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Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 813 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2024
Yoko
Aichner, Bernhard

Yoko


ausgezeichnet

Was für ein mega Thriller! Gefühlt besteht er nur aus Action und Spannung. Er ist wahrlich nichts für schwache Nerven, es gibt doch auch ein paar sehr heftige Szenen . Aber man "überlebt" es (zumindest als Leser) ! Ich bin jedenfalls nur so durch die Seiten geflogen. Aichners Schreibstil ist klar und schnörkellos, er konzentriert sich auf das Wesentliche: die Handlung, ohne dabei Gefühle und Emotionen außer Acht zu lassen. Als Beispiel für seine auf den Punkt gebrachte Erzählweise sind seine Art Dialoge darzustellen: Diese werden einfach ohne weitere verbale Ausschmückung, nur mit jeweiligen Gedankenstrichen als "Satzanfang" versehen, untereinander „aufgelistet“. Man kann es schlecht beschreien, man muss es selbst lesen. Am Anfang fand ich es erst ungewöhnlich, aber schnell habe ich es geliebt. So kommt viel Dynamik ins Geschehen, keine Ablenkung, es befeuert das Geschehen.

Aichners Talent atmosphärische Schauplätze und intensive Szenen zu beschreiben, trägt maßgeblich zur dichten, oft düsteren Stimmung des Thrillers bei. Gefühlt jagt man von einem Schauplatz zum nächsten, Spannung pur. Irgendwie kann man daher auch nicht aufhören zu lesen und jagt auch als Leser durch den Thriller.

Hauptfigur Joko ist eine vielschichtige, tragische Figur, die den Leser herausfordert und fasziniert . Einerseits Opfer, andererseits Heldin, aber auch kompromisslose eiskalte Mörderin. Das ganze Geschehen produzierte bei mir ein Wechselbad der Gefühle, die von Wut, Entsetzen, Fassungslosigkeit, Trauer, Abscheu, Hoffnung bis Faszination reichten. Es geht um Missbrauch und Rache. Und man fragt sich, was ist richtig und was ist falsch. Und gibt es für Yoko überhaupt noch einen Ausweg?

Eine klare Leseempfehlung für alle, die starke Nerven haben und auch nichts gegen so einige hardcore Szenen haben.
Bei einer Triggerwarnung dürfen auf alle Fälle die Stichpunkte Vergewaltigung, Blut und Gewalt nicht fehlen.

Ich fiebere jedenfalls nun dem nächsten Band „John“ entgegen, der im Juni 2025 erscheinen soll.

Bewertung vom 08.09.2024
Der Blick einer Frau
Bernard, Caroline

Der Blick einer Frau


gut

𝑫𝒆𝒓 𝑩𝒍𝒊𝒄𝒌 𝒆𝒊𝒏𝒆𝒓 𝑭𝒓𝒂𝒖
𝘃𝗼𝗻 𝗖𝗮𝗿𝗼𝗹𝗶𝗻𝗲 𝗕𝗲𝗿𝗻𝗮𝗿𝗱

ist die (Lebens-)Geschichte von Gerda Taro, einer Fotografin, deren künstlerisches Werk erst Jahrzehnte nach ihrem Tod gewürdigt wurde. Die Autorin hat das Wirken und Leben von Gerda Taro von 1931 bis 1937 in einer romanhaften Biografie erzählt. Wie Gerta Pohorylle (so hieß sie eigentlich) im Pariser Exil den Fotografen Endre Friedmann kennen und lieben gelernt hat, wie sie durch ihn selbst zum fotografieren gekommen ist, wie sie die Künstlernamen Gerda Taro und Robert Capa erfand und warum. Es geht um Gerdas kurzes, aber beeindruckendes Leben, vor allem aber um ihre Rolle in der Welt der Fotografie und ihren Einfluss auf die visuelle Berichterstattung, insbesondere durch ihren Einsatz als Fotografin im spanischen Bürgerkrieg. Ihr Mut als einzige Frau an der Kriegsfront ist legendär. Ihre Bilder sorgen für Aufsehen, auch wenn meistens nicht ihr Name genannt wird, sondern Capas, mit dem sie nicht nur liiert war, sondern mit dem sie auch zusammen arbeitete. Caroline Bernard zeichnet ein Bild einer Frau, die für ihre Sache brennt, die wagemutig und mit einem besonderen Blick alltägliche, emotionale, aber auch schreckliche Szenen ins Visier ihrer Kamera nimmt. Eine Hommage an eine starke Frau.

