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Benutzername: 
Sidney
Wohnort: 
Winterbach

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 10.10.2018
The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
Finn, A. J.

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?


gut

A. J. Finn schafft mit diesem Debüt das, wovon viele Nachwuchsautoren träumen. Er schreibt einen Bestseller. Dabei kommt ihm "zu Gute", dass er selbst an einer bipolaren Störung erkrankt ist und deshalb nur zu genau weiß, wie sich ein Mensch mit dieser Krankheit fühlt. Auch die Tatsache, dass er eine Frau als Protagonisten für sein Buch gewählt hat, kommt nicht von ungefähr. Er zeigt sehr deutlich, dass es Frauen gibt, die stark sind, trotz oder gerade wegen ihrer Erkrankung. Frauen, die sich nicht permament über die Männer in ihrem Leben aufregen, sondern oftmals ganz allein dastehen und beweisen, dass sie den Herausforderungen in ihren Leben gewachsen sind. In einem Interview steckt er seine Protagonistin Anna Fox in eine Kiste mit Lisbeth Salander aus der Millennium-Reihe und ich finde, so ganz daneben liegt er nicht. Natürlich, an Lisbeth kommt einfach niemand ran. Sie ist der Inbegriff eines falschverstandenen Genies. Aber Anna Fox berührt etwas in mir, weswegen ich ihr gerne einen Arm um die Schultern legen würde um ihr zu sagen, dass sie nicht alleine dasteht.

Anna Fox kämpft in diesem Buch um ihr Leben, um ihr psychisches Überleben und darum wieder ernst genommen zu werden. Sie versucht, Jahre nach einem schweren Schicksalsschlag, wieder auf die Beine zu kommen und anderen Menschen - nämlich ihrer Nachbarin und deren Sohn - zu helfen. Dabei wird sie an die Grenzen ihrer eigenen Belastbarkeit geführt und muss diese übertreten um von der anderen Seite einen Blick zurückwerfen zu können. In dieser Situation hilft ihr mehr schlecht als recht ein Cocktail an Medikamenten und Alkohol.

Fazit
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich in dieses Buch hinein gefunden habe. Finn formuliert immer wieder Wiederholungen, die den Lesefluss unterbrechen. Irgendwann dachte ich: Ja, ich weiß, dass Fox ein Problem hat. Ja, ich weiß, dass sie eine psychische Störung hat und ja, ich weiß auch, dass sie ein Alkoholproblem hat.

Es gab Momente beim Lesen, da hatte ich das Gefühl, dass Finn diese Beschreibungen nur einbaut um das Buch noch weiter aufzublähen. Aber je weiter die Geschichte fortschritt, je mehr Puzzlestücke ich erhielt, desto besser gefiel mir die Handlung. Auch die Rückblenden in Annas Vergangenheit taten ihr Übriges dazu.

Im Großen und Ganzen fand ich das Buch sehr gelungen. Es ist kein klassischer Pageturner aber um es nur in der S-Bahn zu lesen, ist es zu spannend. Auf jeden Fall gibt es hier eine klare Kaufempfehlung von mir.

Bewertung vom 11.08.2018
Die sieben Kreise der Hölle / Helena Faber Bd.2
Wilhelm, Uwe

Die sieben Kreise der Hölle / Helena Faber Bd.2


sehr gut

Erinnerst du dich noch daran? Vor 20 Jahren hat J. K. Rowling Harry Potter veröffentlicht. Einige Jahre später kam der vorerst letzte Band in die Buchläden – Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Irgendwann dazwischen gibt es den Band “Harry Potter und der Orden des Phoenix”. Ich kann mich noch daran entsinnen, als Sirius Black in den Torbogen in der Halle des Todes fällt und stirbt. Damals habe ich geheult. Dann geflucht. Am Ende habe ich bis “Harry Potter und das verwunschene Kind” mit meinen Büchern verhandelt. Ich konnte und wollte bis heute den Tod von Sirius Black nicht akzeptieren (übrigens geht mir das mit Dobby genauso! Für diese beiden Tode hasse ich J. K. Rowling!). Vielleicht erinnerst du dich ja daran oder es erging dir ähnlich?
So wie ich damals völlig entsetzt vor dem fünften Band von Harry Potter saß und überhaupt nicht wahrhaben wollte, dass dieser Buchcharakter gestorben war, so saß ich am Ende von die 7 Kreise der Hölle da. Ich konnte und wollte das Ende des zweiten Bandes um Helena Faber nicht akzeptieren.

