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Benutzername: 
mysticcat
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2023
The Love Test - Versuch's noch mal mit Liebe
Howe, Jenny L.

The Love Test - Versuch's noch mal mit Liebe


gut

Das Cover des Buches "The Love Test" finde ich nicht besonders gelungen, die Leseprobe des Buches hat mir jedoch Lust auf mehr gemacht, weshalb ich mich sehr darauf gefreut habe, die Geschichte von Ally zu lesen. Füllige PhD- Studentin in Literaturwissenschaften hatte ich noch nie als Hauptfigur, schon gar nicht als "zweite Chance Liebesbeziehung" mit dem "Star" der damlaigen Fakultät - weshalb ich sehr gespannt darauf war.

Ich habe mir viel Insiderwissen zu Literatur erhofft (hier hat das Buch auch gehalten, was es versprochen hat) und eine prickelnde Liebesgeschichte mit Irrungen und Wirrungen - sowie eine Protagonistin, die im Laufe der Handlung eine starke Persönlichkeitsveränderung durchmacht, was leider ausgeblieben ist.

Immer wieder habe ich mich dabei erwischt, wie ich bei "Nebenschauplätzen" seitenweise quergelesen habe und nicht regelrecht jeden Satz aufgesogen habe. Auf einige literarische Werke wird hier Bezug genommen, jedoch muss ich gestehen, auch als Vielleserin nicht alle (und vor allem nicht im Detail) zu kenne, so dass ich mir bei den "Auseinandersetzugen" gewünscht hätte, dass mit Zitaten um sich geschmissen wird, damit ich als Leserin einen guten Eindruck von der Geschichte bekomme.

Um nicht zu viel zu verraten, war mir zu viel Familiendrama in dem Buch eingebaut, was es in diesem Ausmaß nicht gebraucht hätte. Somit in meinen Augen ein typisches Buch aus dem Genre, das man gern mal lesen kann, wenn man im Urlaub Zeit hat - aber definitiv kein Must-Read.

Bewertung vom 26.02.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


sehr gut

Anti-Girlboss - Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen von Nadia Shehadeh ist ein Sachbuch und als Hardcover um ullstein-Verlag erschienen.
Bisher habe ich von der Autorin weder etwas gehört noch gelesen.

Haupttehma des Buches ist Feminismus, aufgerollt an der persönlichen Erfahrung der Autorin. Das vorherrschende Gesellschaftsbild wird analysiert, historische Hintergründe gegeben und als "Girl-Boss" erfolgreiche Frauen vorgestellt und deren Werdegang gezeigt.

Die vorherrschende Ehrlichkeit finde ich toll. So hat auch die Autorin viele Erfahrungen als "braves Rädchen im System" gesammelt und sich jahrzehntelang nicht zugestanden, den Lebensstil zu führen, den sie führen wollte.

Im Abgleich mit meiner eigenen Biografie merke ich an, dass ich mit den vorgestellten Rollenbildern und -erwartungen ebenfalls konfrontiert wurde. Meine rebellische Phase habe ich früher durchlaufen, als die Autorin noch "brav funktioniert" hat. Aufgrund eines anderen Lebensentwurfs habe ich jedoch Kinderbetreuung (vor allem in den Coronajahren - für mich war die Zeit in einem systemrelevanen Job keine Auszeit vom Alltag sondern funktionieren rund um die Uhr) und Pflege durchlaufen und weiß um unsere Abhängigkeit von den staatlichen Systemen.

In meiner Partnerschaft hatte ich das Quäntchen Glück auf einen Mann zu treffen, der Gleichberechtigung tatsächlich lebt und auch meine Leistungen im Alltag sieht und wertschätzt. Be- und Entlastungen gerecht miteinander zu teilen (also auch Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit) finde ich extrem wichtig.

Das Buch hat mich angesprochen, weil ich mich 2023 aus unbezahlten Mehrarbeiten beruflich immer weiter herausnehmen möchte und bereits im Dezember angefangen habe, das umzusetzen und konsequent Aufgaben liegen zu lassen und Kolleg:innen weiterzuschicken statt selbst zu helfen, sofern es sich um kein Herzensprojekt von mir handelt. Ich habe das Glück, dass mein Beruf wirklich Berufung ist und ich meinen Arbeitsalltag überwiegend selbstbestimmt gestalten kann, ich also nicht permanent auf die Uhr schaue. Mehr gesellschaftliche Anerkennung und Bezahlung aller geleiteten Arbeiten bleiben aber weiterhin ein Traum. An deren Umsetzung sich mein Sohn hoffentlich beteiligen wird.