In einem zweiten Erzählung, der 60 Jahre später spielt, tauchen in Mexiko ihre Bilder wieder auf. Dieser Fund des so genannten mexikanischen Koffers, der hunderte von Negativen von Gerda Taro und Robert Capa enthielt, ist real. Alles andere aus diesem zweiten Erzählung ist fiktiv.

Caroline Bernard zeigt Taro als eine mutige, engagierte Frau, die in einer von Männern dominierten Welt für ihre Überzeugungen kämpfte, zeigt aber auch ihre Verletzlichkeit, ihre Ängste und Sorgen. Sie gibt ihr mit diesem Roman wieder ein Gesicht, macht sie dadurch wieder lebendig, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.


Ein interessanter Roman, leider mit ein paar Längen, gerade den zweiten Erzählstrang, der in Mexiko spielt, hätte es meiner Meinung gar nicht bedurft. Der historische Strang hat mich aber, da es ja in der Mehrzahl um reale Personen und Ereignisse ging, irgendwie fasziniert und nachdenklich gemacht, auch wenn hier natürlich, gerade was die Gefühlswelt der Hauptprotagonistin angeht, viel auch dichterische Freiheit der Autorin eine Rolle spielt. Dennoch denke ich, dass hier ein authentisches Bild der jungen Fotografin gezeichnet wurde.


Für alle, die sich für mutige Frauenfiguren, Geschichte und Fotografie interessieren, ist dieser Roman interessant.

Bewertung vom 08.09.2024
Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging
Neufeld, Vivien

Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging


ausgezeichnet

ᴡᴀꜱ ʙʟᴇɪʙᴛ, ᴀᴜᴄʜ ᴡᴇɴɴ ᴀʟʟᴇꜱ ᴀɴᴅᴇʀᴇ ᴠᴇʀɢᴇʜᴛ

Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wird für viele für immer im Gedächtnis bleiben. Es ist der Tag, an dem das unwahrscheinliche passierte: eine riesige Flutkatastrophe zerstörte das Ahrtal und forderte 135 Todesopfer. Darunter auch die Schwiegereltern und den Schwager von Vivian Neufeld. Doch am Morgen des 15. Juli, als sie mit ihrem Mann und ihrer sieben Monate alten Tochter unterwegs in das Haus der Schwiegereltern in den Landkreis Ahrweiler fahren, wissen sie noch nicht, was sie erwartet. Sie können das Ausmaß der Katastrophe nicht erahnen, ebenso wenig, dass Ella, Hans und Franky nicht mehr am Leben sind. Erst mehrere Wochen später werden Ellas und Hans Leichen gefunden. Franky bleibt über zwei Jahre vermisst.

Vivienne Neufeld hat sich schon früh Notizen zu den ganzen Ereignissen gemacht, um sie irgendwie aus ihrem Kopf zu bekommen, um sie irgendwie festzuhalten . Mehr sollte es anfangs auch nicht sein. Doch im letzten Jahr hat sie angefangen, dieses Buch zu schreiben, anfangs nur für sich und ihre Familie, damit nichts in Vergessenheit gerät. Daraus wurde mehr. Daraus wurde eine ganz persönliche, beeindruckende, berührende und bewegende Biografie dieser aufwühlenden Zeit. Vivienne Neufeld schildert vor allem mehr als nur sachliche Begebenheiten, sie lässt den Leser in ihr Herz blicken, in ihre Gedanken und Gefühle. Es geht um Ereignisse, um Trauer, Erinnerungen, aber auch über das, was ihr und ihrer Familie Kraft und Hoffnung in dieser schweren Zeit gegeben hat , wir ihr ihr Glaube Halt gegeben hat und Gott sich immer wieder durch liebevolle Kleinigkeiten auch in dieser schweren Zeit bemerkbar gemacht hat.

Ein Buch, nicht nur voller Trauer, sondern auch voller Kraft ! Eine Buch, dass in Erinnerung bleibt, auch wenn man die Naturkatastrophen im Ahrtal nicht selbst miterlebt hat. Eine ganz persönliche Geschichte, die tiefe Einblicke gewährt und die trotz aller Tragik dennoch zeigt, wie die Autorin ihren Frieden mit dem Verlust gefunden hat.