Vor einiger Zeit habe ich über die Buchflüsterer von Buecher.de die Möglichkeit gehabt, die 7 Farben des Blutes von Uwe Wilhelm zu lesen. Ich fand das Buch spannend; es hatte eine runde Story und machte Spaß zu lesen. Mal was Neues! Auch wenn ich mit Wilhelms Schreibstil nicht ganz konform ging. Auch in “die 7 Kreise der Hölle” tat ich mir mit seiner Schreibe etwas schwer. Noch immer nutzt er abgehackte, unvollständige Sätze. Die sind zwischendurch zwar ganz toll – ein ideales Stilmittel um z.B. die Gehetztheit von Faber zu verdeutlichen, als sie dem Sprinter hinterherjagt, um ihre Töchter zu retten. Leider häufen sich diese abgehackten Sätze und es ist eher etwas viel.

Leider verliert der zweite Band auch etwas an Glaubwürdigkeit. Die beiden Mädchen werden von einem Mädchenhändlerring verschleppt und sollen verkauft werden. Das nehme ich dem Autor ja noch ab. Auch, dass man als Eltern Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde um seine Kinder zu finden und zu rette, ist durchaus verständlich und nachvollziehbar. Was mir aber sehr sauer aufgestoßen ist, sind die nahezu unendlichen Ressourcen der Eltern. Faber ist Staatsanwältin und ihr Mann ein Cop. Ganz im Ernst: Die beiden können nur dann über diesen immensen finanziellen Background verfügen, wenn sie mal geerbt haben. Sie schöpfen ständig aus den Vollen. Spontan werden Lastminute-Flüge gebucht, dann checkt man einfach so ins nächste Hotel ein. Immer ist genügend Geld da um jemanden zu schmieren, Waffen zu kaufen oder sonstiges. Mal im Ernst: Ein kleiner Satz, von wegen, dass vielleicht ein Darlehen aufgenommen hätte werden müssen oder woher dieses ganze Geld kommt, wäre schön gewesen und hätte dem Buch einfach mehr Glaubwürdigkeit geschenkt. Denn wer hat sie nicht verfolgt? Die Fälle, die um die Welt gingen, wie der der kleinen Maddy? Die Eltern sind mittlerweile finanziell ruiniert und das wird auch kommuniziert.

Fazit
Ein gelungener zweiter Band, der wirklich Lust auf mehr macht. Ich habe ja die Hoffnung, dass Herr Wilhelm mich nach dem Ende des zweiten Bandes nicht im Regen stehen lässt, sondern in Band drei die noch losen Enden aufgreift. Es lohnt sich auf jeden Fall zu lesen und ist phasenweise ein klassischer Pageturner!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2018
Das Hannibal-Syndrom
Harbort, Stephan

Das Hannibal-Syndrom


sehr gut

Es gibt Bücher, die sind super spannend und man will sie gar nicht mehr aus der Hand legen. Dann gibt es Bücher, die so langweilig sind, dass man sich nur sehr schwer durchkämpfen kann. Es gibt welche, die sind so voller Informationen, dass man gar nicht weiß, wohin mit dem ganzen Wissen. Und dann gibt es die Bücher von Stephan Harbort.

Harbort schafft es auch noch ein Jahr nach meinem ersten Buch von ihm mich zu fesseln. Er weckt eine Faszination für Serienkiller in mir, die ich zwar schon immer gespürt habe, aber dank seinem Wissen, seinen Informationen noch weiter vertiefen kann.

In diesem Buch geht es in erster Linie darum, herauszufinden, wer die Täter sind, die hinter den Morden stecken.

Stephan Harbort – das Hannibal-Syndrom

Seit 1945 gab es in Deutschland 75 erkannte und anerkannte Serienkiller. Stephan Harbort hat mit einem Teil von ihnen gesprochen um es uns zu ermöglichen, uns mit den Motiven, den Taten, den Hergängen zu befassen. Er gewährt uns einen nie dagewesenen Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche. Und schafft das mal wieder ganz ohne das reißerische Getue von Hollywood.

Zu nah?

Diesmal ist mir etwas passiert, was mir normalerweise nur bei Romanen, Thrillern, etc. passiert. Harbort kam mir zu nah. Psychisch. Räumlich. Ich ließ zu, dass er vom sicheren schwarzen Text auf beigem Papier in meine Komfort-Zone drang.

