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Volker M.

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Insgesamt 344 Bewertungen
Bewertung vom 19.04.2024
Deutschlands fette Jahre sind vorbei
Schnabl, Prof. Dr. Gunther

Deutschlands fette Jahre sind vorbei


ausgezeichnet

Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck definiert in seinem Jahreswirtschaftsbericht 2023 neben dem Bruttoinlandsprodukt 34 neue Wohlstandsindikatoren, darunter die Zahl der Windkraftanlagen, die Zahl der ausländischen Beschäftigten, Frauen in Führungspositionen oder Existenzgründungen durch Frauen. Doch hilft das Schönrechnen von Wachstum und das ideologische Framing nicht über die Tatsache hinweg, dass die deutsche Wirtschaft ins Straucheln geraten ist und wir bereits heute Wohlstand verlieren. Gunther Schnabl, Professor an der Universität Leipzig, analysiert in seinem Buch sachlich, nüchtern und allgemein verständlich die Gründe für den wirtschaftlichen Niedergang und den Kaufkraftverlust großer Teile der deutschen Bevölkerung und zeigt, dass Wohlstand nur durch Produktivitätssteigerung bei moderaten Sozialausgaben möglich ist.

Die Gründe für den Wohlstandsverlust sind vielfältig. Die Politik hat durch zahlreiche wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen die falschen Weichen gestellt, wobei die Krisen der letzten Jahre (Finanz- und Eurokrise, Corona-Pandemie, Flüchtlingskrise, Ukraine-Krieg) als Brandbeschleuniger gewirkt haben, wie Schnabl in seinen gründlichen Analysen deutlich macht. Er geht auf die Konstruktionsfehler der Europäischen Währungsunion ein (keine gemeinsame Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik, keine Abwertung des Euro möglich) und kritisiert die Europäische Zentralbank für ihre wirtschaftspolitischen Eingriffe (Geldschwemme, unbegrenzte Anleihekäufe, Staatsfinanzierung, Manipulation der Inflationsrate). Er zeigt auch, dass unsere vermeintlichen Exporterfolge zwar die Illusion eines reichen Landes nähren, in Wirklichkeit aber „ins Ausland verschenkter Wohlstand“ sind. Vor allem aber kritisiert er den Investitionsstau und die ausufernden Sozialausgaben, die sich immer deutlicher als Wachstumsbremse erweisen. Er benennt die Ursachen und wagt sich auch an das Thema Migration heran. Viel Spielraum bleibt nicht mehr, wie der Anteil der Sozialausgaben am Bundeshaushalt zeigt. Er lag 2022 bei 46,5 Prozent und stieg 2023 bereits auf knapp 53 Prozent. Weitere Themen sind die verfehlte Umwelt-, Energie- und Klimapolitik sowie der Bürokratiewahnsinn und der Arbeitskräftemangel als Standortnachteil. Besonders kritisch sieht er die europäischen Institutionen wie die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank, die seiner Meinung nach erheblich an Glaubwürdigkeit verloren haben, sowie die zentralistische und linkslastige Politik, die mittelfristig unsere Freiheit bedroht. Aber auch die Ampelregierung bekommt ihr Fett weg und Schnabl nennt schonungslos die Gründe, warum die marktwirtschaftliche Ordnung gestört ist und es den Anschein hat, dass vor allem die deutsche Politik den Solidaritätsgedanken der Sozialen Marktwirtschaft und ihre Moralvorstellungen (siehe Lieferkettengesetz, Asylpolitik) auf die ganze Welt ausdehnen will.
Der deutsche Wohlfahrtsstaat sei nicht mehr bezahlbar, so Schnabl, der eine Rückbesinnung auf die Prinzipien Ludwig Erhards fordert. Nur mit einer stabilitätsorientierten Geldpolitik, Kürzungen der Staatsausgaben und einer umfassenden Deregulierung könne der Wohlstand in Europa gesichert werden. Seine Lösungsansätze sind plausibel und einleuchtend, doch ein Paradigmenwechsel in der Politik ist nicht zu erwarten, wie der Ökonom selbst resigniert feststellt: „Es scheint, als ob der schleichende Weg in die Planwirtschaft der politisch einfachere ist.“.