Bewertung vom 07.09.2024
Die alte Villa auf den Klippen
Hannon, Irene

Die alte Villa auf den Klippen


ausgezeichnet

Eine neue Geschichte von Autorin Irene Hannon, die im fiktiven Örtchen Hope Harbor spielt. Und was für eine fesselnde dazu! Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es war von der ersten Seite an spannend, berührend und absolut ein Pageturner. Seien es die neuen Figuren Ashley, Rose, Jon oder die bereits bekannten Bewohner des Städtchens, ganz besonders natürlich Charley, alle wachsen, einen ans Herz (wenn sie es nicht schon längst getan haben). Irene Hannon ist es mal wieder gelungen eine ganz besondere, mit sehr viel Tiefgang versehene, Liebesgeschichte zu erzählen, von zwei Menschen, die ihre eigene Leidensgeschichte haben und nicht mehr an das große Glück geglaubt haben. Man lernt diese Menschen in diesem Roman so gut kennen, dass sie einem schnell ans Herz wachsen, mit ihnen fühlt und mit ihnen hofft. Dabei ist die Geschichte abwechslungsreich und niemals langweilig. Im Gegenteil. Ich bin durch die Zeilen geflogen und irgendwie hab ich gehofft, dass es niemals endet, aber natürlich gab es auch ein Ende. Es hat mich aber gefreut zu lesen, dass es weitergehen wird mit Geschichten aus Hope Harbor ! Ich freue mich darauf, denn Irene Hannons Geschichten sind hoffnungsvoll, authentisch, gefühlvoll und mit so viel Tiefgang ausgestattet, absolute Leseempfehlung von mir!

Ashley, die gerade beruflich und privat gescheitert ist, kann Mit-Eigentümerin einer alten, viktorianischen Villa werden. Sie wagt damit einen Neuanfang an einem ganz anderen Ort. Doch Hope Harbor hatte sie schon in der Kindheit fasziniert. Doch um der Villa und vor allem dem Umfeld neues Leben einzuhauchen, sie für Traumhochzeiten und exklusive Empfänge herzurichten, muss noch viel investiert werden. Sie braucht dabei unter anderem auch die Unterstützung des Landschaftsgärtners Jon. Warum ist dieser Mann so distanziert und versteckt sein Gesicht? Und sind alle Kosten, die auf Ashley zukommen überhaupt stemmbar? Das Projekt scheint daher schon am Anfang zum Scheitern verurteilt zu sein.

Eine Geschichte mit Tiefgang, voller Liebe, Glaube, Hoffnung.

Bewertung vom 07.09.2024
Salute - Der letzte Espresso
Kalpenstein, Friedrich

Salute - Der letzte Espresso


ausgezeichnet

Autor Friedrich Kalpenstein hat zwar nicht das Genre gewechselt, aber seine Protagonisten und den Handlungsort! Statt Brunngries diesmal Bardolino, statt Chiemsee der Gardasee. Auch mit den neuen Figuren wird man schnell warm, denn sie sind genauso interessant wie Tischler und Fink.

In der Hauptrolle diesmal Paul Zeitler. Der ehemalige Kommissar aus Deutschland hat seinen Dienst quittiert, um nun in einer der besten Lagen Bardolinos ein Café zu führen. Er genießt das Leben dort und auch wenn er fast kein Italienisch spricht, kommt er mit Nachbarn und Gästen glänzend zurecht. Alles läuft wunderbar, bis er beim abschließen seines Cafés auf der Toilette eine Toden Mann findet, der offensichtlich keines natürlichen Todes gestorben ist. Commissario Lanza von der örtlichen Polizei ist allerdings nicht darüber erfreut, dass Paul Zeitler ebenfalls Ermittlungen anstellt.

Wie gewohnt von Friedrich Kalpenstein, ließ sich auch dieser Krimi wunderbar flott lesen. Man fühlt sich nicht nach Bardolino versetzt, ganz besonders in dieses atmosphärische Café (mit diesen verlockend klingenden Köstlichkeiten, die hier tagtäglich serviert wurden), sondern kann sich auch die Figuren mit ihren kleinen oder größeren Eigenheiten sehr gut vorstellen. Hier wurde ein ganz besonderer Flair erzeugt, bei dem man sich mitten drin im Geschehen fühlt. Zudem konnte man auch mit rätseln und besonders bei dem actionreichen Finale auch mit fiebern. Hier hat alles gepasst, Ambiente, Spannung und Verwicklungen. Auch der private Background Zeitlers ist interessant, einiges wurde hier schon aufgedeckt, dennoch bleiben auch noch ein paar Geheimnisse (Ich gehe daher mal ganz stark von weiteren Bänden aus). Und natürlich durfte auch hier der Humor hier nicht fehlen.
Auch wenn ich natürlich weiterhin ein großer Fan von Tischler, Fink und Brunngries bleibe, hoffe ich, dass es auch für Zeitler und Lanza bald wieder einen neuen Fall in Bardolino geben wird, denn ich wurde genauso gut unterhalten!!

