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In Anlehnung an die heilige Teresa von Ávila soll RAF-Terroristin Gudrun Ensslin ihre Mittäterin Ulrike Meinhof auf den Namen "Theres" getauft haben. Steve Sem-Sandberg greift dies auf, um dem Menschen Ulrike Meinhof näherzukommen. Er stellt die Frau in den Mittelpunkt: die Flüchtlingstochter, die früh ihre Eltern verloren hat, die Mutter zweier Kinder, die engagierte Journalistin, die auf der Suche nach politischer Wahrheit und im Drang, etwas zu verändern, immer tiefer hineingerät in einen Strudel aus Terror und sinnloser Gewalt. In einer Mischung aus dokumentarischem Roman und fiktionalem…mehr

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Produktbeschreibung
In Anlehnung an die heilige Teresa von Ávila soll RAF-Terroristin Gudrun Ensslin ihre Mittäterin Ulrike Meinhof auf den Namen "Theres" getauft haben. Steve Sem-Sandberg greift dies auf, um dem Menschen Ulrike Meinhof näherzukommen. Er stellt die Frau in den Mittelpunkt: die Flüchtlingstochter, die früh ihre Eltern verloren hat, die Mutter zweier Kinder, die engagierte Journalistin, die auf der Suche nach politischer Wahrheit und im Drang, etwas zu verändern, immer tiefer hineingerät in einen Strudel aus Terror und sinnloser Gewalt. In einer Mischung aus dokumentarischem Roman und fiktionalem Psychogramm spürt Sem-Sandberg diese andere Ulrike Meinhof, die sich hinter Pamphleten und Flugblättern verbirgt, auf und erzählt eine Biographie voller Gegensätze. Seine eindringliche Sprache lässt den Leser in den Kopf einer getriebenen Frau und ins Innerste eines gezeichneten Landes blicken.
Autorenporträt
Steve Sem-Sandberg, geboren 1958 in Oslo, ist einer der renommiertesten skandinavischen Autoren. Für den Roman »Die Elenden von Lódz« bekam er den August-Preis verliehen. Sein neuer Roman »W.« wurde von der schwedischen Presse gefeiert, gewann den Eyvind Johnson Prize 2020 sowie den Delblanc Preis 2021 und stand auf der Shortlist des August-Preises sowie des Preises des Nordischen Rates. Steve Sem-Sandberg lebt in Stockholm und wurde 2020 in das Komitee der Schwedischen Akademie gewählt.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

"Seltsam, aber sehr geglückt" ist dieser bereits 1996 erschienene, aber erst jetzt ins Deutsche übertragene Roman über das Leben von Ulrike Meinhof, freut sich Tim Caspar Boehme, der sichtbar darüber staunt, wie dieses insbesondere auch mit allerlei typografischen Besonderheiten aufwartende Buch trotz solch verfremdender Gestaltungsexperimente gut lesbar bleibt. Darin, sowie auch im collagierenden literarischen Verfahren abseits der Konventionen des historischen Romans komme die Zerrissenheit der Meinhof so nüchtern, wie prägnant zum Ausdruck, beobachtet der Rezensent. Ganz ohne theatralischen Effekt kreist das Buch damit auch um die Fragen, was ein Mensch sei und welches Verhältnis eine Biografie zum realen Lebenslauf aufbaue, wie Boehme schon eingangs feststellt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2012

Theres, die Terroristin
Steve Sem-Sandbergs Roman über Ulrike Meinhof

Vor einem Jahr erschien zum ersten Mal ein Roman des schwedischen Schriftstellers Steve Sem-Sandberg auf Deutsch - und er machte Furore. "Die Elenden von Lodz" erzählten vom Getto in der polnischen Stadt, vom Sterben Hunderttausender am Beispiel einiger weniger und besonders vom Leben in einem abgesperrten Bezirk, wo täglich der Tod drohte. Nichts Frivoles hatte diese Fiktionalisierung der Schoa, sondern etwas Erhellendes: Aus der Kombination des dank einer glücklichen Überlieferung reichen Quellenmaterials zum Getto von Lodz und Sem-Sandbergs Romanhandlung entstand ein Buch wie ein Strudel - als literarisches Äquivalent zum Leben der todgeweihten Juden.