„Deutschlands fette Jahre“ ist kein Gute-Laune-Buch. Ohne Polemik, Haudrauf-Rhetorik und Verschwörungstheorien analysiert Prof. Dr. Gunther Schnabl die aktuellen Probleme und Ursachen unseres Wohlstandsverlustes. Er spricht Klartext, argumentiert faktenbasiert und entzaubert damit so manches von der Politik verbreitete Narrativ. Auf ein Wirtschaftswunder werden wir wohl vergeblich warten.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2024
Das war Kunst, jetzt ist es weg
Wucherer, Cora

Das war Kunst, jetzt ist es weg


sehr gut

Moderne Kunst sieht ja nicht selten aus, als wäre sie das Ergebnis eines Unfalls gewesen, aber das ist nicht das Thema von Vera Wucherers Buch. Auch hier geht es um Unfälle mit Kunst, aber eben die ungewollten. Geballte Zerstörung auf jeder Seite. Täter sind selbsternannte Restauratoren, eifrige Putzfrauen oder Hausmeister, unvorsichtige Besucher und überschwängliche Sammler. Eine unbedachte Bewegung und die Kunst ist weg, wobei ich mich nicht selten gefragt habe: Na und? Eine mit ranzigem Fett beschmierte Badewanne hat in sauberem Zustand sicher den höheren Nutzwert, auch wenn ich Beuys seinen persönlichen „Hurtz“-Moment gönne.

Manchmal machen die Katastrophen ein Werk erst berühmt oder sogar bedeutend. So wie der „restaurierte“ Monchichi-Jesus auf dem Titelblatt. Er holte eine kleine Gemeinde in der spanischen Provinz Zaragoza erst auf die touristische Landkarte, denn heute besuchen Tausende den Kunstunfall und zahlen bereitwillig für ein Selfie mit dem Monchichi. Andere Beispiele im Buch haben Versicherungen und Gerichte beschäftigt und Ai Weiwei geriet sogar mit den Naturgesetzen in Konflikt: Eine seiner Holzskulpturen folgte den Regeln der Gravitation und kollabierte mit Grandezza. Aber große Künstler erkennt man daran, dass sie nie aufgeben: „It’s not a bug, it’s a feature“. So wurde eben ein Haufen Bretter zum gefeierten Kunstwerk.

Vera Wucherers Auswahl ist abwechslungsreich, wenn auch nicht immer überraschend, da viele ihrer Beispiele eine hohe mediale Breitenwirkung hatten. Auch sind ihre Darlegungen nicht ganz so launig verfasst, wie ich es mir gewünscht hätte, sondern eher sachlich und informativ gehalten. Die Quintessenz ist oft: Mach’s Beste draus! Kein Schaden ist in der Kunstwelt so groß, dass nicht noch irgendwer Profit draus schlagen könnte - was einem auch zu denken geben darf.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2024
Das große Buch vom Sauerteig
Leo, Maurizio

Das große Buch vom Sauerteig


ausgezeichnet

Mit Sauerteig zu backen, gilt als die backhandwerkliche Königsdisziplin. Ich bin selber ursprünglich über kommerzielle Backmischungen mit Sauerteiganteil und einen Brotbackautomaten zum Brotbacken gekommen. Mittlerweile stelle ich die Zutaten selbst nach Rezept und mit individuellen "Verfeinerungen" zusammen und backe das Brot im Backofen. Meistens erfolgreich, aber es gehen bis heute auch Versuche daneben. Spaß macht es aber immer und der Geschmack ist unerreicht.

In seinem Backratgeber „Das große Buch vom Sauerteig“ gibt Maurizio Leo seine langjährige Erfahrung im Umgang mit Sauerteig weiter. Anfänger erfahren, dass der Prozess der Brotherstellung (insbesondere der Sauerteigführung) keine Raketenwissenschaft ist, auch wenn er langwierig und kompliziert erscheint. Die meiste Zeit geht der Teig von alleine und braucht nur ab und zu Aufmerksamkeit. Leo nimmt den Anfänger an die Hand, beschreibt in Wort und Bild sehr genau die einzelnen Schritte und gibt Tipps zur Fehlerbehebung bei nicht ganz perfekten Broten (z.B. Teig bleibt immer zu klebrig, gebackenes Brot ist zu flach geworden, Krume ist von riesigen Löchern durchzogen). Auch erfahrene Brotbäcker können vom Erfahrungsschatz des gebürtigen Italieners profitieren, denn in einem eigenen Kapitel gibt er einen umfassenden und sehr detaillierten Einblick in die „faszinierende Wissenschaft“.

Ich habe erst einige Rezepte ausprobiert, aber am besten gefiel mir bisher das Brot „Fünfundzwanziger Roggen“, einem Mischbrot aus Weizenmehl, Roggenvollkornmehl und Sauerteig. Besonders geschmackvoll ist es, wenn das (etwas ältere) Brot aufgetostet wird.
Neben Brotrezepten gibt es auch Vorschläge für Brötchen, Gebäck (z. B. Muffins) und Süßes (z. B. Zimtschnecken) - alles mit Sauerteig.

Für Amateurbäcker gibt es auch einige größere Herausforderungen. So kann ein handelsüblicher Backofen in der Regel keinen Wasserdampf (im Bäckerdeutsch: Schwaden) erzeugen. Das ist aber auch nicht unbedingt notwendig, wie ich aus meinen Experimenten gelernt habe. Auch die Raumtemperatur, die bei der Teigverarbeitung eingehalten werden muss, kann ein Problem darstellen, wenn die Wohnung kälter als 20 °C ist. Am kompliziertesten ist jedoch die Einhaltung des Zeitplans, der für jedes Rezept die Reihenfolge der Zubereitungsschritte festlegt und sich je nach Rezept über zwei Tage hinziehen kann. Gerade für Berufstätige ist dies nicht einfach umzusetzen.

Über die im Buch abgedruckten QR-Codes kann man sich Tutorial-Videos ansehen, die Handgriffe wie Rundwirken oder sanftes Dehnen und Falten im Detail zeigen. Leider sind alle Videos in englischer Sprache, weder synchronisiert noch untertitelt. Sehr schade!
Auf der englischsprachigen Webseite des Autors (The Perfect Loaf) findet man viele Rezepte, Videos, Werkzeugempfehlungen und ein Forum, in dem man selber Fragen stellen kann.

Das Backen mit Sauerteig ist nicht einfach und erfordert letztlich viel eigene Erfahrung. Aber mit dem Buch von Maurizio Leo ist es zumindest keine Raketenwissenschaft mehr.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2024
Wie man vorhersieht, womit keiner rechnet
Yates, Kit

Wie man vorhersieht, womit keiner rechnet


sehr gut

Crash-Propheten, die den Zusammenbruch der Börse voraussagen, gibt es viele und ab und zu behält einer von ihnen Recht. Doch mit Vorhersagen hat das wenig zu tun, wie Kit Yates in seinem Buch „Wie man vorhersieht, womit keiner rechnet“ anhand des Gesetzes der großen Zahl beweist: „Die riesige Zahl an Vorhersagen gibt selbst dem einsamen Propheten eine gute Chance, irgendwann einmal einen Treffer zu landen.“ In seinem populärwissenschaftlichen Buch greift Yates viele weitere Beispiele aus dem Alltag auf (z. B. aus der Corona-Pandemie) und erklärt, wie man bessere und möglichst evidenzbasierte Vorhersagen trifft. Dazu nutzt er objektive Ergebnisse und Werkzeuge der Mathematik, indem er Studien aus Biologie, Psychologie, Soziologie und Medizin mit Theorien aus Ökonomie und Physik verknüpft. Wichtig sind ihm dabei Bezüge zu Erfahrungen aus der realen Welt.

Das Themenspektrum ist breit gefächert und reicht von Wahrsagern auf dem Jahrmarkt über Scheinkorrelationen, Wahrscheinlichkeiten und sich selbst erfüllende Prophezeiungen bis hin zu ausgefeilten und langjährig erprobten mathematischen Modellen. Auch diese sind nur ein Abbild der Realität und vor Fehlschlägen nicht gefeit. Daher ist von entscheidender Bedeutung, die Grenzen der Vorhersagefähigkeit eines Modells zu kennen. Zu wissen, wann wir nicht wissen können, was in der Zukunft passieren wird, ist genauso wertvoll wie der gegenteilige Fall.

Viele Beispiele haben bei mir ein Aha-Erlebnis ausgelöst. Zum Beispiel, dass wir einer zufälligen Handlung viel zu schnell eine Bedeutung zuschreiben und daraus schließen, dass hinter diesem Muster ein Wirkmechanismus steckt. In einem anderen Beispiel beschreibt Yates interessante Experimente, die zeigen, dass Menschen dazu neigen, linear zu denken und langfristige Prognosen auf kurzfristige Trends zu stützen. Andererseits verleiten uns unwahrscheinliche Ereignisse oft zu falschen Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung und machen uns blind für Fakten.

