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Wirtschaft und Arbeitsleben verändern sich rasant: Technologische Umbrüche folgen immer schneller aufeinander, Dienstleistungen werden in globalem Maßstab erbracht, prekäre Beschäftigungsformen und psychische Belastungen nehmen zu. Neue Lebensentwürfe stellen den "klassischen Arbeitstag" infrage. Konflikte brechen auf: um den Wert der Arbeit, um gerechte Bezahlung, um die Entgrenzung von Arbeit und Leben. Dieses Buch analysiert aktuelle Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene, nennt Handlungsfelder und Lösungsansätze für Politik, Gewerkschaften und Arbeitgeber. Im Spannungsfeld…mehr

Produktbeschreibung
Wirtschaft und Arbeitsleben verändern sich rasant: Technologische Umbrüche folgen immer schneller aufeinander, Dienstleistungen werden in globalem Maßstab erbracht, prekäre Beschäftigungsformen und psychische Belastungen nehmen zu. Neue Lebensentwürfe stellen den "klassischen Arbeitstag" infrage. Konflikte brechen auf: um den Wert der Arbeit, um gerechte Bezahlung, um die Entgrenzung von Arbeit und Leben. Dieses Buch analysiert aktuelle Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene, nennt Handlungsfelder und Lösungsansätze für Politik, Gewerkschaften und Arbeitgeber. Im Spannungsfeld der neuen Wirtschafts- und Arbeitsbedingungen zeigt es programmatisch auf, wie neue Leitlinien für "Gute Arbeit" entwickelt werden können - für eine "Arbeit der Zukunft".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2015

Arbeit hat Zukunft
Herausforderungen für Gewerkschaften

Die Gewerkschaften stehen in der modernen Arbeitswelt vor großen Herausforderungen. Kaum sind die mit dem Schlagwort der Flexibilisierung verknüpften Veränderungen so recht bewältigt, tritt mit der Digitalisierung ein neuer Wandel ein, dessen Ausmaß sich gerade erst abzuzeichnen beginnt. Für die gesamte Arbeitswelt ist es wichtig, wie die Gewerkschaften ihre Rolle in der konstruktiven Begleitung und Gestaltung der anstehenden Veränderungsprozesse interpretieren. Neue Rationalisierungsschübe, neue Berufsbilder, neue Qualifikationsanforderungen, aber auch neue Möglichkeiten zur Wahl von Arbeitszeit und Arbeitsort werden die Folge der Industrie 4.0 sein. Auch Berufsfelder, die heute noch zu guten Teilen ohne anspruchsvolle technische Unterstützung auskommen, werden von der Digitalisierung unweigerlich erfasst werden. Das lebenslange Lernen wird für uns alle vom Schlagwort zur Realität werden.

Pessimisten argwöhnen nun, die Entgrenzung und die technisch mögliche Allgegenwart der Arbeit berge Risiken mit Blick auf (Selbst-)Ausbeutung und Überlastung. Dagegen verweisen Optimisten auf die Chancen, mit Hilfe der Technologie dem Menschheitstraum einer flexibel auf die individuellen Bedürfnisse orientierten Arbeitswelt näher zu kommen. Wenn Fachkräfte wegen der demographischen Umwälzungen zum knappen Gut werden und zugleich viele hunderttausend Flüchtlinge ins Land kommen, macht das eine umsichtige Bildungs-, aber auch eine planvolle Migrations- und Integrationspolitik sowie Konzepte für mehr soziale Chancengleichheit notwendiger denn je.

Die Gewerkschaften stehen am Scheideweg: In der unübersichtlicher werdenden Arbeitswelt fällt weder die allgemeingültige Vertretung von diversifizierten Arbeitnehmerinteressen noch die Gewinnung neuer Mitglieder leicht. Virtuelle soziale Netzwerke könnten sich zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz als Partner virtueller Belegschaften entwickeln. Zugleich sorgen einige Gewerkschaften durch ihre kleinteilige Spartenorganisation häufig genug selbst dafür, dass übergeordnete Strategien auf dem Altar partikularer Interessen geopfert werden.

Ein von DGB-Chef Reiner Hoffmann und Claudia Bogedan (Hans-Böckler-Stiftung) herausgegebenes Buch lotet die "Arbeit der Zukunft" aus. Der Titel ist doppelsinnig zu deuten, geht es doch nicht nur um die Arbeitswelt im engeren Sinne, sondern um die konkreten Aufgabenstellungen der Gewerkschaften. Der Band bietet in 28 thematisch breit gefächerten Beiträgen keineswegs nur bekannte gewerkschaftsnahe Positionen, sondern vermittelt, dass verstanden wurde, wie viel Arbeit auf die Gewerkschaften zukommt. Deutlich wird, dass der DGB die Zeichen der Zeit erkannt hat und bereit scheint, alte Denkmuster zu verlassen, die sich ebenso überlebt haben wie rituelle Denkschablonen auf Seiten von Arbeitgeberverbänden.