Bewertung vom 22.08.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


ausgezeichnet

Kurze Kapitel. Viele Sichtweisen. Viele Verdächtige. Wer von ihnen ist der „Greifer“, der seit Jahren immer wieder Jugendliche entführt, die bislang nie mehr wieder aufgetaucht sind?

Der Krimi spielt im Mai 1986, das Jahr des Tschernobyl Unglücks ,ist mir auch noch gut im Gedächtnis geblieben, beim Lesen kamen zudem auch viele Erinnerungen an die Zeit und auch die Auswirkungen auf das Leben in Deutschland nach dieser Katastrophe zurück.

Die Handlung des Pageturners kurz und knapp: In einem kleinen Dorf im Odenwald verschwindet wieder ein Junge. Der mittlerweile pensionierte Kommissar Hans J. Stahl, der vor zehn Jahren die Fälle der letzten verschwundenen Jungen untersucht hat, kehrt nach dem erneuten Vermisstenfall zurück nach Katzenbrunn, dem „Dorf der Alten“, in dem die Kinder verschwanden. Ivar Leon Menger erzeugt ein düsteres Bild einer trostlosen Dorfgemeinschaft, in der viele (dunkle) Geheimnisse haben. Doch wer von ihnen ist der eigentliche Verbrecher? Die Kapitel sind wie Puzzleteile für den Leser, anfangs eine Fülle an Informationen und Bildern, die man vor Augen hat, doch immer mehr scheint sich ein Bild herauszukristallisieren, doch es werden viele Spuren gelegt, falsche Fährten. Und dann kommt das entscheidende Puzzle Teil und man merkt, wie stark man sich doch in die Irre hat führen lassen. Krass! Ich kann hier absolut nicht Spoilern deswegen möchte ich das auch nicht näher ausführen, aber es ist so eine überwältigende Wendung ! Am Ende habe ich lange über die Wendung sinniert , da sie und damit die Auflösung eigentlich doch klar vor Augen hätte liegen müssen. Aber ich glaube, hier läuft jeder in die Irre!
Gerade am Ende, als dann noch ein weiterer Junge verschwindet, fliegt man durch die Seiten. Kann wenigstens er gerettet werden? Bangen und hoffen beginnt, zudem erlebt man dabei eine gehörige Portion Spannung . was für ein Finale! Und was für eine Geschichte! Was für eine geniale Wendung!

Für mich ein wahrer Pageturner, der einen, nachdem man angefangen hat, so schnell nicht wieder loslässt!

Bewertung vom 22.08.2024
Töchter des Aufbruchs / Das Pensionat an der Mosel Bd.1
Pierre, Marie

Töchter des Aufbruchs / Das Pensionat an der Mosel Bd.1


ausgezeichnet

Wer historische Romane liebt, dem möchte ich dieses tolle, fesselnde und informative Buch ans Herz legen. Es spielt 1910 im Reichsland Elsass-Lothringen, genauer im Mosel Städtchen Diedenhofen/Thionville. Zu diesem Zeitpunkt gehört die Region seit 40 Jahren zum deutschen Kaiserreich. Die Bevölkerung ist durchmischt von Deutschen und Franzosen.

Das Mädchenpensionat für höhere Töchter in der Stadt wird von der jungen französischen Lehrerin Pauline Martin geleitet. Als sich ihre Schülerin Suzette heimlich mit einen Soldaten trifft und nicht zurückkehrt, bittet Pauline den Hauptmann von Pliesnitz um Hilfe. Können die beiden die Schülerin und den Ruf ihres Pensionats retten? Und was hat es mit dem neuen Gärtner auf sich, der seine Vergangenheit verschweigt. Hat Pauline einen großen Fehler gemacht, als sie ihm eine Chance auf einen Neuanfang gegeben hat?

