Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 19. März 2001
- Hersteller: Universal Music,
- EAN: 0731454980029
- Artikelnr.: 20834331
CD | |||
1 | Prolog: Alle Tanzen Mit Dem Tod | 00:05:53 | |
2 | Wie Du | 00:02:32 | |
3 | Der Letzte Tanz | 00:03:34 | |
4 | Ich gehöre nur mir | 00:03:57 | |
5 | Elisabeth, Mach Auf Mein Engel | 00:04:05 | |
6 | Milch | 00:02:16 | |
7 | Ich will dir nur sagen (Finale 1. Akt) | 00:03:31 | |
8 | Kitsch | 00:03:27 | |
9 | Wenn Ich Tanzen Will | 00:03:46 | |
10 | Mama, Wo Bist Du? | 00:02:50 | |
11 | Nur Kein Genieren! | 00:03:07 | |
12 | Nichts, Nichts, Gar Nichts | 00:02:40 | |
13 | Die Schatten werden länger | 00:04:15 | |
14 | Wenn Ich Dein Spiegel Wär | 00:04:00 | |
15 | Boote in der Nacht | 00:04:32 | |
16 | Der Schleier fällt | 00:02:26 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2015Die Melodie von Tod und Freiheit
Premiere des Musicals "Elisabeth" in der Alten Oper
Die Darstellung des Todes war entweder genial oder genial daneben, so klar ist das nicht, nur dass seine Stimme eigenartig nasal, vielleicht erkältet, irgendwie gepresst klang, konnte keinem entgehen. Máté Kamarás schien zu spielen, dass er den Tod spielte, distanzierte sich scheinbar von der eigenen Rolle, die freilich, man stelle sich vor: eine allegorische Figur in einem Musical, auch eine eigentümliche ist. Aber in "Elisabeth", dem unvergleichlichen Werk von Texter Michael Kunze und Komponist Sylvester Levay, ist sie die zentrale, wichtiger noch als Kaiser Franz Joseph von Österreich, der seine Frau offenbar weniger versteht als jener zwielichtige Herr, der abwechselnd in Freizeitlederkluft oder weißem Anzug gekleidet ist.
Von Anbeginn an weiß er sich ihr zugehörig, lange kann sie ihn abwehren, bis er schließlich doch die Oberhand gewinnt. Dazwischen aber gibt es immer wieder Szenen, in denen Sissi, die eigentlich Sisi genannt und geschrieben wurde, was aber nach den Romy-Schneider-Filmen nicht mehr in die Köpfe eines größeren Publikums geht, in denen die österreichische Kaiserin also intensiven Kontakt mit dem Herrscher der Unterwelt pflegt. Ihr Sohn Rudolf erliegt ihm gar, die Mutter, sagt das Musical, hat für ihn beim kaiserlichen Vater nicht das erhoffte gute Wort eingelegt.
Bei der Premiere im Großen Saal der Frankfurter Alten Oper war man sich einig: Roberta Valentini hat Elisabeth grandios verkörpert und ihre Partie stimmlich exzellent bewältigt. Im Vergleich zu früheren Gastspiel-Auftakten hatte dieser Abend keinen technischen Makel, die Klangqualität war ausgezeichnet, die Textverständlichkeit gut, die Ensemble-Szenen von hoher Präzision. Noch nach Jahren kommt die von Star-Opernregisseur Harry Kupfer eingerichtete und vom großen Bühnenbildner Hans Schavernoch ausgestattete Inszenierung ungewöhnlich frisch daher, und gerade die politischen Implikationen und Ausblicke auf das 20. Jahrhundert wirken mittlerweile ausgesprochen aktuell.
"Elisabeth" schneidet einige Themen an, die derzeit wieder die Gemüter in Europa erregen. Das Musical stellt die "gute alte Zeit" nicht verklärend dar, im Gegenteil wird sie als Keimzelle all der Katastrophen vorgeführt, die einige Jahrzehnte später über den Kontinent hereinbrachen. Und dennoch wirkt der habsburgische Vielvölkerstaat angesichts des aufkommenden extremen Nationalismus, aber auch der Herausbildung der kommunistischen Strömungen wie ein Ideal. Allein, die strengen Sitten bei gleichzeitiger Heuchelei, der militaristische Drill, dem der Kronprinz nicht gewachsen ist, die Etikette am Hof, die Sissis Schwiegermutter Sophie so rigoros einfordert, dies alles untergräbt den utopischen Gedanken eines gedeihlichen Zusammenlebens von Menschen und Völkern. Einer Freiheit, für die Elisabeth steht, die gegen alle Widerstände sich selbst zu behaupten sucht.
