Funke war einer der ersten Architekturkritiker, die dieses Genre in den 1960er-Jahren in die Feuilletons der noch jungen Bundesrepublik brachten. Seine Artikel in DIE ZEIT (1962-69 und 1980-86) und DER SPIEGEL (1970/71) über Architektur und Städtebau sind zugleich Berichte über ihre Zeit. Mit kritisch-fundiertem Blick und klarer, scharfer, auch gewitzter Sprache ordnen sie die Gegenstände der Architektur in gesellschaftspolitische Debatten ein, die bis heute prägend sind: die Anfänge, die Notwendigkeit, die Fehler, das Fehlen des sozialen Wohnungsbaus, der Ausverkauf von städtischen Entwicklungsflächen, die verwegenen Architekturprojekte vor politischem, sozialem oder kommerziellem Hintergrund, die Verbreitung des "internationalen Stils" oder die deutsche Planungsmisere.Der mit zahlreichen Abbildungen versehene Band ist nicht nur für all jene von Interesse, die sich in den aktuellen Debatten zu Architektur und Stadtplanung weiterhin gültige feine Beobachtungen und grundlegende, scharfe Argumente aus einer zeitgenössischen Praxis wünschen. Es ist auch ein kritisches Geschichtsbuch, das die Gesellschaft in ihren Gebäuden erkennt. Zeig mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Niklas Maak empfiehlt wärmstens Hermann Funkes Architektur-Kritiken aus den Jahren 1962-2003. Funke ist nicht nur vom Fach, er kann auch schreiben, meint Maak, ironisch, komisch und mit negativer Schärfe oder auch leidenschaftlich, aber immer hellsichtig, verspricht Maak. Der Band ist für ihn auch so etwas wie eine Geschichte Nachkriegsdeutschlands, seiner Ideen, Träume, Alpträume (Stichwort: Schlafstädte) und seiner ökonomischen Voraussetzungen des Bauens und Wohnens. Was Funke etwa über Scharouns Philharmonie, HH City Nord oder Tegel Airport schreibt, muss man gelesen haben, findet der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH