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Die blutjunge Solange will nicht länger warten. Während Madonna mit dem Hit "Like a virgin" das verschlafene Städtchen Clèves erreicht, setzt sie alles daran, ihre Unschuld zu verlieren. Ein cooles, freies und selbstbestimmtes Mädchen will sie sein. Von den Eltern über alles Wichtige im Dunkeln gelassen, will sie in Sachen Sex endlich mit ihren Freundinnen mithalten können. Und so lässt sie sich mit dem fast doppelt so alten Monsieur Bihotz ein, der jahrelang ein Ersatzvater für sie war - eine Affäre, die nur tragisch enden kann. Mit ihrer schonungslosen Offenheit und psychologisch genauen…mehr

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Produktbeschreibung
Die blutjunge Solange will nicht länger warten. Während Madonna mit dem Hit "Like a virgin" das verschlafene Städtchen Clèves erreicht, setzt sie alles daran, ihre Unschuld zu verlieren. Ein cooles, freies und selbstbestimmtes Mädchen will sie sein. Von den Eltern über alles Wichtige im Dunkeln gelassen, will sie in Sachen Sex endlich mit ihren Freundinnen mithalten können. Und so lässt sie sich mit dem fast doppelt so alten Monsieur Bihotz ein, der jahrelang ein Ersatzvater für sie war - eine Affäre, die nur tragisch enden kann. Mit ihrer schonungslosen Offenheit und psychologisch genauen Beobachtung hat diese Geschichte einer modernen Lolita in Frankreich Furore gemacht.
Autorenporträt
Darrieussecq, Marie
Marie Darrieussecq, 1969 in Bayonne geboren, studierte Literaturwissenschaft an der École Normale Supérieure in Paris. Ihr erster bei Hanser erschienener Roman "Schweinerei" (1997) machte sie in Deutschland mit einem Schlag berühmt. Bei Hanser erschienen außerdem "Gespenster sehen" (Roman, 1999), "Das Baby" (2004), "Prinzessinnen" (Roman, 2013) und "Man muss die Männer sehr lieben" (Roman, 2015). Marie Darrieussecq lebt als Schriftstellerin und Psychoanalytikerin in Paris.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.04.2013

Lolita auf dem hormongepflasterten Weg zum Weltkörperwissen
Frankreichs Prinzessinen sind auch nicht mehr, was sie einmal waren: Marie Darrieussecq lässt ihre Heldin an der langen Leine träumen

In einem Interview zu ihrem neuen Roman "Prinzessinnen", der im französischen Original anspielungsreich "Clèves" heißt, setzt sich Marie Darrieussecq als Madame de La Fayette ihrer Zeit an die Spitze einer neuen Körperbewegung: Alle Mädchen würden es kennen, das Gefühl, mit blutiger Damenbinde den Sportunterricht bestreiten zu müssen. Es sei nur in der Literaturgeschichte noch nie beschrieben worden. Ein Skandal, findet die französische Bestsellerautorin, immerhin sei die Hälfte der Menschheit von dieser Erfahrung betroffen. Le voilà - Frankreichs erster Damenbindenroman.

Um es vorwegzunehmen: Marie Darrieussecq hat mit "Clèves" oder "Prinzessinnen" keinen Entsagungsroman im Stil der "Prinzessin von Clèves" des siebzehnten Jahrhunderts geschrieben, sondern einen über Hingabe. Aber vielleicht ist das ja das Gleiche. Denn wer sich heftig hingibt, kann sich ebenso verzehren wie einer, der sich ans Sublimieren hält. Die Zeiten ändern sich, nicht aber die Liebesstilblüten. Wo es in der Mutter aller Entsagungsromane noch hieß: "Er begab sich zu einer Zeit zu ihr, da er annehmen konnte, dass sie schon wach sei, und ließ ihr sagen, er würde niemals zu einer so ungewöhnlichen Stunde um die Ehre bitten, sie zu sehen, wenn nicht eine Angelegenheit von großer Wichtigkeit ihn dazu veranlasste", steht bei Darrieussecq: "Man muss es getan haben, aber diskret, stilvoll, nicht unmäßig." Wenig später wird "es" dann zwar noch nicht im eigentlichen Sinnen getan - "Er drückt mit aller Kraft, kämpft mit seinem Reißverschluss und ihrem Kopf, um den einen zu öffnen und den anderen zu halten" -, doch es ist ein Anfang, dem bald schon viele weitere Anfänge folgen werden - das Ganze in einer die Dinge beim Namen nennenden Sprache - so jungmädchenhaft, dass es einem schon bald auf den Wecker fällt, so wie einem die eigene Pubertät ja auch schon auf den Wecker gefallen ist und es aktuelle Pubertäten gelegentlich auf natürliche Weise weiterhin tun.

