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Ivan A. Goncarov (1812-1891), dessen unsterblicher Roman "Oblomov" auch 150 Jahre nach seinem Erscheinen noch immer Furore macht, tritt uns in diesem Band als kluger, selbstironischer, anteilnehmender Briefschreiber entgegen. In den letzten beiden Lebensjahrzehnten, in denen seine literarische Produktivität fast erlosch, wurde der briefliche Austausch quasi sein Lebenselixier. Die 90 Briefe aus den Jahren 1879 bis 1891 an den Freund Anatolij F. Koni beleuchten Lebensumstände und Gedankenwelt des zurückgezogen lebenden Junggesellen und zeugen von einer außergewöhnlichen Persönlichkeit. Sie…mehr

Produktbeschreibung
Ivan A. Goncarov (1812-1891), dessen unsterblicher Roman "Oblomov" auch 150 Jahre nach seinem Erscheinen noch immer Furore macht, tritt uns in diesem Band als kluger, selbstironischer, anteilnehmender Briefschreiber entgegen. In den letzten beiden Lebensjahrzehnten, in denen seine literarische Produktivität fast erlosch, wurde der briefliche Austausch quasi sein Lebenselixier. Die 90 Briefe aus den Jahren 1879 bis 1891 an den Freund Anatolij F. Koni beleuchten Lebensumstände und Gedankenwelt des zurückgezogen lebenden Junggesellen und zeugen von einer außergewöhnlichen Persönlichkeit. Sie werden unter anderem ergänzt durch einen vertiefenden Kommentar der Herausgeberin.
Autorenporträt
Die Slawistin Vera Bischitzky arbeitet freiberuflich u.a. als literarische Übersetzerin, Herausgeberin, vor allem im Bereich der klassischen russischen Literatur und der Judaistik. Neben Werken der russischen Klassik hat sie die Bände I und III des Buch des Lebens von Simon Dubnow übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2016

Meisterschaft aus Langeweile?
Iwan Gontscharows Briefe an einen Staatsanwalt

Im Jahr 1887 erklärte der russische Schriftsteller Iwan Gontscharow, berühmt geworden durch seinen 1859 erschienenen Roman "Oblomow", aber seit seinem zweiten Roman, "Die Schlucht", zehn Jahre später ohne weitere Buchpublikation, warum er noch schreibe. Das habe "einen einfachen, prosaischen Grund: nämlich neben den Spaziergängen, Meerwasserbädern, dem Mittagessen, dem Frühstück, dem untätigen Herumsitzen im Schatten auf der Veranda, bleiben mir an den Vormittagen immer noch drei Stunden, mit denen ich nichts anzufangen weiß".

Behauptungen wie diese haben die Annahme befeuert, im antriebslosen Oblomow habe man es mit einem Alter Ego seines Verfassers zu tun. Dieser Vermutung tritt Vera Bischitzky, die "Oblomow" 2012 neu übersetzt und dem Buch erfolgreich das deutsche Publikum zurückgewonnen hat, konsequent entgegen. Ein fleißigerer Schreiber als Gontscharow ist kaum vorstellbar, denn er unterhielt umfangreiche Korrespondenzen. Unglücklicherweise bat er 1888 alle Briefempfänger um Rücksendung der von ihm erhaltenen Schreiben und vernichtete sie dann zu weiten Teilen.

Anatolij Koni, ein prominenter russischer Staatsanwalt, schickte die neunzig Briefe, die Gontscharow ihm von 1879 bis zu dessen Tod 1891 geschrieben hatte, nicht zurück, und so konnte Vera Bischitzky sie nun erstmals ins Deutsche übersetzen, ergänzt um ein paar weitere Texte von und über Gontscharow und vor allem einen umfangreichen Anmerkungsteil, in dem sich auch solche Perlen wie die eingangs zitierte Erklärung finden. Dieses Buch ist ein Schatz, weil der scheue Gontscharow, wie Bischitzky schreibt, in der Korrespondenz mit Koni "den Schutzschild fallen ließ". Und so lesen wir ein russisches Sittenstück des späten neunzehnten Jahrhunderts, inklusive antisemitischer Vorurteile, aber auch Sympathien für die fortschrittlichen Kräfte im Zarenreich. Unendlich lehrreich.

apl.

Ivan A. Gontscharow: "Briefe an Anatolij F. Koni und andere Materialien".

Ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Vera Bischitzky. Böhlau Verlag, Köln 2016. 268 S., 5 Abb., geb., 35,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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