Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 8,00 €
  • Gebundenes Buch

"Zeichen, Symbole, Signets und Signale sind in ihrer Vielfalt der alles durchdringende und prägende Ausdruck unserer Zeit; indem sie Vergangenes enthalten und bewahren, sind sie auch Hinweise auf alles Zukünftige". Mit diesem Staandardwerk setzt Adrian Frutiger neue Maßstäbe für alle, die sich mit dem Phänomen der Zeichen und Symbole im Allgemeinen und dem der Entwicklung der Schriften im Besonderen auseinandersetzen. In überschaubarer, für den Laien wie auch für den Fachmann ansprechender Weise werden hier die Grundlagen für Theorie und Praxis der Zeichengestaltung vorgestellt. Mit hunderten…mehr

Produktbeschreibung
"Zeichen, Symbole, Signets und Signale sind in ihrer Vielfalt der alles durchdringende und prägende Ausdruck unserer Zeit; indem sie Vergangenes enthalten und bewahren, sind sie auch Hinweise auf alles Zukünftige". Mit diesem Staandardwerk setzt Adrian Frutiger neue Maßstäbe für alle, die sich mit dem Phänomen der Zeichen und Symbole im Allgemeinen und dem der Entwicklung der Schriften im Besonderen auseinandersetzen. In überschaubarer, für den Laien wie auch für den Fachmann ansprechender Weise werden hier die Grundlagen für Theorie und Praxis der Zeichengestaltung vorgestellt. Mit hunderten von Zeichnungen und zahlreichen ganzseitigen Tafeln zur Veranschaulichung des Textes.
Autorenporträt
Der Schweizer Adrian Frutiger (geb. 24. März 1928 in Unterseen bei Interlaken) gilt als einer der bedeutendsten Typografen des 20. Jahrhunderts. Nach einer Schriftsetzerlehre und einer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Zürich arbeitete Frutiger zunächst als Graphiker und Illustrator. 1952 wurde er Mitarbeiter der Pariser Schriftgießerei Deberny & Peignot, 1962 gründet Frutiger sein eigenes Grafikatelier in Arceuil bei Paris. Mehrere Jahre lehrte er nebenberuflich an der École Estienne und der École Nationale Superieure des Arts Decoratifs. Seit 1992 lebt er in Bremgarten bei Bern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.08.2009

Wie mit dem Nagel festgehalten
Schriften in unserer Zeit: Ein großes, schweres, anregendes Buch über den Typographen Adrian Frutiger
Ist einem Schriftzeichner und seinem Beruf schon einmal eine derartige Aufmerksamkeit zuteil geworden? Es gibt eine recht kurze Reihe sehr schöner Bücher über Typografen und Schriftkünstler wie Ernst Schneidler, Jan Tschichold, Hermann Zapf, aber bislang gab es keines wie dieses über Adrian Frutiger, das Heidrun Osterer und Philipp Stamm herausgegeben haben. Es besteht nicht nur in einem Rückblick des Gebrauchsgrafikers und Schriftzeichners auf sein Lebenswerk, das uns täglich in Form seiner Schriften in Drucksachen und Ausschilderungen vor Augen steht, es ist nicht nur eine Sicht auf die schnellen weiten Sprünge der Drucktechnik vom Bleisatz zum Desktop Publishing binnen Jahrzehnten, nicht nur schriftgeschichtliche und -ästhetische Kritik, nicht bloß eine Sammlung von Schautafeln – es ist dies alles in einem! Und bildet so das umfassendste Werk über Schrift in unserer Zeit, das sich überhaupt denken lässt.
Für den Leser und Benutzer ist es segensreich, dass der Held des Buches, der heute 81-jährige Adrian Frutiger, bis zur Fertigstellung mitwirken konnte. Entstanden ist aus diesen Anstrengungen nicht nur eine enorme Arbeitsbiografie, auch die Bedeutung der Schrift an sich wird deutlich: Mit der Ausbreitung des gedruckten Wortes begann die Schrift zum gewöhnlichen Medium zu werden, so wird ihr heute kaum noch Aufmerksamkeit zuteil. Man bemerkt sie, wenn sie Anstoß erregt, etwa weil sie unleserlich ist oder sich propagandistisch aufdrängt. Adrian Frutiger nennt einen hübschen Vergleich, um zu zeigen, wie wichtig die Funktionalität im Design von Schrift als Medium des Geistes ist: „Schrift ist wie ein Löffel: wenn ich mich am Abend an die Form des Löffels erinnere, mit dem ich am Mittag meine Suppe gegessen habe, dann war es eine schlechte Löffelform.” Die Lesbarkeit ist also der Schrift erste Funktion – aber diese transportiert schon seit ihrer Entstehung viel mehr, gerade wenn ihr der Zeichner seine individuellen Züge auszutreiben sucht. Sie bildet die Inneneinrichtung unserer Geisteswelt. In ihr selbst, ihrer Strichführung, ihrem Aufbau und in ihrer Anwendung durch die Typografie, also den Entwurf mit Lettern, steckt der Zeitgeist – wie die Fassaden und das Interieur von Häusern nicht schweigen über ihre Bewohner. So wie sich in Gutenbergs gotischen Lettern ein Bild der Baukunst spiegelt, wie man darin den Zeitaufwand findet, den ein mit der sorgfältig zugeschnittenen Feder gezeichneter Buchstabe beansprucht, wie auch das dunkle, schmale Textgewebe hinweist auf die dem geschriebenen Wort zugewiesene feierliche Würde, so verraten andere Schriften andere Alltagskultur und Geisteshaltung. Auch die stets wiederkehrende Rückbesinnung gehört dazu: immer wieder neue Renaissancen. Aus diesen entstehen die bleibenden Werke, das klassische ist zugleich das menschlichste Werk, es wird über Jahrhunderte verstanden.
Zu jeder seiner Schriften erzählt Frutiger ihre Entstehungsgeschichte, die meist in einer Schriftgießerei begann, etwa bei Deberny & Peignot in Paris: Anfang der fünfziger Jahre arbeiteten dort noch etwa einhundert Schriftgießer, die von fünfzehn Graveuren die Stahlstempel erhielten, aus denen die Gussformen für Lettern entstanden. Die Firma lebte von der Kunst eines einzigen Schriftzeichners: des Schweizers Adrian Frutiger. In den fünfziger Jahren wird aber auch in den Fotosatz investiert. An dieser Stelle gibt das Buch einen gründlich recherchierten Überblick und informiert über die Anfänge dieser Technologie, die bis ins Jahr 1893 zurückreichen.
1953 entstanden Frutigers erste Zeichnungen für seine weltweit verbreitete Schrift Univers. Er erzählt von den schrifthistorischen Untersuchungen, die er für diese Arbeit vornahm, um sie zu einer allgemein gebräuchlichen Schrift zu machen, und wie er die Figuren und Strichstärken aus seinem Gefühl entwickelte, auch wenn sie mathematisch berechenbar erscheinen mögen. Die Univers wurde für alle Technologien der Satzherstellung nutzbar gemacht, zuerst 1957 für den Fotosatz, ein Jahr später als Bleischrift, über Jahrzehnte in Modifizierungen für elektronische Satzverfahren, und heute wird sie von drei Herstellern für den digitalen Satz angeboten.
Frutiger berichtet, wie er Schablonen für Buchstabenteile schneidet und mit Sandpapier bearbeitet, um die richtige Rundung für jede Figur zu finden. Er spricht über handwerkliche Details seiner Arbeit wie über Fragen des Urheberrechts. Kein Aspekt der Schriftkunst wird ausgelassen, und Frutiger ist so wahrheitsliebend, dass er auch frei über Fehlschläge oder bis heute offene Fragen spricht, etwa warum ihm eine bestimmte Schrift nicht gelungen sei.
Um so mehr freut man sich als Leser, wenn Frutiger schließlich über seine beste Arbeit spricht: „Hier wird meine Persönlichkeit wie mit einem Nagel festgehalten. Ich bin stolz, dass ich die Avenir machen konnte.” Als Adrian Frutiger die Schrift Avenir zu entwerfen begann, zehrte er aus einer vierzigjährigen Erfahrung mit Schrift. Er wollte einer mit Zirkel und Lineal konstruierten Schrift eine neue, humane Gestalt geben. Jeder Schriftzeichner kennt die Grenzen, die das menschliche Gesichtsfeld zieht: es ist horizontal weiter als vertikal – wir blicken eher zu den Seiten als in Höhe und Abgrund. Frutiger verringerte also im kreisrund angelegten Buchstaben O die horizontalen Linien. Wie er darauf kommt, welche Versuche er mit seinen Kreationen anstellt, wie fein und nur noch fühlbar manche seiner Eingriffe in die harte Geometrie sind, das erzählt er uns in diesem Buch.
Zu seinen wesentlichen Schriftschöpfungen ließ er sich über zwei Jahre lang befragen – und die daraus entstandenen Transkripte wurden von ihm selbst, den Interviewern und vier Lektoren kontrolliert und überarbeitet. Die Erzählung Frutigers hat man durch Originalzitate aus anderen Quellen des Schriftzeichners ergänzt und durch fachkundige Kommentare vervollständigt, an welche wiederum ein Fußnotenkonvolut angehängt wurde, dessen Detailgenauigkeit den Schriftinteressierten vor Freude Luftsprünge und aus Dankbarkeit Verneigungen machen lässt: es ist eine anregende Lektüre. Neben der deutschen Ausgabe erschienen auch eine englische und eine französische.
MARTIN Z. SCHRÖDER
ADRIAN FRUTIGER: Schriften. Das Gesamtwerk. Herausgegeben von Heidrun Osterer und Philipp Stamm und der Schweizerischen Stiftung Schrift und Typographie. Birkhäuser Verlag, Basel, Boston, Berlin 2009. 462 Seiten, 99,90 Euro.
Vier der von Adrian Frutiger entworfenen Schriften Foto: oh
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr