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Auf der Suche nach einem alten finnischen Freund reist der chinesische Koch Cheng in ein abgelegenes Dorf in Lappland. Bei der Ankunft scheint niemand im Dorf seinen Freund zu kennen, aber die lokale Cafébesitzerin Sirkka bietet ihm eine Unterkunft an. Im Gegenzug hilft Cheng ihr in der Küche, und bald werden die Einheimischen mit den Köstlichkeiten der chinesischen Küche überrascht. Cheng findet trotz kultureller Unterschiede schnell Anerkennung und neue Freunde unter den Finnen. Als sein Touristenvisum abläuft, schmieden die Dorfbewohner einen Plan, der ihm helfen soll zu bleiben ...
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Produktbeschreibung
Auf der Suche nach einem alten finnischen Freund reist der chinesische Koch Cheng in ein abgelegenes Dorf in Lappland. Bei der Ankunft scheint niemand im Dorf seinen Freund zu kennen, aber die lokale Cafébesitzerin Sirkka bietet ihm eine Unterkunft an. Im Gegenzug hilft Cheng ihr in der Küche, und bald werden die Einheimischen mit den Köstlichkeiten der chinesischen Küche überrascht. Cheng findet trotz kultureller Unterschiede schnell Anerkennung und neue Freunde unter den Finnen. Als sein Touristenvisum abläuft, schmieden die Dorfbewohner einen Plan, der ihm helfen soll zu bleiben ...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.07.2020

Lappland ist ein anderes China
Essen für die Seele von Mika Kaurismäki: "Master Cheng in Pohjanjoki" im Kino

In der Bar von Sirkka im höheren Norden von Finnland ist jeden Tag Wursttag. Die immer gleichen älteren Herren namens Romppainen oder Vilppula stehen dann vor dem Büfett und hieven Kartoffelstampf auf ihre Teller sowie Fleischmehl in Haut und trüber Soße. Dazu trinken sie Bier, und das alles mit der resignativen Miene von Menschen, denen die Sorge um die eigene Gesundheit gleichgültig geworden ist. Sie scheinen auch wenig zu bemerken von der prächtigen Landschaft, die sie umgibt. Immerhin fällt ihnen noch gelegentlich auf, dass die Wirtin Sirkka eine sehr schöne Frau ist. Aber so richtig als Kandidat für sie kann sich wohl keiner verstehen. Es könnte nun einfach so weitergehen in dieser Welt, bis der lange Polarwinter wieder vor der Tür steht. Aber noch ist der Sommer groß, und warum sollte nicht auch das Dörfchen Pohjanjoki einmal etwas Besonderes erleben?

Es kommt in Gestalt zweier Besucher aus China. Herr Cheng und sein Sohn Niu Niu entsteigen einem Bus, betreten die Sirkkan Bar und erkundigen sich nach einem Herrn Fongtron. Niemand hat von einem Menschen dieses Namens gehört, aber das mag auch damit zu tun haben, dass das Finnische für jemand aus Schanghai eine beträchtliche phonetische Herausforderung ist. Es dauert ungefähr bis zur Hälfte des Films "Master Cheng in Pohjanjoki" von Mika Kaurismäki, bis sich dieses Rätsel löst. Da wurden schon alle möglichen Hypothesen in Erwägung gezogen, bis zu einer Druckmaschinenfirma in Tampere, aber die wäre ohnehin viel zu weit südlich. Es ist auch genau genommen gar nicht so wichtig, denn eine Geschichte, in der es darum geht, China und Lappland in einer Unwahrscheinlichkeitslotterie zusammenzubringen, darf sich ein paar verwegene Ideen leisten.

Wichtig ist, dass sich mit Master Cheng der Speiseplan in der Bar von Sirkka ändert. Eigentlich handelt es sich bei dem Etablissement ja eher um ein klassisches Roadside Diner, wie man es aus Amerika kennt, wo ähnliche Präriemengen zur Verfügung stehen, durch die man auf einsamen Straßen dem Horizont entgegenfahren kann. Bei Sirkka tauchen neben den Stammkunden ab und zu Bohrarbeiter auf, denen jeder Wursttag einerlei ist, und überraschenderweise schon einen Tag nach Herr Cheng und Niu Niu eine Ladung Bustouristen aus dem Fernen Osten. Sie blicken sehr skeptisch auf das Büfett, und damit schlägt die Stunde einer kulinarischen Revolution in Pohjanjoki.