Als sein erstes deutsches Buch erschien, war Sem-Sandberg aber bereits seit fünfunddreißig Jahren Schriftsteller; sein Debüt publizierte er 1976 mit achtzehn, und seitdem waren ein Dutzend Romane zusammengekommen. Darunter auch ein Zyklus, den Sem-Sandberg seine "deutsche Trilogie" nennt. Begonnen mit "Theres" im Jahr 1996, wurde sie mit "Allt förgängligt är bara en bild" (Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis) und "Ravensbrück" bis 2003 abgeschlossen. Alle Teile haben zeithistorische Frauenfiguren im Mittelpunkt: Der dritte widmet sich der im Konzentrationslager Ravensbrück ermordeten Kafka-Freundin Milena Jesenská, der zweite der Schriftstellerin und Nietzsche-Freundin Lou Andreas-Salomé, der erste der Terroristin Ulrike Meinhof, die keine Freunde im Leben fand. "Theres" war ihr Spottname bei Gudrun Ensslin, die - so vermutet Stefan Aust - als Pfarrerstochter dabei an die Karmeliterin Teresa von Ávila gedacht haben mag, eine einzelgängerische Reformatorin des Glaubens.

Man weiß von diesem Spitznamen aus den abgehörten Gesprächen in Stammheim. Sem-Sandberg macht aus diesem Detail den Titel seines Romans, der vom Leben und Sterben Ulrike Meinhofs erzählt - als Montagekunstwerk aus Dokumenten, Interpretationen und fiktiven Elementen. So gesehen, erscheint "Theres" als Vorläuferin von "Die Elenden von Lodz" und zugleich auch als deren logische Fortsetzung, wenn es um weitere deutsche Publikationen geht. Das dem hiesigen Publikum vertraute Thema dürfte ein Übriges getan haben, um die Entscheidung bei Klett-Cotta just für dieses Buch unter den elf weiteren verfügbaren Romanen Sem-Sandbergs fallen zu lassen.

Und doch dürfte es sich als Fehler erweisen, denn das, was "Die Elenden von Lodz" ausgezeichnet hat, die große imaginative Kraft, das Mitgefühl ohne billige Effekte, die moralisch eindeutige Opferperspektive - all das hat "Theres" nicht zu bieten, konnte es auch gar nicht bieten. Über eine Terroristin schreibt man selbstverständlich anders als über NS-Opfer, aber wie Sem-Sandberg es tut, das verhindert jede Form der Anteilnahme. Seine Ulrike Meinhof lebt schon als Kind, dann als Mutter, später als Publizistin und schließlich als Gejagte und Gefangene in isolierter Kälte. Aber sie lässt auch uns kalt.

Das hat seinen Grund darin, dass Sem-Sandberg hier deutlicher als im Lodz-Roman die dokumentarischen Quellen als solche erkennen lässt und damit die Geschlossenheit des Geschehens zugunsten eines facettierten Buchs opfert, das seiner Figur auch dadurch Gerechtigkeit zollen will, dass es das Gesicherte vom Imaginären trennt. Es ist aber eine Gerechtigkeit in geradezu idealtypischer juristischer Form, sine ira et studio. Nur gleicht dann auch die Lektüre bisweilen einem Prozessaktenstudium.

Hinzu kommt, dass bei Sem-Sandberg eine Distanz zu den Ereignissen um die RAF spürbar wird, die man als deutscher Leser kaum einnehmen kann. Als Schwede ist er zwar wie sein Land durch die Geiselnahme in der Stockholmer Botschaft 1975 unmittelbar mit dem Linksterrorismus konfrontiert worden, und bis heute hat sich darum in Schweden ein Interesse an der RAF erhalten. Doch im Buch ist es das Interesse eines Präparators am von anderen erjagten Objekt: Die Leidenschaft beschränkt sich aufs möglichst authentische Bewahren von etwas längst Totem. Das Leben der Ulrike Meinhof gerinnt bei ihm ebenso zur klassifizierten Psychose wie die Tätigkeit ihrer Häscher, unter denen Horst Herold die Rolle eines charakterlich ganz ähnlich deformierten Jägers einnimmt - aber das ist für ein deutsches Publikum natürlich nichts Neues.

Das heißt nicht, dass der Formwille der Montage und die stilistische Annäherung an den Duktus der Dokumente geringzuschätzen wären (und damit ist hier auch die präzise Übersetzung von Gisela Kosubek zu loben). Aber wir reden über ein Buch, das sechzehn Jahre alt ist. Seither ist viel passiert - literarisch und auch kriminalistisch. "Theres" hätte man 1996 für Deutschland entdecken sollen. Dann hätte es hier nicht das Erbe der grandiosen "Elenden von Lodz" antreten müssen.

ANDREAS PLATTHAUS.

Steve Sem-Sandberg: "Theres". Roman.

Aus dem Schwedischen von Gisela Kosubek. Klett-Cotta, Stuttgart 2012. 391 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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