Marie Darrieussecq hat mit "Prinzessinnen" einen weiblichen Coming-of-Age-Roman verfasst, der aufgrund seiner sich an Erfahrungen einer Jederfrau heranschmeißenden Stofflichkeit einige Sogwirkung entfaltet. Und dennoch will man aus Rücksicht auf die Privatsphäre aller Beteiligten nicht wirklich dabei gewesen sein, will ein Geheimnis ein Geheimnis sein lassen und auf gärenden Körpererkundungskitsch verzichten. Das männliche Genital als Wille und Vorstellung: Darüber gibt es bei Marie Darrieussecq ganze Meditationen, und wer so etwas gerne hat, dem sei durchaus zu dieser Lektüre im Genre skandalumwitterter französischer Autofiktion geraten. Irgendwo zwischen Françoise Sagans "Bonjour Tristesse" und Virginie Despentes "Baise-moi" lässt Marie Darrieussecq ihre Heldin Solange zur "Frau" reifen - ein Name im Übrigen, der phonetische Verwandtschaft zu den französischen Wörtern "songes" (Träumereien), "soulagement" (Erleichterung) oder "longes" (Laufleine) aufweist und den Marie Darrieussecq kaum zufällig für ihre jugendliche Heldin gewählt haben dürfte.

Jene Solange wächst in der südfranzösischen Provinz auf und macht sich im Roman Gedanken um ihre Zukunft als Frau. Treffend charakterisiert Darrieussecq, selbst aus Bayonne stammend, die französische Provinzjugend um 1980. Madonnas "Like a Virgin" kann da nur als Motto zum Aufbruch in unbekanntes Terrain verstanden werden. Bei Bowies "Let's Dance" wird der in der Hormonzentrifuge entgrenzte Körper wieder eingeschüttelt. Was gibt es sonst noch im Dorf? Motorradfahrende Halbstarke, frigide oder frivole Elternteile, einen wunderlichen Einzelgänger namens Monsieur Bihotz, eine Art Ziehvater von Solange, der noch nie eine Freundin hatte und der bald nach allen Regeln der Teenager-Aasigkeit verführt wird. Lolita: revoilà!

Allerdings endet das Ganze nicht mit einem Mord, sondern nur mit einer Ladung Unkautvertilger im Magen des armen Monsieur Bihotz. Und zuvor mit einem Abschiedsbrief, dem folgende Lebensphilosophie - ewiger Pulsgeber der Popmusik und jeder anderen Jetztzeit-Kultur - zugrunde liegt: "Das, was wir gerade erleben, ist bereits Vergangenheit, und das, was gleich folgt, ist die Zukunft, das, was wir gerade erleben, existiert wortwörtlich nicht, verstehen Sie?"

Es ist also vorbei zwischen Monsieur Bihotz und Solange. Für einen, der sich so lange aufgespart hat für die Liebe, natürlich eine Tragödie, für Solange nur eine Etappe auf dem Weg zum Weltkörperwissen. Den sozialen Skandal an dieser Liaison dangereuse hat 1955 bereit "Lolita" kassiert. "Prinzessinnen" bleibt dem Wesen nach eine Selbsterkundung. Außer den Revolten des Körpers hat Marie Darrieussecq noch ein paar präpotente Intellektualismen untergebracht, die aus dem Mund der verruchten Rose wirklich sehr, sehr komisch klingen: "Männer suchen den Gral, Frauen suchen den G-Punkt." Rose verfüge über ein Wissen, heißt es auch, "das weit über Menstruation oder Ficken hinausgeht, sie verfügt über das Wissen, das die Erwachsenen von den Nicht-Erwachsenen trennt, historisches und politisches Wissen".

