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Ludwig Thoma ist unsterblich: durch seinen "Münchner im Himmel", den Dienstmann Alois Hingerl, der als widerspenstiger Engel längst zur Kultfigur geworden ist. Durch seine "Heilige Nacht", die Weihnachtsgeschichte nach Evangelist Lukas in bairischer Mundart, die in vielen Familien zwingend zum gelungenen Heiligen Abend gehört. Und Thomas berühmte "Lausbubengeschichten" in der Verfilmung mit Hansi Kraus kennt, zumindest in Süddeutschland, auch jedes Kind.Ludwig Thoma ist bayerisches Kulturgut - und noch so viel mehr. Sieben AutorInnen, allesamt führend auf dem Gebiet der Thoma-Forschung,…mehr

Produktbeschreibung
Ludwig Thoma ist unsterblich: durch seinen "Münchner im Himmel", den Dienstmann Alois Hingerl, der als widerspenstiger Engel längst zur Kultfigur geworden ist. Durch seine "Heilige Nacht", die Weihnachtsgeschichte nach Evangelist Lukas in bairischer Mundart, die in vielen Familien zwingend zum gelungenen Heiligen Abend gehört. Und Thomas berühmte "Lausbubengeschichten" in der Verfilmung mit Hansi Kraus kennt, zumindest in Süddeutschland, auch jedes Kind.Ludwig Thoma ist bayerisches Kulturgut - und noch so viel mehr. Sieben AutorInnen, allesamt führend auf dem Gebiet der Thoma-Forschung, beleuchten die vielen Facetten des schon zu Lebzeiten zum "Bayerndichter" geadelten Schriftstellers.Thoma tritt als junger Poet auf, der erste Fingerübungen in der berühmten "Jugend" publiziert, als Zeitschriften-Herausgeber, der vor keiner Fehde mit der Konkurrenz zurückschreckt, oder als Autor für den unübertroffenen "Simplicissimus", dem das Genre der Satire dank seines altbayerischen Humors quasi auf den Leib geschneidert war. Der Privatmann Thoma zeigt sich ebenso vielschichtig: Enfant terrible und Stammtischbruder, Narzisst und Liebessuchender, Heimatdichter mit Stallgeruch und weitgereister Wetzer eines messerscharfen Verstandes.
Autorenporträt
Wolf, KlausProf. Dr. Klaus Wolf lehrt an der Universität Augsburg Deutsche Literatur und Sprachedes Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit dem Schwerpunkt Bayerische Literaturgeschichte. Darüber hinaus ist er wissenschaftlicher Beirat der Buchreihe "Vergessenes Bayern" im Volk Verlag.

Rigo, Franz-JosefFranz-Josef Rigo, freiberuflicher Historiker und Journalist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.10.2021

Der umstrittene Literat
Wie soll man mit Ludwig Thoma weiterhin verfahren? Auch für Forscher bleibt der Bayerndichter und Antisemit eine Gestalt voller Ambivalenzen
München – Der 100. Todestag von Ludwig Thoma (26. August) hat die Debatte um den umstrittenen Schriftsteller abermals angeheizt. Zweifellos hat Thoma als Romancier, Satiriker und Publizist bleibende Spuren hinterlassen, schon zu Lebzeiten wurde er zum Bayerndichter geadelt. Seine Romane, Erzählungen und Theaterstücke erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Allerdings hat der Verfasser der Lausbubengeschichten, des Münchners im Himmel und der Heiligen Nacht zwei Gesichter, was in den 80er-Jahren bekannt wurde. Damals wurde Thoma als Urheber von 170 Hetzartikeln im Miesbacher Anzeiger entlarvt. Fortan ging es auch um die Frage, ob weiterhin Straßen und Schulen nach ihm benannt sein sollen und ob seine Büste in der Ruhmeshalle in München verbleiben dürfe. Die Ratlosigkeit, wie man mit ihm verfahren soll, hält an.
Vor diesem Hintergrund haben der Journalist Franz-Josef Rigo und der Literaturwissenschaftler Klaus Wolf nun einen Band veröffentlicht, in dem führende Thoma-Experten den Stand der wissenschaftlichen Erörterung ausbreiten. Im August wurde bei einem Symposium in Miesbach bereits deutlich, dass Thomas Werk und vor allem sein Nachlass keineswegs komplett erforscht sind. Schon deshalb fordert Rigo: „Wir müssen uns differenziert mit Ludwig Thoma auseinandersetzen!“
Er selber setzt sich in dem Buch mit Thoma als Protagonist der Deutschen Vaterlandspartei auseinander, deren Gründungsmitglied er war. Auch dieses Faktum fand bislang wenig Beachtung. Darüber hinaus kleben an Thoma viele Frauengeschichten und Affären, deren Motive (unerfüllte Träume) Rigo und Gertrud Maria Rösch erhellen. Michael Stephan beschäftigt sich mit dem schwierigen Verhältnis des Dreigestirns Ganghofer, Thoma und Queri, Michael Pilz beleuchtet Thomas Fehde mit dem Konkurrenten Josef Ruederer (Thoma: „Wir mochten einander nicht!“).
Wenn man versucht, Thomas Schaffen auf den Punkt zu bringen, fallen einem viele Schlüsselbegriffe ein, schreibt Rigo, es könne aber niemals gelingen, die Totalität dieser Person mit all ihren Widersprüchen einzufangen. Thoma bleibe eine Gestalt voller Ambivalenzen, die zu früh starb, um im Untergehen des Alten die Chance des Neuen zu erkennen. Überdies sei sein bedrückender Antisemitismus, der sich nach 1918 radikalisiert habe, keineswegs auf eine mögliche Provinzialität zurückzuführen. Thoma habe durchaus über den altbayerischen Tellerrand hinausgeblickt und mit dem Fahrrad sogar Nordafrika bereist. Die Kaltblütigkeit, die ihm Rigo attestiert und die Fähigkeit, die Heilige Nacht schreiben zu können, betone die Ambivalenz dieses Mannes.
In der Bewertung Thomas trage die Literaturwissenschaft eine große Verantwortung, schreiben Rigo und Wolf. Eine damnatio memoriae, eine Auslöschung, würde angesichts der bleibenden Popularität Thomas die gute politische Absicht im Sinne einer gefährlichen Verdrängung geradezu verfehlen.
HANS KRATZER
Franz-Josef Rigo, Klaus Wolf (Hrsg.): Ludwig Thoma. Zwischen Stammtisch und Erotik, Satire und Poesie, Volk Verlag, 2021, 19,90 Euro.
Thoma habe über den
altbayerischen Tellerand
durchaus hinausgeblickt
Ludwig Thoma, hier in seinem Haus auf der Tuften in Rottach am Tegernsee 1914, war Romancier, Satiriker, Publizist, und er verfasste Hetzartikel.
Foto: SZ Photo
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