Daher bin ich dankbar, dass dieses Buch mit dem literarischen Zeigefinger genau dort hingestochert hat, wo es unangenehm ist, so dass ich diese weiblichen Zusatzaufgaben in Zukunft noch konsequenter umschiffen möchte.

Privat muss ich sagen, dass ich sehr gerne Ausgleichssport mache und den werde ich weiterhin machen (und danach die paar Minuten Sauna in einem unverschämt teuren Fitnesstempel genießen).

Besonders gelungen fand ich die Gesellschaftskritik. Wir alle leben auf Kosten anderer in unserem Wohlstand - mehrheitlich auf Kosten von Frauen. Wenn wir eine faire Teilhabe wollen, liegt es an uns allen, das System zu ändern. Und daran, für Privilegien, die wir haben, dankbar zu sein und darauf fußende Erfolge nicht unserer Leistung alleine zuzuschreiben - denn ohne begünstigter Startposition im Leben hätten sich viele Chancen nicht aufgetan.

Fazit: Ein Buch über eine Thematik, mit der sich jede junge und nicht mehr ganz so junge Frau auseinandersetzen sollte. Ein Systemwandel ist möglich, wenn wir zusammenarbeiten.

Bewertung vom 19.04.2021
Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen
Clark, Georgia

Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen


sehr gut

„bucket list – Nur wer fällt, kann fliegen lernen“ von Georgia Clark ist ein in Klappbroschur im dtv (Bold) Verlag erschienener Roman. Das Cover ist mit den rosa Punkten auf rotem Hintergrund ein Hingucker – den Schriftzug findet man auf einem weißen T-Shirt, das an einem Kleiderbügel hängt. Eine tolle Wahl, denn Mode (wenn auch etwas exklusiver) ist ein wichtiger Lebensbereich der Protagonistin.

Worum geht es?
Lacey ist 25 und lässt sich im Rahmen einer Vorsorgeuntersucht auf die Genmutation BRCA1 testen. Nachdem ihre Mutter an Brustkrebs gestorben ist, möchte Lacey auf Nummer sicher gehen und geht regelmäßig zur Vorsorge und ist der Ansicht, dass das reichen muss. Umso geschockter ist sie, als sie erfährt, dass sie eine Mutation hat, die ihr Risiko an Brustkrebs zu erkranken, drastisch erhöht und ihr die Entfernung ihrer Brüste vorgeschlagen wird. Sie muss eine Entscheidung treffen – und schreibt mit ihrer besten Freundin eine „Bucket list“ mit Dingen, die Lacey mit ihren natürlichen Brüsten noch gerne erleben möchte. Von Aktshooting bis hin zu Sex mit einer Frau stehen jede Menge Dinge auf der Liste. Ob sie die wirklich alle umsetzen möchte? Und: wie soll sie sich schlussendlich entscheiden?

