Nur ein schmaler Grat trennt das Gute vom Bösen
Jef träumt davon, ein Held zu werden, am liebsten gemeinsam mit seinem besten Freund Ward. Seine Schwester Renée braucht keine Helden. Sie liebt Ward, sein betörendes Spiel auf dem Saxophon und seinen samtenen Blick.
Aber es ist 1943. Mitten im Krieg. An der Ostfront wird ein knallharter Krieg gegen die Russen geführt. Die Deutschen erleiden große Verluste und brauchen dringend tapfere junge Männer, um ihnen zu helfen.
Für die Jungen eine Traumchance, ein Held zu werden. Für Volk und Vaterland. Für eine bessere Welt. Ward zieht lieber heute als morgen los. Aber nicht alle denken so.
Eine ergreifende Geschichte über Krieg in Zeiten der Liebe, und über die zerstörerischen Entscheidungen, zu dem ein Krieg die Menschen zwingt.
Jef träumt davon, ein Held zu werden, am liebsten gemeinsam mit seinem besten Freund Ward. Seine Schwester Renée braucht keine Helden. Sie liebt Ward, sein betörendes Spiel auf dem Saxophon und seinen samtenen Blick.
Aber es ist 1943. Mitten im Krieg. An der Ostfront wird ein knallharter Krieg gegen die Russen geführt. Die Deutschen erleiden große Verluste und brauchen dringend tapfere junge Männer, um ihnen zu helfen.
Für die Jungen eine Traumchance, ein Held zu werden. Für Volk und Vaterland. Für eine bessere Welt. Ward zieht lieber heute als morgen los. Aber nicht alle denken so.
Eine ergreifende Geschichte über Krieg in Zeiten der Liebe, und über die zerstörerischen Entscheidungen, zu dem ein Krieg die Menschen zwingt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2011Helden und
Verräter
Roman aus dem Weltkrieg
Wer eine Geschichte schreiben will, die im Krieg, im Zweiten Weltkrieg spielt, den Krieg aber nur aus dem Fernsehen und von Fotos der Reporter kennt, muss sich auf eine Methode konzentrieren, in der die Wirklichkeit von Brandbomben, Fliegeralarm, Hungerödemen und Flüchtlingstrecks, von Konzentrationslagern nur angedeutet werden muss. Die Autorin Els Beerten verwandelt die Wirklichkeit, die verwüstete Landschaft des Krieges, in eine strenge und düstere Fabel. Krieg zeigt sie, verschlingt die bisher gültige Moral. Krieg kündigt alle Gesetze auf. Krieg zeigt, wie die Menschen wirklich sind: Helden, Feiglinge, Verräter, Mörder.
So sind die Schauplätze dieses Romans einer Familie in Flandern nicht ein Frontabschnitt oder eine Straße mit verdunkelten Fenstern, sondern das Herz, die Seele und die geheimsten Triebkräfte, Sehnsüchte und Emotionen der Erwachsenen und Kinder. In ihnen wirkt der Krieg und führt zu seinen Verheerungen innerhalb der Personen. Sie sind vom Krieg, von Hass und Gewalt gezeichnet und deformiert.
Das beginnt wie ein Spiel, ein eifersüchtiger Wettbewerb zwischen Brüdern. Einer rettet scheinbar zufällig und ganz ohne politisches Ziel eine Gruppe von holländischen Widerstandskämpfern und wird als jugendlicher Held geehrt. Der andere neidet ihm diesen Ruhm, mit dem in Wirklichkeit ein Mord zusammenhängt, und ist deshalb offen für die deutsch- und kriegsfreundliche Verlockung des gemeinsamen Freundes Ward. Er ist ein Musiker, in den sich die Schwester der beiden Brüder gerade zu verlieben beginnt, während der Vater an seinem abtrünnigen Sohn fast verzweifelt. Ward landet jedoch allein an der Ostfront, erkennt erst dort und viel zu spät, mit wem oder auf was er sich eingelassen hat, begeht Selbstverstümmelung und Fahnenflucht, irrt unter einem anderen Namen durch das in Trümmer zerfallene Land und traut sich auch nach dem Kriegsende nicht wieder heim. Dort haben seine Tat und sein Verschwinden die Familie seines Freundes in Streit, Angst und Unglück gestürzt, und auch das Ende des Krieges kann nicht mehr heilen, was beschädigt wurde. Die Zukunft aller, auch die des kleinen ahnungslosen Bruders, der Ward unerschütterlich liebt und bewundert, wird von den Erinnerungen belastet sein, wie die Zukunft von Millionen in ganz Europa.