Das Musical, das leitmotivisch immer wieder auf die Melodie des von ihr gesungenen "Ich gehör nur mir" zurückgreift, handelt letztlich vom Drang des - weiblichen - Individuums nach Unabhängigkeit. Dafür erzählt es eine große Geschichte in bewegenden Szenen, die niemanden so zurücklassen, wie er in die Vorstellung hineingegangen ist.
MICHAEL HIERHOLZER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Premiere des Musicals "Elisabeth" in der Alten Oper
Die Darstellung des Todes war entweder genial oder genial daneben, so klar ist das nicht, nur dass seine Stimme eigenartig nasal, vielleicht erkältet, irgendwie gepresst klang, konnte keinem entgehen. Máté Kamarás schien zu spielen, dass er den Tod spielte, distanzierte sich scheinbar von der eigenen Rolle, die freilich, man stelle sich vor: eine allegorische Figur in einem Musical, auch eine eigentümliche ist. Aber in "Elisabeth", dem unvergleichlichen Werk von Texter Michael Kunze und Komponist Sylvester Levay, ist sie die zentrale, wichtiger noch als Kaiser Franz Joseph von Österreich, der seine Frau offenbar weniger versteht als jener zwielichtige Herr, der abwechselnd in Freizeitlederkluft oder weißem Anzug gekleidet ist.
Von Anbeginn an weiß er sich ihr zugehörig, lange kann sie ihn abwehren, bis er schließlich doch die Oberhand gewinnt. Dazwischen aber gibt es immer wieder Szenen, in denen Sissi, die eigentlich Sisi genannt und geschrieben wurde, was aber nach den Romy-Schneider-Filmen nicht mehr in die Köpfe eines größeren Publikums geht, in denen die österreichische Kaiserin also intensiven Kontakt mit dem Herrscher der Unterwelt pflegt. Ihr Sohn Rudolf erliegt ihm gar, die Mutter, sagt das Musical, hat für ihn beim kaiserlichen Vater nicht das erhoffte gute Wort eingelegt.
Bei der Premiere im Großen Saal der Frankfurter Alten Oper war man sich einig: Roberta Valentini hat Elisabeth grandios verkörpert und ihre Partie stimmlich exzellent bewältigt. Im Vergleich zu früheren Gastspiel-Auftakten hatte dieser Abend keinen technischen Makel, die Klangqualität war ausgezeichnet, die Textverständlichkeit gut, die Ensemble-Szenen von hoher Präzision. Noch nach Jahren kommt die von Star-Opernregisseur Harry Kupfer eingerichtete und vom großen Bühnenbildner Hans Schavernoch ausgestattete Inszenierung ungewöhnlich frisch daher, und gerade die politischen Implikationen und Ausblicke auf das 20. Jahrhundert wirken mittlerweile ausgesprochen aktuell.
"Elisabeth" schneidet einige Themen an, die derzeit wieder die Gemüter in Europa erregen. Das Musical stellt die "gute alte Zeit" nicht verklärend dar, im Gegenteil wird sie als Keimzelle all der Katastrophen vorgeführt, die einige Jahrzehnte später über den Kontinent hereinbrachen. Und dennoch wirkt der habsburgische Vielvölkerstaat angesichts des aufkommenden extremen Nationalismus, aber auch der Herausbildung der kommunistischen Strömungen wie ein Ideal. Allein, die strengen Sitten bei gleichzeitiger Heuchelei, der militaristische Drill, dem der Kronprinz nicht gewachsen ist, die Etikette am Hof, die Sissis Schwiegermutter Sophie so rigoros einfordert, dies alles untergräbt den utopischen Gedanken eines gedeihlichen Zusammenlebens von Menschen und Völkern. Einer Freiheit, für die Elisabeth steht, die gegen alle Widerstände sich selbst zu behaupten sucht.
Das Musical, das leitmotivisch immer wieder auf die Melodie des von ihr gesungenen "Ich gehör nur mir" zurückgreift, handelt letztlich vom Drang des - weiblichen - Individuums nach Unabhängigkeit. Dafür erzählt es eine große Geschichte in bewegenden Szenen, die niemanden so zurücklassen, wie er in die Vorstellung hineingegangen ist.
MICHAEL HIERHOLZER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main