Schon relativ zu Beginn des Buches befasst er sich mit einem Serienkiller, der in meinem Landkreis sehr bekannt ist: Der Hammermörder. Ich bin zwar wenige Jahre nach den Taten dieses Mannes geboren, aber dennoch war er stets eine Gestalt von Schauermärchen um uns Kinder dazu zu bringen, zu gehorchen, brav zu sein, nichts anzustellen. In meiner Kindheit hatte der schwarze Mann einen Namen: Norbert Poehlke.

Dass ich gerade in einem Buch von Stephan Harbort über diese Erinnerungen stolpern würde, war nicht weiter überraschend. Immerhin hat Poehlke sechs Menschen umgebracht. Und dennoch erwischte mich dieses Kapitel eiskalt.

Dank meinem Polizisten und seiner Arbeit habe ich nochmal einen weiteren Einblick in diese Tat bekommen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich dieses Buch fortsetzen konnte. Zu tief, zu nah ging mir dieser Bericht.

Lieber Leser: Dieser Blog lebt durch Interaktion. Bitte teile mir doch deine Meinung in den Kommentaren mit.
Faszination Serienkiller

Ich weiß nicht, woher diese Faszination kommt, wann sie anfing. Aber ich weiß, dass ich mich seither mit unzähligen Killern befasst habe. Allen voran Jack the Ripper. An ihm beiße ich mir die Zähne aus und das, obwohl ich vermutlich alles gelesen habe, was es auf legalem und weniger legalem Weg zu lesen gibt. Ich begann die Bücher von Stephan Harbort zu lesen, in der Hoffnung auf Antworten. Antworten auf die großen Fragen der Serienkillerwelt. Und vielleicht auch auf die Frage, warum sie mich so sehr faszinieren.

So gern ich seine Bücher lese, so interessant ich die Themen finde, die Mörder, ihre Taten, ihre Opfer. So wenig schafft es Harbort mir mit seinen Büchern Antworten zu geben. Vielmehr kommen noch mehr Fragen auf und ich hoffe sehr, dass ich irgendwann mal ein Buch von ihm in Händen halten werde, in denen meine Antworten stehen!

Fazit

Ich lese Harbort sehr gern. Er ist allerdings nichts für zwischendurch. Während ich manche Bücher an einem Tag lese, brauche ich für einen Harbort deutlichst länger! Ich kann ihn nicht zum einschlafen lesen, weil ich danach zu lange wach liege. In der S-Bahn habe ich keine Konzentration. Außerdem brauche ich tatsächlich parallel ein Buch, das mich in die Fiktion entführt, weil sonst die Abgründe noch tiefer werden.

Auch dieses Mal gibt es wieder eine klare Kaufempfehlung für Stephan Harbort und das Hannibal-Syndrom!

Die Rezension erschien zuerst auf Occupatio.

Bewertung vom 07.02.2018
Geboren, um zu töten / The Fourth Monkey Bd.1
Barker, J. D.

Geboren, um zu töten / The Fourth Monkey Bd.1


ausgezeichnet

J. D. Barker ist ein Newcomer am deutschen Literaturhimmel und in meinen Augen ein absolutes Naturtalent! Generell bin ich bei Thrillern, die nicht von meinen Stammautoren geschrieben wurden, skeptisch. Kann mich ein neuer Autor fesseln? Kriegt er den Grat zwischen Thriller und Abstoß hin? Ist das Buch langatmig? Verliert sich der Autor in Details? Oder überspringt er Informationen, die den Lesefluss verbessern würden?

In diesem Fall kann ich sagen: Barker ist der ideale Thrillerautor für mich. Er schreibt mit einer feinen Subtilität, verliert aber dennoch nicht die Einfachheit aus den Augen. Seine Sätze sind prägnant, knackig und in einer Weise formuliert, dass es wirklich Spaß macht, ihn zu lesen. Seine Charaktere entwickeln im Lauf des Buches ein Eigenleben und bekommen einen Tiefgang, der mir bei einigen anderen Autoren fehlt. Das Ermittlerteam Porter/Nash ist ein interessantes Gespann und auch wenn man bei Porter den klassischen gebrochenen Protagonisten vor sich hat, wirkt er nicht klischeebehaftet (Was vlt auch mitunter daran liegt, dass ich nicht sofort mit der Nase darauf gestoßen wurde. Ich hatte es zwar vermutet, aber die Bestätigung kam dann doch erst einige Seiten später).