Yates verwendet in seinen Beispielen oft Schlagworte für Prinzipien und Effekte, die den Sachverhalt einprägsam beschreiben. Der „Underdog-Effekt“ erklärt beispielsweise, wie Trump bei den Präsidentschaftswahlen 2016 überraschend gegen Hillary Clinton gewinnen konnte. Für viele Sachverhalte gibt es sprechende Namen, wie z.B. das Schuhfach-, das Nahe dran- und das Double-Siding-Prinzip, den Nocebo- und den Streisand-Effekt. Bei den vielen Fachbegriffen hätte ich mir aber dringend ein Glossar und ein Stichwortverzeichnis gewünscht. Ein Wiederfinden der einmal gelesenen Informationen ist nur mit Hilfe des zu grob strukturierten Inhaltsverzeichnisses leider kaum möglich.

Durch die Beispiele und den flüssigen Erzählstil gelingt es Yates, die Problematik anschaulich und auch für Laien verständlich darzustellen. Mit einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung am Ende der einzelnen Kapitel hätte Yates seine Kernaussagen allerdings noch besser und einprägsamer transportieren können. So braucht man jedenfalls ein sehr gutes Gedächtnis.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2024
Ida Paulin

Ida Paulin


ausgezeichnet

Ida Paulin ist vor allem als Glaskünstlerin bekannt, wobei ihr Werk insgesamt wenig erforscht ist. Neben Glas hat sie Keramik und Batiken entworfen und war auch als Malerin tätig. Sie gehört zu einer ab 1900 stetig anwachsenden Gruppe von künstlerisch aktiven Frauen, die mit ihrer Profession den Lebensunterhalt verdienten und sich auch unternehmerisch sehr erfolgreich am Markt etablierten. Ihr ist derzeit eine Ausstellung an der Kunstsammlung Augsburg gewidmet, zu der der vorliegende Katalog erschienen ist.

Die Vielschichtigkeit von Ida Paulins Glasarbeiten ist bisher kaum untersucht worden, was sicher auch daran liegt, dass sie sich stilistisch kaum zuordnen lässt. Sie entwickelte ihre Dekore mit atemberaubender Geschwindigkeit, wobei sie durchaus aktuelle Zeitströmungen aufnahm und insbesondere vor dem 1. Weltkrieg sehr fortschrittliche Strömungen adaptierte. Einschränkend muss man allerdings feststellen, dass sie zwar eine sehr solide künstlerische Ausbildung besaß, das Glashandwerk aber autodidaktisch erlernte. Das erklärt ihr sicheres grafisches Gespür, bei vergleichsweise unpräziser handwerklicher Umsetzung. Anders als die zeitgleichen Produkte z. B. aus einigen Glashütten in Böhmen, waren Ida Paulins Gläser keine Luxus- und Zierobjekte, sondern als Gebrauchsglas konzipiert. Auch preislich blieben die Stücke aus eigener Produktion für eine breite Masse erschwinglich, was sicher eine Erklärung dafür ist, dass sie die Weltwirtschaftskrise, im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern, relativ unbeschadet überstand. Als Gebrauchswaren mit begrenzter Haltbarkeit sind Paulins Gläser auch vergleichsweise selten überliefert. In der Ausstellung sind vor allem Stücke aus Privatsammlungen, insbesondere der Familie Paulin zu sehen. Neben der Eigenproduktion in Glas hat Ida Paulin ganz sicher auch grafische Entwürfe für Porzellanmanufakturen geliefert, aber deren Umfang bleibt, trotz eines sehr interessanten Beitrags zum Thema im Katalog, bisher unvollständig erforscht.

Die Autoren würdigen Ida Paulin als selbstbewusste und gut vernetzte Künstlerin, die schon früh damit begann, Messen und Ausstellungen als Werbemaßnahme zu nutzen. Zwar ist das Paulinsche Firmenarchiv 1944 bedauerlicherweise bei einem Bombenangriff untergegangen, aber aus Sekundärquellen und privaten Unterlagen lassen sich die wesentlichen Entwicklungsschritte nachvollziehen. Aufgrund der Motivvielfalt sind auch die zeitgenössischen künstlerischen Einflüsse gut erkennbar, wobei sich zeigt, dass Ida Paulin immer nah am Puls der Zeit blieb und den Markt stets im Blick behielt. Ein Textbeitrag untersucht auch Paulins politische Einstellung während der Nazizeit, ohne allerdings ein klares Bild zu liefern. Ihr Mann hegte Sympathien für das Regime, wenn es ihm opportun erschien, und Paulin schuf selber Entwürfe und Produkte im zeittypischen Stil, wahrscheinlich auch für offizielle Auftraggeber, eine aktive Rolle haben beide aber ganz sicher nicht gespielt.

