgeschichte dieses neuen Bundeslandes aus historischer Sicht und bietet in einer materialreichen Sammlung einen detaillierten Überblick über…mehr

Produktbeschreibung
Am 3. Oktober 1990 verschwand die DDR von der politischen Landkarte. An ihre Stelle traten fünf neue Bundesländer, darunter der "Freistaat Sachsen", um dessen Neubildung es 1990 zu erbitterten Auseinandersetzungen kam. Bundes- und DDR-Regierung, Sachsens Partnerländer Baden-Württemberg und Bayern, regionale Akteure, alte und neue Kräfte, aber auch die Bezirke untereinander, rangen um Einfluss auf die Landesbildung.Michael Richter analysiert die Entstehungsgeschichte dieses neuen Bundeslandes aus historischer Sicht und bietet in einer materialreichen Sammlung einen detaillierten Überblick über die Länderbildungspolitik dieser Zeit. Die bislang ungewohnte Perspektive eines Fortgangs von Auseinandersetzungen der friedlichen Revolution bis zum Herbst der deutschen Einheit führt zu veränderten Sichtweisen auf einen Transformationsprozess, der zwar Systemgrenzen überschritten hat und doch im Sinne bundesdeutscher Orientierungen Ziel gerichtet verlaufen ist.
Autorenporträt
Dr. Michael Richter ist Historiker am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.02.2006

Die zweite Phase der Revolution
Zähes Ringen um die Demokratie: Sachsen als Beispiel
Die Erinnerung an die Tage der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 hat nahezu mythischen Charakter gewonnen. Längst ist in Romanen und Filmen nacherzählt worden, wie die Bürgerbewegung die morsche SED-Herrschaft aus den Angeln hob. Viele Wissenschaftler widmen ihren Blick dem Geschehen im Oktober 1989. Wenig Aufmerksamkeit erfuhr dagegen bisher die zweite Phase des radikalen Umbruchs in der DDR: von der Maueröffnung bis zur Wiedervereinigung. Dabei weiß man nicht zuletzt aus Südost- und Osteuropa, wo die alte Nomenklatura in neuem Gewand ihre Macht sichern konnte, wie eminent wichtig diese Zeit ist, in der um demokratische Strukturen gekämpft werden muss, nicht mehr auf der Straße, sondern in zähen Versammlungen. Mit seinem detaillierten Buch über die Bildung des Freistaates Sachsen hat Michael Richter vom Dresdner Hannah-Arendt-Institut eine Studie vorgelegt, die - trotz aller sächsischen Besonderheiten - exemplarisch die Periode beleuchtet, als die alten Kräfte ihre Stellung in die neue Zeit zu retten suchten, während Bürgerrechtler den Neuanfang ertrotzten.
Es waren die Machtbewussten unter ihnen, die in diesem prädemokratischen Stellungskampf nicht auf der Strecke blieben. Sie setzten nicht auf Utopien, sondern allein auf die Abschaffung der DDR und die rasche Wiedervereinigung und erkannten, wie Richter hübsch feststellt, „im Verwaltungsumbau eine Fortsetzung des revolutionären Prozesses”. Akribisch zeichnet er vor allem in Interviews mit zentralen Akteuren nach, wie atemberaubend schnell die DDR erodierte. In Sachsen konnte eine kleine Gruppe um den Bürgerrechtler und späteren Staatskanzlei-Chef Arnold Vaatz die verhasste Block-CDU schrittweise entern, um sie am Ende zu dominieren - bis zur Auswahl von Kurt Biedenkopf als Ministerpräsidenten-Kandidaten. Allein schon die Episode der Kandidaten-Findung liest sich, obwohl trocken geschrieben, wie der Stoff für einen politischen Abenteuerroman. Es spiegelt exemplarisch die von Zufällen und einer kaum noch vorstellbaren Dynamik geprägte Geschichte jener zweiten Phase der Revolution wieder.
JENS SCHNEIDER
MICHAEL RICHTER: Die Bildung des Freistaates Sachsen. Friedliche Revolution, Föderalisierung, deutsche Einheit 1989/90. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. 1184 Seiten, 96,00 Euro.
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'Wahrlich eine Pionierarbeit für die Erforschung des innerdeutschen Vereinigungsprozesses.' (Gunnar Peters, Das Parlament)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Auch wenn sich Michael Richter hier ausschließlich mit Sachsen beschäftigt, ist seine Darstellung doch "exemplarisch" für die ganze DDR zwischen Maueröffnung und Wiedervereinigung, meint Jens Schneider, der diesen Band offenbar sehr anregend findet. "Akribisch" veranschauliche Richter vor allem in Gesprächen mit wichtigen Figuren des Umbauprozesses, wie die alten Eliten um die Macht und die Bürgerrechtler um eine von ihnen dominierte Demokratie kämpfen. Den Rezensenten beeindruckt vor allem, wie "atemberaubend schnell" die DDR zusammenbrach. Die Kandidatenauswahl für die ehemalige Block-CDU erscheint ihm wie der "Stoff für einen politischen Abenteurrroman", auch wenn Richter seinen "trockenen" Tonfall konsequent beibehält.

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