Lewis und Clark kennt in den USA jedes Kind, und das nicht erst seit „Superman“. Die Expedition von Meriwether Lewis und William Clark in den Jahren 1803 bis 1805 gehört zu den ganz großen Pionierleistungen der amerikanischen Geschichte, ohne die eine Besiedlung des Westens kaum möglich gewesen wäre. Sie berichteten im Auftrag der Regierung erstmals über die Geografie, die Natur und die Indianerstämme jenseits der Rocky Mountains und kartografierten den Lauf des Missouri in Louisiana (das zu ihrer Zeit fast die gesamte zentrale Ebene der USA einnahm). Ihr offizieller Reisebericht erschien erst
1815, da war Lewis bereits tot, die Tagebücher sind dagegen noch lange unpubliziert geblieben. Teile daraus wurden immer wieder zitiert, aber eine wirklich vollständige englische Ausgabe gab es erst…mehrLewis und Clark kennt in den USA jedes Kind, und das nicht erst seit „Superman“. Die Expedition von Meriwether Lewis und William Clark in den Jahren 1803 bis 1805 gehört zu den ganz großen Pionierleistungen der amerikanischen Geschichte, ohne die eine Besiedlung des Westens kaum möglich gewesen wäre. Sie berichteten im Auftrag der Regierung erstmals über die Geografie, die Natur und die Indianerstämme jenseits der Rocky Mountains und kartografierten den Lauf des Missouri in Louisiana (das zu ihrer Zeit fast die gesamte zentrale Ebene der USA einnahm). Ihr offizieller Reisebericht erschien erst 1815, da war Lewis bereits tot, die Tagebücher sind dagegen noch lange unpubliziert geblieben. Teile daraus wurden immer wieder zitiert, aber eine wirklich vollständige englische Ausgabe gab es erst 2005, auf Deutsch sind die Tagebücher 2013 erschienen. Nun hat Erdmann eine preiswerte Taschenbuchversion herausgebracht.
Auch wenn die Ausgabe in einigen Passagen gekürzt ist, so geschah dies äußerst behutsam, die Auslassungen sind gekennzeichnet und ihr Inhalt in Fußnoten wiedergegeben. Meistens sind es für die Expedition unerhebliche Details oder zu ausufernde Beschreibungen von Pflanzen oder Tieren. Lewis war ein guter Beobachter und ihn interessierten Flora und Fauna besonders, vor allem vor dem Hintergrund ihrer Verwendung als Lebensmittel, aber auch aus wissenschaftlichen Gründen.
Weder Lewis noch Clark waren besonders gebildete Menschen. Sie waren Soldaten, besaßen grundlegende Kenntnisse in Navigation und konnte selbstverständlich lesen und schreiben, aber ihr Stil ist handfest, oft persönlich gefärbt und anschaulich. Vor allem Lewis beschreibt ausführlich die Landschaften und die Eigenarten der Indianerstämme, auf die sie stoßen, denn diese Begegnungen werden in vieler Hinsicht entscheidend für den Erfolg der Expedition werden. Lewis beweist sich dabei als vorzüglicher Diplomat angesichts der Vorsicht und Feindseligkeit der meisten Eingeborenen. Westlich des Missouri, wo viele Stämme noch keinen Kontakt mit Weißen hatten, erweisen sich die Indianer als unfassbar diebisch und wenig friedfertig, vor allem auch untereinander. Ein wiederkehrendes Thema sind die ununterbrochenen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen, die nahezu mit allen Nachbarn im Krieg liegen, verschiedene Sprachen sprechen und offenbar kaum Anstalten machen, Frieden untereinander zu schließen. Lewis wird in einigen Fällen aktiv für Friedensverhandlungen sorgen und ist überhaupt ein Meister darin, kritische Situationen zu deeskalieren. Bis die Gruppe auf dem Rückweg die Rockys ein zweites Mal überquert, steht das Scheitern der ganzen Unternehmung mehr als einmal auf Messers Schneide. Da Lewis und Clark das Endresultat nicht kennen, sind ihre Einträge bei aller bemühten Sachlichkeit sehr emotional und nah dran am Geschehen. Auch nach 200 Jahren fiebert der Leser von jedem Tag zum nächsten mit, denn die Strapazen sind geradezu übermenschlich, sowohl körperlich als auch psychisch. Auch die organisatorische Leistung von Lewis und Clark, die immerhin 33 Soldaten, eine Frau und ein Kind zu versorgen haben, ist aus heutiger Sicht ein kleines Wunder.
Obwohl weder Lewis noch Clark gute Stilisten sind, ist ihr Tagebuch unglaublich spannend, ja es wird von Seite zu Seite immer spannender. Es ist auch ein äußerst wichtiges Zeitdokument und räumt mit dem Mythos des „edlen Wilden“ weitgehend auf. Auch wenn es ein paar Ausnahmen gibt, die extrem hilfsbereit und freigiebig sind, sind es die meisten Stämme eben nicht. Ihre Unfähigkeit, sich mit Nachbarn friedlich zu einigen und der allgegenwärtige Raub und Diebstahl sind letztlich die wesentlichen Ursachen, dass sie dem Eindringen der Europäer in den kommenden Jahrzehnten nichts entgegensetzen können. Auch wenn es Lewis und Clark nicht bewusst war, aber ihr Tagebuch weist bereits weit in die Zukunft, ebenso mit Bezug auf die Ökologie: Ihr Nordamerika ist ein echter Garten Eden mit einer fast unberührten Na