Der Katalogteil mit über 300 Positionen aus den Kategorien Glas, Porzellan, Batik und Grafik gibt einen ausgezeichneten Überblick über die Vielfalt der künstlerischen Produktion, zeigt aber auch die handwerklichen Defizite, die der Autodidaktin immer anhafteten. Das eindrucksvolle Stück auf dem Titelbild ist da eher eine Ausnahme. Ida Paulins besondere Lebensleistung besteht vor allem darin, dass sie in schwierigen Zeiten ein Unternehmen aufbaute, das nicht wenig Erfolg hatte und dass sie bis ins hohe Alter künstlerisch produktiv blieb.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2024
Pater Brown. Die besten Geschichten
Chesterton, Gilbert K.

Pater Brown. Die besten Geschichten


sehr gut

Die meisten kennen Pater Brown vor allem aus den seichten Rühmann-Filmchen oder sogar nur aus der deutschen Fernsehadaption als Pater Braun mit Ottfried Fischer. In den Filmen entgeht dem Zuschauer allerdings, dass G. K. Chesterton ein exzellenter Schriftsteller war, der gerne mit feinem Sarkasmus und sehr spitzer Feder die englische Oberschicht aufs Korn nahm. Seine Beschreibungen von mit ungezügelter Dummheit gepaartem Standesdünkel gehören zum Lustigsten, was die englische Literatur hervorgebracht hat.

Wer das Versäumte nachholen will, hat mit diesem Sammelband eine gute Gelegenheit dazu. Acht Geschichten, die zwischen 1910 und 1927 entstanden sind, zeigen Pater Brown als Meister der Beobachtung und genialen Rätsellöser, in einer Art und Weise, die später von Agatha Christies Miss Marple wieder aufgegriffen wurde: Pater Brown begibt sich nicht selber in die Höhle des Löwen (anders als Heinz Rühmann in seiner Rolle), sondern greift nur beratend in die Ermittlungen ein, um Unschuldige vor dem Galgen zu bewahren. Manchmal hat er weder Tatort noch Verdächtige persönlich gesehen, aber vor seinem (und des Lesers) inneren Auge entwickeln sich kunstvoll die komplexesten Tathergänge und Browns kreative Schlussfolgerungen führen mit Poirotscher Selbstgewissheit stets zum wahren Täter. Die schönsten Passagen sind allerdings die eleganten Spitzen gegen die englische Aristokratie, die wirklich nicht gut wegkommt. Chestertons und Browns Herzen schlagen eindeutig für die damals noch geknechtete Unterschicht.

Die Neuübersetzung von Isabelle Fuchs ist ganz ordentlich, aber an einigen Stellen bin ich doch stutzig geworden, ob im Deutschen die gleiche Sorgfalt in die Auswahl des wirklich passenden Wortes und einen korrekten Syntax gelegt wurde, wie im Original. Ein Lektorat ist in solchen Fällen durchaus hilfreich, wenn man denn eins hat. Aber diese Sparzwänge...

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2024
Hoch und heilig
Freudenberg, Sandra

Hoch und heilig


ausgezeichnet

Gleich auf einer der ersten Seiten hat mich Stefan Rosenboom, der zwar nur zwei Texte beigesteuert hat, aber für die stimmungsvollen Fotos verantwortlich zeichnet, gleich abgeholt: Er gesteht, dass er nicht gläubig ist und ein echtes Problem mit Frömmelei hat. Die Haltung teile ich völlig, aber ich teile auch seine Meinung, dass man nicht an Gott glauben muss, um in eine Kirche zu gehen. Ich liebe die Aura in Kirchen, ihre Ruhe und Innerlichkeit und genauso faszinieren mich Pilgerwege, in Europa wie in Japan, wo das Pilgerwesen ebenfalls sehr ausgeprägt ist. Meine Heimatstadt ist ein bedeutender Pilgerort und sogar Teil des verzweigten Jakobswegs, den Stefan Rosenboom und Sandra Freudenberg bei verschiedenen Gelegenheiten auf ihrem Weg durch die Alpen ebenfalls beschritten haben. Dabei erleben sie Geschichten und Geschichte, begegnen Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und erfahren eine Natur, deren Pracht und Vielfalt einen vielleicht doch an Gott glauben lassen könnte. Den meisten Menschen, denen sie begegnen, ist eine tiefe Religiosität eigen, um die sie die Autoren auch regelmäßig beneiden, aber die Texte halten erfreulicherweise eine gewisse Distanz, so dass nie das Risiko besteht, dass sie rührselig oder zu esoterisch werden.
Ähnlich wie bei Hape Kerkeling auf seinem Camino räumen die Pilgerreisen der beiden (die sie übrigens mit wechselnden Wanderpartnern oder sogar alleine durchführen) die Seele auf und erlauben es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie entschleunigen das Leben und schärfen die Sinne für Details. Auch die Fotos sind solche Momentaufnahmen, die sich auf ein bestimmtes Detail fokussieren, das eine Stimmung präzise einfängt, oder ein Erlebnis in einem einzigen Bild festhält. Man reist als Leser in Gedanken mit und Text und Bild ergeben ein authentisches Ganzes.