Die Handlung ist stimmig und schlüssig. Mir fehlt es nirgends an Informationen. Barker verhaspelt sich nicht, er überholt sich nicht selbst und die Spannung bleibt im Umkehrschluss aber auch nicht auf der Strecke.
Fazit

Ganz im Ernst? Für mich war "der vierte Affe" eindeutig mein Lesehighlight im Jahr 2017 (neben dem Wolkenatlas. Aber der steht ja bekanntlich bei mir außer Konkurrenz). Ich habe das Buch sehr genossen und war fast traurig, als ich die letzte Seite zu Ende gelesen hatte. Darum freue ich mich umso mehr, wenn vom Ermittlerduo Porter/Nash noch mehr veröffentlicht werden würde. J. D. Barker ist definitiv ein Autor, den ich weiter verfolgen werde. Mal schauen, was der noch so aus dem Hut zaubern wird.

Bewertung vom 02.11.2017
Die Kinder
Dorn, Wulf

Die Kinder


sehr gut

Mit die Kinder zog mein erstes Buch von Wulf Dorn bei mir ein. Das Cover sprach mich sofort an und ich war sehr neugierig, was mich erwarten würde. Schon ab der ersten Seite vermochte Herr Dorn mich an das Buch zu fesseln. Eigentlich sollte es ja meine neue S-Bahn-Lektüre werden, denn seit ich meine Ausbildung zur Augenoptikerin angetreten habe, verbringe ich viel Zeit auf den Gleisen. So weit sollte es jedoch gar nicht kommen. Ich verschlang das Buch quasi überall. Selbstredend in der S-Bahn, aber auch in der Badewanne und abends im Bett. Auch wenn mir phasenweise die Geheimniskrämerei im Buch auf den Nerv ging, so hielt ich doch einen Pageturner in der Hand, den ich unbedingt beenden wollte.

Leider hat Wulf Dorn ein paar Mal zu Oft das Stilmittel der Andeutungen gewählt. Das schmälerte den Lesegenuss ein wenig. Was mich ganz extrem gestört hat, war die fälschliche Kategorisierung: In meinen Augen gehört das Buch nicht in den Bereich des Thrillers, sondern mehr in Richtung seichtem Horror. Auf Grund dieser fälschlichen Kategorisierung hatte ich immer den Gedanken im Hinterkopf, dass die Situation in der Laura Schrader sich befand, doch noch rational aufgeklärt werden könnte. Dem war leider ganz und gar nicht so. Da driftet Herr Dorn zu sehr in den Bereich Mystery ab.
Fazit

Für mich steht ganz klar fest, dass das nicht der letzte Dorn gewesen sein wird, der seinen Weg in meine Sammlung findet. Ich finde seinen Schreibstil mehr als stimmig. Er vermag zu fesseln und seine Art zu erzählen liegt mir. Allerdings fand ich seine Gesellschaftskritik fast ein bisschen plump. Das kann er bestimmt besser! Ich hoffe sehr, dass er dieses Level des Schreibes beibehält. Mal schauen, was mich noch erwartet.

Bewertung vom 15.08.2017
Die sieben Farben des Blutes / Helena Faber Bd.1
Wilhelm, Uwe

Die sieben Farben des Blutes / Helena Faber Bd.1


gut

Ich freue mich immer sehr, wenn ich Post bekomme, denn da weiß ich, dass die Autoren, deren Bücher ich lesen darf, zumindest mir gänzlich unbekannt sind. Ich lasse mich quasi auf was Neues ein und lerne Autoren fern MEINES Mainstreams kennen.
Leider verspricht dieses Buch mehr, als das es halten kann. Der Klappentext ist super interessant und ganz meine Kragenweite. Auch der Schreibstil von Uwe Wilhelm liegt mir sehr. Ich trat mit ihm via Facebook in Kontakt und die Kommunikation, die ich dann mit ihm erlebte, war angenehm. Da er das Buch durch kleine Videos, Einblendungen und Fotos medial propagiert, war ich umso neugieriger und freute mich darauf, dass ich nach meinem Laymon wieder etwas anderes lesen konnte.
Die Protagonistin Helena Faber ist authentisch. Soviel kann ich dazu sagen. Wobei ich etwas schmunzeln musste, als ich las, dass sie ihrem Vibrator einen Namen gegeben hat. Wer dafür wohl den Namenspatron darstellt? Jedenfalls fand ich ihren Charakter in sich stimmig. Bis zu ihrem Gedächtnisverlust. Ab da hatte ich systematisch das Gefühl, dass Herr Wilhelm unbedingt ganz viele Ideen in dem Buch umsetzen wollte. Selbstredend sind alle Ideen für sich genommen große Klasse. Aber ich persönlich fand, dass es etwas zuviel des Guten war. Es funktioniert leider nur in einem großen Epos, wenn man die Fülle an Ideen auf mehrere Charaktere verteilen kann. In einem einzelnen Thriller kann man sich in die Situation nicht zwingend so gut einfinden.