Meine Meinung
Obwohl ich selbst schon wesentlich älter bin, würde mich so eine Diagnose auch aus den Socken hauen. Sich vorsorglich einen Körperteil amputieren lassen, fühlt sich nicht richtig an. Auch, wenn die Wissenschaft dazu meint, dass es sich hierbei um die vernünftigste Option handelt – denn wenn ein Tumor auffindbar ist, kann es mitunter schon zu spät sein und man stirbt an einer zu zögerlich getroffenen Entscheidung. Als junge Frau, die noch kinderlos ist und den Vater ihrer Kinder noch nicht kennengelernt hat, ist diese Entscheidung nochmal schwerwiegender.
Lacey ist eine absolute Karrierefrau – und hat, in der Modebrache, natürlich eine tolle Figur. Wie sonst könnte sie in einem vielversprechenden Unternehmen arbeiten und nebenbei noch mit einer Freundin ein Startup hochziehen? Sie ist jung und lebenshungrig – und scheinbar das genaue Gegenteil ihrer älteren Schwester, zu der sie nach wie vor losen Kontakt pflegt.
Was schreibt man bloß auf so eine Bucketlist? Und wie trifft man die richtige Entscheidung, wenn sich beide Entscheidungen falsch anfühlen? Auf diesem Weg habe ich die junge Frau gerne begleitet. Durch das Abschweifen in die Arbeit und in sexuelle Abenteuer hatte ich das Gefühl, mich mit der Protagonistin gemeinsam vom Thema Brustkrebs zu entfernen. Um kurz darauf wieder vom Thema im Alltag eingeholt zu werden – sich damit erneut auseinanderzusetzen und wieder einen anderen Aspekt des Lebens in den Vordergrund zu ziehen.
Von mir aus hätte die emotionale Auseinandersetzung gerne einen größeren Stellenwert einnehmen dürfen, wobei ich auch nichts gegen Erotikszenen habe, wodurch sich jedoch die Zielgruppe der Leserinnen wieder ändert.
Wer also einen Herzschmerz Roman erwartet, wird von den vielen Sexszenen genervt sein und Tiefe vermissen. Ebenso gibt es viele Einblicke in die Modeszene und einen entsprechend lockereren Umgang mit dem eigenen Körper und Körperkontakt (Sex eingeschlossen) als in den meisten anderen Berufsgruppen.
Die Mutation wird gut in allen Facetten beleuchtet, im Mittelpunkt steht jedoch Lacey mit ihrer Geschichte und ihrer Vorstellung eines erfüllten Lebens.
Fazit: Mehr Erotik als erwartet, ein vielschichtiges Buch, das ich jedoch nicht locker nebenher lesen konnte, sondern beim Lesen konzentriert sein musste.

Bewertung vom 19.04.2021
Mama allein zu Haus
Becker, Barbara;Soyke, Christiane

Mama allein zu Haus


sehr gut

„Mama allein zu Haus“ von Barbara Becker und Christiane Soyke ist im März 2021 im Gräfe und Unzer Verlag als gebundenes Buch erschienen. Der Untertitel „Wie geballte Freundinnen-Power uns vor dem Empty-Nest-Syndrom bewahrte“ gibt schon einen sehr guten Einblick, worum es in diesem Buch geht.

Worum geht es?
Barbara Becker und Christiane Soyke geben Einblick in den Auszug des (jüngsten) Sohnes aus der gemeinsamen Wohnung. Obwohl die Wohnverhältnisse und auch der familiäre Hintergrund unterschiedlich sind, haben beide Frauen ähnliches zu Bewältigen – und zwar auch unabhängig davon, ob es sich um das einzige oder das jüngste Kind handelt.

Meine Meinung
Als Mutter eines Sohnes, der gerade die Grundschule besucht, freue ich mich oft auf den Moment, wo wieder Ruhe und Frieden im Haus einkehrt und ich nicht mehr permanent herumorganisieren muss, um den Alltag irgendwie stemmen zu können. Die Aussicht, mein Kind so erzogen zu haben, dass es ganz ohne mich im Leben zurechtkommt, gefällt mir sehr gut. Und noch besser gefällt mir die Aussicht darauf, meine Tage wieder voll und ganz nach meinen Bedürfnissen gestalten zu können, keine Unmengen an Essen mehr einzukaufen und zuzubereiten, keine Wäscheberge mehr, kein Chaos, das ständig aufgeräumt gehört und viel weniger Verschmutzung, wenn zwei Erwachsene permanent auf Sauberkeit und Ordnung achten.
Umso spannender war es für mich zu lesen, dass die kinderfreie Zeit, die man sich in den schillerndsten Farben ausmalt, dann doch nicht so toll ist – oder zumindest nicht ganz ohne Nebenwirkungen, weil Veränderungen im Leben immer schwierig sind und nicht nur die lästigen Arbeiten wegfallen, sondern auch ein nettes Gegenüber, das von Geburt an wie selbstverständlich zum Hausstand gehört und plötzlich eigene Wege geht.
Von der Art zu leben bin ich eher eine Christiane, wenn auch (noch) nicht so erfolgreich karrieremäßig. Ich habe einen Beruf, der mir viel Freude bereitet, und habe auch immer Vollzeit gearbeitet, so dass ich glaube, irgendwann einmal vor ähnlichen Herausforderungen zu stehen.
Die Sichtweise von Barbara (ja, man fühlt sich beim Lesen so verbunden, dass man das Gefühl hat, von langjährigen Freundinnen zu berichten) ist für mich daher spannend, weil sie einen ganz anderen Lebensentwurf lebt, der im Endeffekt jedoch emotional auf „das gleiche herauszukommen“ scheint – und das selbstverständliche Jetsetterleben ihrer Kinder eine weitere räumliche Schwierigkeit mit sich bringt.

Fazit: Eine ehrliche und persönliche Auseinandersetzung mit einem Thema, das in der Öffentlichkeit mehr Raum erhalten sollte.

Bewertung vom 16.04.2021
Mission Hollercamp Band 1 - Der unheimliche Fremde
Hach, Lena

Mission Hollercamp Band 1 - Der unheimliche Fremde


ausgezeichnet

„Mission Hollercamp – Der unheimliche Fremde“ ist der erste Band einer Buchreihe. Band zwei ist ebenfalls am gleichen Tag erschienen. Das Buch von Lena Hach ist im März 2021 im Mixtvision Verlag erschienen.

Worum geht es?
Das Buch ist aus der Perspektive von Protagonisten Leon geschrieben. Ergänzt wird die Geschichte durch Anmerkungen seiner Freunden Emily. Zusätzlich kommt auch noch deren gemeinsamer Freund Jakub, wie jedes Jahr, auf den Campingplatz Hollercamp. Nur leider ist einiges anders als in den Vorjahren: zusätzlich zu einer ungeliebten Verwandten ereignen sich auch immer wieder Zwischenfälle am Campingplatz – die die Jugendlichen aufklären wollen.

Meine Meinung
Mein Achtjähriger und ich haben das Buch nacheinander gelesen und jeder von uns hat seine Identifikationsfigur gefunden. Während er sich sehr gut mit Leon identifizieren kann, erkennt sich meine jüngere Version in der smarten und wortgewandten Emily wieder. Ganz toll finden wir beide, dass auch ein Freund eine Beeinträchtigung hat, nämlich Jakub, der auf seine Hörgeräte angewiesen ist und durch seine besondere Art die Gruppe extrem bereichert.
Der Schreibstil ist toll für ein Kinderbuch, denn hier finden sich viele Dialoge wieder. Durch Erzähler Leon ist man mittendrin in der kindlichen Perspektive der Geschichte – und wer mehr Anregung fürs Kopfkino braucht, bekommt die auch mitgeliefert, nämlich in Form einiger Illustrationen (s/w) im Buch – und natürlich auf dem Buchcover.
Gut gefallen hat mir auch Cousine Charlotte, die die Truppe aufmischt und die sich gut mit Emily und Jakub versteht. Nur Leon selbst ist überwiegend genervt vom Zuwachs zu der Gruppe – auch, wenn er für die Situation seiner Cousine durchaus Verständnis mitbringt.
Der Fall war kindgerecht aufbereitet und trotzdem spannend und authentisch, ganz ohne, dass künstliche Spannungselemente eingebaut wurden.
Die Figuren im Buch verhalten sich zwar individuell, jedoch stereotyp genug, dass die Beschreibungen im Buch ausreichend sind, um sich die jeweiligen Personen vorstellen zu können.
Ich glaube, dass die Buchreihe Mädchen und Buben gleichermaßen anspricht und dass man dieses Buch auch als Leseeinstieg gut verwenden kann – zum Beispiel, indem die Kapitel vorgelesen werden und der Leseanfänger Emilies kurze Kommentare dazu vorliest und damit in den Leseprozess mit eingebunden wird. Mit spätestens 11 bis 12 Jahren wird dieses Buch inhaltlich deutlich an Spannung verlieren, außer, es wird gemeinsam mit jüngeren Geschwistern gelesen.
Der zweite Band ist auf jeden Fall auf unserer Wunschliste gelandet – so wie wahrscheinlich auch die weiteren Folgebände. Wir freuen uns, dass wir diese Reihe entdeckt haben, und geben für dieses Buch gerne eine Leseempfehlung ab.