Insgesamt 12 Wanderungen von unterschiedlicher Länge und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad werden begangen. Im Anschluss an die Kapitel findet sich jeweils eine kurze Zusammenfassung mit Wegbeschreibungen und Tipps zu Sehenswürdigkeiten. Hinweise zu Übernachtungsmöglichkeiten und Pilgerherbergen sind dagegen nur im Text beschrieben, da muss man entweder auf Gott vertrauen oder im Internet vorbuchen. Manchmal übernachten die Autoren aber auch in freier Natur.

Ein schönes, intensives Buch, das abwechslungsreiche Pilgertouren für Menschen mit und ohne Fitness und mit und ohne Glauben bietet.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2024
Die Bamberger Kaisergewänder im Wandel
Ruß, Sibylle;Drewello, Ursula

Die Bamberger Kaisergewänder im Wandel


ausgezeichnet

Mit dem nun vorgelegten dritten Band ist die Dokumentation des DFG Projektes „Kaisergewänder im Wandel“ abgeschlossen und liefert überraschenderweise Erkenntnisse, die in einigen Punkten noch einmal deutlich über den Stand der beiden Vorgängerbände hinausgehen. Seit der an ein breites Publikum gerichteten Veröffentlichung „Die Bamberger Kaisergewänder unter der Lupe“ aus dem Jahr 2021 haben weitere Auswertungen der Befunde aus den materialwissenschaftlichen und kunsttechnologischen Untersuchungen zu einigen unerwarteten Ergebnissen geführt, die den bisher gefällten Aussagen teilweise entgegenstehen und lange tradierte Gewissheiten widerlegt haben.

Schon in den Vorgängerbänden stach die detektivische Sorgfalt hervor, mit der die Bamberger Kaisergewänder und ihre aus verschiedenen Reparatur- und Restaurierungsmaßnahmen überlieferten Fragmente wissenschaftlich analysiert wurden. Man muss sich vor Augen halten, dass bereits Mitte des 15. Jahrhunderts, also dreihundert Jahre nach ihrer Entstehung, die ersten Gewänder grundlegend überarbeitet wurden, um sie als verehrte Reliquien für die Zukunft zu erhalten. Bis zur vorliegenden Auswertung ging man davon aus, dass dabei in die bildlichen und textlichen Inhalte wesentlich eingegriffen wurde und dass eine Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands nicht mehr möglich sei. Das war offenbar ein Irrtum, denn wie Sybille Ruß, Ursula Drewello und ihre Kolleginnen zeigen, waren die spätmittelalterlichen Restauratoren mit einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein bei der Arbeit und haben die Stickereien in der Position fast unverändert auf den neuen Trägerstoff übertragen. Damals war es der religiöse Respekt vor dem Reliquiencharakter der Gewänder, heute ist es die restauratorische Sorgfaltspflicht. Auch die Reparaturen des 18. Jahrhunderts haben letztlich wenig Schaden angerichtet, anders als die schlecht dokumentierten „Restaurierungen“ der 1950er-Jahre, die vor allem die Tunika in eine völlig neue (und historisch falsche) Form gebracht haben. Aber auch diese Fehler sind durch die aktuellen Untersuchungen mittlerweile transparent geworden, auch wenn man sich dazu entschlossen hat, den vermutlichen Urzustand jetzt nicht mehr wiederherzustellen, sondern die Veränderungen als Zeitzeugnisse zu belassen.