Herr Cheng, der sich nun als der Master erweist, als der er im Filmtitel ausgewiesen ist, improvisiert für die Reisegruppe etwas mit Nudeln und Hähnchen, was (die passenderweise für eine Provinzbar überraschend professionell ausgestattete) Küche und (der nicht vorhandene) Keller eben so hergeben. Es wird der Tag mit dem besten Einnahmen, die die Sirkka Bar jemals zu verzeichnen hatte. Und weil Cheng ja immer noch auf der Suche nach Fongtron ist, nimmt er mit dem kleinen Niu Niu erst mal einfaches Quartier in Pohjanjoki und kocht fortan chinesisch in Finnland.

In den Szenen, in denen das Publikum auf das neue Angebot reagiert, entfaltet "Master Cheng in Pohjanjoki" eine gewisse Komik. Sie passt zu dem Tonfall des Films insgesamt, der in allen Dingen nach einem Gleichgewicht strebt. Wenn der wichtigste Testesser Romppainen sich von "Kräuterrentier" oder von dem "rennenden Kräutertier", wie er es nennt, überzeugen lässt, dann zieht Heiterkeit in die Stube von Sirkka. Dazu kommt eine therapeutische Dimension, die der chinesischen Küche eignet. Cheng kocht eine Suppe, die bei Regelschmerzen sehr bekömmlich ist, und bald wissen alle Frauen in der Gegend davon. Schließlich taucht sogar eine Gruppe aus dem betreuten Wohnen auf, auf der Suche nach Alternativen zu den Gummikartoffeln, mit denen sie sonst abgespeist werden.

Dieser bekömmlich verpackten Ansammlung kultureller Klischees stehen die betrüblichen Geschichten entgegen, mit denen Mika Kaurismäki nur allmählich herausrückt, auch wenn sie natürlich von Beginn an im Raum stehen. Denn Cheng und Sirkka sehen doch sehr danach aus, als könnten sie füreinander bestimmt sein, und zu dieser Bestimmung gehört ihre offensichtliche Melancholie. Außerdem: Warum soll Niu Niu unter keinen Umständen Fahrrad fahren? Das hat mit den Vorgeschichten zu tun, die alle mitbringen und deren Enthüllung ein bewährtes dramaturgisches Prinzip beim Erzählen ist.

Mika Kaurismäki ist der zwei Jahre ältere Bruder des insgesamt doch deutlich berühmteren finnischen Filmkünstlers Aki Kaurismäki. Gemeinsam richten sie im Sommer immer das Midnight Sun Festival aus, in einem ähnlich hohen Norden wie nun der Film mit Master Cheng. Mika hat lange in Brasilien gelebt, seine Karriere als Regisseur ist weniger einheitlich als die des Bruders. Mit "Master Cheng in Pohjanjoki" hat er nun aber einen Film gemacht, der es erlaubt, bestimmte Unterscheidungen zu überprüfen, die zum Alltag des Kinos gehören. Denn auch Aki hat zuletzt eine Geschichte erzählt, in der ein gastronomischer Betrieb neu aufgestellt wurde. In "Die andere Seite der Hoffnung" wird das Wirtshaus "Zum goldenen Krug" kurzzeitig japanisch, das ist aber nur ein Gag, es geht in erster Linie um einen syrischen Flüchtling namens Khaled. Die motivische Parallele ist jedoch bedeutsam, weil sie etwas erkennen lässt, was auch für "Master Cheng in Pohjanjoki" von Belang ist. Es gab in den letzten Jahren eine lange Reihe von nahezu makellosen Unterhaltungsfilmen, in denen das im weitesten Sinn Kulinarische so etwas wie eine Leitidee war. Die meisten kamen aus Frankreich, und alle waren unübersehbar Filme nach Rezept: eine Prise Wehmut, eine große Dosis Landschaft, Herkünfte süßsauer, Liebe zum Dessert.

Mika Kaurismäki zeigt nun, dass das in Lappland genauso gut funktioniert wie in der Auvergne oder in der Provence. "Master Cheng in Pohjanjoki" ist ein Schulbeispiel für die Erfolgsformeln des globalen Arthouse-Kinos. Er ist aber eben auch genau das: eine perfekt umgesetzte Formel. In den Filmen seines Bruders gibt es immer noch einen großen, störrischen Rest, der nicht aufgeht. Früher stand dieser Rest für das, was den Unterschied der Kunst ausmachte. Heute kann man es auch umgekehrt sehen: Die Suppen, mit denen Master Cheng den Wursttag überwindet, erzählen von der Demokratisierung der Kunst. Und von einem Glück nach Menü.

BERT REBHANDL

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