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Lesemone
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Otterbach

Bewertungen

Insgesamt 1549 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2024
Das große Spiel
Powers, Richard

Das große Spiel


sehr gut

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Insel Makatea und die drohende Klimakrise. Kann man mit Hilfe von KI eine neue Welt schaffen? Die Geschichte wird von mehreren Protagonisten aus ihrer Sicht erzählt. Ich fand es gut, dass ein Handlungsstrang kursiv abgedruckt ist, so kann man gut unterscheiden. Aber der Autor schreibt so klar und verständlich, dass es nicht zu Verwechslungen der Handlungsstränge kommt. Mich hat am meisten der Anfang und der Schluss begeistert. Den Mittelteil fand ich etwas sehr ausschweifend erzählt, wobei das wiederum zum Verständnis der Zusammenhänge der handelnden Personen beiträgt. Am meisten hat mich der Handlungsstrang von Evelyne fasziniert, die noch mit über 90 Jahren Tauchgänge durchgeführt hat. Sie war eine sehr zielstrebige Frau, der Beruf und Erfolg über die Familie ging. Trotzdem fand ich sie irgendwie sehr liebevoll gezeichnet. Interessant ist auch, wie Ina, Rafi und Todd zueinander fanden und sich ihre Geschichte entwickelt hat. Über all den menschlichen Handlungen wird immer wieder darauf Bezug genommen, dass alles Leben im Ozean beginnt und die Rettung der Welt mit der Rettung der Ozeane steht und fällt. Der Autor lässt die heutigen Umweltprobleme, wie z.B. der angeschwemmte Plastikmüll oder Plastikmüll in Tieren nicht aus. Ebenso beleuchtet er die Hilfe von KI. Insgesamt ein Buch mit interessanten Themen, die vor allem am Schluss spannend zusammengeführt werden.

Bewertung vom 16.09.2024
Tage mit Milena
Burseg, Katrin

Tage mit Milena


sehr gut

Annika führt mit ihrem Mann einen Schreibwarenladen. Sie hat sich ein gutes Leben aufgebaut. Doch dann kommt Luzie in ihren Laden, eine Klimaaktivistin, die durch ihre Handlungen bei Annika ihr vergangenes Leben wieder ans Licht holt und ihr Leben ganz schön durcheinanderwirbelt. Was ist damals geschehen, als Annika in der Hausbesetzerszene unterwegs war. Warum starb Milena wirklich?

Die Autorin verknüpft hier geschickt das Thema Klimaaktivismus in der Gegenwart mit den Klimabewegungen und Hausbesetzerszenen der 80er Jahre. Grundsätzlich spielt die Geschichte in der Gegenwart. Annika erzählt jedoch Luzie von ihrer Vergangenheit und dadurch erfährt man viele Details aus der damaligen Zeit. Mich hat das Buch positiv überrascht, was die Entwicklung der Geschichte angeht. Das Ende wirkte auf mich einerseits zufriedenstellend, weil man einen guten Abschluss hat. Jedoch wirkt es andererseits etwas arg konstruiert. Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, man konnte das Geschriebene gut verstehen und mitverfolgen. Insgesamt war das eine sehr nette Geschichte über ein generationenübergreifendes Thema, was aktueller nicht sein könnte.

Bewertung vom 09.09.2024
Der Morgen nach dem Regen
Levensohn, Melanie

Der Morgen nach dem Regen


ausgezeichnet

Johanna reist jahrzehntelang für die Vereinten Nationen um den Globus und geht voll in ihrem Job auf. Dabei vergisst sie fast ihre Tochter und ihren Mann, die zuhause auf sie warten. Vor allem Tochter Elsa leidet sehr unter dieser Situation und entfernt sich völlig von ihrer Mutter. Erst als Johanna das Haus von Tante Toni erbt, wo Elsa sehr gerne ihre Ferien verbracht hat, treffen die beiden wieder aufeinander. Beiden fällt es schwer, aufeinander zuzugehen, bis sie an einen Punkt gelangen, wo die Karten auf den Tisch kommen.

Erzählt wird die Geschichte im Wechsel von Johanna und Elsa. Man erfährt viel über ihre Jobs und was diese so mit sich bringen. Dreh- und Angelpunkt ist das Haus der Tante in St. Goar, mit direktem Blick auf den Rhein. Durch die bildhaften Beschreibungen kann man sich die Szenen sehr gut vorstellen. Die Geschichte ist sehr einfühlsam geschrieben. Mir hat besonders gut gefallen, dass auch aus der Vergangenheit der beiden erzählt wurde, so konnte man sich gut ein Bild davon machen, wie es bei den beiden Protagonistinnen in vielen Situationen zu Missverständnissen kam. Am Ende werden einige Geheimnisse gelüftet. Das Buch lässt sich leicht lesen, es beschreibt viele verpasste Chancen, Dinge an- und auszusprechen. Die Konsequenz aus der Geschichte ist mal wieder, man sollte mehr miteinander reden, dann lassen sich viele Probleme gleich aus der Welt schaffen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und war genau mein Geschmack.