Die Untersuchungen an den Fäden und Färbemitteln, sowie der Goldzusammensetzung der Goldfilamente erlauben es, die Erkenntnisse zu Werkstätten und Datierungen gegenüber den Vorgängerbänden noch einmal zu präzisieren. Analysen der Webtechnik und vor allem der Kettfädenverläufe haben bahnbrechende und sicher von vielen unerwartete Ergebnisse geliefert, die ein Höchstmaß an Sorgfalt auf allen Ebenen erfordert haben. Das interdisziplinär angelegte Projekt führte Fachleute der unterschiedlichsten Disziplinen zusammen und es muss noch einmal betont werden, dass die drei Bände als zusammenhängendes Konvolut funktionieren, indem sie einerseits aufeinander inhaltlich Bezug nehmen, bestimmte Aspekte (z. B. Analysemethoden) aber nur in jeweils einem wissenschaftlich vollständig beschrieben sind. Besonders beeindruckt hat mich, dass selbst in den dreieinhalb Jahren zwischen dem ersten und dem finalen Band noch einmal so umwälzende Erkenntnisse gewonnen wurden. Es ist der beste Beleg dafür, welchen Wert eine umfassende und vollständige Dokumentation bei Restaurierungsmaßnahmen an so bedeutenden Objekten hat. Sie ist nämlich nicht nur eine Momentaufnahme, sondern die Grundlage für jede weitere Forschung der Zukunft.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2024
Das Milliardenspiel
Stevenson, Gary

Das Milliardenspiel


ausgezeichnet

Immer wieder wird in den Medien über Millionenboni berichtet, die Investmentbanker jährlich von ihren Arbeitgebern als Gewinnbeteiligung erhalten. Doch wie sind diese exorbitanten Gehälter überhaupt möglich? Ist das alles legal und wer zahlt am Ende die Zeche? In seiner Autobiografie beschreibt Gary Stevenson seine Zeit als Händler bei der Citibank von 2008 bis 2014, als die Finanzkrise begann und das globale Finanzsystem am Abgrund stand. Stevenson stammt aus ärmlichen Verhältnissen, flog als Drogendealer von der Schule und studierte dennoch an der LSE (London School of Economics and Political Science), die neben Harvard, Oxford und Cambridge den besten Ruf hat.

Getrieben von Ehrgeiz und dem Willen, viel Geld zu verdienen, schaffte er es, vom Trainee zum erfolgreichsten Händler bei der Citibank zu werden und jährliche Boni in zweistelliger Millionenhöhe zu verdienen. Doch mit der Zeit merkte er, dass ihn das Geldverdienen nicht mehr befriedigte und ihn schließlich in eine Depression stürzte. Die Finanzkrise sah er nicht nur als Vertrauensverlust, sondern als eine große Umverteilung von Vermögen, bei der vor allem die Mittelschicht massiv an Wohlstand verloren hat. Er beschloss, aus dem Unternehmen auszusteigen, was ihm lange Zeit von seinem Arbeitgeber erschwert wurde.

Es ist für mich eindrucksvoll und erschreckend zugleich, mit welcher Unbekümmertheit diese Menschen mit dreistelligen Milliardenbeträgen spekulierten und dabei die Risiken kaum eine Rolle spielten. Gerade in turbulenten Zeiten wie der Finanz- und Eurokrise liefen die Geschäfte auf Hochtouren und jeder Trader versuchte, den anderen zu übertrumpfen. Der Wettbewerb um die höchsten Gewinne führt dazu, dass moralisches Handeln in den Hintergrund tritt und die reine Gier regiert, von den Exzessen während und nach der Arbeit ganz zu schweigen.
Stevenson vermittelt in Ansätzen auch fachliche Grundlagen seiner Arbeit. So erfährt der Leser nebenbei, wie Devisenswaps funktionieren und mit welchen Maßnahmen die Zentralbanken den Spekulanten das Geschäft verderben können. Er erfährt auch, wie das Zinsmanagement der Zentralbanken funktioniert, wie sich Zinssenkungen und Zinserhöhungen (normalerweise) auswirken und warum es nach der Finanzkrise eine so lange Phase der Nullzinspolitik gab.

Stevensons schreibt eingängig und spannend, auch wenn mich an manchen Stellen seine derbe Ausdrucksweise gestört hat. Sobald er seine Motivation verliert und kein Interesse mehr an seiner Arbeit hat, dominiert eine depressive Grundstimmung, die bis zu seiner Versetzung nach Japan und seinem Ausscheiden anhält. Aber alles ist für mich glaubwürdig und nachvollziehbar gewesen.