Fortsetzung gefällig
Ich weiß nicht, ob mir ein zweites Buch oder eine ganze Reihe rund um Helena Faber zusagen würde, zumal Herr Wilhelm am Ende von „die 7 Farben des Blutes“ bereits alles erzählt, was irgendwie interessant für eine Fortsetzung wäre. Ich finde es sehr schade, dass er die endgültige Wendung und den „Epilog“ so überstürzt hat. Es gab einige Szenen, bei denen ich mir gewünscht hätte, dass er sie weiter ausbaut – so zum Beispiel, wie Helena nach dem Zurückkehren ihres Gedächtnisses wieder in den Alltag findet. Eine Auflösung, wie die Medien darauf reagiert haben, dass sie ein überlebendes Opfer von Dionysos ist, wäre noch schön gewesen. Einfach, weil Helena Faber zu Beginn ihrer Gedächtnislücken ja mächtig Angst davor hat, dass das rauskommen könnte.
Es gab einige Situationen im Buch, die etwas fadenscheinig waren. Manchmal wirkten sie schlecht recherchiert, während andere Momente dann genau da wieder punkten konnten – sie waren fundiert.

Fazit
Für eine Abend- oder Badewannenlektüre ist das Buch gut geeignet. Auch zur Ablenkung während der Fahrschule (bzw. in den Pausen) war es entspannend. Ich hätte mir, ehrlich gesagt, etwas mehr erhofft. Sollte es eine Fortsetzung geben, werde ich vermutlich reinlesen. Einfach um herauszufinden, ob Uwe Wilhelm die anfänglichen Stolpersteine überwindet. Denn ich glaube, dass aus ihm ein guter Thrillerautor werden kann. Noch ist er es leider nicht.

Bewertung vom 23.07.2017
Das Ufer
Laymon, Richard

Das Ufer


gut

Richard Laymon. Ein Autor, der mich schon einige Jahre begleitet. Ursprünglich wurde er mir von meinem ehemaligen Chef im Jahr 2010 empfohlen. Damals drückte er mir "die Insel" in die Hand und meinte, dass das meinem Geschmack entsprechen könnte. Ich hatte diesen Laymon dann ewig auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegen, bis ich mich dann dazu aufraffen konnte, ihn zu lesen. Am Ende brauchte ich vielleicht zwei Nächte dafür. Damit begann meine Sammelleidenschaft für diesen Autor.

Richard Laymon – das Ufer

Der dunkle See ... Das einsame Haus am Ufer ... Zwei junge Menschen, die dort eine Liebesnacht verbringen wollen ... Doch einer von ihnen wird den nächsten Morgen nicht mehr erleben ... 18 Jahre später wird die Kleinstadt Tiburon von einem Serienkiller heimgesucht. Angst und Wahnsinn greifen um sich, und das Haus am Ufer wird wieder zum Ort unvorstellbaren Grauens!

Bei diesem Buch handelt es sich um einen soliden Laymon. Er ist nicht sein Bester, aber von seinem Schlechtesten (in meinen Augen "der Ripper") ist er noch meilenweit entfernt. Leider kommt bei diesem Buch das zum Tragen, was mich in früheren Bänden von ihm schon immer etwas gestört hat. Diesmal finde es aber schon so extrem, dass ich es nicht unerwähnt lassen sollte: Seine Charaktere sind oberflächlich. Er wechselt immer mal wieder den Schwerpunkt, begleitet Deana, dann mal wieder Leigh. Auch Mattie oder Warren und Sheena. Das ist etwas, was ich ja grundsätzlich nicht schlecht finde. Auch die von ihm eingebaute Rückblende in Leighs Teenagerzeit war nicht schlecht umgesetzt. Aber leider ist jeder einzelne seiner Charaktere beliebig austauschbar. Da gibt es nichts, was sie besonders macht, kein Alleinstellungsmerkmal oder dergleichen. Details, durch die man eine Bindung zu den Charakteren aufbauen könnte, werden weggelassen oder kommen erst sehr spät zur Sprache. Das wirkt phasenweise, als hätte der Lektor Laymon irgendwann mal auf die Finger geklopft und gesagt "Mach mal deine Personen menschlicher! Gib ihnen Tiefgang."

