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Nirgendwo in Europa verübten linksextreme Terroristen während der 1970er Jahre so viele blutige Attentate wie in Italien und in der BRD. Die Interaktion von Terrorismus, Staat und Gesellschaft prägte ein Jahrzehnt, das wegen der drückenden Atmosphäre unter dem Primat der Inneren Sicherheit und wegen der Wiederkehr bewaffneter Gewalt in der politischen Auseinandersetzung als "bleiern" empfunden wurde. Wie konnte diese Krise bewältigt werden?

Produktbeschreibung
Nirgendwo in Europa verübten linksextreme Terroristen während der 1970er Jahre so viele blutige Attentate wie in Italien und in der BRD. Die Interaktion von Terrorismus, Staat und Gesellschaft prägte ein Jahrzehnt, das wegen der drückenden Atmosphäre unter dem Primat der Inneren Sicherheit und wegen der Wiederkehr bewaffneter Gewalt in der politischen Auseinandersetzung als "bleiern" empfunden wurde. Wie konnte diese Krise bewältigt werden?
Autorenporträt
Johannes Hürter, geboren 1963, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. Außerdem ist er Dozent an der Universität der Bundeswehr München-Neubiberg und Privatdozent an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

Gian Enrico Rusconi ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Turin und Direktor des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2011

Was und wo
Der Terrorismus bis 1982

Aus Italien kamen 1956 die ersten "Gastarbeiter" in die Bundesrepublik. Italien selbst wurde in den folgenden Jahren zu einem der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen - und ist es bis heute geblieben. Viel weiß man dennoch nicht von diesem Land: Natürlich war da Mussolini, und jetzt gibt es Berlusconi und natürlich Inter Mailand. Aber schon in Südtirol wundert sich so mancher deutsche Tourist, warum die Menschen dort Deutsch sprechen. Italien ist so nah, aber gleichzeitig so fern. Umso begrüßenswerter sind Aktivitäten, um dieses Defizit abzubauen. Besonders rege ist dabei das Italienisch-Deutsche Historische Institut in Trient. 2008 veranstaltete es mit dem Institut für Zeitgeschichte in München eine Konferenz über Terrorismus in Deutschland und Italien. Die Ergebnisse sind jetzt nachzulesen. Fünf Beiträge beschäftigen sich mit dem Terrorismus in der Bundesrepublik. Da wird noch einmal der "Deutsche Herbst" des Jahres 1977 mit zahlreichen Morden und der Reaktion "des Staates" lebendig - mit Krisenstab, Ausnahmezustand et cetera. Viel Neues erfährt man da aber nicht, auch nicht, dass Bundeskanzler Helmut Schmidt auf dem Höhepunkt der Krise - Schleyer-Entführung und "Mogadischu" - von Mitgliedern des Krisenstabes aufgefordert wurde, für jede erschossene Geisel einen RAF-Häftling erschießen zu lassen. Das findet man woanders. Der Staat wurde damals herausgefordert - aber er blieb ein Rechtsstaat.

Interessanter sind die Beiträge über den italienischen linken und rechten Terrorismus. Die achtziger Jahre waren für Italien die anni di piombo, die bleiernen Jahre, eine mörderische Zeit, über die man in Deutschland nur wenig weiß. Man erinnert sich vielleicht noch an die Ermordung des populären Politikers Aldo Moro. Aber das war's meistens schon. Bedauerlich, dass die deutschen Teilnehmer der Konferenz in ihren Beiträgen nicht wissen, was genau in Italien geschah. Bei dem einen gab es 8800 Anschlägen mit 341 Toten und 768 Verletzten, bei dem anderen 162 Morde und 1792 Bombenanschläge. Das hätte man besser recherchieren müssen. Die Dimension des italienischen Terrorismus wird dennoch deutlich, wenn man ihn mit Deutschland vergleicht: Da gab es "nur" etwa 40 Tote. Allein diese Erkenntnis macht das Bändchen lesenswert.

ROLF STEININGER

Johannes Hürter/Gian Enrico Rusconi (Herausgeber): Die bleiernen Jahre. Staat und Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland und Italien 1969-1982. R. Oldenbourg Verlag, München 2010. 128 S., 16,80 [Euro].

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"So geht die Konzeption des Büchleins auf, sowohl einem breiteren Publikum als Einstieg zu dienen wie auch mitdenkende Leserinnen und Leser mit Vorkenntnissen anzuregen - sowohl zu weitergehenden Forschungen als auch zum Widerspruch gegen manche nicht hinreichend belegte These." Christian Jansen, sehepunkte.de "Die Dimension des italienischen Terrorismus wird deutlich, wenn man ihn mit Deutschland vergleicht: Da gab es "nur" etwa 40 Tote. Allein diese Erkenntnis macht das Bändchen lesenswert." Rolf Steininger, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.08.2011