Es geht in "Prinzessinnen" also nur am Rande um Skandale. Eigentliches Thema ist die Erlangung einer Erfahrung, die den Eintritt ins Erwachsenenalter ermöglicht. Wissen darüber, wer man sein möchte, wie man gesehen wird, was werden kann, wenn man nur über die sozialen Codes verfügt. Und weil Darrieussecq, die auch eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin hat, sich auskennt mit Zeichensystemen, ist ihr Text heimlich durchwirkt von psychoanalytischen Modellen wie "Das Andere" (der Mann), "Das Signifikat" (der Sexus), "Der Signifikant" (die Damenbinde) sowie dem ewig zirkulierenden Buchstaben, der den Sinn einer Erzählung nie trifft, sondern immer nur verschiebt. In diesem Fall in die Zukunft, auf die Solanges Entjungferung ein Versprechen ist, während die echte Princesse de Clèves 1678 schon jegliche Illusion verloren hat und sich fürs Kloster entscheidet.

KATHARINA TEUTSCH

Marie Darrieussecq: "Prinzessinnen". Roman.

Aus dem Französischen von Patricia Klobusiczky. Hanser Verlag, München 2013. 300 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensentin Britta Behrendt ist sehr angetan von diesem Roman, der Marie-Madeleine de La Fayettes Roman "Die Prinzessin von Cleve" zur - auf den Kopf gestellten - Vorlage nimmt. Während sich die Prinzessin nach Liebesverwicklungen zur Entsagung entschließt, erkundet die jugen Solange in der französischen Provinz in den achtziger Jahren ihre Sexualität, erfahren wir. Sie quält den erwachsenen Nachbarn Monsieur Bihotz, der sich in sie verliebt, und wird ganz klein und duldsam beim gleichaltrigen Arnaud. Denn, so Behrendt, "uncool" will sie auf keinen Fall wirken. Behrendt lobt die Unverblümtheit und Brillanz, mit der Marie Darieussecq über erwachende Sexualität schreibt ebenso wie die "kluge" Übersetzung von Patricia Klobusiczky.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Vom Erwachsenwerden junger Mädchen handelt der freche, anstößige, lesenswerte, pralle, brillante Roman 'Prinzessinnen' von Marie Darrieussecq. Die 44-jährige Psychoanalytikerin zählt zu den besten, anregendsten, erfolgreichsten Schriftstellerinnen Frankreichs." Wolfgang Herles, ZDF Das Blaue Sofa, 17.05.13

"Marie Darrieussecq schreibt unverblümt über Dinge, die üblicherweise verblümt werden, 'jeunes filles en fleur', das Erwachsenwerden, der erste Kuss, der erste Sex. Nach der Lektüre von 'Prinzessinnen' erscheint die moralische Umbruchperiode der achtziger Jahre in einem neuen Licht." Britta Behrendt, Neue Zürcher Zeitung, 22.05.13

"'Prinzessinnen' besticht durch die kompositorische Zugkraft der Prosahappen, durch seinen sprachlichen Zugriff, durch seine wunderbare Lakonik, die mal das Brachiale, mal das Offene sucht. Aber Vorsicht: Dieser packende, aufregende, verstörende Roman ist kein Aufklärungsbuch. Dafür ist er zu provokant, zu genau. Dafür endet er zu tragisch." Christoph Vormweg, Deutschlandfunk, Büchermarkt, 16.05.2013

"'Prinzessinnen' ist die Geschichte einer Verführung. Glänzend und kenntnisreich geschrieben." Ulrike Sarkany, NDR Kultur, 08.02.13