That was the simple yet groundbreaking question William T. Vollmann asked in cities and villages around the globe. The result of Vollmann's fearless inquiry is a view of poverty unlike any previously offered.
Poor People struggles to confront poverty in all its hopelessness and brutality, its pride and abject fear, its fierce misery and quiet resignation, allowing the poor to explain the causes and consequences of their impoverishment in their own cultural, social, and religious terms. With intense compassion and a scrupulously unpatronizing eye, Vollmann invites his readers to recognize in our fellow human beings their full dignity, fallibility, pride, and pain, and the power of their hard-fought resilience.
Some images that appeared in the print edition of this book are unavailable in the electronic edition due to rights reasons.
Poor People struggles to confront poverty in all its hopelessness and brutality, its pride and abject fear, its fierce misery and quiet resignation, allowing the poor to explain the causes and consequences of their impoverishment in their own cultural, social, and religious terms. With intense compassion and a scrupulously unpatronizing eye, Vollmann invites his readers to recognize in our fellow human beings their full dignity, fallibility, pride, and pain, and the power of their hard-fought resilience.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.06.2008Die Wucht des Lebens
William T. Vollmann fragt Arme, warum sie arm sind
„Why are you poor?” Mit dieser Frage reiste der amerikanische Autor William T. Vollmann quer durch die Kontinente. Er richtete sie an Menschen, die seit Beginn ihres Lebens arm sind, denen das Notwendigste fehlt und die in prekären Verhältnissen aufwuchsen, aber auch an Zeitgenossen, die durch eigene Schuld in ärmliche Verhältnisse, defizitäre Umstände gerieten. Sein Buch „Poor People” dokumentiert reportagenhaft seine Streifzüge durch die Welt der Besitzlosen.
Wann ist jemand arm? Wenn die Person kein Geld hat, kein Eigentum? Keine Arbeit? Was bleibt einem Menschen, der nur sich selbst besitzt und der diesen Kredit an Zuversicht nicht nutzen kann, weil er oder sie krank ist? Vollmann erzählt von Menschen in Kasachstan, die auf die Ölindustrie angewiesen sind, aber sich gleichzeitig durch die Nähe zu den umweltverschmutzenden Förderungsanlagen die Gesundheit ruinieren. Können sie ihrem Schicksal noch entfliehen? Sind sie lebenslang gebannt an einen Ort, der sie zerstören wird?
„Poor People” ist kein heiteres Buch. Es knüpft an jenen Traditionsstrang an, dem man mit dem Schlagwort „Dokumentarliteratur” wohl nur unzureichend gerecht wird: „Let Us Now Praise Famous Men” von 1941, verfasst von James Agee und Walker Evans, gehört zu Vollmanns Vorläufern; er bezieht sich darauf schon in seiner Einleitung. Dass zu beiden Büchern Fotografien gehören, gehört zum Authetizitätsversprechen einer Literatur, die auf den unmittelbaren Kontakt mit der Realität setzt. Hatten Agee und Evans die amerikanische Unterschicht zur Zeit der Weltwirtschaftskrise ins Auge gefasst, so zeigt Vollmanns Unternehmen bereits die Spuren der Globalisierung. Doch hat „Poor People” unverkennbare Schwächen, sie liegen nicht zuletzt in der Auswahl der Stoffe. Einige der Geschichten haben nur am Rande mit Armut zu tun, behandeln „soziale Probleme” im weiteren Sinne. Passagenweise aber entfaltet das Buch durch die zupackende, fast ungestüme Berührung mit den sozialen Randbereichen eine ungemeine Wucht.
William T. Vollmann, 1959 in Los Angeles geboren, reiste 1982 nach Afghanistan, zog mit den Mudschaheddin durch das Land und schrieb darüber in „Afghanistan Picture Show oder Wie ich lernte, die Welt zu retten”. In einem Interview hat der Autor und Waffenbesitzer einmal gesagt, dass er prinzipiell für den Tod sei, dass er an das Recht von Frauen auf Abtreibung und an eine mögliche Selbsttötung glaube. Vollmann sieht in der Anwendung von Gewalt ein notwendiges Mittel zur Verteidigung der subjektiven Freiheit. Das klingt unerbittlich und hart. Doch sollte man bedenken, dass der Schriftsteller diese Härte auch gegen sich selbst wendet.