Man mag mit Hoffmann, der sein Credo zur Zukunft der Arbeit an den Anfang des Bandes stellt, darüber streiten, ob es Sache deutscher Gewerkschaften sein sollte oder nicht doch eine Überforderung darstellt, in aller Welt für gute Arbeit und gegen Ausbeutung zu streiten. Das gewerkschaftliche Kerngeschäft, das doch primär in der Sicherung angemessener Arbeitsbedingungen und sozialer Sicherung in Deutschland und Europa bestehen müsste, wird in nächster Zeit schwierig genug. Hoffmanns Thesen zur Gestaltung der technologischen Arbeitswelt, zur Versöhnung von Ökologie und Ökonomie, zum Stellenwert von Mobilität und Migration sowie zur weiteren Flexibilisierung im Sinne von mehr (Lebens-)Arbeitszeitsouveränität der Beschäftigten lassen dessen ungeachtet erkennen, dass neues Denken in den Gewerkschaften angekommen ist. "Moderne Maschinenstürmerei hilft niemandem", macht Hoffmann deutlich und schreibt damit Skeptikern in den eigenen Reihen ins Pflichtenheft, den Wandel konstruktiv mitzugestalten und beispielsweise auch das sogenannte "Crowdworking" als neue Form internetbasierter Kooperation von Arbeitnehmer-Selbständigen nicht zu verteufeln.

Wirtschaftsinformatiker um Jan Marco Leimeister analysieren dieses Format eines internetbasierten Arbeitsmodells der Zukunft. Mit dem virtuellen Zusammenschluss von Einzelanbietern zu einer Online-Plattform bieten sich nicht zuletzt auch neue Chancen für besonders schlanke Firmenneugründungen, die diese Angebote konsequent nutzen, um Qualitäts-, Geschwindigkeits- und Kostenvorteile zu erzielen. Die Autoren weisen aber auch nüchtern auf die Probleme der "Crowdworker" hinsichtlich der Verwischung von Arbeits- und Freizeit und der ungelösten Interessenvertretung im Netz hin.

Sabine Pfeiffer charakterisiert den wichtigen Beitrag des dualen Ausbildungssystems zur Innovationsfähigkeit Deutschlands und sieht den Trend zur Akademisierung kritisch. Erst durch das Zusammenwirken von Akademikern und praktisch ausgebildeten Fachkräften könnten relevante Innovationen in ausreichendem Maße entstehen. Die Zukunftsfestigkeit des dualen Systems zeige sich in dessen modularer Erweiterbarkeit beispielsweise um duale Hoch- oder Fachhochschulkurse, aber auch in der unter maßgeblicher Mitwirkung der Gewerkschaften verhandelbaren Lerninhalte. Mehrere Beiträge hinterfragen die Möglichkeiten einer innovativen Arbeitszeitpolitik (Hartmut Seifert), skizzieren - sehr lesenswert - die Notwendigkeit einer an immer stärker diversifizierten Lebensläufen orientierten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (Christina Klenner und Karin Schulze Buschoff) oder plädieren für eine "Neuordnung von Arbeit und Leben" (Kerstin Jürgens) im Sinne atmender Lebensverläufe in einem familien- und pflegefreundlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld (Karin Jurczyk).

Aus einem facettenreichen, gelegentlich zu Widerspruch reizenden Sammelband sind ferner die Beiträge von Herbert Brücker (IAB) zum Stellenwert von Migration und Integration sowie von Ulrich Walwei (IAB) zur Frage "Was ist heute normal an Arbeit?" hervorzuheben.

KLAUS F. ZIMMERMANN

Reiner Hoffmann/Claudia Bogedan (Hrsg.): Arbeit der Zukunft. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2015, 520 Seiten, 29,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»... eine abwechslungsreiche Lektüre ...«, Portal für Politikwissenschaft, 19.11.2015»Gute Arbeit bleibt eine politische Gestaltungsaufgabe. Das sehr lesenswerte Buch »Arbeit der Zukunft« gibt dazu Ermutigung und Inspiration.« Simone Peter, Cicero, 27.08.2015»... wirklich informativ und erschöpft sich nicht in Oberflächlichkeiten.«, Wirtschaft und Weiterbildung, 15.10.2015"Dieses Buch stellt die richtigen Fragen und gibt einige kluge, nach vorne gerichtete Antworten für eine 'neue Ordnung der Arbeit'. Damit ist es ein wichtiger Debattenbeitrag." Andrea Nahles, Frankfurter Rundschau, 01.06.2015»Der Band bietet in 28 thematisch breit gefächerten Beiträgen keineswegs nur bekannte gewerkschaftsnahe Positionen, sondern vermittelt, dass verstanden wurde, wie viel Arbeit auf die Gewerkschaften zukommt.« Klaus F. Zimmermann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2015