Marie Pierre, die auch unter ihrem Namen Maria W. Peter historische Romane schreibt, hat einen sehr fesselnden Schreibstil und vor allem schafft sie es, die damalige Zeit mit ihren Lebensumständen und den regionalen Gegebenheiten, mir bildlich auch authentisch vor Augen zu führen. Die verschiedenen Figuren sind sehr interessant und kontrastreich, seien es die Französin Pauline, der preußische Haupmann, der geheimnisvolle Gärtner, die Schülerinnen oder die weiteren agierenden Figuren. Alles wurde verpackt in eine fesselnde und abwechslungsreiche Handlung, so dass man nur so durch das immerhin 412 Seiten starke Buch fliegt. Am Ende habe ich mich sehr gefreut, dass es noch weitergeht und man durch zwei weitere Teile mehr über das Leben in der damaligen Zeit in dieser Region erfährt. Die Figuren sind mir ans Herz gewachsen und ich möchte einfach wissen, was noch alles auf sie zukommt und was sie noch erleben werden.

Ganz besonders möchte ich noch den Anhang im Buch erwähnen. Mit Glossar, Reise- und Stöbertipps, der Aufzählung der mannigfaltigen wissenschaftlichen Berater der Autorin, die zeigen, was für einen enormen Rechercheaufwand diese betrieben hat, gibt es vor allem ein ausführliches Nachwort zu den wechselhaften politischen Verhältnissen von Elsass-Lothringen, aber auch über die eigenen familiären Wurzeln der Autorin in dieser Region. Dieses Nachwort war ebenso spannend und interessant wie der Roman an sich und hat das ganze historisch fundiert abgerundet. Ich freue mich nun auf den weiteren Band aus der Reihe, der im August 2024 auch schon erschienen ist.

Bewertung vom 22.08.2024
Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21
Lieder, Susanne

Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21


gut

Es geht in diesem Roman vor allem um das Leben der jungen Agatha Christie, sicherlich die interessantesten Jahre ihres Lebens. Es geht um die innige Beziehung zu ihrer Mutter, ihre Tätigkeiten, den ersten Weltkrieg, das Kennenlernen ihres ersten Mannes, aber vor allem auch, warum und wie sie zur Schriftstellerei kam, nichtsahnend, dass sie mal zur Queen of Crime avancieren würde. Autorin Susanne Lieder hat alles in einen Roman gepackt, der gut zu lesen war und der der berühmten Schriftstellerin, die ich bislang nur als "alte Dame" vor Augen hatte, auch eine Jugend zurück gegeben hat.

Neben allen "Nebensächlichkeiten", privaten Vorfällen und Werdegängen, ging es natürlich auch um die Schriftstellerei. Nachdem sie angefangen hatte zu schreiben, war es kein glatter Durchmarsch zur berühmten Autorin. Auch Agatha Christie hatte anfangs erhebliche Schwierigkeiten einen Verlag zu finden. Dies ist ein Roman, der sich in gewissem Maß an wahren Begebenheiten hält (leider kann ich nicht zur Gänze sagen, was alles dichterische Freiheit oder wahre Begebenheiten sind, auch wenn es ein Nachwort gibt, in dem Susanne Lieder einiges erklärt). Mir haben jedenfalls auch die Passagen gefallen, in dem beschrieben wurde, wie Agatha Christie Hercule Poirot und Jane Marple erfand und wie diese ein Eigenleben entwickelten und und sich in ihren Gedanken selbstständig machten. Ich konnte sie mir dabei ziemlich gut vorstellen. Auch die Entwicklungen , die sie im Laufe dieses Romes genommen hat, wurden für mich authentisch dargestellt.

Der Roman lässt sich gut und flott lesen und hat mir Agatha Christie viel näher gebracht . Bislang kannte ich sie nur als Namen hinter der Kriminalautorin. Ich habe selber im Internet noch ein bisschen nach recherchiert, denn leider endet das Buch zwar an einer Stelle, die zeigt, wie mutig, erfolgreich und unabhängig Agatha Christie zu dieser Zeit geworden war, erzählt aber leider nicht die vollständige Geschichte. Ich hätte also auch gerne mehr über ihren zweiten Mann, ihr weiteres Leben und auch ihren Tod erfahren. Dies konnte ich aber auch alles im Netz finden.

Bewertung vom 22.08.2024
Alsensund
Sjørndahl, Per

Alsensund


ausgezeichnet

Alsensund ist ein Küstenkrimi, der in Dänemark und Deutschland spielt, mit einem dänischen Ermittler mit deutschen Wurzeln in der Hauptrolle, verschiedenen Schauplätzen auf beiden Seiten der Grenze und einer Mordserie an jungen Frauen. Eines gleich vorweg: Der Krimi hat für mich sehr viel Atmosphäre ausgestrahlt, man hat sich beim Lesen richtig hinein versetzt gefühlt. Das lag sicherlich auch aus der gekonnten Verquickung von Kriminalfällen und persönlichen Eindrücken/HIntergründen, die man über den Ermittler Sånbergen erfährt.