Der Reiz von „Poor People” besteht darin, dass der Erzähler nicht nur berichtet, sondern zugleich sich selbst in das Erzählfeld einbaut. Es zieht ihn zu denen, zu denen, die unter die Räder des Gemeinwesens gekommen sind oder sich einem konventionellen Lebensweg bewusst widersetzten. Das muss William T. Vollmann reizen. Denn Extremerfahrungen sind die Basis seiner Literatur. THOMAS COMBRINK
WILLIAM T. VOLLMANN: Poor People. Harper Collins / Ecco, New York 2007. 464 Seiten, 29,95 Dollar.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
William T. Vollmann fragt Arme, warum sie arm sind
„Why are you poor?” Mit dieser Frage reiste der amerikanische Autor William T. Vollmann quer durch die Kontinente. Er richtete sie an Menschen, die seit Beginn ihres Lebens arm sind, denen das Notwendigste fehlt und die in prekären Verhältnissen aufwuchsen, aber auch an Zeitgenossen, die durch eigene Schuld in ärmliche Verhältnisse, defizitäre Umstände gerieten. Sein Buch „Poor People” dokumentiert reportagenhaft seine Streifzüge durch die Welt der Besitzlosen.
Wann ist jemand arm? Wenn die Person kein Geld hat, kein Eigentum? Keine Arbeit? Was bleibt einem Menschen, der nur sich selbst besitzt und der diesen Kredit an Zuversicht nicht nutzen kann, weil er oder sie krank ist? Vollmann erzählt von Menschen in Kasachstan, die auf die Ölindustrie angewiesen sind, aber sich gleichzeitig durch die Nähe zu den umweltverschmutzenden Förderungsanlagen die Gesundheit ruinieren. Können sie ihrem Schicksal noch entfliehen? Sind sie lebenslang gebannt an einen Ort, der sie zerstören wird?
„Poor People” ist kein heiteres Buch. Es knüpft an jenen Traditionsstrang an, dem man mit dem Schlagwort „Dokumentarliteratur” wohl nur unzureichend gerecht wird: „Let Us Now Praise Famous Men” von 1941, verfasst von James Agee und Walker Evans, gehört zu Vollmanns Vorläufern; er bezieht sich darauf schon in seiner Einleitung. Dass zu beiden Büchern Fotografien gehören, gehört zum Authetizitätsversprechen einer Literatur, die auf den unmittelbaren Kontakt mit der Realität setzt. Hatten Agee und Evans die amerikanische Unterschicht zur Zeit der Weltwirtschaftskrise ins Auge gefasst, so zeigt Vollmanns Unternehmen bereits die Spuren der Globalisierung. Doch hat „Poor People” unverkennbare Schwächen, sie liegen nicht zuletzt in der Auswahl der Stoffe. Einige der Geschichten haben nur am Rande mit Armut zu tun, behandeln „soziale Probleme” im weiteren Sinne. Passagenweise aber entfaltet das Buch durch die zupackende, fast ungestüme Berührung mit den sozialen Randbereichen eine ungemeine Wucht.
William T. Vollmann, 1959 in Los Angeles geboren, reiste 1982 nach Afghanistan, zog mit den Mudschaheddin durch das Land und schrieb darüber in „Afghanistan Picture Show oder Wie ich lernte, die Welt zu retten”. In einem Interview hat der Autor und Waffenbesitzer einmal gesagt, dass er prinzipiell für den Tod sei, dass er an das Recht von Frauen auf Abtreibung und an eine mögliche Selbsttötung glaube. Vollmann sieht in der Anwendung von Gewalt ein notwendiges Mittel zur Verteidigung der subjektiven Freiheit. Das klingt unerbittlich und hart. Doch sollte man bedenken, dass der Schriftsteller diese Härte auch gegen sich selbst wendet.
Der Reiz von „Poor People” besteht darin, dass der Erzähler nicht nur berichtet, sondern zugleich sich selbst in das Erzählfeld einbaut. Es zieht ihn zu denen, zu denen, die unter die Räder des Gemeinwesens gekommen sind oder sich einem konventionellen Lebensweg bewusst widersetzten. Das muss William T. Vollmann reizen. Denn Extremerfahrungen sind die Basis seiner Literatur. THOMAS COMBRINK
WILLIAM T. VOLLMANN: Poor People. Harper Collins / Ecco, New York 2007. 464 Seiten, 29,95 Dollar.
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