(K)ein typischer Laymon?

Laymon gibt seinen Charakteren gerne menschliche Gedanken, die nicht ganz gesellschaftskonform sind, die aber jeder von uns hat – wenn wir es uns denn uns selbst gegenüber eingestehen würden. Das macht seine Bücher in meinen Augen sympathisch. Leider reicht das aber nicht um aus einem Buchcharakter einen wirklichen Charakter zu formen. Gerade bei seinen älteren Büchern hat er immer mal wieder noch die Kurve gekriegt und ich konnte wunderbar mitfiebern. Leider hat er so ab 1997 ziemlich nachgelassen.

Fazit

Alles in allem fand ich das Buch nicht schlecht. Es lässt sich relativ flüssig lesen und wenn man mal eine längere Pause einlegt, weil man noch andere Dinge erledigen muss, findet man zügig wieder in die Geschichte ohne dass man zurückblättern muss. Für einen Anhänger Laymons ist das Buch definitiv eine Kaufempfehlung. Für jemanden, der mit Laymon noch nicht viel am Hut hat, bzw. noch gar nicht in den Genuss dieser Bücher aus dem Heye Hardcore-Bereich kam, sollte vielleicht nicht gerade mit "das Ufer" beginnen. Dafür gibt es definitiv besser geeignete Bücher.

Die Rezension erschien zuerst auf Occupatio

Bewertung vom 25.06.2017
Killerfrauen
Harbort, Stephan

Killerfrauen


ausgezeichnet

Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass ... ja, wovon bin ich eigentlich ausgegangen? Von einem fiktiven Thriller, mit psychoanalytischen Bestandteilen? Von einem hochspannenden Tatsachenbericht, der mich in die Abgründe der weiblichen Seele führt?
Wovon ich jedoch nicht ausgegangen bin, war ein unglaublich interessantes Fachbuch, indem Harbort verschiedene Fälle von Serienmörderinnen auseinandernimmt und dem Leser einen irrwitzigen Einblick in die Psyche der wohl grausamsten Mörder der Welt zu geben - Frauen.

Wenn man in den Nachrichten oder in Zeitungen von Serienmördern hört oder liest, dann sind das immer Männer. Männer, die andere Männer töteten, Männer die Frauen töteten, Männer die Kinder töteten. Diese Taten sind oft widerwärtig, niederträchtig, meistens jedoch auf absurde Weise absehbar. Bei Frauen ist das anders. Frauen töten anders, Frauen haben andere Beweggründe. Und was ihre Taten noch unvergleichlich grausamer werden lässt, ist die Abgebrühtheit, die sie an den Tag legen, wenn sie als Mütter ihre eigenen Kinder töten, die sie neun Monat in ihrem Leib getragen und genährt haben, wenn sie als Vertrauensperson alte Männer um ihr Hab und Gut bringen um sie dann zu töten oder wenn sie Patienten umbringen - aus Mitleid? Als Sterbehilfe? Oder weil ihnen selbst alles zuviel wurde?Frauen als Serienkillerinnen - Killerfrauen

Das Erschreckende an diesem Buch war nicht, dass Frauen morden, sondern wie sie morden. Die Perfidität in ihren Taten haben mich mehr als einmal zusammenzucken lassen. Stephan Harbort hat sich im Vorfeld zu diesem Buch mit einigen der Frauen, die er thematisiert, in Verbindung gesetzt, hat ihre Sicht der Dinge beleuchtet - zumindest in den Fällen, in denen es möglich war. Was alle Frauen gemein haben: nach außen hin wirken die meisten von ihnen, als würden sie ihre Taten bereuen. Aber wenn man der Analyse im Nachgang der jeweiligen Geschichten Glauben schenkt, dann sind diese Frauen eiskalt. Die Taten geschahen nicht im Affekt, weil sie eifersüchtig auf eine Kontrahentin waren, weil sie überfordert waren oder aus welchem "mildernden" Grund auch immer. Sie geschahen meist mit vorhergehender Planung. Anstatt dass die Frauen nach der ersten Tat Hilfe suchten oder vor der nächsten Tat zurückzuckten, sanken ihre Hemmschwellen und sie mordeten wieder und wieder.
Es ist sehr interessant, wie Harbort die Fälle beleuchtet, ohne von seiner Position als Wissenschaftler (BEOBACHTEN!) abzuweichen. Er untersucht die Fälle, bezieht aber weder Position für noch gegen die Frauen. Auch spricht er ihnen das Mensch sein nicht ab, was in meinen Augen die Taten vermutlich noch grausamer erscheinen lässt.