Bewertung vom 17.02.2021
Heimweh nach uns
Schreiber, Helen

Heimweh nach uns


ausgezeichnet

„Heimweh nach uns“ von Helen Schreiber ist im Februar 2021 als Taschenbuch und eBook im FeuerWerke Verlag erschienen. Das wunderschön gestaltete Cover mit Sternenhimmel, Schirmakazien und einer Frau am See, die Richtung Himmel blickt, hat mich sofort angesprochen.

Worum geht es?
Lena ist seit über zwei Jahrzehnten mit Malte zusammen, sie haben zwei jüngere Kinder. Lena arbeitet weiterhin und hat sich entschieden, wie Malte, zusätzlich zum Familienglück Karriere zu machen. Überlastung ist ein Dauerzustand, und auch der Körper meldet Alarmzeichen. Schwester Judith, Yogaehrerin, überredet Lena, Einzelstunden beim befreundeten Yogalehrer Reik zu nehmen – bei dem sie sich sofort wohlfühlt, vielleicht ein bisschen zu sehr.

Meine Meinung
Als ebenfalls Vollzeit berufstätige Mutter kann ich die Mehrfachbelastung, die Lena empfindet, sehr gut nachvollziehen. Lena jammert nicht, jedoch merkt man ihr die Überforderung an, auch durch die Ungeduld und die Fehler im Alltag. Ebenso sympathisch und nachvollziehbar finde ich es, dass sich die Protagonistin immer wieder hinterfragt. Ihre Kinder sind toll – aber vielleicht schon zu eigenständig, der Job klasse – aber vielleicht ein bisschen zu fordernd, das Mietshaus toll – aber vielleicht ein bisschen zu beengt.
Auch die Weigerung, Yoga auszuprobieren, kann ich sehr gut nachvollziehen, wo ich selbst eher der Actiongeladene Typ bin. Bei einem Lehrer wie Reik könnte es mir auch Freude machen. Reik ist meine Lieblingsfigur im Roman, weil er es auf eine unaufdringliche Art und Weise schafft, authentisch zu erscheinen, ohne zu klischeebehaftet zu wirken. Die Dialoge zwischen Lena und ihm sind mir gut im Gedächtnis geblieben.
Malte ist sicher auch ein toller Mann, erscheint für mich jedoch im Verlauf des Romans etwas zu flach, weshalb ich nicht den Eindruck hatte, mich gut in ihn hineinversetzen zu können.
Judith ist für mich ein wandelndes Klischee, was sie jedoch nicht weniger sympathisch macht und auch nicht unglaubwürdig, da ich selbst Frauen vom Typ Judith kenne. Ebenso finde ich die Eltern von Lena sehr nett, auch, wenn sie im Hintergrund bleiben und einem daher nur wenige Informationen zur Verfügung stehen. Vielleicht ändert sich das in einem Folgeband, denn auch andere Yogis, neben Reik, finde ich als Charaktere interessant und könnte mir dieses Buch auch als Reihenauftakt oder Band eins einer Dilogie gut vorstellen.
Der Schreibstil ist leicht zu lesen und mit zahlreichen direkten Reden gefüllt, so dass die Leserin sehr schnell einen Einblick in die Gedankenwelt der unterschiedlichen Figuren erhält. Ihre Art zu sprechen passt jeweils gut zu deren Persönlichkeit, so dass ich oft das Gefühl hatte, in Lenas Leben ein bisschen Mäuschen zu spielen.
Großartig gelungen finde ich auch die Kinder als Figuren im Buch. Die beiden sind sehr detailliert ausgearbeitete Figuren, was auch verständlich ist, weil sie der Lebensmittelpunkt der Mutter in diesem Alter sind. Einige der Aussagen könnten ebenso von meinem Kind stammen, wodurch ich die beiden schnell liebgewonnen habe.
Für mich war dieses Buch ein tollerJahresauftakt und die Entdeckung einer Autorin, deren Schreibstil mir sehr gut gefällt. Als Essenz nehme ich mir aus dem Buch mit, auch mein eigenes Leben zu entschleunigen, was mir deutlich besser gelingen wird, wenn ich es schaffe, Hilfe aus meinem Umfeld besser anzunehmen. Etwas, was die Protagonistin vor mir gelernt hat und was ihr sichtlich gut bekommt.