Den Klappentext brauche ich ja nicht zu wiederholen, daher nur kurz: es geht um eine Reihe ermordeter Frauen. Das Auffinden bzw. so, wie sie vom Mörder drapiert wurden, lässt die Ermittler schnell erkennen, dass es sich um eine Mordserie handelt. Doch was haben die Opfer gemeinsam? Gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen ihnen? Können sie den Mörder überführen, bevor es ein weiteres Opfer gibt?


Kaum zu glauben also, dass dies ein Debütroman des Autors ist. Per Sjørndah ist ein sehr ausgefeilter, komplexer und vor allem auch spannender Krimi gelungen. Mir hat dieser Mix aus Spannung, persönlichen Hintergründen und detektivischer Ermittlungsarbeit sehr gut gefallen. Über 400 eng gedruckte Seiten, hier wurde ordentlich was reingepackt: fesselnde Handlungen, authentische Dialoge, actionreiche Szenen, interessante Figuren und Gedankenspiele, berührende Szenen, manch eine nicht „gesetzeskonforme“ Vorgehensweise der Ermittler, die alles versuchen, um weitere Morde zu verhindern und einer sich immer weiter herauskristallisierenden dunklen Vergangenheit. Hinzu kommen die eingefügten, kursiv, geschriebenen Abschnitte eines Tagebuchs, welches zudem das geheimnisvolle Ambiente steigert. Was ist damals geschehen? Wie hängt es mit den Morden zusammen? Wer muss noch alles sterben und die größte Frage natürlich, wer steckt hinter allem? Zum Schluss gab es noch ein fulminantes actionreiches Finale.

Ich hoffe, dass Per Sjørndahl noch weitere Bände mit Kommissar Sånbergen plant, denn der Debütroman hat bei mir auf alle Fälle Lust auf mehr (und Meer) geweckt!!

Bewertung vom 22.08.2024
Anna O.
Blake, Matthew

Anna O.


ausgezeichnet

Hab ich den Thriller gemocht oder nicht ? Hat er mich richtig gut gefesselt? Er hat mich auf alle Fälle gut unterhalten. Ich habe mir zudem viele Gedanken gemacht über Schlafwandeln, über Komapatienten und über das mysteriöse Resignation Syndrom, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Manche Sachen habe ich auch nachgegoogelt und war überrascht, was es doch auf dem Gebiet für (reale) Fälle gibt.

Ich habe mich gefragt, ob ich irgendwelche Protagonisten mag in diesem Buch. Und nein, richtig sympathisch war mir irgendwie keiner. Aber es ist ja auch ein Thriller. Der Autor spielt auch damit, dass man sich fragt, wer steckt hinter allem, jeder scheint irgendwie verdächtig . Was ist hier die Wahrheit und was eine Lüge? Was ist wirklich vorgefallen? Was gab es überhaupt für Motive? Nach und nach kristallisierte sich immer mehr heraus und ich muss zugeben, der Autor hat es geschickt verstanden Spuren zu legen und vor allem falsche Fährten. Man wusste irgendwie lange nicht, auf was das Ganze hinausläuft. Wer ist Täter/Täterin, wer nur Opfer. Und am Ende wurde man mehrfach überrascht.

Ich fand hierbei die Spannung nicht besonders hoch, es passierte an Action nicht allzu viel, nachdem das (erste) Verbrechen ja von Anfang an klar war, gab es trotz allem noch zwei weitere spannende Situationen. Ich kann diesen Thriller eher als psychologisch als spannungsgeladen einstufen. Er konnte mich trotzdem fesseln, denn natürlich wollte man die Hintergründe und die Wahrheit herausfinden. Dazu war es auch wichtig, immer wieder in die Vergangenheit einzutauchen durch Annas Tagebücher . Am Ende, nachdem alles geklärt war, bleibt man irgendwie auch staunend zurück. Ich würde diesen Thriller nicht als PageTurner oder Jahres Highlight bezeichnen, aber ich fand ihn interessant und originell. Ich habe das Buch teilweise auch als Hörbuch gehört und fand die Erzählstimme zudem richtig passend.

Daher abschließend als Fazit: Ich bin irgendwie zwiegespalten. Es war nicht schlecht, gerade die Wendung am Ende fand ich richtig gut, aber es war zwischendrin auch langatmig.