Bewertung vom 06.09.2024
In Zeiten des Todes
D'Andrea, Luca

In Zeiten des Todes


schlecht

Commissario Luther Krupp ermittelt in einem Mordfall und schnell wird ihm und seiner Partnerin Arianna Lici klar, dass hier ein Serienmörder am Werk ist. Gleichzeitig mischt Journalist Alex Milla mit, der zu den Hintergründen recherchiert. Das Buch beruht auf einem wahren Kriminalfall. Leider habe ich keine Ahnung, warum man dieses Buch als Thriller vermarktet. Ich habe selten ein so langweiliges, zähes Buch gelesen, bei dem mir alle Charaktere total unsympathisch blieben. Das Buch ist in mehrere Teile und Unterabschnitte aufgeteilt. Bis zum Teil 2 wiederholt sich das Geschehen immer wieder. Der Autor schreibt alles so detailliert auf, dass mich die Dicke des Buches dann nicht mehr wundert. Man verfolgt die Protagonisten einfach nur bei ihren sehr trockenen Ermittlungen, die sich bei jedem neuen Mordfall wiederholen. Das Buch liest sich leider eher wie eine Kriminalakte. Es gibt keinerlei spannende Momente. Für mich ist das Buch der totale Reinfall.

Bewertung vom 03.09.2024
Juli, August, September
Grjasnowa, Olga

Juli, August, September


gut

Lou ist mit Sergej verheiratet. Gemeinsam leben sie mit Tochter Rosa in Berlin. Sie sind zwar Juden, leben aber ihren Glauben kaum aus. Irgendwie haben sie sich aber auch auseinandergelebt und als Lous Mutter sie bittet, gemeinsam mit ihr zum 90. Geburtstag ihrer Tante nach Gran Canaria zu fliegen, willigt sie widerwillig ein. Dort trifft sie auf die ganze Großfamilie, ein exsowjetisch-israelischer Haufen.

Die Geschichte entwickelt sich sehr langsam und vieles spielt sich auf Gran Canaria ab. Einerseits verstand ich Lou zu Beginn und auch als sie auf die Familiensippe trifft. Die einzelnen Szenen sind durchaus unterhaltsam geschrieben. Jedoch entwickelte sich Lou irgendwie zu einer traurigen, melancholischen Gestalt. Sie hat Schlimmes erlebt, keine Frage. Aber man merkt, dass sie im Leben fest hängt und nicht weiter weiß. Sie wirkte sehr genervt. Die Charaktere sind durchweg unnahbar, streitsüchtig und kaum greifbar. Die Reise nach Israel habe ich leider kaum verstanden, außer dass die Tante dort weiter streitsüchtig gegenüber Lou blieb. Das Ende hat mich ratlos zurückgelassen, da ich nicht weiß, was mir die Autorin damit sagen will. Insgesamt leider ein Buch, dass ich mir deutlich unterhaltsamer und aufschlussreicher vorgestellt hatte.

Bewertung vom 02.09.2024
Akikos stilles Glück
Sendker, Jan-Philipp

Akikos stilles Glück


sehr gut

Akiko führt ein sehr einsames Leben. Seit ihre Mutter gestorben ist lebt sie als Single so vor sich hin. Kurz bevor sie 30 Jahre alt wird, trifft sie auf ihre einstige Liebe aus Schulzeiten, Kento. Er ist als Hikikomori bekannt, ein sozial isolierter Mensch. Nur nachts traut er sich raus. Er stellt Akiko eine interessante Frage, die ihr ganzes Leben durcheinanderwirbelt.

Ich fand es sehr interessant, wie der Autor die beiden Protagonisten skizziert hat. Beide leben eher einsam und isoliert. Akiko nicht so stark wie Kento. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass die beiden irgendwie verbittert wären. Die Dialoge zwischen den beiden sind sehr niveauvoll und werfen Fragen auf, die es im Verlauf der Geschichte von Akiko zu beantworten gibt. Die Lebenslüge, die sie aufdeckt, ist aus europäischer Sicht mit Sicherheit sehr seltsam, aber in Japan wohl durchaus denkbar. Der Autor schreibt sehr klar und verständlich, so dass ein schöner Lesefluss entstanden ist. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, mit einem schönen Abschluss am Ende.

Bewertung vom 02.09.2024
Das Geheimnis der Glasmacherin
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


ausgezeichnet

Orsola ist die Tochter des Glasvirtuosen Lorenzo Rosso. Als er tragisch ums Leben kommt, müssen seine Kinder die Glasschmiede weiterführen, haben aber nicht ganz das Talent des Vaters. Um die Familie über Wasser zu halten, beginnt Orsola einen riskanten Versuch sich als Glasmacherin zu betätigen. Dieser Beruf war damals den Männern vorbehalten. Doch sie glaubt an sich und geht mutig ihren Weg.

Schon der Einband des Buches mit dem wunderschönen Farbschnitt stimmt den Leser auf die Geschichte ein. Die Farben lehnen sich an die Glasstäbe an, mit denen die Glasmacher gearbeitet haben. Das Buch entführt einerseits nach Murano, wo das Monopol der Glasmacherkunst beheimatet war. Andererseits beschreibt es aber auch die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen rund um Venedig. Interessante Fakten wie das Leben der Gondoliere, denen der Fortschritt der Technik zum Verhängnis wurde, politische Umbrüche oder auch ein großer Pestausbruch kommen zum Tragen. Spannend war auch das Verhältnis der Insulaner zum Festland. Die Autorin hat viele geschichtliche Details in dieser spannenden Familiengeschichte versteckt. Dadurch bleibt die Geschichte durchweg interessant und es war spannend mitzuverfolgen, wie sich das Leben der Insulaner entwickelt hat. Allen voran steht Orsola im Mittelpunkt, die versucht die Balance zwischen Familie, Ehe und Arbeit hinzukriegen. Es geht natürlich viel um das Glasmacherhandwerk, was ich jedoch sehr interessant fand. Ein rundum gelungenes Buch über ein wunderbares Handwerk und einer mutigen Protagonistin, der es nie an Mut und Hoffnung gefehlt hat.

Bewertung vom 02.09.2024
Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance
Gilmore, Laurie

Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance


sehr gut

Jeanie übernimmt das gut gehende Café ihrer Tante, wo es den berühmten Pumpkin Spice Latte gibt. Kaum in Dream Harbor angekommen, stößt sie auf den zurückhaltenden Logan, der sie mit den Waren seiner Farm beliefert. Irgendjemand hat jedoch etwas dagegen, dass Jeanie das Café führt, denn es passieren seltsame Dinge. Gemeinsam machen sie sich auf die Jagd, nach dem möglichen Täter.

Beim Lesen des Romans wurde ich in den nahenden Herbst versetzt. Malerisch und verträumt kommt Dream Harbor rüber. Die Bewohner sind eine eingeschworene Gemeinschaft, jeder kennt jeden, was auch zu Getratsche führt. Der Roman beschreibt den Wechsel von Jeanie, die aus der Großstadt aufs Land zieht und sich umstellen muss. Die Beziehung zu Logan ist schnell hergestellt und ist eher körperlicher Natur, weil die beiden sich nicht wirklich vertrauen können. Ich fand die Geschichte aber sehr warmherzig und liebevoll erzählt. Die Autorin beschreibt die einzelnen Szenen mit viel Gefühl. Man fühlt sich in Dream Harbor sofort wohl. Insgesamt ist dies ein sehr unterhaltsamer, warmherziger Roman, der zu schönen gemütlichen Lesestunden einlädt.

Bewertung vom 28.08.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


ausgezeichnet

Eric Sander startet als Schauspieler voll durch. Als er eine Rolle im Tatort ergattert und er in höchsten Tönen gelobt wird, denkt er, das ist sein großer Durchbruch. Wäre da nicht jemand, der sich plötzlich im Netz für ihn ausgibt und Stück für Stück seine Identität übernimmt. Eric versucht rauszufinden, wer der Stalker ist und begibt sich auf eine sehr spannende Suche.

Arno Strobel hat mal wieder einen sehr spannenden Thriller geschrieben. Die Spannung baut sich langsam auf, indem Eric nach und nach immer mehr von dem Fremden übernommen wird und er nichts tun kann. Seine Familie ist plötzlich in Gefahr und dann geht es bis in die Kindheit von Eric zurück. Immer wenn man denkt, jetzt versteht man die Hintergründe, kommt eine neue Wendung, die jede Theorie wieder umwirft. Die Geschichte entwickelt sich zu einem raffinierten, psychologischen Thriller mit Sogwirkung. Am Ende kommt es ganz anders als man denkt! Das Buch hat alles, was ein guter Thriller braucht. Empfehlenswerter, super spannender Thriller!

Bewertung vom 27.08.2024
Am Himmel die Flüsse
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


ausgezeichnet

Narin lebt im Südosten der Türkei und findet das Grab eines Engländers. Sie fragt ihre Großmutter, wer das war, der da neben ihrer Urgroßmutter begraben liegt. Wer war Arthur Smyth, der "König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere" genannt wurde?

Dies war mein erstes Buch von Elif Shafak und ich bin sehr angetan von ihrem Schreibstil. Sie beschreibt die einzelnen Handlungsstränge in einer bildhaften, poetischen, blumigen Sprache. Sie nutzt drei Handlungsstränge, von denen einer im Jahr 1840 in London beginnt und die anderen beiden Handlungsstränge sind in der Gegenwart angesiedelt. Mir haben gut die Weisheiten von Narins Großmutter gefallen, die versucht hat, ihrer Enkelin wichtige Lebensratschläge mit auf den Weg zu geben. Das Thema Wasser ist allgegenwärtig und so wie sich der Wasserkreislauf schließt, so schließen sich am Ende die Handlungsstränge zusammen. Man lernt in diesem Buch viele geschichtliche und historische Dinge kennen, aber die Autorin hat sie so gut in der Geschichte verpackt, dass der Stoff lebendig rüber kommt. Ich konnte keinerlei Längen in dem Buch feststellen. Mich hat die Geschichte von Anfang bis Ende in ihren Bann gezogen. Das Buch war für mich eine große Bereicherung.