Das auf diese etwas umständliche und weitschweifige Weise klar gemacht zu haben, ist das Verdienst dieses Romans. Seine tragischen Geschehnisse werden von den verschiedenen Personen erzählt, wobei die Zeit immer wieder wechselt. Vergangenheit wird zitiert, um Gegenwart zu erklären, und der Leser hört ständig andere Stimmen, muss manchmal raten, welches Ich an der Reihe ist. Doch je tiefer man sich in dieses Stimmengewirr hineinliest, um so fesselnder wird die Geschichte, desto mehr begreift man die Botschaft der belgischen Autorin: „Der Krieg, das sind wir.“ (ab 13 Jahre und für Erwachsene) SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
Els Beerten
Als gäbe es einen Himmel
Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler. Fischer Jugendbuchverlag 2011. 615 Seiten, 19,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Verräter
Roman aus dem Weltkrieg
Wer eine Geschichte schreiben will, die im Krieg, im Zweiten Weltkrieg spielt, den Krieg aber nur aus dem Fernsehen und von Fotos der Reporter kennt, muss sich auf eine Methode konzentrieren, in der die Wirklichkeit von Brandbomben, Fliegeralarm, Hungerödemen und Flüchtlingstrecks, von Konzentrationslagern nur angedeutet werden muss. Die Autorin Els Beerten verwandelt die Wirklichkeit, die verwüstete Landschaft des Krieges, in eine strenge und düstere Fabel. Krieg zeigt sie, verschlingt die bisher gültige Moral. Krieg kündigt alle Gesetze auf. Krieg zeigt, wie die Menschen wirklich sind: Helden, Feiglinge, Verräter, Mörder.
So sind die Schauplätze dieses Romans einer Familie in Flandern nicht ein Frontabschnitt oder eine Straße mit verdunkelten Fenstern, sondern das Herz, die Seele und die geheimsten Triebkräfte, Sehnsüchte und Emotionen der Erwachsenen und Kinder. In ihnen wirkt der Krieg und führt zu seinen Verheerungen innerhalb der Personen. Sie sind vom Krieg, von Hass und Gewalt gezeichnet und deformiert.
Das beginnt wie ein Spiel, ein eifersüchtiger Wettbewerb zwischen Brüdern. Einer rettet scheinbar zufällig und ganz ohne politisches Ziel eine Gruppe von holländischen Widerstandskämpfern und wird als jugendlicher Held geehrt. Der andere neidet ihm diesen Ruhm, mit dem in Wirklichkeit ein Mord zusammenhängt, und ist deshalb offen für die deutsch- und kriegsfreundliche Verlockung des gemeinsamen Freundes Ward. Er ist ein Musiker, in den sich die Schwester der beiden Brüder gerade zu verlieben beginnt, während der Vater an seinem abtrünnigen Sohn fast verzweifelt. Ward landet jedoch allein an der Ostfront, erkennt erst dort und viel zu spät, mit wem oder auf was er sich eingelassen hat, begeht Selbstverstümmelung und Fahnenflucht, irrt unter einem anderen Namen durch das in Trümmer zerfallene Land und traut sich auch nach dem Kriegsende nicht wieder heim. Dort haben seine Tat und sein Verschwinden die Familie seines Freundes in Streit, Angst und Unglück gestürzt, und auch das Ende des Krieges kann nicht mehr heilen, was beschädigt wurde. Die Zukunft aller, auch die des kleinen ahnungslosen Bruders, der Ward unerschütterlich liebt und bewundert, wird von den Erinnerungen belastet sein, wie die Zukunft von Millionen in ganz Europa.
Das auf diese etwas umständliche und weitschweifige Weise klar gemacht zu haben, ist das Verdienst dieses Romans. Seine tragischen Geschehnisse werden von den verschiedenen Personen erzählt, wobei die Zeit immer wieder wechselt. Vergangenheit wird zitiert, um Gegenwart zu erklären, und der Leser hört ständig andere Stimmen, muss manchmal raten, welches Ich an der Reihe ist. Doch je tiefer man sich in dieses Stimmengewirr hineinliest, um so fesselnder wird die Geschichte, desto mehr begreift man die Botschaft der belgischen Autorin: „Der Krieg, das sind wir.“ (ab 13 Jahre und für Erwachsene) SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
Els Beerten
Als gäbe es einen Himmel
Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler. Fischer Jugendbuchverlag 2011. 615 Seiten, 19,95 Euro.
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