Fazit

Das Buch fand ich super. Es war kein klassischer Pageturner, aber durchaus sehr lesenswert und informativ. Es hat Spaß gemacht zu lesen und ich war sehr fasziniert davon, welche Fälle Harbort für sein Werk gewählt hat. Von der Patientenmörderin über die Kindsmörderin bis hin zur schwarzen Witwe war alles dabei. Den Aufbau des Buches fand ich sehr gut. Zuerst der Fall, dann die Analyse. Einmal sogar mit einem textlichen Interview. Hinten im Buch gibt es dann noch Falltabellen, aus denen ersichtlich wird, welche Soziale Gruppen eher dazu neigen, zur Serienkillerin zu werden. Das war definitiv nicht der letzte Harbort, den ich gelesen habe!
Killerfrauen? Eine klare Kaufempfehlung von mir!

Diese Rezension erschien zuerst auf Occupatio.

Bewertung vom 22.05.2017
Die Zitronenschwestern
Cebeni, Valentina

Die Zitronenschwestern


weniger gut

Nachdem Elettra erleben musste, wie ihre Mutter ins Koma fällt, sie die Bäckerei aufgab, findet sie eine Spur in die Vergangenheit - eine Vergangenheit, die in ihr die Hoffnung wachsen lässt, endlich zu erfahren, wer sie ist.

Die Idee hinter diesem Buch hatte unglaublich viel Potential. Ich finde es jedoch schade, dass die Autorin es nicht schafft, dieses Potential auch auszuschöpfen. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass sie sich im Kreis dreht, sich in ihren eigenen Worten verfängt und dann den Weg nicht mehr zurück zur Handlung findet. Sie erklärt ihre eigenen Formulierungen, was es phasenweise sehr anstrengend machte zu lesen.
Offenbar gibt es in ihrem Wortschatz auch einige Wörter, die sie liebend gern verwendet ("insistieren" ist z.B. solch ein Wort). Es gibt Worte, die wir im Alltag ständig verwenden. Da fällt es gar nicht auf, wenn man sie häufiger liest. Aber bei einem Verb, das laut Duden eher selten vorkommt, fällt es sehr deutlich auf, wenn in jedem Kapitel einer der Protagonisten insistiert. Da hat wohl der Lektor geschlafen.
Leider finde ich auch, dass die Autorin den Begriff "Freund" viel zu offenherzig und naiv verwendet. Immer wieder bin ich gestolpert, wenn sie Personen im Buch als Elettras Freundinnen bezeichnet hat. Freundschaft macht mehr aus, als nur für eine gewisse Zeit unter einem Dach zu leben.

Die Suche nach dem Ich, nach den eigenen Wurzeln erachte ich als ungeheuer wichtig. Aber so wie Elettra nach ihrem Ursprung sucht, wirkt das auf mich eher dilettantisch. Die angehauchte Mystik im Buch fand ich genauso fehl am Platz, wie die Romanze, die sich zwischen Adrian und Elettra aufbaut. Als müsste zwingend eine Parallele zum Leben ihrer Mutter geschaffen werden.
Die Autorin versucht in Szenen Spannung zu erzeugen, bei denen ich nur dachte: Was will sie mir denn jetzt damit schon wieder sagen?
Und andere Wendungen werden so plump aufgelöst, dass ich nur mit dem Kopf geschüttelt habe.

Was ich aber sehr gelungen fand, waren die Gebäckstücke. Mindestens zwei der im Buch behandelten Rezepte werde ich umsetzen. Vor allem auf die Zitronenbonbons bin ich sehr gespannt.

Meiner Meinung nach hätte die Autorin noch etwas mehr aus der Handlung herausholen können! Alles in allem jedoch kein Buch, das ich empfehlen würde.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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