Fazit: Eine schöne Liebesgeschichte (oder zwei), eingebettet in der Lebenswelt berufstätiger Mütter.

Bewertung vom 17.02.2021
Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1
Kempen, Sarah M.

Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1


ausgezeichnet

„Akademie Fortuna – Wenn Wahrsagen so einfach wäre“ ist der erste Band einer Reihe, die in einer Schule der besonderen Art spielt. Das Buch ist im Februar 2021 im Schneiderbuch Verlag erschienen. Von der Autorin Sarah M. Kempen habe ich bisher noch nichts gelesen.

Worum geht es?
Die Geschichte beginnt mit dem ersten Tag der Protagonistin Anniversary, genannt Sorry, Fortune an ihrer neuen Schule. Wie alle Familienmitglieder ist Sorry Visionistin und soll an der Schule für Wahrsagerei auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet werden, um wichtige Ereignisse für bedeutende Persönlichkeiten vorhersagen zu können. Sorrys ältere Schwester ist Schulbeste, weswegen ihre Mutter auch den Schulleiterposten inne hat.
Das Problem ist jedoch, dass Sorry nur Visionen von Ereignissen sieht, die innerhalb von einigen Minuten bevorstehen. Von ihrer Familie wird sie unter Druck gesetzt, sich mehr anzustrengen, die Sterndeuterfamilie Astra wartet nämlich schon darauf, den Posten der Schulleitung an sich zu reißen.

Meine Meinung
Schon das Grundkonzept der Schule finde ich spannend. Die wichtigste Figur ist Fortuna, die Requisiten für jede der neun Wahrsagedisziplinen bereithält. Acht davon werden an der Akademie unterrichtet, die neunte gilt als ausgestorben und ist nur noch als Mahnmal vorhanden – bis plötzlich Ben Dulum am ersten Schultag auftaucht, der diese Disziplin scheinbar beherrscht und dadurch für große Unruhe sorgt und auf Ablehnung stößt.
Er und Sorry finden einander von Beginn an sympathisch, jedoch untersagt Sorrys Mutter ihr den Kontakt mit ihm, um in keinem schlechten Licht vor den Familenoberhäuptern der anderen Wahrsagedisziplinen zu stehen. Doch wahre Freundschaft lässt sich nicht verbieten, durch die Ablehnung von Sorrys Familie finden die Treffen daher heimlich statt.
Die andere Freundin, die Sorry findet, ist mein Lieblingscharakter in diesem Band. Die schusselige Missy Hap, Tochter des Hauswarts, ist immerzu in kleine und größere Unfälle verwickelt. Und die erste richtige Freundin, die Sorry an der Akademie findet.
Ich konnte nicht mit dem Lesen aufhören, so dass ich die Geschichte in einem Rutsch gelesen habe. Besonders angetan haben es mir die zu den Disziplinen passenden Namen. Taurus Astra, das Familienoberhaupt der Sterndeuter, ist auch noch vom Sternzeichen her Stier, wie es auch der Name erwarten lässt. Das ganze Auftreten und auch die Illustrationen passen hervorragend zu dem Bild, das ich mir von ihm gemacht habe.
Die Illustrationen selbst werden sparsam eingesetzt, für mich war es eine tolle Möglichkeit, meinen Eindruck mit den Ideen der Autorin abzugleichen, was meiner Meinung nach bei Kinderbüchern passend ist.
Sehr gerne hätte ich noch mehr von den anderen Wahrsagedisziplinen mitbekommen, jedoch war die Geschichte dann irgendwann aus. Was gar nichts macht, weil es sich ja um den Auftaktroman einer Serie handelt, die ich ganz sicher weiterlesen werde. Der Cliffhanger am Ende lässt mir auch gar keine andere Chance.

Fazit: Eine neue aufregende und fantastische Schule mit tollen Protagonisten und einer schönen Freundschaftsgeschichte.

