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Michel – in den Fünfzigern, verheiratet, die Kinder aus dem Haus – träumt von einem anderen Leben. Wie gerne würde er wie Jean Mermoz in einer Propellermaschine durch den Abendhimmel schweben. Eines Tages stößt Michel durch Zufall auf das Foto eines Kajaks – es ist Liebe auf den ersten Blick! Voller Hingabe setzt er sein schnell bestelltes Kajak Stück für Stück zusammen und häuft immer mehr Expeditionsausrüstung an. Nur ins Wasser traut er sich nicht. Schließlich setzt seine Frau Rachelle den Trockenübungen ein Ende und überredet ihn endlich loszupaddeln. Michel gibt sich immer mehr seinem…mehr

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Produktbeschreibung
Michel – in den Fünfzigern, verheiratet, die Kinder aus dem Haus – träumt von einem anderen Leben. Wie gerne würde er wie Jean Mermoz in einer Propellermaschine durch den Abendhimmel schweben. Eines Tages stößt Michel durch Zufall auf das Foto eines Kajaks – es ist Liebe auf den ersten Blick! Voller Hingabe setzt er sein schnell bestelltes Kajak Stück für Stück zusammen und häuft immer mehr Expeditionsausrüstung an. Nur ins Wasser traut er sich nicht. Schließlich setzt seine Frau Rachelle den Trockenübungen ein Ende und überredet ihn endlich loszupaddeln. Michel gibt sich immer mehr seinem ganz persönlichen Abenteuer hin und strandet nur wenige Meilen flussabwärts in einem idyllischen Gasthaus mit skurrilen Persönlichkeiten, die sein Leben für immer verändern werden… Eine charmante französische Komödie mit liebenswerten Charakteren und feinem Humor.
Michel (Bruno Podalydès), in den Fünfzigern, verheiratet, die Kinder aus dem Haus, Nine-to-Five-Job, steckt in seiner täglichen Routine fest. Nach der Arbeit, wenn er auf sein Motorrad steigt, träumt er von einem anderen Leben. Wie gerne würde er wie sein Held, Luftpost-Pionier Jean Mermoz, in einer Propellermaschine durch den Abendhimmel schweben.
Eines Tages stößt Michel durch Zufall auf das Foto eines Kajaks - und ist begeistert von der formvollendeten Schönheit und Eleganz des Objekts. Es ist Liebe auf den ersten Blick! Ein Klick, und ein Grand Raid 416 zum Selbstzusammenbauen liegt in seinem virtuellen Einkaufskorb. Einige Tage gelingt es Michel, den Kauf vor seiner Frau Rachelle (Sandrine Kiberlain) zu verheimlichen. Voller Hingabe setzt er auf der Dachterrasse sein Kajak Stück für Stück zusammen und häuft immer mehr Expeditionsausrüstung an. Ganze Nachmittage verbringt er in seinem halbfertigen Gefährt und träumt sich davon. Schließlich entdeckt Rachelle das Ausrüstungslager, setzt den Trockenübungen ein Ende und ihren Mann an einem Fluss aus, damit er endlich in die Gänge und aufs Wasser kommt.
Dass Michels Auszeit ihr gemeinsames Leben komplett auf den Kopf stellen könnte, ahnt Rachelle. Und wirklich: Schon bei seiner ersten Rast trifft Michel im Ausflugslokal der schönen Laetitia (Agnès Jaoui) auf eine ländliche, exzentrische Bohème. Er taucht in eine exotische Welt außerhalb von Raum und Zeit, die geprägt ist von Unbeschwertheit, Kirschen, Sinnlichkeit und eisgekühltem Absinth ...

Bonusmaterial

Während der Dreharbeiten Zusätzliche und erweiterte Szenen Deutscher Kinotrailer Original-Kinotrailer Wendecover
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.05.2016

Meines Ruders Hüter
Der Film "Nur Fliegen ist schöner" hebt prima ab

Ein Mensch in einem Kajak, das gibt ein sehr sinnreiches Bild. Einerseits ist man eindeutig selbst am Steuer. Mit der Kraft der eigenen Arme kommt man vor und zurück, niemand kann einem den Saft abdrehen. Die Richtung gibt der Fluss vor, aber man kann auch gegen die Fluten steuern. Andererseits ist die Grundlage doch einigermaßen wacklig, und besonders beim Einsteigen merkt man, dass man sich mit den Kajak in einer Art Schicksalsgemeinschaft begibt. Autonomie und Heteronomie, um es mit großen Worten zu sagen, liegen in diesem um den Rumpf gebauten Gefährt nur eine unbedachte Verlagerung des Schwerpunkts voneinander entfernt. Wenn das mal kein archimedisches Gleichnis ist.