„Das Milliardenspiel“ ist, auch wenn der Untertitel „Wie man eine Bank ausraubt - und den Rest gleich mit“ es vermuten lässt, kein Bericht über einen kriminellen Coup, sondern die spannende Autobiografie eines Traders, der mit Spekulationsgeschäften extrem viel Geld verdiente, dann vorgeblich sein Gewissen entdeckte und ausstieg. Die schmutzigen Millionen hat er natürlich mitgenommen.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2024
Sapiens
Harari, Yuval Noah

Sapiens


ausgezeichnet

Wer steuert die Geschichte? Ist es der reine Zufall oder sind Kräfte am Werk, die nach bestimmten Regeln handeln? In Yuval Noah Hararis neuer Graphic Novel stellen sich fünf Kandidaten zu Wahl, die jeweils ein historisches Prinzip vertreten: Der Clash der Kulturen tritt an gegen die Macht der Imperien, die verbindende Kraft des Geldes gegen die Religion und Mr. Zufall. In einer fiktiven Spielshow stellen sich die Kandidaten einer Fachjury, die sie mit Beispielen und klugen Analysen zu überzeugen suchen, wenn auch mit wechselndem Erfolg. Wer wird das Spiel gewinnen?

Wie schon in den Vorgängerbänden haben die Autoren die unterschiedlichen Thesen geschickt aufbereitet, so dass sie sich kurz und knapp darstellen lassen, sei es durch imaginäre Zeitreisen oder durch Visualisierung im Stil von Infografiken. Harari hat ein besonderes Talent dafür, komplizierte Zusammenhänge einfach zu erklären, ohne dass es inhaltlich falsch würde. Jeder seiner Kandidaten, jeweils repräsentiert durch einen „Superhelden“, der von sich behauptet, die Geschichte zu kontrollieren, bringt überzeugende Argumente, die von den Mitgliedern der Jury auf die Probe gestellt werden. So bekommt der Leser quasi eine Stimme und Kontroversen werden spielerisch aufgedeckt. Wie sich herausstellt, gibt es keine einfachen Antworten, denn jeder Kandidat hat auch Schwächen in seiner Argumentation. Letztlich ist es das Zusammenspiel aller fünf Elemente, die die Geschichte steuern, wenn auch nicht notwendigerweise in eine vorhersehbare Richtung.

Gerade in unsicheren Zeiten wie den unseren, in denen sich die Gesellschaft auflöst und man kein Prophet sein muss, um vorherzusehen, dass wir auf einen gewaltigen Konflikt zusteuern, wünscht man sich so etwas wie eine Glaskugel. Aber die Geschichte zeigt, dass nicht der Edelmütigste überlebt, weil er die Moral auf seiner Seite hat, sondern dass hier ganz andere Kräfte am Werk sind. Diktaturen und Autokratien haben sich als weitaus widerstandsfähiger erwiesen als die Demokratie, was angesichts der Weltverbesserer in Bundesregierung und EU keine gute Prognose ist. Vor diesem Hintergrund scheinen Wokeness und kompromisslose Klimahysterie wie der Abgesang einer überspannten Epoche.

Harari geht ausführlich auf die Rolle der Religion ein. Die alten Kulte (Animismus, Hinduismus, Buddhismus und Judentum) hatten keinen Alleinvertretungsanspruch, weshalb es damals quasi keine interreligiösen Konflikte gab. Das hat sich mit dem Christentum und insbesondere dem Islam grundlegend geändert. Während das Christentum mittlerweile an Bedeutung verliert, radikalisiert sich der Islam zunehmend und kennt wahren Frieden nur bei „freiwilliger“ Unterwerfung. Harari ist sich der Gefahr zwar bewusst, seine Religionskritik richtet sich aber zu 90% gegen historische Auswüchse des Christentums, die aktuellen Greuel durch Islamisten bleiben weitgehend unerwähnt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Wenn man Hararis These einer seit Jahrtausenden fortschreitenden Vereinheitlichung der Weltgemeinschaft folgt, ist das ein beunruhigender Hinweis darauf, wer der Gewinner dieser Entwicklung sein wird. Kein schöner Gedanke, aber wir beschleunigen diesen Prozess durch unsere unkritische Toleranz gegen die Intoleranten und Unterwerfungsgesten, die auch international sehr wohl wahrgenommen werden. Wer Hararis Graphic Novel aufmerksam liest, wird mehr als nur einen Aha-Moment erleben, denn die Prinzipien, nach denen Geschichte abläuft, folgen tatsächlich bestimmten Regeln. Die Zukunft lässt sich zwar nicht im Detail vorhersagen, die Tendenz dagegen schon. Beruhigt hat mich das Buch nur insofern, als dass es irgendwie weitergehen wird. Aber die besten Zeiten liegen definitiv hinter uns.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.