Bewertung vom 01.05.2020
Aufgetaut
Safier, David

Aufgetaut


ausgezeichnet

In Österreich läuft derzeit die Werbung, dass man einen Meter Abstand halten soll – das ist so viel, wie ein Babyelefant lang ist. Für die Protagonistin aus dem neuen Buch von David Safier ist das kein Problem – hat sie doch ein Babymammut treu an ihrer Seite. „Aufgetaut“ ist 2020 im Kindler Verlag als Klappbroschur erschienen. Dieses Buch war auf meiner Wunschliste und ich war entsprechend gespannt darauf

Worum geht es?
Und wieder werden zwei Schicksale miteinander verknüpft – eigentlich mehrere – diesmal wieder über den zeitlichen Horizont hinweg. Steinzeitfrau Urga hat eine unfreiwillige Konservierung überstanden und wird lebendig in unserer Zeit wieder aufgetaut. Felix ist glückloser Start-Up-Unternehmer, der mit seiner Tochter, die sich dem Umweltschutz verschrieben hat und äußerst Klug und schlagfertig ist, auf einer Kreuzfahrt befindet, weil er auf dem Schiff Vorträge hält, um irgendwie seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Nachdem er mit der Mutter seiner Tochter getrennt lebt, kommen die beiden so auf ungestörte Zeit zu zweit. Bis Urga und das Babymammut auftauchen.

Meinung zum Buch
Von der Handlung möchte ich nicht zu viel vorwegnehmen, notwendig finde ich es aber, zu erwähnen, dass die aktuelle Start-Up-Idee von Felix eine Glücksapp ist. Dafür findet er gerade bei Urga viel Inspiration, denn sein neues Projekt ist es, sie über alle Sprachgrenzen und Zeitgrenzen hinweg glücklich zu machen.
In der gesamten Handlung ergeben sich Irrungen und Wirrungen – und wichtige Charaktere aus dem früheren Leben von Felix tauchen dabei auf.
Viele der Figuren machen eine große Wandlung durch, was das Buch so lesenswert macht. Wer Bücher von David Safier bereits kennt, schätzt seine unverwechselbaren Charaktere, die stets sehr authentisch rüber kommen.
In diesem Buch ist mein Lieblingscharakter Felix Tochter, ich habe immer das Gefühl, sie durch das Buch sprechen hören zu können.

Fazit: Wieder ein gelungenes Buch aus der Feder (oder dem PC) von David Safier. Es hat mir gefallen, mit Felix, Urga und den anderen nach dem Glück zu suchen.

Bewertung vom 07.03.2020
Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen
Welk, Sarah

Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen


ausgezeichnet

„Tagesschau und Co. – Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen“ ist 2020 im arsEdition Verlag erschienen. Zielgruppe sind Kinder ab 10 Jahren, so wie Jugendliche, die sich oberflächlich über das Thema informieren wollen. Bei diesem Buch handelt es sich um ein Sachbuch, indem sich Informationen mit Interviews abwechseln. Das Buch ist illustriert.

Meine Meinung:
Die kurzen Kapitel und die kindgerechte Sprache kommen auch schwächeren Leser*innen der Zielgruppe zu Gute. Die Texte sind leicht verständlich und zusätzlich mit passenden Illustriationen versehen. Die persönliche Note erhält das Buch durch die Interviews mit ModeratorInnen von unterschiedlichen Nachrichtensendungen auf verschiedenen deutschen Sendern. Vorab wird von jedem Format erklärt, wann und wie es entwickelt wurde und ob und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat.
Ebenso wird der Blick über die Ländergrenzen nach Österreich und in die Schweiz gewagt und über Sendungen und Sender in diesen beiden Ländern berichtet, wodurch das Buch auch für Kinder, die dort wohnen, ansprechend gestaltet wurde.
Das Buch geht nicht nur auf verschiedene Sender, sondern auch auf unterschiedliche Formate und Onlinemedien ein.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Sendung logo, die den meisten Kindern (und mittlerweile auch schon deren Eltern aus der eigenen Kindheit) geläufig sein dürfte. Es wird ausführlich erklärt, wie und warum sich Kindernachrichten von Erwachsenennachrichten unterscheiden.
Besonders positiv möchte ich die Darstellung des Themas „Bilder in Nachrichten“ erwähnen. Hier wird ausführlich dargelegt, welche Bildquellen warum nicht verwendet werden und welche Art von Bildern aus ethischen Gründen nicht für Nachrichten verwendet wird.

Fazit: Ein toll gestaltetes Sachbuch für Kinder und Jugendliche, das einen umfassenden (ersten) Einblick in die Nachrichtengestaltung gibt.

