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Die großen gesellschaftlich-wissenschaftlichen Umbrüche der 1930er und 1940er Jahre - dargestellt am konkreten Beispiel der Universität Frankfurt am Main.In welchem Verhältnis standen politische Anschauung und Wissenschaftsverständnis der Universitätsgelehrten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts? In Hinblick auf diese Fragestellung ist die Universität Frankfurt am Main ein einzigartiges Studienobjekt: 1914 als städtische Stiftung unter maßgeblicher finanzieller Beteiligung jüdischer Bürger gegründet, betrieb die Hochschule eine liberale, gegenüber verschiedenen politischen Richtungen…mehr

Produktbeschreibung
Die großen gesellschaftlich-wissenschaftlichen Umbrüche der 1930er und 1940er Jahre - dargestellt am konkreten Beispiel der Universität Frankfurt am Main.In welchem Verhältnis standen politische Anschauung und Wissenschaftsverständnis der Universitätsgelehrten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts? In Hinblick auf diese Fragestellung ist die Universität Frankfurt am Main ein einzigartiges Studienobjekt: 1914 als städtische Stiftung unter maßgeblicher finanzieller Beteiligung jüdischer Bürger gegründet, betrieb die Hochschule eine liberale, gegenüber verschiedenen politischen Richtungen offene und die religiöse und konfessionelle Überzeugung ausklammernde Berufungspolitik. Um 1930 war der Anteil jüdischer Professoren an der Frankfurter Universität mit über hundert einer der höchsten im Deutschen Reich. Als im Zuge der nationalsozialistischen Rassenpolitik alle jüdischen Hochschullehrer entpflichtet wurden, drohte der Universität die Schließung.Im Fokus der z.T. englischsprachigen Beiträge stehen das institutionelle Miteinander der jüdischen Professoren und ihrer Gegenspieler - wie etwa der deutsch-völkischen Gelehrten - sowie Kommunikationsstrategien des wissenschaftlichen Diskurses im »Zeitalter der Extreme«.Mit Beiträgen von: Steven E. Aschheim, Mitchell G. Ash, Peter C. Caldwell, David Dyzenhaus, Emmanuel Faye, Janus Gudian, Jeffrey Herf, Martin Jay, David Kettler, Carsten Kretschmann, Heinz D. Kurz, Robert E. Lerner, Alexander von Schwerin, John C. Stillwell, Shulamit Volkov, Michael Zank, Moshe Zimmermann.
Autorenporträt
Moritz Epple, geb. 1960, ist Professor für Wissenschaftsgeschichte und Leiter der Arbeitsgruppe »Wissenschaftsgeschichte« an der Universität Frankfurt a. M.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.08.2016

Wissenschaft und Politik
Buch über jüdische Forscher und ihre Gegner um 1933

toe. FRANKFURT. Die Psychologen Max Wertheimer und Wolfgang Metzger haben an der Goethe-Universität eng zusammengearbeitet. Ihre philosophisch-psychologische Forschung ließ sie politisch jedoch zu völlig unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Beide bewegte die Frage, wie das Bewusstsein die Wirklichkeit wahrnimmt. Wertheimer vertrat die Auffassung, dass es nicht "atomistisch" sei, keine Ansammlung einzelner Empfindungen, die zu dem, was ein Mensch erlebt, erst zusammengefügt werden müssen. Er ging vielmehr vom Primat des Ganzen aus, das das Bewusstsein prägt. Damit wurde er zu einem Begründer der Gestalttheorie und -psychologie. Als Jude wurde Wertheimer 1933 von der Uni verbannt, im amerikanischen Exil begründete er mit seinem ganzheitlichen Ansatz sein Eintreten für die Demokratie. Anders sein Schüler Wolfgang Metzger, der 1933 in die SA und 1937 in die NSDAP eintrat und die Ganzheitstheorie politisch im Sinne des Regimes vertrat. Nach 1945 rückte er davon wieder ab.

Eindrucksvoll schildert der Wiener Historiker Mitchell Ash die Geschichte der beiden Männer - ein Beispiel von vielen für eine "Politisierung der Wissenschaft" und die Positionierung jüdischer Wissenschaftler und ihrer Gegner vor und nach 1933. Das Historische Seminar der Goethe-Uni und das Fritz-Bauer-Institut hatten diesem Thema 2012 eine Tagung gewidmet, nun liegen die Ergebnisse in einem Buch mit Beiträgen namhafter Historiker und Philosophen vor. Herausgegeben haben es Moritz Epple, Johannes Fried, Raphael Gross und Janus Gudian.

Der umfangreiche Band widmet sich den Entwicklungen von der Weimarer Republik bis in die Jahre nach 1945 ausführlich. Ihren liberalen Ruf hatte die Goethe-Uni nicht zuletzt den vielen jüdischen Wissenschaftlern zu verdanken, die bis 1933 an ihr arbeiteten. Zu nennen wären außer Wertheimer etwa der Mediziner Paul Ehrlich, der Religionsphilosoph Martin Buber und der Historiker Ernst Kantorowicz.

Das Buch "Politisierung der Wissenschaft-Jüdische Wissenschaftler und ihre Gegner an der Universität Frankfurt am Main vor und nach 1933" ist im Wallstein Verlag erschienen, hat 506 Seiten und kostet 39,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»lesenwerter und erkenntnisreicher Sammelband« (Johann Zilien, Nassauische Annalen (Bd. 129), 2018)