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Nadine Gordimers Roman spielt in Südafrika nach Aufhebung der Apartheid. Vera Stark, die Hauptgestalt, engagiert sich als Juristin immer mehr beim Aufbau des neuen Staatswesens. Diese Arbeit für das Allgemeinwohl bringt ihr innere Befriedigung, stärkt ihr Selbstbewußtsein, führt aber gleichzeitig in die Einsamkeit.

Produktbeschreibung
Nadine Gordimers Roman spielt in Südafrika nach Aufhebung der Apartheid. Vera Stark, die Hauptgestalt, engagiert sich als Juristin immer mehr beim Aufbau des neuen Staatswesens. Diese Arbeit für das Allgemeinwohl bringt ihr innere Befriedigung, stärkt ihr Selbstbewußtsein, führt aber gleichzeitig in die Einsamkeit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.06.2007

Alles im Umbruch
Nadine Gordimer: „Niemand der mit mir geht”
Dieser Roman, 1994 erschienen, ist ein eindringliches Beispiel für die "Bewusstseinsspaltung", die der Gordimer-Exeget Stephen Clingman im Werk der furchtlosen Chronistin Südafrikas ausgemacht hat: Die Spaltung zwischen afrikanischer und weißer Identität, zwischen politischer und privater Person. Alles ist im Umbruch in dieser Geschichte: das Land, das System, die zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Rassentrennung scheint besiegt zu sein, einst verfolgte schwarze Exilanten kehren zurück in ein Südafrika, das freier und hoffnungsvoller, aber auch unsicherer und instabiler ist als der repressive Staat, den sie verlassen mussten. Vera Stark, Juristin bei einer Stiftung, die unter der Apartheid gegen Zwangsumsiedlungen kämpfte, stellt sich den neuen Herausforderungen. Sie versucht, zwischen landlosen Schwarzen und burischen Farmern zu vermitteln. In der Arbeit sucht Vera eine eigene Unabhängigkeit, die sie bisher eher in außerehelichen Affären fand.
Doch die Ereignisse in Veras Privatleben werfen die Frage auf, ob nicht auch bei ihr eine radikale persönliche Abkehr von der Vergangenheit nötig wäre. Daran mahnt das Schicksal des aus dem Exil heimgekehrten Paares Didymus und Sibongile. Er, Held des Widerstandes, findet im neuen System keinen Platz mehr, während sie nun in der politischen Hierarchie des ANC rasch aufsteigt. Auch Veras Mann Ben, für den sie ihren ersten Gatten verließ, scheint nicht adäquat auf Umbrüche reagieren zu können. Er verschließt die Augen vor den gesellschaftlichen Veränderungen und den Erschütterungen innerhalb der Familie – die Scheidung des Sohnes Ivan, das Coming-out der lesbischen Tochter Annie: „Wem konnte sie das Unangebrachte jeder persönlichen Beschäftigung mit solchen Fragen vermitteln – in einer Situation, in der alle Individualität sich in Terror und Verzweiflung aufgelöst hat. Nicht dem Liebhaber-Ehemann, dem sie immer alles erzählt hatte, wie sie zumindest glaubte. Nur sich selbst.”
Gordimers Heldin ist zu komplex, um nur liebenswert zu sein. Sie handelt moralisch und egozentrisch, altruistisch und selbstsüchtig zugleich. Sie trägt jenen Charakterzug im Namen, der viele weibliche Figuren der Nobelpreisträgerin von 1991 prägt: Sie ist eine starke Frau, die nicht in selbstgewählter Abhängigkeit verharrt. Sie akzeptiert das Paradoxon persönlicher Einsamkeit inmitten ihres Wirkens für die Verfolgten, ganz im Geiste jenes japanischen Haikus, dem das Buch den Titel verdankt: „Niemand der mit mir geht auf diesem Pfad: Dämmerung im Herbst.” Sie erkennt, dass die Vergangenheit nicht bleiben kann, was sie war, wenn sie wahre Freiheit erlangen will. ALEXANDER MENDEN
Nadine Gordimer Foto: SV-Bilderdienst
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