Bewertung vom 17.02.2020
Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)
Hardy, Vashti

Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)


ausgezeichnet

„Das Wolkenschiff – Aufbruch nach Südpolaris“ ist der Reihenauftakt der Wolkenschiffreihe der britischen Autorin Vashti Hardy. Es ist 2020 in deutscher Übersetzung im arsEditionverlag erschienen.
Ich habe dieses Buch gemeinsam mit meinem 7 ½ jährigen Sohn gelesen, was aufgrund der Länge von 312 Seiten einige Zeit in Anspruch genommen hat. Der Schreibstil ist sowohl für Kinder gut gewählt, wie auch für Erwachsene zum Mitlesen.

Worum geht es?
Es hat mich überrascht, dass ein Steampunkbuch für Kinder erschienen ist. In der fiktiven Stadt „Lontown“, die von ihrer Aufmachung hier dem früheren „London“ durchaus ähnlich sein dürfte, leben die Zwillinge Arthur und Marie, die Kinder des Entdeckers Ernest Brightstorm, der bei seiner Expedition zur Entdeckung von Südpolaris verschollen ist. Nach seinem Tod verlieren die Kinder alles, weil der Vater in Misskredit gebracht wird, und das Erbe daher an die mächtige Geografische Gesellschaft fällt.

Meine Meinung zum Buch
Das Cover gibt bereits einen sehr guten Einblick, worum es im Buch gehen wird, nämlich um eine Forschungsreise mit einem Wolkenschiff. Dieses ist den Luftschiffen, die einige Zeit im Einsatz waren, jedoch von den Flugzeugen technolisch verdrängt wurden, nachempfunden.
Marie und Arthur sind beide zwölf Jahre alt. Bei einem Unfall hat Arthur einen Arm verloren, seine Schwester Marie hat einen Stahlarm für ihn angefertigt, der als Prothese fungiert. Wenig verwunderlich, dass sie Ingenieurin werden möchte – das Geschick dazu hat sie auf jeden Fall. Durch die Zusammenstellung der Kinder als Zwillingspaar haben sowohl Jungen wie auch Mädchen die Möglichkeit, eine Identifikationsfigur in der Handlung zu finden.
Die Einführung in die Welt funktioniert schleppend, gerade auf den ersten Seiten ist die Handlungsdichte gering. Da mussten wir uns gegenseitig motivieren, weiterzulesen. Nach etwa 80 Seiten nimmt die Handlung richtig Fahrt auf und wird ab der Hälfte so spannend, dass es schwer wird, das Buch zur Seite zu legen.
Neben Steampunk beinhaltet das Buch auch noch Fantasyelemente, die ich jedoch wegen der Spoilergefahr hier nicht ausweisen möchte – lasst euch in dieser Hinsicht ein bisschen überraschen.
Für ein Kinderbuch sind die Figuren überwiegend gut gezeichnet, es finden sich wenige Stereotype auf die aufgebaut wird, was sowohl bei mir als auch bei meinem Sohn sehr gut angekommen ist.
Mein Sohn hat in Marie eine Identifikationsfigur gefunden, da er auch bereits im Kindergartenalter an Erfindungen gearbeitet hat und sich nach wie vor total für Technik interessiert.
Meine Identifikationsfigur ist Harriet Culpfeffer, die die beiden Kinder als Besatzung ihrer Crew mitnimmt. Ihre stets positive Art, ihr Optimismus und ihre überschwängliche Energie sind meinem Naturell sehr ähnlich.

Am Ende des Buches waren wir froh, wie die Mission verlaufen ist, und dass wir nicht mit ungeklärten Fragen zurückgelassen wurden. Ich mag solche Cliffhanger, dass man die ganze Reihe lesen muss, um die Geheimnisse aus Band 1 zu erfahren, nämlich nicht besonders. Sicher gibt es in der fantastischen Welt noch vieles zu entdecken – zum Beispiel einen verschollenen Entdecker, denn diese Mission wird bereits am Ende des Bandes angekündigt.

Fazit: Nach einem langatmigen Auftakt ein extrem spannendes und gut konstruiertes Buch für ältere Kinder aus dem Genre Steampunk / Fantasy, das auf weitere Expeditionen neugierig macht.