Auf einen ganzen Film mit einem Mann in einem Kajak muss man trotzdem erst einmal kommen. Hinterher ist man verblüfft, was sich daraus alles ergeben kann. "Nur Fliegen ist schöner" von Bruno Podalydès beginnt mit einer 3D-Animation zu Bach-Musik und endet ganz analog halb zu Wasser, halb zu Land. In einem Zustand des Zwischendurchs: "depaysé", ein wenig vom Weg abgekommen.

Der Mann, der sich auf die Expedition mit dem Kajak begibt, heißt Michel Flanquart. Er arbeitet in einer Firma namens Graph, die wie ein Start-up mit einem Bein in der Hochkultur wirkt. Die Ehe mit Rachelle (Sandrine Kiberlain) scheint eigentlich ganz in Ordnung, man ist einander zärtlich zugetan und sieht abends beim Fernsehen in die gleiche Richtung. Michel hat ein Hobby: Er interessiert sich für das Luftverkehrswesen, näherhin für die Luftpost, und da nicht für die großen Frachtmaschinen, sondern für die kleinen, abenteuerlichen Flugzeuge, die in entlegenen Gegenden zum Einsatz kommen. Sein Steckenpferd dominiert auch den aktuellen Geburtstag. Michel ist reif für etwas Neues. Er sieht es zwischen zwei Wischbewegungen auf dem Pad. Es hat etwas von einem Liebeswerben, wie er sich diesem Ding nähert, das er zuerst als Bild, dann als Bauanleitung, dann als Gerüst und erst sehr spät als fertiges Wasserfahrzeug vor sich hat. Eine Weile rudert er sogar auf dem Dach, also eindeutig auf dem Trockenen, und Bruno Podalydès, der ein großer Schalk ist, lässt ihn hier schon einmal abheben. Ein Kajak ist beinahe "comme un avion", so etwas wie ein Flugzeug. So heißt der Film im Original. Michel hebt schließlich ab, indem er sich einschifft, auf einem kleinen Fluss, der aber in irgendeiner Form ganz sicher ins Meer führt.

Das Französische ist eine Sprache, in der Pathos sich häufig auf "saloperie" reimt, also auf Unsinn. Aber kaum einmal hält dabei jemand einmal so schön die Balance wie Bruno Podalydès in seinem Film. Er ist eigentlich als Schauspieler bekannter, auch hier ist er in einer Nebenrolle vertreten. Schon seit zwanzig Jahren macht er aber auch selbst Filme, und immer geht es um dieses Durcheinander, in das uns unser Begehren bringt. Podalydès macht Komödien, und zwar gern ein wenig absurde, und man sollte sich durch den Kitsch, den es in "Nur Fliegen ist schöner" zwischendurch auch zu sehen gibt, nicht täuschen lassen. Es ist nämlich ein Wohlgefühl, das tief in der Volksseele wurzelt, wo es durch Chansons wie "Temps de vivre" von George Moustaki verankert wurde.

Es sind aber auch noch andere gebieterische Rufe, die den Flussfahrer ereilen: Das Spritual "Michael, row the boat ashore, halleluja" nimmt er nicht direkt, aber mittelbar zum Anlass, sich an einer Imbissstation ein wenig umzusehen. Michel, der es sich nicht nehmen ließ, in sein Fahrtgepäck auch eine Ukulele aufzunehmen, wird zum Odysseus. Die Bildnachrichten an seine Frau fotografiert er schließlich sogar von einem Reiseführer ab, solcherart einen Fortschritt simulierend, an dem er schon längst das Interesse verloren hat. Podalydès hält da noch eine schöne Pointe in Reserve, sie hat mit dem eigentlich nebensächlichen Versäumnis zu tun, dass man auf einer Fahrt zum Meer besser das "geotracking" auf dem Telefon ausschalten sollte.

Das französische Kino hat in den letzten paar Jahren das Genre der Komödie im großen Stil wiederentdeckt. Dabei hat sich aber inzwischen ein Ton ausgebildet, der irgendwo zwischen Exportförderung und Integrationsmythos changiert: Mit Birnenkuchen und Lavendel bringt ein echter Grandseigneur sicher alle Töchter an den richtigen Mann, und sei er auch alternativer Hautfarbe. Bruno Podalydès hat mit diesem neuen Arthouse-Mainstream nichts zu tun. Er ist in jeder Hinsicht originell, und seine Vision vom (besseren) Leben ist so reflektiert, dass auch noch die Tatsache, dass es sich bei dem Wort Kajak um ein Palindrom handelt, relevant werden kann: Palindrome führen in sich selbst zurück, und das ist es, was schließlich für alle große Expeditionen gilt. Auch für diese Flussfahrt mit Zuschauern, denen selbst manchmal das Ruder entgleitet.

BERT REBHANDL

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